Veronika Rusch - Die Bahnhofsmission: Aller Tage Hoffnung

  • Herausgeber ‏ : ‎ Lübbe Audio; 1. Aufl. 2023 Edition (31. März 2023)

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3785784899

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3785784891


    ASIN ‏ : ‎ B09Y9G2MRQ

    Herausgeber ‏ : ‎ Bastei Entertainment; 1. Edition (31. März 2023)



    Kurzbeschreibung


    Berlin, 1908. In der Mission am Schlesischen Bahnhof finden die Verzweifelten, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Großstadt strömen, Schutz. Hier führt das Schicksal auch zwei junge Frauen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die mittellose Abenteurerin Natalie - und Alice, die aus gutem, großbürgerlichem Hause stammt, sich aber mit der Rolle der behüteten Haustochter nicht zufriedengibt. Gemeinsam helfen sie, wo sie nur können. Dabei ist Natalies zupackende Art Gold wert, denn die Menschen vertrauen ihr. Doch bald zeigt sich, dass nicht alle mit dem wohltätigen Tun einverstanden sind. Irgendjemand sieht seine Geschäfte mit den Schutzbedürftigen gestört ...



    Autorin


    Veronika Rusch studierte Rechtswissenschaften und Italienisch in Passau und Rom und arbeitete als Anwältin in Verona und München. Heute lebt sie als Schriftstellerin mit ihrer Familie in ihrem Heimatort in Oberbayern. Neben Romanen schreibt sie Theaterstücke für Erwachsene und Kinder. Für ihre Krimikurzgeschichte HOCHWASSER erhielt sie 2009 den zweiten Preis im Agatha-Christie-Krimiwettbewerb.



    Meine Meinung


    Schauplatz Berlin , Schlesinger Bahnhof 1908


    Natalie Castellana, 28 Jahre, hat ihre Zeit im Wanderzirkus hinter sich gelassen und findet in der Bahnhofsmission ihre Erfüllung. Sie möchte die Gestrandeten hier am Bahnhof auffangen, ihnen ein warmes Getränk und Hilfe anbieten. Vor allem hat sie junge Mädchen im Auge, die mit großer Hoffnung in die Stadt kommen. Sie will verhindern, daß sie von Schleppern in düstere Schuppen oder auf Schiffe gebracht werden.


    Auf der anderen Seite lernt man die erst 18jährige Alice Hardtleben kennen. Sie kommt aus einer anderen Gesellschaftsschicht. Der Vater Arzt in der Charité und Universitätsprofessor, sie lernt das Klavierspiel und wird auf ein sorgenfreies Leben an der Seite eines Ehemannes vorbereitet. Diese Vorstellung ihrer Eltern ist aber nicht ihre, sie möchte Krankenschwester werden. Auf einer Bahnfahrt mit ihrer schwangeren Schwester trifft sie zufälligerweise auf ein sog. Lumpenmädchen, das in einem Waggon mitfährt. Sie nimmt es mit zu sich ins Abteil und bei einer Fahrkartenkontrolle kommt der junge Offizier Heinrich von Kessel zu Hilfe und bezahlt die Fahrtkosten für Gerda. Am Bahnhof bemerkt Alice ein seltsames Treffen. Gerda wird von einem Mann angesprochen und eine energische, junge Frau schreitet ein und nimmt das Mädchen mit. Einziger Hinweis ist eine weiße Armbinde. Am nächsten Tag macht sich Alice heimlich auf die Suche nach der Frau und kommt dadurch zur Bahnhofsmission und in eine völlig andere Welt. Hier eröffnet sich für sie die Möglichkeit, etwas Nützliches zu tun. Der junge Offizier Heinrich von Kessel gefällt ihr sehr gut und durch dessen Bekannten kommt sie in die Kreise der Sufragetten und auch hier fühlt sie sich angesprochen. Aber ganz so problemlos wird es nicht gehen mit ihrer Neuorientierung.


    Eines haben die Frauen gemeinsam, sie sind stark, sie wollen helfen und engagieren sich intensiv. Das kann natürlich nicht allen gefallen und sie müssen gegen mächtige, gefährliche Gegner kämpfen.




    Es war mein erstes Buch der Autorin und es hat mich begeistert. Sie schreibt flüssig und spannend. Ich fühlte mich mitgenommen in die Geschichte und habe mitgefiebert, denn teilweise liest es sich wie ein Krimi. Sie schildert die Atmosphäre der damaligen Zeit und die agierenden Figuren sehr realistisch und authentisch. Durch die bildhafte Sprache lief mein mir ein richtiges Kopfkino ab.


    Ich hatte unterhaltsame Lesestunden und empfehle dieses Buch gerne weiter!


    ASIN/ISBN: B09Y9G2MRQ

  • Berlin 1908. Die Bahnhofmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin kümmert sich um all jene, die Hilfe benötigen. Junge Frauen, die ganz unbedarft nach Berlin kommen, um hier eine Arbeit zu finden, und dabei Gefahr laufen, von Zuhältern und Schleppern mitgenommen zu werden. Aber auch Obdachlose und Mütter mit Kindern, die einmal am Tag eine warme Mahlzeit brauchen. Mit Hilfe der Kirche und einiger beherzt helfender Frauen hat Natalie die Mission zum Laufen gebracht und versucht den Menschen zu helfen und sich gegen so manchen Widerstand zu behaupten. Mehr zufällig erfährt Alice von der Bahnhofsmission. Als Tochter eines reichen Arztes würde sie nur zu gerne selber studieren und einer sinnvollen Arbeit nachgehen und ist begeistert davon, dass sie hier am Bahnhof die Möglichkeit hat sich ehrenamtlich einzusetzen. Schon bald müssen Alice und Natalie feststellen, dass ein gefährlicher Mann es vor allem auf junge Mädchen abgesehen hat und dabei auch vor Mord nicht zurückschreckt. Aber was steckt wirklich dahinter?


    Von der ersten Zeile an hatte mich die Geschichte gepackt und ich konnte das Buch wirklich kaum mehr aus der Hand legen. Alice und Natalie sind, so unterschiedlich auch ihr gesellschaftlicher Hintergrund, ihre Erziehung und Jugend war, beide so mutig und zupackend und ein so wunderbares Team, dass einem als LeserIN nur das Herz aufgehen kann. Dabei wird nicht nur viel über die Bahnhofsmission und die Schwierigkeiten, die diese Einrichtung hat, sondern auch ganz allgemein den schwierigen gesellschaftlichen Stand den Frauen damals hatten erzählt. Und es kommt zu einer sehr dramatischen Handlung, die sich fast wie ein Thriller liest. Neben der stetig wachsenden Spannung fand ich auch die facettenreichen Nebendarsteller und wie sie mit unseren zwei Mädels agieren toll. Ich konnte mit ihnen mitfiebern und war am Ende wirklich froh, dass Veronika Rusch so ein gutes "vorläufiges" Ende gefunden hat. Mit dem bin ich fast rundrum zufrieden. Und das letzte Fitzelchen Glück für unsere Heldinnen gibt es hoffentlich in der Fortsetzung nächstes Jahr.


    Dicke Leseempfehlung für dieses Buch. :love:

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Als die Bahnhofsmission noch in den Kinderschuhen steckte...


    „Aller Tage Hoffnung – Die Bahnhofsmission“ war mein erster Roman von Veronika Rusch – aber garantiert nicht mein letzter! Ich habe das Buch förmlich inhaliert, es war spannend bis zur allerletzten Seite...

    Die Autorin nimmt uns gekonnt mit in das quirlige Leben in Berlin 1908. Am Schlesischen Bahnhof ist die erste Bahnhofsmission eingerichtet worden, „um Frauen Schutz und Hilfe zu bieten, die im Zuge der Industrialisierung in die Städte zogen. Die Frauen suchten nach Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt als Arbeiterinnen (…) oder in Anstellungen als Dienstmädchen zu verdienen. Dabei gerieten viele Mädchen und junge Frauen an unseriöse Vermittler mit zweifelhaften Absichten, die ihnen Unterstützung zusicherten, was aber nicht selten in Ausbeutung und / oder Prostitution endete.“ (Wikipedia)

    Genau diese „trockene“ Wikipedia-Erklärung füllt Frau Rusch mit „prallem Leben“, sie lässt uns tief eintauchen in das damalige Zeit- und Lokalkolorit, ihre Figuren sind ausgesprochen authentisch geschildert, ihre Handlungsweisen nachvollziehbar (manchmal nicht sofort, aber im Laufe des Romans...). Ich fühlte mich teilweise mitten auf den Bahnhof „gebeamt“.

    Zur Geschichte: Pastor Burkhardt (lt. Wikipedia der tatsächliche Initiator der Bahnhofsmission) hat die Bahnhofsmission ins Leben gerufen und deren Leitung Natalie anvertraut, sie hat in ihrem Leben schon diverse tiefe Täler durchschritten, aber das prädestiniert sie, auf die Hilfesuchenden empathisch zuzugehen und alle respektvoll zu behandeln. Alice, eine junge Frau aus „gutem Haus“ (der Vater ist Chefarzt in der Charité, sie ist quasi mit dem „goldenen Löffel“ im Mund geboren) beobachtet durch einen Zufall eine Szene am Schlesischen Bahnhof und wird so auf die Arbeit der Bahnhofsmission aufmerksam. Alice hat einen Traum: sie möchte gern einen Beruf erlernen und ihr Leben selbstbestimmt gestalten – natürlich und selbstverständlich vollkommen undenkbar in den gesellschaftlichen Kreisen ihrer Eltern. So wird sie heimlich eine der ehrenamtlichen Helferinnen der Bahnhofsmission, lernt die Arbeit kennen und kommt durch ihren Pragmatismus schnell in Kontakt zu den Kolleginnen und Hilfesuchenden.

    Die beiden (sehr sympathischen) Hauptfiguren lernen wir mit ihrem Denken, Handeln, Gefühlen, Ängsten, Freuden gut kennen, aber auch viele NebendarstellerInnen erleben wir durch die Beschreibungen der Autorin intensiv, z.B. nehmen wir an dem Schicksal von Baba, einer Obdachlosen, die auf dem Bahnhofsgelände in einer verfallenen Hütte „haust“, intensiv Anteil oder sind beeindruckt von der Lebensgeschichte der „Gräfin“, eine der ehrenamtlichen Helferinnen der Bahnhofsmission.

    Als Gerda, eine junge Frau aus der Provinz, aus der Obhut der Bahnhofsmission spurlos verschwindet, gerät der Roman immer stärker zum spannenden Krimi, den ich fast nicht mehr aus der Hand legen konnte! Es wird immer mysteriöser und letztendlich gerät sogar die Arbeit der Bahnhofsmission in Misskredit und Verruf! Natalie nutzt ihre früheren Beziehungen in das Berliner Scheunenviertel und Alice und ihre Schwester Constanze (die mich in ihrer Entwicklung vollkommen überrascht hat) nutzen wiederum ihre Begabungen, um die Bahnhofsmission zu retten...

    Ein Buch, was mich wirklich gefesselt hat – zum Glück habe ich gelesen, dass ein zweiter Teil im Februar 2024 erscheinen soll, darauf freue ich mich schon heute!

    Und selbstverständlich kann ich dieses Buch nur allerwärmstens weiterempfehlen und drücke ganz fest die Daumen, dass diese Geschichte über die Arbeit der Bahnhofsmission möglichst viele LeserInnen erreicht!

  • Das Schicksal bringt 1908 am Schlesischen Bahnhof in Berlin zwei sehr unterschiedliche junge Frauen zusammen. Natalie kümmert sich dort bei der Bahnhofsmission um Menschen, die voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach Berlin gekommen sind und nun in Gefahr geraten, dass Ihr Naivität ausgenutzt wird. Von Alice, die behütet aufgewachsen ist, scheint die Zukunft vorgezeichnet, doch die junge Frau hat andere Vorstellungen von ihrem Leben. Gemeinsam wollen Sie denen helfen, deren Hilflosigkeit Männer mit dunklen Absichten ausnutzen wollen.

    Veronika Rusch hat mich schon mit ihrer Trilogie „die schwarze Venus“ begeistert und auch mit diesem Roman hat sie mich wieder gepackt. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und bildgewaltig. Man fühlt sich in das Berlin jener Jahre versetzt, das auch die ärmlichen und dunklen Seiten zeigt.

    Die Charaktere sind individuell und authentisch dargestellt. Natalie ist eine sympathische junge Frau, die anderen gegenüber viel Empathie hat. Sie hilft auch denen, um die andere einen großen Bogen machen, wie zum Beispiel der alten Baba. Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit Natalie, doch sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hilft nun mit vollem Einsatz. Für Alice ist der Weg vorgezeichnet. Wenn es nach ihren Eltern ginge, würde sie heiraten, Mutter werden und sich um das Wohlergehen ihrer Familie kümmern. Doch sie hat andere Vorstellungen von der Zukunft, auch wenn Heinrich von Kessel ihre Gefühle durcheinander bringt. Natalie und Alice treten mit ihrem Einsatz bei der Bahnhofsmission aber jemandem auf die Füße und geraten in kriminelle Machenschaften.

    Mir hat dieser interessante und spannende Roman sehr gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es mit den liebenswerten Frauen der Bahnhofsmission weitergeht.


    *****

  • Alice entdeckt durch einen Zufall die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin. Da ihre Eltern sie weder als Krankenschwester arbeiten lassen wollen, noch ein Medizinstudium erlauben, ergreift sie hier die Chance anderen Menschen zu helfen. Dabei trifft sie auf Natalie, die dort ihrem Leben eine neue Wendung gegeben hat. Als jedoch ein Mädchen erst verschwindet und dann schwer verletzt wieder auftaucht, machen sich die Frauen der Bahnhofsmission daran die Hintergründe aufzuklären. Doch dabei stechen sie auch in ein Wespennest und Natalie kommt ihrer Vergangenheit näher als sie es will.


    Veronika Rusch nimmt uns mit in ein Berlin vor dem ersten Weltkrieg, geprägt von Ständeunterschieden und teilweise großer Armut. Am Schlesischen Bahnhof treffen die Welten aufeinander und die Bahnhofsmission ist eine Anlaufstelle für all die, die in Berlin gestrandet sind und Hilfe benötigen. Hier bekommt man einen Einblick in die Arbeit der Bahnhofsmission und auch in die Schwierigkeiten, die dort aufgetreten sind. Denn nicht jeder sieht die Arbeit der Frauen dort immer positiv.


    Mir hat das Buch gut gefallen. es lies sich flüssig lesen und hat Bilder im Kopf erzeugt. Durch die beiden sehr unterschiedlichen Protagonistinnen Alice und Natalie bekommt man ganz unterschiedliche Einblicke in die Lebenswelten Berlins. Am Ende wird es dann auch noch einmal sehr spannend und dramatisch, da fliegen die Seiten nur so dahin.


    Ich kann das Buch also nur empfehlen. es war mein erstes von der Autorin wird aber nicht das letzte bleiben. Nächstes Jahr wird es dann auch noch einen zweiten Band über die Bahnhofsmission geben.


    9 von 10 Punkte

  • Mir hat das Buch richtig gut gefallen.

    Eine schöne Mischung aus historischem Roman und Krimi.


    Die beiden Hauptpersonen, Alice & Natalie können unterschiedlicher nicht sein, andererseits bewegen sie doch ähnliche Beweggründe.


    Alice, aus gutbürgerlichem Hause, langweilt sich mit den "üblichen" Pflichten und Tätigkeiten, die eine junge Dame aus dem Milieu gefälligst zu interessieren haben.

    Das, was sie tatsächlich möchte, Medizin studieren oder wenigstens Krankenschwester zu werden, wird ihr verwehrt.

    1908 war es leider noch so, daß es sehr schwer war, als Junge Frau ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.


    Durch einen Zufall wird sie auf die Bahnhofsmission aufmerksam, die gerade ins Leben gerufen wurde und entdeckt, daß diese ehrenamtliche Tätigkeit wie für sie gemacht ist.


    Natalie, aus eine Schausteller/Zirkusfamilie stammend, hat ein einen lagen steinigen Weg hinter sich, bis es sie zur Bahnhofmission geführt hat.

    Diese Arbeit erfüllt sie und sie führt sie mit Leidenschaft aus.


    Leider gibt es nicht nur Befürworter, sondern auch Gegner der Mission - gerade die ehemaligen Hauptprofiteure des schlesischen Bahnhofs - in dem sich die Mission befindet - sind überhaupt nicht begeistert, daß es ihnen nun so schwergemacht wird, junge Mädchen und Frauen, die größtenteils aus dem Osten kommen um in Berlin ein neues Leben zu beginnen, nicht mehr so einfach für Bordelle und ähnliche zwielichte Dienste zu "shanghaien".



    Durch Zufall kommen Alice & Natalie und die Damen der Bahnhofsmission einem dieser Schlepper in die Quere und es wird gefährlich, da auch vor Mord nicht zurückgeschreckt wird....



    Diese Mischung aus der Geschichte der Entstehung der Bahnhofsmission auf der einen Seite und die Kriminalgeschichte, die sich als sehr spannend herausstellt, andererseits, gibt dem Buch genau die richtige Würze,

    Ich habe es eigentlich fast in einem Rutsch durchgelesen, da ich doch sehr begeistert war und auch nicht groß unterbrechen mochte.


    Die Figuren sind alle sehr gut und auch lebensecht gezeichnet - gerade bei Alice & Natalie kann man das Gefühl bekommen, die beiden persönlich zu begleiten und bei ihrer Arbeit in der der Mission zu erleben.


    Auch die Nebenfiguren sind nicht zu vernachlässigen.

    Mir hat es ja Constanze - die Schwester von Alice - besonders angetan, da sie völlig anders als ihre Schwester ist aber trotzdem voller Überraschungen steckt.



    Fazit

    Ein toller historischer Roman mit Krimielementen, der die Entstehung der Bahnhofsmission erzählt, den Leser in das Berlin des Jahres 1908 reisen läßt und mit lebensnahen Figuren aufwartet.

    Dazu ein flotter Schreibstil, der zum direkten Durchlesen anregt.


    Ich kann das Buch nur sehr empfehlen.

  • Auch mir hat diese gelungene Mischung aus historischem Roman und Krimi gut gefallen, vor allem die beiden völlig unterschiedlichen Hauptfiguren Natalie, das Mädchen aus dem Wanderzirkus und Alice, die Tocher aus gutem Hause, haben durch ihre unterschiedlichen Perspektiven für reichlich Abwechslung gesorgt. Gestört hat mich, dass ich die Figuren oft als sehr schwarz/weiß gezeichnet empfand und vor allem Alice war mir manches mal zu "perfekt" beim Eintauchen in die für sie fremde Welt der Bahnhofsmission.

    Aber im großen und Ganzen hat mich das Buch gut unterhalten und mir spannende Lesestunden beschehrt.


    7/10 Punkten.

  • Das Buch hat mich sehr gut und spannend unterhalten. Von Anfang an, habe ich mich mit Alice und Natalie wohlgefühlt. Zwei sehr unterschiedliche Frauen, die ihren Weg gehen und oftmals auf die nicht schönste Art und Weise erfahren, dass das Leben nicht nur helle Tage hat, sondern auch düstere, dunkle Tage, die einen prägen und einen verändern, einem aber auch die Augen öffnen, dass man nicht naiv sein sollte.

    Die Bahnhofsmission ist zwar immer wieder Treffpunkt der Handlung, aber er stand für mich nicht direkt im Mittelpunkt - sondern die beiden Frauen. Die Geschichte der beiden empfand ich als sehr faszinierend und ich konnte viele Ihrer Handlungen nachvollziehen und nachempfinden.


    Ich freue mich schon auf den 2. Band.


    Ich vergebe 9 von 10 Punkten für das Buch, da mich das "Berlinern" hin und wieder im Lesefluss gestört hat, obwohl es zu dem Buch dazugehört und wahrscheinlich auch unabdinglich ist für das Gefühl, welches die Autorin mir vermittelt hat, aber ein Dialekt verändert den Lesefluss und da das Buch so spannend und emotional war, hat mich dies eben doch hin und wieder gestört.

  • Veronika Rusch hat wieder einen richtigen Pageturner geschrieben. Wie keine andere schafft die Autorin geschickt einen Kriminalfall in ihren historischen Roman zu integrieren.

    Berlin, zu Beginn des 20 Jahrhunderts: dort kreuzen sich am Bahnhof die Wege von Natalie Castellana und Alice Hardtleben. Natalie eine junge Frau, die den Wanderzirkus, als auch das Gefängnis hinter sich gelassen hat und Alice, die behütete Tochter eines angesehenen Arztes der Charité. Beide haben aber nur ein Ziel: “Gutes tun und anderen Frauen helfen”.

    Doch das Engagement der Frauen in der Bahnhofsmission ist vielen ein Dorn im Auge. Die Frauen bekommen ordentlich Gegenwind und müssen sich auf allen Ebenen behaupten. Sie haben aber zwei Unterstützer, zum einen ein alter Freund von Natalie, Maxim, zum anderen der Kommissar Leo Hirschfeld. Werden sie es gemeinsam schaffen, die Bahnhofsmission zu retten?

    In diesem Roman steckt wieder so viel mehr, als man auf den ersten Blick sich erhoffen und wünschen würde. Die Autorin entführt uns in die Untiefen der Berliner Gesellschaft und zeigt so manche Missstände auf. So werden die Arbeitsbedingungen von Frauen thematisiert, aber auch die Verstrickungen der höheren Gesellschaft mit üblen Machenschaften bzw. der Kriminalität. So ist gerade im letzten Drittel die Spannung sehr hoch und der Roman mutiert zu einem Kriminalroman, ohne brutal oder blutig zu werden. Dieser Turn hat mir ausgesprochen gut gefallen.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen, die Seiten fliegen nur so dahin und man möchte am liebsten immer weiterlesen. Die Dialoge sind der Zeit und dem Milieu angepasst. Nichts ist oft so wie es scheint und die Motive der Charaktere sind gut ausgearbeitet, wobei ich sagen muss, dass mir Alice noch ein Stück besser als Natalie gefallen hat. Ebenso gehöre ich eher zur Fraktion Leo als Maxim.

    Ein historische(r) (Kriminal-) Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle und dem ich sehr viele Fans wünsche. Die Bahnhofsmission ist eine wichtige Einrichtung in unserer Gesellschaft, mit ihrem Buch hat die Autorin allen helfenden Händen ein Denkmal gesetzt.

    Der zweite Teil der “Bahnhofsmission - Eines Menschen Leben” erscheint im Frühjahr 2024, darauf freue ich mich schon sehr, denn ich bin gespannt was Natalie und Alice als nächstes für Abenteuer erleben.

    9,5 / 10 P.

  • Ich bin auf dieses Buch durch die Leserunde gestoßen. Die Autorin war mir bisher nicht bekannt, doch der Klappentext zog mich an.


    Beim Arzt, während ich wartete, aufgerufen zu werden, las ich bereits die ersten 20 %, die Seiiten flogen nur so dahin.


    Die beiden Protagonistinnen sind total gegensätzlich, doch eint sie der Wunsch, die Welt zu verbessern. Natalie hatte eine schwere Kindheit, war sogar schon im Gefängnis, doch die Bahnhofsmission ist ihre Leidenschaft und auch ihr Zuhause. Alice dagegen, als Tochter eines Charité-Professors in behüteten Verhältnissen aufgewachsen, möchte am liebsten Medizin studieren und versucht, ihr goldenes Nest zu verlassen. Durch einen Zufall trifft Alice auf Natalie und ist bereit, sich am schlesichen Bahnhof zu engagieren.


    Ist der Mann, der sie heiraten möchte, bereit, die eingefahrenen Gleise zu verlassen, die Frauen üblicherweise vorgeschrieben sind? Und was hat es mit Pavel auf sich, der versucht hat, ein junges Mädchen wegzulocken, doch von Natalie verscheucht wurde?


    Dieser Roman las sich oftmals spannend wie ein Krimi, er zeigt die Situation der Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts auf, die Wahlrecht begehrten, auch um Überleben zu können. Ich war echt ein wenig traurig, als ich das Buch zuklappen und die liebgewonnenen Figuren verlassen musste.


    Von mir eine große Leseempfehlung, ich freu mich auf die Fortsetzung.

  • Klappentext:

    Berlin, 1908. In der Mission am Schlesischen Bahnhof finden die Verzweifelten, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Großstadt strömen, Schutz. Hier führt das Schicksal auch zwei junge Frauen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die mittellose Abenteuerin Natalie ― und Alice, die aus gutem, großbürgerlichem Hause stammt, sich aber mit der Rolle der behüteten Haustochter nicht zufriedengibt. Gemeinsam helfen sie, wo sie nur können. Dabei ist Natalies zupackende Art Gold wert, denn die Menschen vertrauen ihr. Doch bald zeigt sich, dass nicht alle mit dem wohltätigen Tun einverstanden sind. Irgendjemand sieht seine Geschäfte mit den Schutzbedürftigen gestört …


    Autor:
    Veronika Rusch
    studierte Rechtswissenschaften und Italienisch in Passau und Rom und arbeitete als Anwältin in Verona und München. Heute lebt sie als Schriftstellerin mit ihrer Familie in ihrem Heimatort in Oberbayern. Neben Romanen schreibt sie Theaterstücke für Erwachsene und Kinder. Für ihre Krimikurzgeschichte HOCHWASSER erhielt sie 2009 den zweiten Preis im AGATHA-CHRISTI-KRIMIWETTBEWERB.


    Zum Inhalt:

    Dreh- und Angelpunkt in dieser Geschichte ist die Bahnhofsmission am schlesischen Bahnhof in Berlin.

    Dort arbeiten beherzte Frauen, die sich für das Wohl der Ärmsten einsetzen, Gestrandeten Hilfe und Unterkunft bieten und nach Lösungen für jede*n Einzelne*n suchen.

    Die Mission wird mit Herzblut geleitet von Natalie. Seit ihrer Kindheit weiß sie, was es heißt, auf sich allein gestellt zu sein. In der Mission kämpft sie darum, dass junge Frauen und Mädchen, die mit großen Hoffnungen und Erwartungen in Berlin - meist völlig mittellos - ankommen, nicht von skrupellosen Schlepperbanden mit großen Versprechungen abgegriffen werden.

    Eines dieser Mädchen ist Gerda, die am Bahnhof von einem dieser vermeintlichen Schlepper angesprochen wurde und von Natalie sofort aus der Situation geholt und in die Mission gebracht wurde.


    Alice ist das ganze Gegenteil zu Natalie. Sie ist eine Tochter aus gutem Haus, deren Leben seicht und einfach sein könnte, würde sie sich - wie ihre Schwester - dem fügen, was sich für eine Frau in dieser Zeit gehört. Aber Alice hat Träume, möchte ihr Leben selbst bestimmen, was natürlich nicht sehr auf die Zustimmung ihrer Eltern trifft.

    Als Alice mit ihrer Schwester auf einer Rückreise nach Berlin ist, lernt sie - auf der Suche nach einem Tee für ihre schwangere Schwester - den feschen, jungen Offizier Heinrich von Kessel, Sohn eines Tuchfabrikanten in Berlin, kennen.

    Dieser setzt sich, als Alice die kranke Gerda in einem anderen Waggon findet und zu sich in das (natürlich für die mittellose Gerda unerschwingliche) Abteil holt, für Alice und Gerda gegen den Schaffner ein.

    Später, am Bahnhof, beobachtet Alice die Szene zwischen Gerda, Natalie und dem Mann und wird so zum ersten Mal auf die Bahnhofsmission aufmerksam.


    Und wie extra für diese Rezension geschrieben, passt ein Zitat aus diesem Buch von einer der tollen, allesamt sympathischen Frauen der Bahnhofsmission:


    Meiner Meinung nach hat jeder Mensch, der einem begegnet, eine Bedeutung für das eigene Leben.“


    Denn genau so ist es, all diese Begegnungen sind schicksalhaft und es lohnt sich unbedingt herauszufinden,warum, wieso und weshalb – aber mehr dazu im Fazit.


    Mein Fazit:

    „Aller Tage Hoffnung – Die Bahnhofsmission“ war mein erster Roman von Veronika Rusch. Es las sich toll, der Schreibstil gefällt mir sehr. Alle Charaktere waren sauber herausgearbeitet, ich konnte mir jede*n gut vorstellen. Auch die Beschreibung der Umgebung gefiel mir, alles bildhaft erzählt, ohne überfrachtet zu sein.

    Ich habe mich schnell wohlgefühlt in der Geschichte, bin in kürzester Zeit eingetaucht und hatte mein eigenes Kopfkino.

    Es war spannend, fesselnd und unterhaltend und es war eines dieser Bücher, bei denen ich traurig war, dass es nun leider zu Ende ist.....

    Ein großartiges Buch, und meiner Meinung nach eine tolle Leistung, auf 448 Seiten einen historischen (dazu gut recherchierten!) Roman, einen Krimi und eine Lovestory unterzubringen, ohne dass offene Fäden bleiben!

    Von mir gibt es 10 von 10 Eulenpunkte

    "I have lived a thousand lives and I've loved a thousand loves. I've walked on distant worlds and seen the end of time."


    image.gif