Das Bücherschiff des Monsieur Perdu - Nina George

  • Über die Autorin (Amazon)

    Die mehrfach ausgezeichnete internationale Bestsellerautorin Nina George, geboren 1973 in Bielefeld, schreibt seit 1992 Romane, Sachbücher, Essays, Reportagen, Kurzgeschichten, Blogs und Kolumnen. Ihr Roman Das Lavendelzimmer wurde in 36 Sprachen übersetzt und eroberte weltweit die Charts, so etwa die New York Times-Bestsellerliste in den USA. Mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Jens J. Kramer, schreibt Nina George als Jean Bagnol Provencethriller. Sie lebt in Berlin und in der Bretagne. Seit Juni 2019 ist Nina George Präsidentin des European Writers' Council, dem Dachverband von 40 europäischen Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverbänden.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Knaur HC; 1. Edition (3. April 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3426654075

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426654071


    Über große Teile nervig

    Seit Jean Perdu sein Bücherschiff verließ um den Aufbruch in eine neue Liebe mit Catherine, der Bildhauerin, in der Provence wagte, sind vier Jahre vergangen. Doch die letzte Bitte des Schriftstellers José Saramago lockt ihn zurück. Er will wieder Bücher und Menschen zusammenbringen und für jeden die wirksamste Literatur empfehlen. Mit Max Jordan fährt er über die Kanäle Frankreichs nach Paris und dabei wird das Bücherschiff bald zu einer Arche, denn dort begegnen sich Menschen, Kinder, Tiere und Bücher und verändern sich. Das Abenteuer Leben hält selbst für Monsieur Perdu einen zweiten Anfang bereit.


    Meine Meinung

    Ich hatte das Lavendelzimmer gelesen, ja, aber ich wusste nicht mehr, wie es mir gefallen hatte. Ich dachte eigentlich gut, doch das war ein Irrtum, den ich jedoch erst bemerkte, als ich dieses Buch las und in meinen Unterlagen nach meiner Rezi des Lavendelzimmers stöberte. Nun wunderte ich mich nicht mehr. Denn auch wenn dieses Buch einen Tick besser war als das andere, so dauerte es doch ziemlich lange bis ich in der Geschichte drinnen war. Der Anfang kam mir schwerfällig vor. Und dann dieses Zwischenkapitel über die Große Enzyklopädie der Kleinen Gefühle. Die ersten Kapitel darüber habe ich noch gelesen, doch dann fand ich das nur noch nervig. Ich finde das Buch nicht generell schlecht, allerdings auch nicht sonderlich gut. Ich möchte sagen, mittelmäßig. Es war schön zu lesen, wie die Fahrt nach Paris auf dem Bücherschiff vonstattenging, was unterwegs so alles passierte und wer letztendlich in Paris ankam. Auch kann ich mir durchaus vorstellen, dass es Bücher gibt, die den jeweiligen Menschen guttun. Aber wie gesagt, gingen mir die Kapitel der besagten Enzyklopädie wirklich nur auf die Nerven. Sie haben für mich das Buch schlechter gemacht, ohne sie wäre es wesentlich besser gewesen. Vielleicht bin ich die Einzige, die so denkt, aber es ist nun mal so. Weshalb ich es auch nicht weiterempfehlen kann und es von mir nur drei von fünf Sternen, bzw. sechs von zehn Punkten bekommt.

    ASIN/ISBN: 3426654075

  • Geschmackssache


    „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ – ein wunderbarer Titel! Es handelt sich hier scheinbar um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Das Lavendelzimmer“, geschrieben von Nina George. Ich habe die Lektüre also mit großen Erwartungen begonnen. Obwohl ich „Das Lavendelzimmer“ nicht gelesen habe, fand ich leicht in die Geschichte hinein - „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ funktioniert gut als Einzelband!


    Worum geht’s?

    Jean Perdu lebt glücklich mit seiner Liebsten Catherine in der Provence, doch etwas lässt ihm keine Ruhe – er möchte den Auftrag eines Schriftstellers erfüllen. Also schippert er über die Kanäle Frankreichs zurück nach Paris, um als „Literarischer Pharmazeut“ die Menschen zu heilen. Der Weg ist das Ziel! Schon auf der Rückreise kann er vielen ‚Patienten‘ helfen; „Die kleine Enzyklopädie der großen Gefühle“ (eine Art Handbuch) tut ein Übriges.

    Selbstfindung mit dem verlorenen Hans?

    Ich liebe das Lesen! Nina Georges Grundidee finde ich daher eigentlich ganz süß: Statt Feng Shui eine Literarische Apotheke als Heilmittel. Nach der Lektüre muss ich aber leider sagen, dass ich etwas enttäuscht bin (vielleicht hatte ich schlicht zu hohe Erwartungen?), da ich mir mehr Tiefgang und überhaupt mehr Tiefe erwartet hatte. Neben klugen Anmerkungen gibt es leider viel „Küchenpsychologie“, und mir scheint, dass auch ein gewisser – pardon! - Frankreichkitsch mit „Baguette, Salzbutter und Aprikosenmarmelade“ im Roman verwurstet wird. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Schade! Die optische Aufmachung des Buches ist toll, ich liebe die violett – weiße Farbgebung und vor allem die Haptik des Buches, der Inhalt sollte der hochwertigen Verarbeitung bestenfalls gerecht werden. Im Text passten manche Elemente für mein Empfinden nicht zusammen, es gibt feinsinnige Formulierungen, andererseits ist von der „Schreibe der Autorinnen und Autoren“ (S.121) die Rede.

    Natürlich kann auf fast 380 Seiten kein literaturhistorischer und -theoretischer Überblick geboten werden, daher bleibt es fast bei Namedropping.

    Ehrlich gesagt frage ich mich, ob nicht „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ eher ein Roman für Nicht-Leser bzw. Gelegenheitsleser ist? Manchen Thesen kann ich nicht zustimmen, etwa der Aussage von S.49:

    „Glücklicherweise aber wird jener, der viel liest, weniger streng mit Büchern; […]“. Als Vielleserin muss ich sagen, dass schlechte Bücher angesichts der Fülle von gelesenen Büchern, Texten und Artikeln nicht weniger schlecht werden.


    Fazit:

    Geschmackssache! Jeder Leser sollte sich seine eigene Meinung bilden.

    Ein bisschen Philosophie, ein wenig Psychologie und die Wunder der Literatur, kann es so einfach sein? „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist nicht wirklich mein Fall! Hier soll eine Wohlfühllektüre präsentiert werden. Als „Literarische Apothekerin“ würde ich als Gegengift „Schuld und Sühne“ empfehlen (auch Raskolnikov hat einen sprechenden Namen!).

    Ich vergebe drei von 5 Eulen.


    ASIN/ISBN: 3426654075

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" aus der Feder der wundervollen Schriftstellerin Nina George ist gewissermaßen der Anschluss an "Das Lavendelzimmer", das vielen bekannt sein dürfte und weltweit Anerkennung fand (eins meiner Lieblingsbücher). Der Roman erschien bei Droemer Knaur (HC, gebunden, 2023,München, 379 Seiten) und reiht sich auf wunderbare Weise in die mir bekannten "Bücher über Bücher" - und auch Menschen - Reihe ein. Ich würde empfehlen, "Das Lavendelzimmer" zuerst zu lesen, zwingend notwendig ist es jedoch nicht, um auch dieses Buch für Bibliophile (und solche, die es noch werden wollen) sehr empfehlen zu können!


    Monsieur Perdu lebt seit 3 Jahren mit Catherine, einer leidenschaftlichen Bildhauerin, im Süden Frankreichs. Perdu ist leidenschaftlicher Buchhändler, der Bücher und Menschen, die zusammenpassen, liebend gerne zusammenbringt und an einem Buch gegen Seelenleiden schreibt; das er "Die große Enzyklopädie der kleinen Gefühle" nennen wird und dessen Einträge man im Romanverlauf verfolgen - und oftmals darüber schmunzeln kann. Lulu, sein Bücherschiff, hat er seinen Freunden gegeben; doch losgelassen hat ihn weder Schiff noch der eigentliche Ankerplatz in Paris nicht, wie man feststellen kann: So beschließt er nach über 4 Jahren, über die Champagne, die Marne und die Seine wieder seine "Pharmacie Littéraire" in Paris anzusteuern. Auf dem Weg, auf dem Max ihn begleitet, Freund von Perdu und Victoria (der Tochter von Manon, falls man den Vorgänger kennt) und werdender Vater, passieren natürlich viele unvorhergesehene Dinge und wir lernen einige sehr liebenswerte Menschen auf dieser Reise kennen:


    Da ist Cuneo und Samy, die Perdu halfen, "Lulu" wieder flott zu bekommen und beste Freunde sind, ebenso wie Max und Victoria; Ella, die lange im Verlagswesen tätig war und Pauline, ihre zuerst recht mürrische 16jährige Nichte (eine meiner Lieblingsfiguren im Roman); Dominique, später "Oma Dommi" genannt und der kleine Theo, dem es die Sprache verschlagen hat und dem Perdu sehr gerne helfen möchte, sie wiederzufinden; die Eltern von Perdu - Lirabelle und Joaquin - sowie Emile, ein Hafenbrigadier, der sich heimlich wünscht, wieder Bücher zu lesen und seinen Vorgesetzten, LeRoy im Grunde nicht ausstehen kann.


    Meine Meinung:


    Wie in all' ihren Büchern, nimmt Nina George ihre Leserschaft von der ersten Seite an mit ("Liebe auf den ersten Satz" - ein Zitat aus dem Roman, die es wirklich gibt!) und man ist als literarische "Mitreisende" oftmals gefangen von der zauberhaften Wortakrobatik, die die Autorin bis zur Perfektion beherrscht (wenn sie z. B. von der Allesmöglichkeit spricht). LektorInnen sind für sie "Co-Bildhauer des Wortgesteins"; viele teils poetische und philosophische Betrachtungen zu allen Facetten des literarischen - und auch realen Lebens liest man erstaunt, verzaubert von der sprichwörtlichen Sprachdynamik: Stilistisch ist der Roman ein Lesegenuss, es sind schöne Sätze oder Worte zu Büchern und Menschen zu finden, die nur George so auszudrücken vermag. (Erinnerungsdiamanten, z.B.) Der Stil ist poetisch, atmosphärisch, auch mal kritisch (Handy-Nutzung und das direkte Gespräch, das verloren zu gehen droht), zuweilen herzerwärmend und auch mal schnodderig in der Sprache (alle naslang) sowie humorvoll. Anderes regt zum Nachdenken an oder zum Innehalten, z.B.


    "Ein Buch richtet sich stets an das Innere, stellt Fragen und lebt mit dem Lesenden in die Antworten hinein" (Zitat S. 277).


    Die Themen sind so vielfältig wie das Leben selbst (Freundschaft, Liebe, Ängste, Heimat, gutes Essen, Lieben und wieder lieben lernen, Loslassen können, Optimismus, Gedankenreisen, Älterwerden u.v.m.). Auch werden viele bekannte Romantitel und AutorInnen genannt, die BücherfreundInnen bekannt sein könnten - oder es noch werden.


    Fazit:


    Der Roman ist eine Wohlfühllektüre auf hohem Niveau und gleichzeitig eine Schiffs- und literarische Reise mit Lulu vom Süden Frankreichs zurück nach Paris, wo ein Fest gefeiert werden sollte, das unterstreicht, dass es auch eine Reise zu sich selbst für Monsieur Perdu gewesen ist: Gemeinsam mit FreundInnen versteht er, nun angekommen in seinem Leben, dieses gebührend zu feiern! Ein Chapeau von mir für die unglaublich schön zu lesende "Wortakrobatik" der Autorin und eine Empfehlung sowie 4* am Literaturhimmel!

  • und mir scheint, dass auch ein gewisser – pardon! - Frankreichkitsch mit „Baguette, Salzbutter und Aprikosenmarmelade“ im Roman verwurstet wird.

    Das gegenüber. einer Autorin die in Frankreich lebt und das Land liebt.