Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit - Petra Bunte

  • Petra Bunte - Die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit


    Kurzbeschreibung von Amazon:

    Tom hätte niemals gedacht, dass er einmal in eine solche Situation geraten würde. Drei Jahre zuvor hat er doch alles, was er zum Glücklichsein braucht: eine Familie, Freunde, ein Haus, einen festen Job und glänzende Zukunftsaussichten, bis er durch ein tragisches Ereignis völlig aus der Bahn geworfen wird. Jetzt hat er nichts mehr. Rieke ist glücklich. In der Liebe und bei der Arbeit läuft gerade alles rund, und auch die langersehnte neue Wohnung scheint zum Greifen nah. Unvorstellbar, dass etwas oder jemand ihre Zukunftspläne durchkreuzen könnte, schon gar nicht ein Mensch wie Tom. In der Regel würde sie einen weiten Bogen um ihn machen, doch eines Morgens fällt sie ihm direkt vor die Füße und ist ausgerechnet auf seine Hilfe angewiesen. Eine schicksalhafte Begegnung, die das Leben der beiden gehörig durcheinanderbringt und alles infrage stellt, woran sie bisher glaubten.


    Mein Eindruck:

    Was für eine Geschichte. Eine langsame, gefühlvolle Beziehungsgeschichte von zwei Menschen, die auf den ersten Blick Welten zwischen sich haben und diese Welten nach und nach, jeder für sich, teilweise gemeinsam erkunden und sich immer wichtiger werden...


    Die Geschichte ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Tom und Rieke geschrieben und man bekommt so einen sehr guten Einblick in das Gefühlsleben und das Leben ansich, das beide führen. Einerseits ist da Rieke, die einen Job und einen Freund hat, über den Umzug in eine neue Wohnung nachdenkt und Tom "vor die Füße fällt" - im wahrsten Sinne des Wortes. Tom ist wohnungslos und kämpft mit seiner Vergangenheit, die ihn auf das Leben auf der Straße bzw. in Notunterkünften brachte.


    Das Buch rüttelt emotional stark auf, ich bin jemand, der eh mehr nach unten schaut als nach oben, wenn er durch eine Stadt läuft, aber das schärft den Blick und das Buch hält einem schonungslos alle möglichen Vorurteile vor die Nase. Es macht einem auch klar, dass nicht jeder Wohnungslose/Obdachlose gleich aussieht, im Buch haben wir einerseits Tom, der eher unsichtbar ist, den man schnell übersieht, aber auch den Obdachlosen mit Hund und Pfandflaschen, aber auch die Oma, die ihren Mann verlor und sich immer an Pröbchen im Drogeriemarkt schminkt und parfümiert und ein Bild aufrecht erhält, aber trotzdem abends an der Suppenküche ansteht. Das Buch treibt einem regelrecht Tränen in die Augen und ist trotzdem im Schreibstil von Petra Bunte so zauberhaft und zaghaft, so aufmerksam und höflich, aber auch schonungslos, dass ich das Buch sehr lange nicht vergessen werde.


    Rieke und Tom habe ich beide sehr ins Herz geschlossen, die Auflösung, warum Tom aus einem vermeintlich geregelten Leben mit Frau, Wohnung und Job "abgestürzt" ist, stärkt das Bewusstsein für derlei Erkrankungen und zeigt ganz deutlich, dass es wirklich jeden in extremsten Ereignissen und Momenten treffen kann, dass man sein Hab und Gut verliert - Tom versucht sich dabei sein Menschsein zu bewahren, sein Herz ist riesig, aber er hat gelernt es unter einer dicken Schale zu verstecken. Rieke hingegen ist solch ein warmer, herzlicher Mensch, ich wäre gerne mit ihr befreundet.


    Wie man merkt, bin ich tief bewegt von dem Buch.


    Neben den erzählerischen Teilen werden auch Briefe und WhatsApps von der Autorin vereinzelt eingestreut und gerade die Briefe drücken einem nochmal mehr das Herz zusammen.


    10 Punkte. Eine klare Leseempfehlung. Großartiges Buch, das erste, was ich von Petra Bunte las, aber ihre anderen Bücher sind nun alle auch auf meiner WuLi.


    ASIN/ISBN: 3827193508