Alice Winn - Durch das große Feuer

  • Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte


    Durch das große Feuer, historischer Roman von Alice Winn, Ebook, im Eisele Verlag
    „Im Krieg sieht man junge Männer sterben und hört alte Männer reden“
    Christian Regelien
    England 1914 im Eliteinternat, die beiden Schüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood fühlen sich zueinander hingezogen, eine schwierige Zeit um gleichgeschlechtliche Liebe zu leben. Trotz dieser Gefühle die Beide zueinander empfinden können sie sich die gegenseitige Zuneigung nicht eingestehen. Viel mehr beschäftigt die Internatsschüler die Nachrichten aus der ganzen Welt, ein Krieg beginnt und in ihrer Schülerzeitung werden die gefallenen und verwundeten Mitschüler wie Helden gefeiert. Auch von den Lehrern werden der Krieg und der Einsatz fürs Vaterland verherrlicht, kurz nacheinander melden sich beide bei der britischen Armee, dort kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Sie finden in ihrer Beziehung eine gewisse Art von Trost.
    Das Buch ist in drei Teile gegliedert, welche sich in 46 Kapitel aufteilen. Manche Kapitel sind mit Datum und Ort gekennzeichnet um die zeitliche und örtliche Übersicht zu gewährleisten. Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen (Rückblicke) und aus verschiedenen Handlungssträngen aus der Sicht von Ellwood bzw. Gaunt erzählt. Es war zu keiner Zeit schwierig die Übersicht über das gesamte Geschehen zu behalten. Immer wieder sind englische Phrasen oder auch Sätze in griechischer Sprache oder französisch eingefügt die kursiv gekennzeichnet sind. Dazwischen immer wieder Auszüge und Artikel aus der Schülerzeitung „The Preshutian“ und anderer Tageszeitungen.
    Erst vor kurzem habe ich den oscargekrönten Film „Im Westen nichts Neues gesehen“, dieses Buch steht diesem Film in nichts nach. Viele Fakten waren ähnlich, die grausamen Kämpfe auf den Schlachtfeldern sind hier im Buch so echt beschrieben, dass es mich direkt mit an die Front genommen hat, unglaublich gut hat es die Autorin geschafft, Kopfkino entstehen zu lassen, eine gute Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Die einfühlsamen Liebesszenarien sind mit äußerst viel Fingerspitzengefühl geschildert, nichts zum Fremdschämen, keine Peinlichkeiten vorhanden. Obwohl diese jungen Männer voller Vorfreude und Vaterlandsliebe in den Krieg gezogen sind, und aus ihren hehren Träumen sehr bald gerissen wurden, hatte ich niemals das Gefühl, dass hier Krieg verherrlicht werden soll. Ein Antikriegsbuch unbedingt. Hier die Partei für eine der kriegsführenden Parteien zu ergreifen ist nicht nötig, so empathisch hat es Alice Winn geschafft zu schreiben, das hat mich restlos begeistert. Doch bei den ergreifenden entsetzlichen Front- und Schützengräben-Darstellungen, ist mir immer wieder die Sinnlosigkeit und Grausamkeit eines Krieges bewusst geworden. Ich habe viel über den ersten großen Krieg gelernt, habe mich auch zusätzlich über das Kriegsgeschehen informiert. Ich fühlte mich bestens unterhalten.
    Die Liebesgeschichte die hier der Leser dazubekommt, könnte schöner nicht sein, auch das hat mich tief berührt. Alle Figuren sind hervorragend geschildert, eine enorme Weiterentwicklung der beiden Protagonisten ist deutlich erkennbar. Der Leser ist dabei, wie aus Jugendlichen, Männer werden. Eine absolute Stärke des Buches. Mir hat „Durch das große Feuer“ sehr gut gefallen. Der Autorin ist ein starkes Debüt gelungen.
    Ein gewisses Maß an Abgebrühtheit sollte der Leser mitbringen, die Grauen des Krieges und die Beschreibungen der Verletzungen sind sehr deutlich. Trotzdem eine absolute Leseempfehlung. Von mir 5 Sterne.


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3961611602

  • Durch das große Feuer


    Kurzbeschreibung:

    England, 1914: Für die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood ist der Erste Weltkrieg noch sehr weit weg. Nur über die wöchentlichen Meldungen in ihrer Schülerzeitung erfahren sie von den jungen Männern, die im Kampf an der Front ihr Leben lassen, und feiern sie als Helden. Doch Gaunt ist viel mehr beschäftigt mit der unterdrückten Anziehung, die er für seinen charmanten Freund Ellwood empfindet, ohne zu ahnen, dass auch dieser Gefühle für ihn hegt. Als sich die beiden schließlich nacheinander bei der britischen Armee melden, holt die Realität des Krieges sie schnell ein – und verändert das Leben und die Freundschaft der beiden Männer auf unvorhersehbare Weise.


    Über die Autorin:

    ALICE WINN wuchs in Paris auf und wurde in britischen Internaten erzogen. Sie studierte Englische Literatur an der Oxford University und lebt heute in Brooklyn, wo sie Drehbücher für das Kino schreibt. Durch das große Feuer ist ihr Debütroman.


    Mein Eindruck:

    Dieser Debütroman zeigt die Beziehung und Lebensumstände zweier junger Männer, Henry Gaunt und Sidney Ellwood, die zuerst Zeit in einem Elite-Internat in England verbringen, 1914 dann in den ersten Weltkrieg einziehen.

    Alice Winn schafft es, einen Ton dafür zu finden, die Zeit und die Umstände darzustellen. Dazu gehört auch eine snobistische Haltung der Protagonisten in Dialogen und Briefen.

    Die Gefühle zueinander sind eher versteckt, latent eingestanden, dürfen aber nicht öffentlich werden.

    Für kurze Zeit können sie mitten an der Front ihre Liebe ausleben, aber dann trennt der Krieg sie. Gant gerät verletzt in deutsche Kriegsgefangenschaft. Ellwood hält ihn für tot.

    Es gibt dann einige abenteuerliche, sogar spannende Passagen über die Flucht. Es wird aber so viel gestorben und verstümmelt im Buch, das man nie denkt, der Krieg würde verharmlost.


    Mein Fazit: Eine sensibel geschriebene Elegie um Liebe in Zeiten des Krieges.

  • Darum geht's

    England im Jahre 1914: Henry und Sidney lernen sich als Internatsschüler einer renommierten Eliteschule kennen und schätzen. Erst erscheint ihnen der Erste Weltkrieg noch etwas weit weg und unwirklich. Die einzigen Berührungspunkte sind die Meldungen gefallener junger Männer in der wöchentlichen Schülerzeitung. Diese Männer werden von den Ahnungslosen als Helden gefeiert. Doch als Henry und Sidney selber in den Krieg ziehen – ohne dass ihnen bewusst ist, was sie gegenseitig füreinander empfinden – holt sie die Wirklichkeit und die Härte des Krieges schnell ein. Was sie dort erleben, wird beide fürs Leben prägen und verändert auch ihr Verhältnis zueinander.


    So fand ich's
    Es gibt manchmal Bücher, bei denen ich mich schwer tu‘, meine Gedanken dazu in Worte zu packen. In der Regel sind das dann Geschichten, die mich besonders intensiv berührt haben. „Durch das große Feuer“ ist wieder Mal so ein Buch. Es ist ein Buch, über das ich im Grunde nur sagen möchte: „Unbedingt lesen!“. Und dann soll es direkt auf den Leser von sich aus wirken. Ich will es aber dennoch versuchen, meine Gedanken zusammenzufassen…


    Mich konnte die Autorin Alice Winn mit ihrem Erzählstil gleich von Anfang an für sich gewinnen. Man hört zwischen den Zeilen den typischen Tonfall der Englischen Upperclass und gleichzeitig spürt man den jugendlichen Leichtsinn und Enthusiasmus der beiden Protagonisten. Doch beide sind auch sehr empfindsame Seelen sind, was sie jedoch in der ruppigen Schülerwelt nicht zu zeigen wagen. So ist beiden auch lange nicht bewusst, dass ihre Gefühle einander gegenüber nicht nur einseitig sind.


    Als beide kurz nacheinander in den Krieg ziehen, ahnen sie nicht, wie sehr die Geschehnisse sie verändern werden. Aber über all die Grausamkeiten und Schrecken, die die Autorin weder verharmlost noch maskiert hat (im Gegenteil!) hinweg, bleibt die Verbindung der beiden zueinander unerschüttert, wächst auch trotz der Distanz weiter.


    Auch wenn ich mich bei manchen Kriegsszenen wirklich schwergetan habe, weiterzulesen, bin ich der Autorin dankbar für dieses Buch. Ich tue mich schwer zu schreiben, dass ich es „gerne“ gelesen habe – dafür gab es zu viele Grausamkeiten. Ich möchte diese Lektüre jedoch nicht verpasst haben. Denn es ist in meinen Augen ein wichtiges Buch und auch wenn es während dem Ersten Weltkrieg spielt, sind die Themen aktueller denn je.


    Zudem gab es auch tatsächlich sehr schöne Momente. Und die Autorin hat es meiner Meinung nach vortrefflich geschafft, die Liebesgeschichte zwischen zwei Männern einfühlsam und glaubwürdig zu erzählen – eine Liebe, die allen Widrigkeiten der damaligen Zeit trotzte und sich zusammen mit den Charakteren der beiden Protagonisten parallel verändert hat und an allen Geschehnissen gewachsen ist. Ich hoffe sehr, das klingt jetzt nicht kitschig – denn das ist das Buch zu keinem Moment.


    Als Fazit gibt es für mich nur eins – auch wenn ich mich wiederhole: „Unbedingt lesen!“