'Wie Papierschiffchen im Fluss' - Seiten 001 - 092

  • Als Beifahrer sehe ich mich verpflichtet zur Unterhaltung vorn

    Das geht mir auch so, deshalb bin ich überglücklich, wenn wir zu dritt oder zu viert fahren, dann kann ich mich ganz beruhigt auch die Rückbank verkrümeln - und lesen (was ich vorn niemals schaffen würde!)

    Wenn ich Königin von Deutschland wäre (ja, ja, ich weiß schon, dass die Chance für eine Monarchie in Deutschland nicht die beste ist... mal ganz abgesehen davon , dass meine verwandtschaftlichen Verhältnisse zum Hochadel auch nicht gerade besonders intensiv sind...), würde ich IMMER in einer Stretch-Limousine hinten sitzen und lesen...

  • Den ersten Abschnitt habe ich heute auch beendet (quasi in einem Rutsch durchgelesen) und auch eure interessante Diskussion bis hierhin verfolgt. Vieles, was ansprochen wurde, ist mir auch durch den Kopf gegangen.


    Ich glaube, dass die Beziehung Janna - Simon von Anfang an auf wackeligen Beinen stand. Ja, sie führen schon eine lange Ehe, aber so wirklich nah scheinen sich die beiden nicht zu sein. Und ich denke, dass das eine direkte Folge von Maris Verlassen ist; Janna hat keine Zeit, diese Trennung zu verarbeiten, sondern bandelt mit Simon an, der da plötzlich in ihr Leben tritt. Und nett zu ihr ist.

    Ich vermute stark, dass Jannas Anbandelei aus zwei Gründen heraus geschieht: Erstens fand sie ihn doch schon eher ansprechend/attraktiv, wollte sich das aber nicht eingestehen, da er für sie durch sein anderes Umfeld / seine Herkunft / was auch immer unerreichbar war. Dass sie ihn als arrogant beschreibt - da drängt sich mir der Begriff "kognitive Dissonanz" geradezu auf (sie versucht ihn sich unattraktiv zu machen, obwohl er doch ein ganz netter Kerl ist).

    Der zweite Grund liegt für mich in der Möglichkeit, durch Simon die eigenen hochgesteckten finanziellen Ziele zu erreichen. An Simons Seite hat sie schon einen Fuß in der Tür der Sphären, die sie sich erträumt. Und das stimmt auch 15 Jahre später noch, auch wenn sie natürlich hart am Erfolg mitgearbeitet hat. Ohne Simons Hintergrund hätte sich dieser Erfolg eher später oder vielleicht auch nie eingestellt.

    Ich finde, sie kompensiert die verlorene Liebe mit dem Erreichen ihrer anderen Ziele. Besonders deutlich wird das in der Szene, in der sie durch ein Missverstehen Simons zu Janna wird (Seite 92). Sie legt Johanna ab, die durch ihre allumfassende Liebe anderen Menschen Macht gibt, sie zu verletzen. Janna wird niemandem eine solche Macht geben.

    Ist das nicht traurig?


    Ob Janna für Simon die einzig wahre große Liebe ist, sei mal dahingestellt. Vielleicht ist es tatsächlich so, wie Lese-rina das schon vermutet hat:

    Auch wenn das jetzt sehr unromantisch klingt: ich habe den Verdacht, dass er sich ganz bewusst Johanna als Partnerin ausgesucht hat. Vielleicht brauchte er jemanden mit mehr Phantasie und beruflichem Können, als er selbst?

    Ein sehr interessanter Gedanke, dem ich mich wohl anschließen wollen würde.


    Bei Simons plötzlichem Aufbruch zum Tennis hatte ich auch direkt den Gedanken, dass da vielleicht eine andere Frau hinterstecken könnte. Aber vielleicht war es auch ein Termin mit Maris? Er hätte ihn ja wohl vorher zur Vertragsunterzeichnung irgendwann heimlich treffen müssen?

    (In dem Zusammenhang fiel mir dann noch ein, dass wir vor vielen Jahren mal eine Überraschung für meine Cousine zu deren runden Geburtstag vorbereitet haben und sich ihr Mann jede Woche mit der Begründung davonstahl, er würde zum Badminton fahren. :chen)


    Und Maris... er ist einfach gemein (jedenfalls nach der Schilderung durch Johanna). Ein bisschen mehr zu seinen Beweggründen zu erfahren wäre schön gewesen, auch wenn das Johanna am Ende nicht getröstet hätte. Das Gefühlschaos, dass er bei ihr mit seiner Nachricht anrichtet, fand ich absolut authentisch dargestellt. Man leidet richtig mit ihr mit.

    Ob es wahrscheinlich ist, dass sie 15 Jahre immer noch so für ihn empfindet, wie sie das tut? Diese Frage beantworte ich für mich mit "ja". Aber nur, weil sie offensichtlich nicht wirklich glücklich mit Simon geworden ist und sie die Sache mit Maris wohl nicht so richtig verarbeitet / hinter sich gelassen hat. :gruebel


    Ich bin gespannt, wie es mit allen weitergeht, insbesondere natürlich mit Maris und Janna. Ich fürchte, sie rennt hier ein wenig ihrem jugendlichen Ich hinterher und würde ihr wohl empfehlen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Aber ihre Gefühle sind vermutlich stärker. Wir werden sehen...

  • . Besonders deutlich wird das in der Szene, in der sie durch ein Missverstehen Simons zu Janna wird (Seite 92). Sie legt Johanna ab, die durch ihre allumfassende Liebe anderen Menschen Macht gibt, sie zu verletzen. Janna wird niemandem eine solche Macht geben

    Oh, danke für den Hinweis, dass hatte ich entweder überlesen oder vergessen... Interessant, dass Simon an der Geburt von "Janna" direkt beteiligt war, ich dachte, es hätte sich erst später entwickelt...

  • Besonders deutlich wird das in der Szene, in der sie durch ein Missverstehen Simons zu Janna wird (Seite 92). Sie legt Johanna ab, die durch ihre allumfassende Liebe anderen Menschen Macht gibt, sie zu verletzen. Janna wird niemandem eine solche Macht geben.

    Ist das nicht traurig?

    Diesen Schritt fand ich irgendwie ziemlich krass.............und wirklich auch traurig.

  • Diesen Schritt fand ich irgendwie ziemlich krass.............und wirklich auch traurig.

    Schon, aber durchaus nachvollziehbar. Es war wohl der beste Weg für Janna mit ihrem Schmerz zurecht zu kommen, sich ganz neu zu erfinden und sich gleich ganz auf Simon und seine (ihr bisher fremde) Welt einzulassen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Weiß Simon eigentlich, Janna eigentlich Johanna heißt?

    Nach 15 Jahren und einer unterschriebenen Heiratsurkunde geh ich davon aus:lache

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Nach 15 Jahren und einer unterschriebenen Heiratsurkunde geh ich davon aus:lache

    ;) ... und die ausgestellten Geburtsurkunden für die gemeinsamen Kinder ...

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich hätte die Frage etwas weiter hinten stellen sollen.. ganz abwegig, dass er ihren Taufnamen nicht kennt ist es nämlich durchaus….

    Da wäre ich schon gespannt! :/

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich hätte die Frage etwas weiter hinten stellen sollen.. ganz abwegig, dass er ihren Taufnamen nicht kennt ist es nämlich durchaus….

    Ernsthaft? :huh:Das kann ich mir jetzt auch nur schwer vorstellen, schließlich haben sie zusammen nicht nur eine Familie, sondern auch Firma und Haus. Auf den amtlichen Dokumenten taucht ganz sicher der Geburtsname auf, da müsste er schon arge Tomaten auf den Augen haben. Wie sagt eigentlich Helena zu Johanna/Janna? Das ist mir gar nicht aufgefallen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • ;) ... und die ausgestellten Geburtsurkunden für die gemeinsamen Kinder ...

    Und die Grundbücher und den GmbH-Vertrag und die zehntausend anderen Verträge, die man im Leben so schließt.
    Wobei streifi natürlich was Interessantes angemerkt hat ... :grin
    Ich denke aber schon, dass er das weiß.
    Er mag sich nicht für ihre tränenreiche Vergangenheit interessiert haben, aber auch die beiden hatten mal eine Phase der frischen Verliebtheit ...
    (Übrigens sind sie nicht direkt zusammengekommen, als er sie heulend aufgelesen hat. Ich meine, das war erst im August oder September. Müsste ich nachgucken. Es gibt einen Hinweis dazu im Buch.)

  • (Übrigens sind sie nicht direkt zusammengekommen, als er sie heulend aufgelesen hat. Ich meine, das war erst im August oder September. Müsste ich nachgucken. Es gibt einen Hinweis dazu im Buch.)

    Es ist aber schon so, dass Johanna Sommersonnenwende 2009, nachdem sie Maris SMS gelesen hat, mit der Sektflasche in der Hand, Simon vor dem Museum getroffen ist? Verständlich, dass sie nicht unbedingt noch im Juni ein Paar wurden. Lagen vlt. noch Praktika an, wodurch sie sich nicht so häufig sehen konnten? Scherz beiseite, Johanna, brauchte ja wohl auch Zeit für das Trauern um Maris und das "Warum?" Zumindest konnte Jonna nicht gleich Simon ihre Handy-Nr. geben, denn ihres lag in der Oker.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Es ist aber schon so, dass Johanna Sommersonnenwende 2009, nachdem sie Maris SMS gelesen hat, mit der Sektflasche in der Hand, Simon vor dem Museum getroffen ist? Verständlich, dass sie nicht unbedingt noch im Juni ein Paar wurden. Lagen vlt. noch Praktika an, wodurch sie sich nicht so häufig sehen konnten? Scherz beiseite, Johanna, brauchte ja wohl auch Zeit für das Trauern um Maris und das "Warum?" Zumindest konnte Jonna nicht gleich Simon ihre Handy-Nr. geben, denn ihres lag in der Oker.

    Vielleicht hatte sie in ihrer WG mit Helena ein FESTNETZTELEFON. :lache

  • Na endlich bin ich mit dem ersten Abschnitt durch. Das liegt aber nicht am Buch, sondern am Mangel an Lesezeit.


    Ich lese das Buch bisher gerne, es ist fluffig geschrieben und liest sich gut weg.


    Nur mit Janna als Protagonistin hadere ich. Sie ist ein Typ Mensch, mit dem ich im realen Leben nichts anfangen könnte:


    Sie überhöht ihre Liebe zu Maris enorm. Er stand/steht auf einem Sockel und keiner kann ihm das Wasser reichen. Ja, sie ist enorm verletzt, weil er sie aus noch unbekannten Gründen ziemlich fallen hat lassen. Trennung per SMS ist natürlich ein absolutes NO GO, das sind wir uns ja alle einig.


    Ich habe das Gefühl, dass Simon nie eine echte Chance auf DEN Platz in ihrem Herzen bekam (quasi die Pole Position), weil diese immer mit Maris belegt war. Selbst jetzt noch, wo sie Maris ja eigentlich wegen der Trennung hasst, belegt er noch diesen Platz.

    Sie ist nie so wirklich über Maris hinweggekommen, auch ca. 15 Jahre später (also einen Ehemann, zwei Kinder und eine tolle Karriere später) nicht. Ob ihre Ehe letztlich auch deswegen inzwischen nur noch lauwarm ist?


    Was mir aufgefallen ist, sind ihre Selbstzweifel: sie leidet unter Komplexen, wohl wegen ihrer bescheidenen Herkunft und kann immer noch nicht glauben, was sie alles aus eigener Kraft erreicht hat. Sie ist ein Mensch, für den das Glas nie ganz voll ist. Meist noch nicht mal halb voll.


    Das ganze Rundum mit dem Architekturbüro gefällt mir gut – auch die Beschreibung von Jannas Freunden und Kollegen. Simon scheint ein netterer Kerl zu sein als Janna das bewußt ist.


    Womit ich ein wenig hadere, weil ich mir so etwas in der Realität nicht vorstellen kann ist, dass Simon anscheinend gar nicht weiß, dass Janna vor ihm mit Maris zusammen war und er der Grund war, warum Janna heulend auf der Treppe sass. Denn hätte er es gewußt, hätte er sich vermutlich nicht den „Teufel“ ins Haus geholt.


    Ich habe auch für einen Moment überlegt, ob Simon vielleicht eine Freundin haben könnte, nachdem er beinahe fluchtartig zum Tennis gefahren ist.


    Die Schwiegermutter fand ich jetzt noch nicht so schlimm – aber das war ja auch erst eine Szene mit mir. Janna hat sie ja schon 15 Jahre an der Backe. Wobei sich hier für mich auch die Frage stellt: ist das wirklich so? Oder empfindet das nur Janna als so schlimm, die sowieso schon unter Minderwertigkeitskomplexen leidet und vielleicht daher auch versäumt hat, der Schwiegermutter je auf nette Art und Weise Grenzen aufzuzeigen?


    Jannas Begegnung mit Maris empfand ich als ziemlich unprofessionell – es sind schließlich 15 Jahre vergangen und sie redet von „Du brauchts nicht glauben, hier findet eine tränenreicher Versöhnung statt?“#

    verheult dort vor dem Museum saß“.


    Die Begegnung mit Maris… als wäre kein Tag seit der Trennung vergangen, so emotional ist Janna. Ihr Begrüßung „Du brauchts nicht glauben, hier würde eine tränenreiche Versöhnung stattfinden“, empfinde ich als höchst unprofessionell.


    Zitate wie:

    „Weil ich es nicht wert bin, dass man bei mir bleibt“.

    „Niemand will bei mir bleiben. Meine Mutter nicht, Maris nicht…“

    oder auch:

    „… ich bin immer noch die verdammte Jahrgangsbeste“ (ja, aber wann war das? Vor über 15 Jahren! Da ist seitdem aber viel passiert)

    zeigen mir, dass sie zutiefst komplexbeladen ist und nie das verletzte kleine Kind hinter sich gelassen hat. Hier bin ich gespannt, ob man im weiteren Verlauf noch mehr über ihre Kindheit/Jugend erfährt und warum die Mutter die Familie verlassen hat.


    Was die Ehe angeht, dachte ich auch, die beiden seien eher eine Zweckgemeinschaft als ein Liebespaar: Er war für sie die sichere Bank und ein Trost nach der Pleite mit Maris und sie vermutlich für ihn die passende Partnerin für Firma und Leben.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich vermute stark, dass Jannas Anbandelei aus zwei Gründen heraus geschieht: ...

    Ich hab es andersherum gelesen: Simon bandelt mit Johanna an. Er spricht sie ja vor dem Museum aktiv an und hakt nach und sicher hatte sie zu dem Zeitpunkt ganz anderes im Kopf als einen neuen Kerl. Wenn sie August oder September zusammengekommen sind, ging es ja eh sehr schnell nach der Trennung!


    Zitat

    4895-d56de7242d18e6bc5a44198bfb5ce8353068d587.jpg Firefly schrieb: Für mich, die ich die Geschichte kannte, war das ein ziemlicher Aha-Moment, denn mir tat sie eigentlich immer leid. Allein diese bescheuerten Schwiegereltern (ja, es gibt solche, ich hab das eins zu eins aus Erzählungen von Freundinnen zusammen gebaut), und dann, dass sie immerzu meint, sich so furchtbar anstrengen zu müssen. :cry

    Das nehme ich mal mit in den ersten Abschnitt! :wave

    Auf Firefly Aussage antworte ich mal lieber hier, nicht dass im allgemeinen Thread zu sehr gespoilert wird. Ich finde es sehr interessant, wie du Janna als Autorin siehst und hoffe sehr, dass es nicht zu sehr stört, wenn wir sie etwas anders sehen.:knuddel1 Janna hat ihre Probleme, keine Frage und da tut sie mir auch leid. Familie und Beruf sind eine Doppelbelastung, auch bei guter Organisation und Hilfen von außen, das kennt - glaube ich zumindest - jede berufstätige Familienfrau. Dazu kommt die schlechte Beziehung zu Simon - Tiefpunkte in einer Ehe werden wohl auch viele LeserInnen wiedererkennen, vor allem in solch anstrengenden Zeiten. Und genau zu dem Zeitpunkt taucht auch noch Maris wieder auf - ganz ungünstig!


    Auf der anderen Seite gibt es Dinge, bei denen ich mir denke, mit Mitte 30 könnte sie sie die Probleme zumindest mal angegangen sein. Das angesprochene schlechte Verhältnis zu den Schwiegereltern zum Beispiel. Das besteht ja schon seit 13 Jahren! Mir kommt es fast vor, als seien alle Beteiligten in einem immer wiederkehrenden Rollenspiel gefangen, in der sie gezwungen sind, nach festgelegten Regeln zu handeln und keiner kann aus seiner Haut. Nachdem Janna ihre Schwiegermutter nicht ändern kann, muss sie halt irgendwann was anderes tun - außer darüber zu jammern (dass Simon diese ewig wiederkehrende Leier satthat kann ich ihm nicht verdenken). Jammern ändert nicht! Und Janna hat Möglichkeiten, anders auf ihre Schwiegereltern zu reagieren z. B. durch eine andere Wahrnehmung oder durch andere Reaktionen. Wie wäre es, mal auf die Frage, ob sie zu viel arbeite (was ja auch stimmt, schließlich ist sie heillos überlastet) zu antworten: "Danke für deine Fürsorge, ja, momentan durch das Zeitmuseum-Projekt alles sehr stressig. Könnt ihr nicht mal am Wochenende die Kinder nehmen, damit Simon und ich Zeit zum entspannen/arbeiten/reden/für Sex haben?" Oder eben nicht mehr mit hinfahren und Simon und die Kinder alleine hinschicken. Oder, oder, oder ... Dass sie nach 13 Jahren nichts anderes tut als jammern und Simon die Schuld zu geben - da hört mein Mitleid dann auf.


    Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde: bestimmt gibt es ja eine angepeilte Zielgruppe für das Buch? Welche ist das hier? Frauen ist klar (wobei mich die Meinung eines Mannes hier in der Runde wirklich interessieren würde!), aber welches Alter? An manchen Stellen fühle ich mich schon zu alt für das Buch :(.


    Die Schwiegermutter fand ich jetzt noch nicht so schlimm – aber das war ja auch erst eine Szene mit mir. Janna hat sie ja schon 15 Jahre an der Backe. Wobei sich hier für mich auch die Frage stellt: ist das wirklich so? Oder empfindet das nur Janna als so schlimm, die sowieso schon unter Minderwertigkeitskomplexen leidet und vielleicht daher auch versäumt hat, der Schwiegermutter je auf nette Art und Weise Grenzen aufzuzeigen?

    Kleiner Nachtrag (Posts haben sich überschnitten):write!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Auf der anderen Seite gibt es Dinge, bei denen ich mir denke, mit Mitte 30 könnte sie sie die Probleme zumindest mal angegangen sein. Das angesprochene schlechte Verhältnis zu den Schwiegereltern zum Beispiel. Das besteht ja schon seit 13 Jahren! Mir kommt es fast vor, als seien alle Beteiligten in einem immer wiederkehrenden Rollenspiel gefangen, in der sie gezwungen sind, nach festgelegten Regeln zu handeln und keiner kann aus seiner Haut. Nachdem Janna ihre Schwiegermutter nicht ändern kann, muss sie halt irgendwann was anderes tun - außer darüber zu jammern (dass Simon diese ewig wiederkehrende Leier satthat kann ich ihm nicht verdenken). Jammern ändert nicht! Und Janna hat Möglichkeiten, anders auf ihre Schwiegereltern zu reagieren z. B. durch eine andere Wahrnehmung oder durch andere Reaktionen. Wie wäre es, mal auf die Frage, ob sie zu viel arbeite (was ja auch stimmt, schließlich ist sie heillos überlastet) zu antworten: "Danke für deine Fürsorge, ja, momentan durch das Zeitmuseum-Projekt alles sehr stressig. Könnt ihr nicht mal am Wochenende die Kinder nehmen, damit Simon und ich Zeit zum entspannen/arbeiten/reden/für Sex haben?" Oder eben nicht mehr mit hinfahren und Simon und die Kinder alleine hinschicken. Oder, oder, oder ... Dass sie nach 13 Jahren nichts anderes tut als jammern und Simon die Schuld zu geben - da hört mein Mitleid dann auf.

    Das sind interessante Gedanken und da ist auch wirklich was dran.:thumbup: