Der perfekte Schuss – Mathias Enard

  • Hanser, 2023

    192 Seiten


    OT: La Perfection du tir, 2003

    Aus dem Französischen von Sabine Müller


    Kurzbeschreibung:

    Auf Konzentration kommt es an, auf Geduld und Atemkontrolle. An einem guten Tag reicht ihm ein einziger perfekter Schuss. Er ist zwanzig, der beste Scharfschütze der belagerten Stadt. Wenn er von seinem Posten auf dem Dach heruntersteigt, genießt er die Angst, die er verbreitet. Furchtlos ist nur Myrna, das Mädchen, das für seine demente Mutter sorgt – das er beschützen und besitzen will. Dies ist ein Roman über den Krieg aus der Perspektive eines Mörders, der sein Selbstwertgefühl aus der Eleganz seiner Treffer zieht. Kalt spricht der Erzähler von seinem Handwerk, dem Töten, und offenbart eine Wahrnehmung, in der die Verbindung zwischen gelungenem Schuss und ausgelöschtem Leben gekappt ist. Ein erbarmungsloser Text über die sich verselbständigende Realität von Kriegsgewalt.


    Über den Autor:

    Mathias Enard, 1972 geboren, lebt in Barcelona und Niort. Sein literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt. Für den Roman Kompass erhielt er zuletzt den Prix Goncourt 2015, 2017 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. 2019 erschien sein Gedichtband Letzte Mitteilung an die Proust-Gesellschaft von Barcelona, 2021 zuletzt sein Roman Das Jahresbankett der Totengräber.


    Mein Eindruck:

    Der französische Prix Concourt-Preisträger Mathias Enard schreibt in Ein perfekter Schuss präzise und findet einen Ton. Dieser Ton ist von Kälte und Härte durchzogen. Das liegt daran, dass er durch die Perspektive der Hauptfigur erzeugt wird. Dieser Erzähler ist ein junger Mann in einem Krieg. Er ist Scharfschütze und wird für diverse Einsätze eingesetzt. Der Krieg ist für ihn Alltag und er zieht seine Genugtuung und Befriedigung durch das Töten.

    Die ganze Situation reflektiert er überraschend genau. Er schwankt aber auch durch kühles, überlegtes Vorgehen beim Schießen und einen Verfall in rauschhaftes Töten. Die Handlung lässt nicht viel aus. Töten, Folter, Vergewaltigung der Zivilbevölkerung gehört dazu.

    Dann gibt es aber auch private Passagen, in dem der Protagonist zusammen mit einem Mädchen lebt, die sich um seine demente Mutter kümmert. Dann ist er aber auch von dem Mädchen besessen und kann seine Begierden kaum zügeln.


    Wo der Krieg genau ist, wird nicht benannt. Es ist aber kein Krieg wie in der Ukraine, es ist mehr ein Bürgerkrieg wie damals die Jugoslawienkriege.


    Mich hat das Buch gleichermaßen abgestoßen wie auch fasziniert. Jedenfalls konnte ich mich kaum davon lösen, bis das Buch durchgelesen war.


    ASIN/ISBN: 3446276394

  • Wo der Krieg genau ist, wird nicht benannt. Es ist aber kein Krieg wie in der Ukraine, es ist mehr ein Bürgerkrieg wie damals die Jugoslawienkriege.

    ...oder, angesichts dessen dass Énard Franzose ist, der Libanesische Bürgerkrieg (1975-1990).