Erica Ferencik - Ein Lied vom Ende der Welt
Kurzbeschreibung von Amazon:
Ein Anruf wirft die Linguistin Valerie völlig aus der Bahn. Wyatt, ein Forschungskollege ihres toten Bruders, hat in der Arktis ein Mädchen gefunden, das eine unbekannte Sprache spricht. Obwohl Valerie den Ort fürchtet, an dem ihr Bruder starb, reist sie ins ewige Eis. Dort droht die Situation sie zu überwältigen: Die Natur ist wild, Wyatt brillant, aber unberechenbar. Einzig zu dem Mädchen Naaja spürt Valerie eine tiefe Verbindung, und es gelingt ihr, dessen Vertrauen zu gewinnen. Aber Naaja wird jeden Tag schwächer, und Wyatt verhält sich immer rätselhafter. Valerie weiß, dass sie auf ihre Intuition vertrauen und Naaja retten muss – selbst wenn sie damit ihr Leben aufs Spiel setzen muss ...
Mein Eindruck:
Das wunderschöne Cover hat mich auf mehr Atmosphäre hoffen lassen, die ich leider weniger durch die arktische Gegend gespürt habe, sondern viel mehr durch die linguistische Komponente. Die sprachlichen Näherungen gefielen mir ausgesprochen gut, ich fand es sehr spannend, da insbesondere ins Grönländische einzutauchen. Wissenschaftlich darf man sich nicht zu viel von dem Buch erwarten, es geht um Kryo-Wissenschaft im weitesten Sinne und meteorologische Phänomene, so richtig rund kam das für mich aber beides nicht rüber.
Die wissenschaftliche Seite der Sprache, die auch japanisch nicht außen vor lässt, hat mir extrem gut gefallen und zieht sich als Begleitmotiv auch durch die Geschichte, steuert dahingehend auch den Leser immer mit.
Die Figuren sind im Wesentlichen Wissenschaftler:
- Valerie als Sprachwissenschaftlerin, die mit Naaja kommunizieren und ihre Sprache entschlüsseln soll
- Wyatt als "geparkter" Professor, der Valeries Zwillingsbruder betreute (s. Kurzbeschreibung zu dessen Schicksal) und der dauerhaft unsympathisch und ungeeignet für die Arktis wirkte
- Jeanne als "Mädchen für alles", mit der man auch nicht warm wird, auch das Bedauern um ihr Schicksal stellte sich bei mir nicht wirklich ein
- Nora und Raj, die Forschungen betreiben und sympathisch auf mich wirkten, eine Wärme an den kalten Ort brachten wie sonst niemand
- Naaja ist jedoch am faszinierendsten, ich kann eigentlich nichts verraten ohne zu spoilern
Um es mit einem Zitat aus dem Buch zu sagen, das für alle außer Naaja gilt: "Dieser Ort ist bloß die natürliche Wahl für Leute, die vom Rand der Welt springen wollen."
Leider sind viele nicht besonders realistische Szenen dabei, ich hatte ehrlicherweise fast überlegt, das Buch bei SciFI einzustufen und dort zu rezensieren, aber dann sprach für mich der Fokus der Sprachphilosophie doch dagegen. Keine Ahnung, ob Sprachwissenschaftler so arbeiten, manchmal wirkte es beinahe hilflos, emotional war es an vielen Stellen eigentlich immer "zu viel", weil Valerie auch ihre Liebe Mühe mit der Arktis hat, weil dort ihr Bruder starb und sie ohne Medikamente mit der Heftigkeit der Umgebung gar nicht klar kommt. Sie ist ein Einsiedlerkrebs, der bis zur Arktis nicht einmal den Bundesstaat verlassen hat, aus dem sie kommt und am liebsten zuhause ist, Dinge, die sie dann später leistet, sind für mich nur durch Anlesen leider nicht erklärlich.
Tauchszene
Zum Ende hin wurde das Buch für mich immer unstimmiger, was die Auflösung und Folgen anbelangte. Elemente aus SciFi und Thriller sollten mit eingemischt werden, für meinen Geschmack hat das nicht funktioniert, es war nicht stimmig, unrund, unsauber, sprunghaft. Es mag auch daran liegen, dass sehr viele grundlegende Genres angerissen werden, genau wie Themen und Charaktere, mir hat es leider nicht wirklich gefallen.
In einem Wort würde ich das Buch als "seltsam" bezeichnen.
6 Punkte.
ASIN/ISBN: 3442316782 |