Die Liebe geht zu Fuß
Kurt Marti
Nagel & Kimche 2018
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
ASIN/ISBN: 3312010691 |
Über den Autor:
"Kurt Marti (1921-2017) studierte zunächst zwei Semester Rechtswissenschaft, dann Theologie in Bern und in Basel, wo ihn Karl Barth maßgeblich prägte. Er war Pfarrer in Leimiswil, Niederlenz und von 1961 bis 1983 an der Nydeggkirche in Bern. Kurt Marti gehörte zu den bedeutenden – und erfolgreichen – deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Sein literarisches Werk umfasst Erzählungen, einen Roman, Gedichte, Tagebücher, Essays. Marti war Ehrendoktor der theologischen Fakultät Bern, Mitbegründer der Erklärung von Bern und der Gruppe Olten. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Großen Literaturpreis der Stadt Bern und den Tucholsky-Preis für sein Gesamtwerk."
Inhalt und meine Meinung:
Die Lyrik Kurt Martis ist kanonische Schweizer Literaturgeschichte. Marti hat die konkrete Lyrik mit politischen Inhalten verbunden, die Dialektlyrik "an die Weltsprache der Poesie angeschlossen", die religiöse Lyrik auf provokante Art von kirchlichen Konventionen befreit, eine Liebeslyrik von eigener Schönheit geschaffen. Für sein dichterisches Werk wurde Kurt Marti vielfach ausgezeichnet. Zu seinem ersten Todestag, im Frühjahr 2018, erscheinen die wichtigsten Lyrikbände gesammelt in einem Band ausgewählter Gedichte: "Die Liebe geht zu Fuß".
Angeregt duch @Herrn Palomars Vorstellung des Poesiealbums 372, habe ich mir endlich einen Band mit Gedichten Kurt Martis gekauft.
Vereinzelt bin ich in Gedichtsammlungen schon auf Werke Kurt Martis gestoßen und schon immer haben sie mich durch ihr Spiel mit der Sprache und oft auch durch ihren provozierenden Inhalt fasziniert.
Der Band enthält einen Teil der seit 1959 erschienenen Gedichte. Die einzelnen Abschnitte tragen die Überschriften:
republikanische gedichte
gedichte alfabeet & cymbalklang
heil vetia
meergedichte alpengedichte
abendland
mein barfüßig lob
da geht dasein
zoé zebra
Nicht zu vergessen das Nachwort: Poesie ist Moral.
Mit dem Nachwort habe ich übrigens angefangen. Natürlich ist Poesie für Kurt Marti Moral.
"Ihre Gewaltresistenz und Markwidrigkeit verhilft der Poesie (ungesucht? ungewollt?) zu einer moralischen Position - sofern Moral zu begreifen ist, als Abkehr von der Gewalt und Widerstand gegen sie."
Der Mann war schließlich auf Pfarrer.
Oft spielt er mit Worten, bzw Zitaten von anderen Schriftstellern, die er zu so etwas verarbeitet:
"alfabeet mit ziemlich zartem schimpfkraut besät und jätend vor drallerem unkraut regelmäßig zu schützen:"
Am Ende werden dann die "Züchter", die Zitierten genannt.
Interessant auch die Collage: "frau mann liebe", bestehend aus "Textfetzen" anderer Dichterinnen und Dichter, ganz neu zusammengesetzt.
Immer wieder Liebesgedichte, auch die Natur wird bedichtet, sei es der "wetterumsturz nachts" oder die "mater materia".
Und dann die vielen Gedichte, in denen er sich mit Glauben und seiner Auslegung und mit Kirche beschäftigt, in denen er christliche Gebete umwandelt, neu erfindet, mit neuen Inhalten füllt.
"unser vater", "und maria" sind Beispiele dafür.
Ein Gedichtband, in dem ich immer wieder blättere und der mich neugierig auf die hier zitierten Dichterinnen und Dichter macht.