Schon als Philosophiestudent haben mich Gesellschaftsromane am meisten begeistert, denn sie haben mich dazu gebracht, für das Leben zu brennen, es vollkommen auszukosten, wo und wie ich nur kann. Und im engen Austausch mit meinen Kolleg/innen vom Österreichischen Schriftsteller/innenverband habe ich meine Schreibfertigkeiten sukzessive verfeinert. Wenn ich reise und wenn ich schreibe, habe ich gleichermaßen das Gefühl, mich und die Welt kennenzulernen. Mich für die Welt zu öffnen und sie so besser verstehen zu können. Es ist ein egoistischer Akt, der zu einer Sucht geworden ist. Ich bin süchtig nach Wachstum und ich finde es dort, wo ich noch nicht war. Gewiss, es gibt andere Wege - den Weg nach innen -, aber das eine schließt das andere nicht aus.
"Verstorbene Menschen leben nämlich überall da weiter, wo sie ein bisschen ihre Güte hinterlassen haben." (Buchauszug)
Auf der Suche nach ihrer kranken Mutter verläuft sich die neunjährige Linh in den Fluren der Klinik. Eigentlich hätte ihr Vater längst da sein sollen, doch wieder einmal verspätet er sich. Da trifft sie auf Mori, ein Punkrock Mädchen auf einem Skateboard mit einem Hello-Kitty Hoodie. Wow, so eine große Schwester hätte sie gerne gehabt. Dabei ahnt sie noch nicht, dass Mori aus einem ganz anderen Grund hier ist. Unscheinbar verwandelt, begibt sich der Tod in Form von Mori mit Linh auf die Suche nach ihrer Mutter. Dabei gibt sie ihr viele lehrreiche Tipps und Lebensweisheiten mit auf den Weg.
Meine Meinung:
Diese Kurzgeschichte hat mich anhand vom Klappentext neugierig gemacht. Der Schreibstil ist nicht gerade einfach zu lesen, zudem sind ein paar österreichische Wörter dabei, die ich so nicht kannte. Man sollte definitiv ganz dabei sein, wenn man dieses Buch liest. Mitunter bin ich schon ein wenig enttäuscht von der Wiedergabe und den Charakteren. Denn es sind mir zu viel hochgestochene Lebenshinweise und Tipps, die so gar nicht für ein Kind geeignet sind. Ich jedenfalls wäre als Mädchen in dem Alter nicht mit Mori fachsimpelnd durch die Gänge gegangen. Selbst Linh wirkt sprachlich für mich eher wie ein Teenager oder Erwachsener, aber sicher nicht wie ein Kind. Zu viel des Guten ist dann am Ende, als sie erneut Mori begleitet. Nichts ist da mehr von Trauer und Kummer zu spüren. Ein Verhalten, das ich so überhaupt nicht nachvollziehen und verstehen kann, den gerade hier spüre ich keinerlei Emotionen. Selbst ihre Mutter wirkt völlig emotionslos, als sie ihr Kind ein letztes Mal im Arm hält. Stattdessen bombardiert sie ein kleines Mädchen mit Lebensregeln, die sie in so einer Lage gar nicht versteh und begreifen kann. Für mich war es zu viel des Guten, als dann auch noch um das Klima und Umweltschutz ging. Ich hatte eine Geschichte erwartet, bei dem viel mehr auf ein Kind eingegangen und ihm Tod eventuell Glaube und Hoffnung erklärt wird. Da konnten mich selbst ihre Besuche bei anderen Patienten nicht überzeugen. Für mich ist dieses Buch an vielen Stellen eigenwillig, bizarr und definitiv nur was für Erwachsene und selbst die werden teils überfordert sein. Ginge es nach mir, würde ich den Charakter von Linh kindgerecht überarbeiten. Natürlich kann ich als Erwachsener inhaltlich etwas anfangen, doch die Reise zu unserem Ursprung war selbst für mich etwas fantasiereich und zu viel des Guten. Warum, frage ich mich, musste Linh ausgerechnet ein kleines Kind sein? Ich konnte diesem Buch leider wenig abgewinnen, vielleicht hatte ich andere Erwartungen. Deshalb leider nur 3 von 5 Sterne von mir.
ASIN/ISBN: B09HP3LB87 |