'Das Mädchen und der General' - Seiten 093 - 192

  • Danke für die Links. In so einem wäre ich auch gerne mal gefahren....

  • Für den Abschnitt habe ich lange gebraucht, was aber nicht am Buch, sondern an meiner fehlenden Zeit lag.


    Frauen kommen zwar wenig vor, aber die Damen in der Geschichte haben es dafür in sich. June verführt Gerber zu einem Stelldichein, was sie aber auch keine große Mühe kostet. Einschätzen kann ich das ohne Vorkenntnisse noch nicht so ganz: ist Gerber grundsätzlich so ein Frauenheld, der jede Gelegenheit nutzt oder war es eine Ausnahme. Eva macht auf mich bisher einen sehr starken Eindruck, kein Frauchen, dass einen Mann zum Anlehnen und Beschützen sucht. (Wobei die Entführung natürlich in die Richtung gehen könnte). Wie geschickt sie zunächst June aushorcht und dann mir nichts, dir nichts das Rätsel um den verschwundenen Wagen löst, fand ich sehr beeindruckend! :thumbup:


    Noch einen zweiten Mann gibt es, der vor lauter "Verliebtheit" den Kopf verliert: General Anderson verhält sich äußerst unprofessionell, wobei Rosemarie wohl genau wusste, wie sie die Männer ködern kann. Ein sehr interessanter Charakter (Rosemarie), tragisch, dass sie so jung und auf diese Art sterben musste.


    Was ich ja immer gerne mag sind die Stelldicheins mit Adenauer. Die haben echt was. Und mit Franz Josef Strauß ist diesmal auch ein Politiker dabei, den ich noch selbst in Aktion erlebt habe.

    So geht es mir auch! :writeWenn dich Romane interessieren, in denen Adenauer vorkommt, würde ich dir Brigitte Glasers "Bühlerhöhle" empfehlen. FJS ist "der" Politiker meiner Kindheit, auch wenn er in Bayern zumindest heute sehr umstritten ist. An ihn kann ich mich tatsächlich auch noch erinnern. Nach seinem Tod wurden unsere gesamte Schulklasse zum Eintrag in das Kondolenzbuch geführt - heute ein völliges No-Go. Aber damals ... :huh:Natürlich wussten wir in dem Alter gerade mal, wer da gestorben ist, aber politisches Hintergrundwissen hatten wir nicht, schon gar kein kritisches. Wobei sich Strauß in meiner Heimat - an sich als "starker" CSU-Politiker auf dem bayerischen Land unumstritten - mit der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf durchaus unbeliebt gemacht hat. Jörg Mit ihm hast du reichlich Stoff für viele, viele Gerber-Bände. :-]


    Mir hat der Abschnitt über die Eisenbahnspinger

    gut gefallen, dass war wieder so eine eingeschobene Thematik aus dieser Zeit, über die ich sehr wenig weiß. Auch die Erklärung der wilden Jahre unmittelbar nach dem Krieg fand ich sehr interessant.


    :write Auch hier kann ich nur unterschreiben. Das fand ich sehr interessant! Schien ein gutgehendes Geschäftsmodell zu sein.

    Witzig, dass Philipp in diesem Zug unterwegs ist, der in seiner Bezeichnung damals auch das Kürzel Ffm hatte, wo gleichzeitig Eva gegenüber dem Werkstatteigner erwähnt, dass sie weiß, dass das nicht nur die Abkürzung für Frankfurt ist. Die Bedeutung female-female-man für den flotten Dreier musste ich aber auch erst googeln.


    Auch ein Merkmal dieser Zeit ist wohl, die Nitribitt immer noch als "Mädchen" zu bezeichnen, obwohl sie offensichtlich sehr viel mehr Lebenserfahrung hatte als so manche brave Hausfrau.

    Ich glaube, damals waren alle unverheirateten Frauen ein "Mädchen", egal wie alt und egal wie erfahren! Die Bezeichnung für den flotten Dreier kannte ich auch nicht, danke für die Aufklärung Tante Li  :wave. Bin aber erstaunt, dass Eva diese wohl kennt! Für diese Zeit sicher außergewöhnlich, oder?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • FJS ist "der" Politiker meiner Kindheit, auch wenn er in Bayern zumindest heute sehr umstritten ist. An ihn kann ich mich tatsächlich auch noch erinnern. Nach seinem Tod wurden unsere gesamte Schulklasse zum Eintrag in das Kondolenzbuch geführt - heute ein völliges No-Go. Aber damals ... Natürlich wussten wir in dem Alter gerade mal, wer da gestorben ist, aber politisches Hintergrundwissen hatten wir nicht, schon gar kein kritisches. Wobei sich Strauß in meiner Heimat - an sich als "starker" CSU-Politiker auf dem bayerischen Land unumstritten - mit der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf durchaus unbeliebt gemacht hat. Jörg Mit ihm hast du reichlich Stoff für viele, viele Gerber-Bände.

    Mir geht das ja ähnlich, ich bin ja in München aufgewachsen. Wobei ich mich nicht erinnern kann, dass sein Tod in der Schule ein Thema war. Vielleicht auch weil ich auf einem Mädchengymnasium war? Über Politik haben meine Eltern mit mir glaube ich mich zu erinnern, erst gesprochen als ich dann ins Wahlalter kam, da hat es mich auch interessiert. Ich war bei Strauß Tod erst 15, da war mir nur klar, das eine Konstante aus meinem Leben verschwindet. Ohne das bewerten zu können. Wackersdorf habe ich mitbekommen, hatte aber keine Meinung dazu (wie auch, ich wusste ja nicht mal, was die da machen wollen)

  • 1988 war ich schon alt genug, um so einiges mitzukriegen. Besonders erinnere ich mich an die Proteste gegen FJS und die Geschichte mit dem "Stoppt Strauß!"-Button einer Schülerin.

    Zu Wackersdorf wurden hier in Erlangen in Studentenkreisen Sonderbusfahrten zur Demonstration vor Ort angeboten. Ich bin aber nicht mitgefahren, um keinen Ärger zu bekommen.


    :


    Habe gerade gelesen, was aus der Schülerin Christine Schanderl geworden ist - interessant!

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

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  • die Geschichte kannte ich gar nicht....

    Die war für uns Schüler damals schon interessant, weil wir da für oder gegen alles mögliche Buttons getragen haben - und die Lehrer verunsichert waren, wie ernst sie das nehmen sollten.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Frauen kommen zwar wenig vor, aber die Damen in der Geschichte haben es dafür in sich. June verführt Gerber zu einem Stelldichein, was sie aber auch keine große Mühe kostet. Einschätzen kann ich das ohne Vorkenntnisse noch nicht so ganz: ist Gerber grundsätzlich so ein Frauenheld, der jede Gelegenheit nutzt oder war es eine Ausnahme. Eva macht auf mich bisher einen sehr starken Eindruck, kein Frauchen, dass einen Mann zum Anlehnen und Beschützen sucht. (Wobei die Entführung natürlich in die Richtung gehen könnte). Wie geschickt sie zunächst June aushorcht und dann mir nichts, dir nichts das Rätsel um den verschwundenen Wagen löst, fand ich sehr beeindruckend! :thumbup:

    Gerber ist schon ein Mann,der auf Frauen wirkt, aber keiner, der in jedes Bett hüpft. Ohne die gemeinsame Vergangenheit mit June wäre es wohl nicht geschehen ... vermute ich. :rolleyes Ich mag Eva auch sehr und freue mich, dass es dir ähnlich geht. Sie hat ja hier in der LR nicht nur Fans.

  • FJS ist "der" Politiker meiner Kindheit, auch wenn er in Bayern zumindest heute sehr umstritten ist. An ihn kann ich mich tatsächlich auch noch erinnern. Nach seinem Tod wurden unsere gesamte Schulklasse zum Eintrag in das Kondolenzbuch geführt - heute ein völliges No-Go. Aber damals ... :huh:Natürlich wussten wir in dem Alter gerade mal, wer da gestorben ist, aber politisches Hintergrundwissen hatten wir nicht, schon gar kein kritisches. Wobei sich Strauß in meiner Heimat - an sich als "starker" CSU-Politiker auf dem bayerischen Land unumstritten - mit der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf durchaus unbeliebt gemacht hat. Jörg Mit ihm hast du reichlich Stoff für viele, viele Gerber-Bände. :-]

    FJS ist auch einer der Politiker, die in meiner Kindheit schon einen starken Eindruck auf mich hinterlassen haben. Mal sehen, ob oder wie Philipp Gerber noch mit ihm zu tun bekommt.:gruebel

    Die Bezeichnung für den flotten Dreier kannte ich auch nicht, danke für die Aufklärung Tante Li  :wave. Bin aber erstaunt, dass Eva diese wohl kennt! Für diese Zeit sicher außergewöhnlich, oder?

    Ich denke, als erfahrene Journalistin weiß Eva viele Dinge, die anderen "Fräuleins" jener Zeit nicht vertraut sind. Sie kokettiert ja auch ein bisschen mit der von Frauen erwarteten Schlichtheit, als sie ihre Rolle der potentiellen Autokäuferin spielt.:[

  • 1988 war ich schon alt genug, um so einiges mitzukriegen. Besonders erinnere ich mich an die Proteste gegen FJS und die Geschichte mit dem "Stoppt Strauß!"-Button einer Schülerin.


    Habe gerade gelesen, was aus der Schülerin Christine Schanderl geworden ist - interessant!

    Ich habe von der Geschichte ungefähr 10 Jahre später in meinem Jurastudium gehört. Vorlesung Öffentliches Recht, zum Thema Grundrecht der freien Meinungsäußerung. Der Professor hat sich übrigens durchaus positiv über den Mut und das Durchhaltevermögen der damaligen Schülerin geäußert.

    Meine Uni war allerdings nicht in Bayern :lache


    Und gab es neben Wackersdorf nicht auch so eine Geschichte um die Startbahn West mit Strauß?:gruebel

    Das war aber alles vor der Zeit, in der ich es bewusst mitbekommen hätte.

  • Die war für uns Schüler damals schon interessant, weil wir da für oder gegen alles mögliche Buttons getragen haben - und die Lehrer verunsichert waren, wie ernst sie das nehmen sollten.

    Die Geschichte von Christine Schanderl war irgendwo in meinem Hinterkopf, aber so richtig präsent hatte ich sie nicht mehr - danke fürs Erinnern! Mir wurde in der Erinnerung auch von anderer Seite (also von Lehrern) mehrfach berichtet, dass sie wegen kritischer WAA-Nein-Aufkleber o. ä. nicht mehr auf dem Schulparkplatz parken durften. Und sicher gab es gerade auch junge Lehrkräfte, die sich mehr mit den Schülern, als mit der Regierung solidarisierten. Nur durfte das damals nicht laut gesagt werden.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021