Wer Kunde bei Amazon prime ist, der kann sich „7vs wild“ anschauen. Staffel 3. Die eigentümliche Faszination der ersten Staffel ist längst passé. Mehrere Personen hatten sich vor zwei Jahren mit äußerst begrenzten Mitteln in der Wildnis Norwegens durchschlagen müssen. Hochinteressant, denn nicht nur Großstädter der Generation Youtube sind solches nicht gewohnt, und es flossen dann auch reichlich Tränen …
Staffel 2 spielte auf einer Müllhalde, die vorher als "Tropeninsel" angepriesen worden war. Vollkoffer, die glaubten, dass es mit der Thematisierung von Umweltverschmutzung doch arg übertrieben sei, wurden spätestens hier kuriert. Auf dieser Insel gab es erheblich mehr Plastikmüll als Pflanzen und Tiere.
Nun läuft die dritte Staffel, durchkommerzialisiert bis zum Geht-nicht-mehr. Amazon hat das Format gekauft, und einen vollen Monat, bevor es auf youtube kommt, läuft es auf amazon. Das Format spielt in einer der schönsten Gegenden dieses Planeten, auf Vancouver Island. Das war es auch schon an Positivem, denn diesmal geht es nicht um Einzelkämpfer, sondern um Zweierteams. Zwei Freunde bzw. Freundinnen stellen sich nun der Situation. (das Format wurde übrigens auch noch durch die Verfehlung des bekannten Tierfilmers Andreas Kieling (64) gepusht, er hatte „Affe auf Bike“, eine hübsche Globetrotterin, möglicherweise (!) unsittlich berührt und flog darum schon im Vorfeld raus. Ging massiv durch die Presse)
Jegliche Spannung wird so schon durch die Ausgangssituation gemordet. Die dramatischen Qualitäten des Formats gegen diesmal also hart gegen 0. Man wäre gut beraten gewesen, die Zweierteams auszulosen, dann wäre ein Schuh draus geworden, so aber werde selbst ich, der ich die Landschaft dort liebe und monatelang allein in der kanadischen Wildnis unterwegs war, mir das nicht mehr reinziehen. Gleichwohl: Erfolg garantiert. Die Zweierteams rekrutieren sich vor allem aus Influenzern mit gewaltiger Reichweite, so dass es in der entscheidenden Zielgruppe der 4-14-Jährigen zu Einschalt-Rekorden kommen wird.
Nachtrag: Wenn da laufend von gefährlichen wilden Tieren gefaselt wird: Es gibt auf Vancouver Island nur die süßen Schwarzbären, allerdings auch nicht grundsätzlich ungefährlich. Es gab in Nordamerika in den letzten 100 Jahren aber nur 950 tödliche Bärenattacken, jedoch kann man nie sicher sein. Zuweilen rasten Bären scheinbar grundlos aus. So geschehen vor einem Jahr einem kanadischen Künstler, der vor den Augen seiner Freundin von einem Grizzly aus dem Zelt gezogen, in den Wald geschleppt und zerfleischt worden ist. Aber Grizzlies gibt es nicht auf Vancouver Island, vielleicht auch ein Grund für das Setting. Kann also kaum was schiefgehen in diesem hammerharten Format.