Ein Garten über der Elbe - Marion Lagoda

  • 384 Seiten


    Kurzbeschreibung

    Hamburg, 1913: Als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Hedda, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen – bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Hedda, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis.

    Kenntnisreich, lebendig und mit faszinierenden Pflanzenbeschreibungen erzählt Marion Lagoda das Leben der Frau nach, deren wahrer Name Else Hoffa lautete und die als Obergärtnerin der Familie Warburg den berühmten Römischen Garten in Hamburg-Blankenese anlegte.


    Über die Autorin

    Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen und studierte Kunstgeschichte, bevor sie ein Volontariat bei der Rheinischen Post begann. Sie arbeitete als Journalistin u.a. für die Frankfurter Rundschau und spezialisierte sich später auf die Themen Natur und Garten. Sie ist Autorin zahlreicher Gartenbücher und schreibt Gartenreportagen für verschiedene Magazine. Marion Lagoda hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.


    Meine Meinung

    1913, Hamburg-Blankenese. Hedda beginnt ihre Arbeit als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg. Sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit, doch Clarenburg ist Können wichtiger als das Geschlecht.

    Hedda lebt in einem eigenen kleinen Haus auf dem Anwesen und geht in der Gartenplanung und -pflege auf. Sie bekommt weitgehend freie Hand bei der Gestaltung des Gärten des Anwesens und Clarenburg zahlt ihr sogar eine Ärgerprämie, damit sie Ärger von ihm fern hält und einfach einen wunderschönen Garten für ihn und seine Familie schafft.

    Das Buch erzählt die Lebensgeschichte von Deutschlands erster Obergärtnerin sehr fesselnd und interessant. Ich mag Gärten und Pflanzen, kenne mich aber nicht sonderlich gut aus und betrachte gärtnern auch nicht als Hobby, dennoch habe ich die detaillierten Beschreibungen von Clarenburgs Garten, den verschiedenen Pflanzen und ihrer Pflege sehr gerne gelesen und hatte direkt Lust, mich meinen kleinen Stückchen Grün doch mal intensiver zu widmen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Hobbygärtner da noch viel mehr Freude an dem Buch haben.

    Hedda lebt auf dem Anwesen der Clarenburgs in einer gewissen Idylle, ein wenig fernab vom Weltgeschehen. Doch spätestens mit Beginn des ersten Weltkriegs, bekommt auch diese Idylle Risse bevor sie mit dem 2. Weltkrieg ein jähes Ende nimmt.


    Mir hat das Buch schöne Lesestunden bereitet und ausgesprochen gut gefallen.


    Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch den Eat Read Sleep Podcast, in Folge 77 findet ihr ab Minute 23:18 die Buchvorstellung.


    ASIN/ISBN: 357010401X

  • Auch bei mir war es so, dass der Podcast "Eat Read Sleep" mein Interesse an diesem Buch geweckt hat.


    Das Buch ist in einem ruhigen Erzählton geschrieben. Wir erfahren viel über das Leben als Gärtnerin, über Gartengestaltung, über Gartenarbeit, aber auch über die Umstände, in denen Hedda lebt. Dass sie den Beruf als Gärtnerin ergriffen hat, wäre kein Wunder gewesen, wäre sie ein Mann gewesen, denn ihr Vater hatte eine Gärtnerei. Doch zu der Zeit, als sie aufwuchs, waren Frauen für den Haushalt und die Familie zuständig. Und so vererbte der Vater die Gärtnerei an Heddas Cousin und sie selbst musste sich alles selbst erarbeiten, was sie schließlich im Garten der Clarenburgs umsetzte.


    Heddas Garten ist ein abgeschiedener Ort, der eine Insel zu sein scheint, abseits der Stürme außerhalb der Hecken und Mauern. Auch wenn regelmäßig Theatervorstellungen im kleinen Amphittheater, dass auch heute noch existiert, stattfinden, ist die Welt außerhalb des Gartens weit weg für Hedda. Erst mit Beginn der Nazis fallen Schatten auf das stille Glück, was sie sich mit ihren beiden Katern und gelegentlichen Besuchen eines LIebhabers aufgebaut haben und sie kann die Realität nicht mehr ausblenden.


    "Ein Garten über der Elbe" ist wirklich schön erzählt, interessant für Gartenliebhaber, aber auch für Leser, die die Zeit zwischen 1913 bis in die Nazizeit interessiert.


    Von mir 8 Punkte.