Rowohlt, 2021
320 Seiten
Kurzbeschreibung:
Sankt Petersburg/Ludwigsburg 1992. Ein Mädchen reist mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder nach Deutschland aus, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und «die Fremde» ist. Ein Flüchtlingskind im selbstgeschneiderten Parka, das die Wörter so komisch ausspricht, dass andere lachen. Auch für die Eltern ist es schwer, im Sehnsuchtswesten wächst ihre russische Nostalgie; und die stolze Großmutter, die mal einen Betrieb leitete, ist hier einfach eine alte Frau ohne Sprache. Das erst fremde Deutsch kann dem Mädchen helfen – beim Erwachsenwerden, bei der Eroberung jenes erhofften Lebens. Aber die Vorstellungen, was Freiheit ist, was sie erlaubt, unterscheiden sich zwischen Eltern und Tochter immer mehr. Vor allem, als sie selbst eine Familie gründet und Entscheidungen treffen muss.
Ein autobiographischer Roman, der zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird. «Wer wir sind» erzählt, wie eine Frau zu sich findet – und wer wir im heutigen Deutschland sind.
Über die Autorin:
Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Roman «Hochzeit in Jerusalem» (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der vielgelobte Roman «Mehr Schwarz als Lila» (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmäßig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die «Süddeutsche Zeitung» oder «Die Zeit». Sie lebt in München.
Mein Eindruck:
Lena Gorelik erzählt in ihrem autobiografisch geprägten Buch davon, was es bedeutet sein Land zu verlassen und in Deutschland anzukommen. Als 11jährige ist sie mit ihrer Familie von Russland nach Deutschland gekommen.
Das bedeutet auch Verluste. Neben Verwandten auch der geliebte Hund Astra und die Sprache. Lena schafft es sich anzupassen. Dabei war entscheidend, dass sie in einer normalen Schulklasse schnell Deutsch lernte.
Für die Eltern war es nicht einfach. Die Mutter war früher Ingenieurin, in Deutschland konnte sie nur als Buchhalterin arbeiten, der Vater arbeitet als Zeitarbeiter.
Das Buch ist nebenbei, zu mindestens ansatzweise auch ein liebevolles Porträt der Eltern.
Lena Goreliks Sprache verfügt über eine Leichtigkeit, aber auch Genauigkeit und Eigenwilligkeit.
Es ist ein gut erzähltes, kluges Buch, durch das man diese Erfahrungen nachvollziehen kann.
ASIN/ISBN: 3737101078 |