Nonni von Jón Svensson (ca. 12 J.)

  • In einem kleinen Segelschiff beginnt für Nonni eine aufregende Reise über das Nordmeer von Island nach Dänemark. Viele spannende Abenteuer, Naturgewalten und treibende Eisberge erwarten den jungen Isländer. Gemeinsam mit den Matrosen muß er große Gefahen überstehen, bis er nach Wochen die dänische Hauptstadt erreicht. Nonni kann auf ein einzigartiges Erlebnis zurückblicken.

  • Ich glaube es geht eigentlich noch früher los.
    Jon Svennson erzählt in seinen Büchern ja seine Lebensgeschichte, und die beginnt schon in Island. Leider sind die Bücher mehrb oder weniger vergriffen - so dass ich auf den Film aus den 80ern zurückgegriffen habe.


    Jon (Nonni) is übrigens in Deutschland begraben, war Mönch und hat seine Lebensgeschichte als 60jähriger in Deutsch geschrieben - was ich als letztes gehört habe dass die Isländer immer noch darum kämpfen eine eigene Übersetzung zu bekommen, absurd, oder?

  • Nonni. Erlebnisse eines jungen Isländers von ihm selbst erzählt - Jón Svensson


    OT: Nonni erstmals erschienen ca.1906


    Zu den Klassikern der autobiographisch gefärbten Abenteuerliteratur für Jungen gehören die sog. Nonni-Bücher des Isländers Jón Sveinsson. In insgesamt zwölf Bänden schildert er unter dem für Nicht-Isländer vereinfachten Namen Svensson Ereignisse aus seiner Jugend. Sveinssons Leben war alles andere als gewöhnlich. 1857 geboren, wuchs er im Norden Islands unweit von Akureyri auf. Mit zwölf Jahren verließ er Island, um im Ausland eine höhere Schule zu besuchen und zu studieren. Er lebte in Frankreich, England und Deutschland, trat dem Jesuitenorden bei und war ab 1890 Priester. 1944 starb er in Köln, trotz des Erfolgs vor allem seiner Nonni-Bücher als nahezu Unbekannter.


    Seine Jungenbücher, deutsch geschrieben, erschienen ab 1906, setzten sich zunächst eher gemächlich durch, wurden dann aber zu Longsellern. Entsprechend der ideologischen Ausrichtung des Autors, wurde Herder sein Stammverlag.
    Stilistisch recht einfach, aber mit Gefühl und einem wachen Sinn für die Dramatik von Alltagssituationen erzählt Svensson in ‚Nonni’ den Beginn seiner Reise in die Welt.
    Die Geschichte spielt 1870. Akureyri war als Hafenstadt alles andere als weltfern, dänische und französische Schiffe brachten Nachrichten genug aus anderen Ländern Europas. Während der oft langen Liegezeiten der Schiffe wurden Bekanntschaften zwischen den Mitgliedern der Mannschaften und den Einheimischen geschlossen. Als daher das Angebot eines französischen Kaufmanns kam, zwei isländischen Jungen eine Ausbildung in Frankreich zu finanzieren, war die Überraschung weniger groß, als man annehmen könnte. Da die Familie einer der in Frage kommenden Jungen ablehnte, fiel die Wahl schließlich auf Nonni.


    Sein Abenteuer beginnt mit dem Warten darauf, wann das dänische Schiff, das ihn zu seiner ersten Etappe, Kopenhagen, bringen soll, ablegen kann. Endlich an Bord, verläuft die Fahrt alles andere als glatt. Wir befinden uns in der Zeit der Segelschiffe, die Abhängigkeit von der jeweiligen Wetterlage war umfassend.
    Seekrankheit bleibt unserem Helden erspart, nicht aber ungünstige Wetter und Stürme, die das Schiff sogar zwischen Eisberge treiben. Fünf volle Wochen dauert es, bis er in Kopenhagen ankommt. Und dort muß er zunächst bleiben, denn zwischen Deutschland und Frankreich herrscht Krieg.


    Svensson erzählt, wie bereits erwähnt, einfach und geradlinig. Nonni ist ein sympathischer Junge. Er hat hin und wieder Unsinn im Kopf, grundsätzlich ist er aber gut erzogen und vor allem fromm, was angesichts der Gesinnung des Autors nicht verwundern darf. Gebete, Anrufe Gottes und das stete Bestreben, ein braver Mensch zu sein, sind wichtig für unseren Helden und werden den LeserInnen in vollem Umfang mitgeteilt. In Lebensfragen wahrt man auch als Zwölfjähriger den nötigen Ernst, gegenüber Älteren ist man stets höflich und respektvoll, nicht zuletzt deswegen, weil Ältere immer recht haben. Das liest sich nicht selten unangenehm bieder.


    Spannung ergibt sich aus den immer wieder lebensbedrohenden Situationen auf einem winzigen Segelschiff. Wie hart das Leben an Bord war, wird durchaus deutlich, auch wenn der Abenteuergeist gründlich gekitzelt wird.
    Humor blitzt auf, wenn Nonni und die große Welt aufeinanderprallen. Die kulturellen Unterschiede etwa zwischen Dänemark und Island sind beträchtlich. Wer die Geschichte gelesen hat, wird Nonnis Reaktion auf seinen ersten Apfel - er hat in seinen zwölf Jahren nie frisches Obst von Bäumen gegessen - nie wieder vergessen.


    Am besten liest man das Buch als ‚echten’ historischen Roman. Weder die Sprache noch die Erzählweise sind auch nur im entferntesten unserer Zeit angepaßt. Die Herren sind fein, die Wogen gewaltig, die Stille ist traulich, der Sommertag reizend. Tote liegen auf der ‚Walstatt’. Man kann in kürzester Zeit das eigene Vokabular mit Wörtern auffrischen, von denen man gar nicht mehr wußte, daß man sie einmal gekannt hat. Für jugendliche Leserinnen und Leser werden sich Welten auftun, wenn sie diese sehr altmodische Sprache entdecken.
    Insgesamt ist der Eindruck der einer altmodischen Geschichte. So war das früher, muß man immer sagen, wirklich ganz, ganz früher. Von daher hat Nonni lesen im Jahr 2011 einiges von einem Besuch im Museum.
    Aber Kinder können ihre Zeit schlechter zubringen. Weit schlechter.


    Gelesen habe ich den ersten Band der sog. Volksausgabe aus dem Herder Verlag von 1960, mit einem reizenden Vorwort über Nonni, der mit zwölf Jahren sein Herz in die Hand nahm und beherzt, tapfer und wissensdurstig in die große Welt reiste, wo er viele prächtige Abenteuer erlebte.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Für jugendliche Leserinnen und Leser werden sich Welten auftun, wenn sie diese sehr altmodische Sprache entdecken.


    Das hört sich an, als ob das was für meine Wortesammlerin wäre ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)