Mein Freund kam heute zu mir, gab mir ein Buch (dieses hier) und meinte: Kannst du mal Vorleser machen ? Sprich, ich soll das Buch lesen und ihm dann sagen, ob es sich für ihn lohnt, es zu lesen ... Kennt jemand das Buch schon???
Von der Beschreibung her, hört es sich ja gut an ...
Es ist fünf Uhr morgens in Morden, eine Haltestelle der Londoner U-Bahn, Northern Line. Andy, Protagonist in Keith Lowes Erstlingswerks Auf ganzer Linie, hat ein Problem. Vielmehr: Er hat 265 Probleme! Denn obwohl er am nächsten Tag seine Angebetete, Rachel, heiraten soll, hat sich Andy mit Rolf, einem ganz besonderen Exemplar eines Londoner U-Bahn-Freaks, auf eine verrückte und augenscheinlich aussichtslose Wette eingelassen: Er macht sich auf, an einem Tag alle 265 Stationen des Londoner U-Bahnnetzes abzufahren und damit den Weltrekord einzustellen. Sein Einsatz: Monatskarte, Kreditkarte, Pass und das Ticket für den Eurostar, der ihn zu seiner Hochzeit nach Paris bringen soll.
Das ist der Plot zu einem Road Movie der besonderen Art, den Keith Lowe, hauptberuflich Lektor eines britischen Verlagshauses, mit einem sicheren Gespür für Tempowechsel und natürlich nicht ohne eine große Portion schwarzen, britischen Humors vor seinen Lesern ausbreitet.
Andy bleibt nicht lange allein: Sehr bald gesellt sich Brian zu ihm, ein Penner, der in der "Tube" lebt. Aus den anfänglichen Annäherungsschwierigkeiten dieses vordergründig ungleichen Paars entwickelt sich nach und nach eine Freundschaft: anfangs noch auf dem Zweck der Reise begründet, im Verlauf des Abenteuers jedoch zunehmend durch gegenseitiges Vertrauen und Verständnis geprägt.
Skurrile, lustige, melancholische und dramatische Ereignisse begleiten den Weg der beiden durch Londons Untergrund. Ihre Reise wird mehr als einmal durch die berühmt-berüchtigten kleinen und großen Katastrophen, die die überalterte U-Bahntechnik zu bieten hat, unterbrochen oder gar an den Rand des Scheiterns gebracht. Noch dazu sabotiert Rolf, das ist jedenfalls Andys erklärte Überzeugung, den Trip nach Kräften und ist anscheinend immer erstaunlich gut über den Verlauf der Reise unterrichtet. Währenddessen schildert Lowe in Einblendungen immer wieder Tagesablauf, Gedanken und Befürchtungen Rachels, die sich im Verlauf der Geschichte immer häufiger fragt, wie zum Teufel sie sich mit diesem Spring-ins-Feld einlassen konnte.
So ganz nebenbei erfährt der Leser viel Wissenswertes über London, seine Einwohner, die jüngere Geschichte und natürlich eine Menge mehr über die Londoner U-Bahn an sich, vielleicht weniger von Bedeutung, aber dennoch häufig interessant und fast immer amüsant. Und man ist überrascht, dass annähernd alles, was man über London und seine Bewohner bislang aus Rund um Big Ben, Monty Python und anderen Quellen erfahren hat, in Auf ganzer Linie Bestätigung und Abrundung erfährt. Und unwillkürlich fühlt man sich als Teilnehmer des Spiels Scotland Yard.
Die Melange wird von Keith Lowe grandios serviert: Glaubhafte, da nicht überzeichnete Figuren, wechselnde, realistische Schauplätze und wohl kalkulierte Spannungsbögen, die es dem Leser schwierig machen, das Buch aus der Hand zu legen -- man muss einfach mit Rachel und Andy dem Happy-End (?) entgegen fiebern. --Jörg Thatje
Kurzbeschreibung
Ist es möglich, das gesamte Londoner U-Bahn-Netz an einem einzigen Tag abzufahren? Wenn man eine verrückte Wette abgeschlossen hat, von der nicht mehr und nicht weniger abhängt als die eigene Zukunft, hat man nur eine Wahl. Man muss alles auf eine Fahrkarte setzen... Andys bizarre Obsession mit der U-Bahn hat zwar in der Tat nie Eindruck auf Rachel gemacht. Doch als er ihr eines Nachts von einer Wette erzählt, die er mit einem Freund abgeschlossen hat, zweifelt sie endgültig an seinem Verstand: Das gesamte Londoner U-Bahn-System - 265 Stationen - will er an einem einzigen Tag abfahren können. Als Zeitpunkt wurde ausgerechnet der folgende Morgen vereinbart: der Tag vor Andys Hochzeit mit Rachel. Rachel ist außer sich vor Wut. Und auch Andy bereut seinen Leichtsinn bald zutiefst und gäbe was drum, wenn er die Waffen strecken und alles rückgängig machen könnte - ginge es nicht um die Ehre zwischen Männern und, schlimmer noch, um den Wetteinsatz, der sich in verschiedenen Schließfächern an Londoner U-Bahn-Stationen befindet und den es zurückzuerobern gilt: Seinen Pass, seine Kreditkarte, seine Fahrkarten nach Paris, wo die Trauung stattfinden soll, sowie die Tickets für die Hochzeitsreise. Und davon weiß Rachel nicht mal was.
"Ein witziges und spannendes Buch über große Jungs, die nicht aufhören können, mit Zügen zu spielen, eine Art Nick Hornby für U-Bahn-Fans. Statt in achtzig Tagen um die Welt in neunzehn Stunden durch die Unterwelt einer Großstadt." Frank Goosen, Autor von "Liegen Lernen"