Der Inselmann – Dirk Gieselmann


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    Kiepenheuer&Witsch, 2023
    175 Seiten
     
    Kurzbeschreibung:
    Eine vergessene Insel, ihr stiller König und die Sehnsucht nach einem Leben abseits der Welt. »Der Inselmann« ist das ebenso berührende wie sprachmächtige Porträt eines Außenseiters und eine Hymne auf den Eigensinn.
     
    Über den Autor:
    Dirk Gerrit Gieselmann ist ein deutscher Journalist, Kolumnist und Autor, der mit mehreren journalistischen Preisen ausgezeichnet wurde.
     
    Mein Eindruck:
    Der Inselmann von Dirk Gieselmann ist ein wuchtiges, beeindruckendes Stück Literatur, dass mich beim Lesen fasziniert, aber auch stark mitgenommen hat.
    Schon der Anfang beschwört extrem starke Bilder hinauf, als der 10jährige Hans mit seinen Eltern auf eine entlegene Insel, vermutlich in Norddeutschland. Hier ist kaum jemand, nur Natur und Schafe. Für Hans wir die Insel zur Freiheit. Er entkommt den Zwängen der Stadt und fühlt sich als König der Insel.
    Leider ändert sich das, als Hans in die Schule soll und schließlich sogar in eine Art Erziehungsanstalt muss. Für Jahre ist er hier eingesperrt, geschlagen und ausgebeutet.
    Das hat mich nahezu erschüttert. Ein 11jähriges Kind, das von der Gesellschaft und Eltern in Stich gelassen wird. Ihm wird seine Kindheit gestohlen. Hans ist stark und übersteht das Ganze, wenn auch gezeichnet.
    Ihn interessiert aber nur die Rückkehr auf seine Insel, sein Sehnsuchtsort. Dort wird er schließlich zum Inselmann.
    Sprachlich ist das außergewöhnlich. Für mich wird die Geschichte dadurch zur Literatur.
     

    ASIN/ISBN: 346200025X

  • Eine entlegene Gegend in Deutschland Anfang der 1960er-Jahre: Hans Roleder zieht mit seinen Eltern auf eine ansonsten unbewohnte Insel. Dort findet der Junge mehr als nur ein neues Zuhause…


    „Der Inselmann“ ist der Debütroman von Dirk Gieselmann.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus fünf Kapiteln, die in ihrer Länge sehr variieren. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive. Die Geschichte umspannt mehrere Jahre.


    Bildstark, atmosphärisch und sprachgewaltig, so lässt sich der Schreibstil zusammenfassen. Die Naturbeschreibungen sind eindrücklich, aber nicht weitschweifig, die Dialoge knackig und auf den Punkt. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman so beeindruckt, dass ich gerne darüber hinwegsehe, dass auch einige weniger gebräuchliche Worte im Text auftauchen.


    Hans steht im Vordergrund des Romans. Ein authentisch dargestellter Außenseiter, dessen Seelenleben sehr gut nachzuvollziehen ist.


    Zum Inhalt möchte ich mich nur ansatzweise äußern, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Allerdings lässt sich sagen, dass es vorwiegend um Hans‘ Geschichte geht, die von Einsamkeit und Traurigkeit geprägt ist. Keine unbeschwerte Lektüre.


    Schon ab den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Sie entfaltet einen Lesesog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.


    Zwar trifft das Cover nicht ganz meinen persönlichen Geschmack. Es passt inhaltlich jedoch ebenso hervorragend wie der prägnante Titel.


    Mein Fazit:

    Mit seinem Romandebüt hat mich Dirk Gieselmann überzeugt. „Der Inselmann“ ist eine beklemmende, aber empfehlenswerte Lektüre.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Ich kann mich euren Meinungen vollumfänglich anschließen. Mich hat die eindrückliche, treffsichere, wortgewaltige, bildhafte Ausdrucksweise regelrecht überrollt. Große Literatur.

    Vom ersten Satz an war ich fasziniert, wenngleich ich die todtraurige Geschichte nicht vollkommen nachvollziehen kann. Ein elfjähriges Kind sieben Jahre im Straflager ohne Grund und ohne Schulunterricht? Das erinnerte mich ein wenig an "die Elenden", spielt allerdings in der Neuzeit. Aber das schmälerte meinen Lesegenuss kein bisschen.

    Das Büchlein ist schnell verschlungen, leider, die Schrift ist groß, die Absätze ebenso, so dass selbst ich Schneckenleserin an einem Nachmittag durch war. Schade. Ich hätte gerne weitergelesen, wochenlang.

    5 von 5, 10 von 10, 100 von 100 Punkten.