Antonia Baum - Siegfried

  • Klappentext

    Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.


    Über die Autorin

    Antonia Baum, geboren 1984, ist Schriftstellerin und Autorin für DIE ZEIT. Ihre Bücher – zuletzt der Roman Tony Soprano stirbt nicht, das Memoir Stillleben und eine persönliche Bestandsaufnamen des Werkes von Eminem – haben große Medienresonanz erhalten.


    Mein persönliches Fazit

    Von Anfang an merkt man direkt, unter welchem Druck die Erzählerin steht. Das Erzähltempo vermittelt mir durch die Seiten schon ein ziemlich hohes Stresslevel – ich bin am anderen Ende des Buches gleich mit aus der Puste und möchte eigentlich am liebsten schon nach den ersten Seiten laut „Pause!“ rufen.

    Im Verlauf der Geschichte geht es vermehrt um die Kindheit der Erzählerin. Sie schildert ihre Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle. Es wird deutlich, wie sehr ihre Kindheit die Frau in der Gegenwart geprägt hat. Es ist eine tiefe innere Zerrissenheit spürbar, die sich auch in ihrer Beziehung zu ihrem Lebensgefährten widerspiegelt.


    Die Beziehung zu ihrem Stiefvater wird nie so ganz wirklich beleuchtet. It's all about Siegfried – er ist eigentlich immer präsent. Er ist der Maßstab, an dem sich alle anderen Menschen zwangsweise messen lassen müssen.

    Die Grundidee gefällt gut und vom Klappentext her hatte ich gewisse Erwartungen an das Buch. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Mir persönlich liegt der Fokus zu sehr auf der Kindheit, mir fehlte oft die Anknüpfung an die Gegenwart. Die Beziehung zu anderen Menschen bleibt weit hinter der zu Siegfried zurück. Wobei es leider keine Aufklärung darüber gibt, warum dieser Mann der Erzählerin so nahesteht. Ich hätte mir gewünscht mehr aus dem Hier und Jetzt zu erfahren. Welches Fazit zieht die Erzählerin aus ihrer Einlieferung? Was passiert hinterher bzw. was erhofft sie sich hinterher?


    Ich habe mich recht schwer getan damit und mir hat es nicht so gut gefallen.


    ASIN/ISBN: 3546100271

  • An dem Roman beeindruckte mich die Intensität des Erzählten und die Form..

    Ich bin davon überzeugt, dass prägende Erfahrungen der Kindheit die Persönlichkeit des Erwachsenen mitbestimmen.

    Die Erzählerin des Romans hatte in der Kindheit eine Entfremdung und Trennung von der Mutter erlebt. Sie blieb beim Stiefvater Siegfried, der sehr bestimmend auftritt und vermutlich gewalttätig gegen ihrer Mutter war. Hinzu kommt Hilde, Mutter Siegfrieds. Keine Großmutter wie man sie sich wünscht.

    Dass die Protagonistin als junge Mutter selbst in eine Krise gerät, ist kaum verwunderlich. Das ihr Weg in die Psychiatrie führt, halte ich aber doch für übertrieben. Immerhin bekommt man eine Eindruck vom Innenleben einer getriebenen Frau.

    Fertig mit dem Buch bin noch lange nicht!