Offenbar hat man das Projekt einfach aufgegeben. Möglicherweise den schlimmen Zuständen geschuldet.
Nur hat keiner daran gedacht, die Menschen da rauszuholen.
Ich interpretiere es für mich so, dass das Projekt kein Experiment ist, sondern eine (sehr verzweifelte) Möglichkeit, als Menschheit zu überleben. Nämlich: schotten wir eine Gruppe von Menschen so lange von den äußeren Zuständen ab (Hitze, Dürre, Aufstände ...), bis sich die Erde (hoffentilch!) wieder erholt hat und die Menschheit darauf weiterleben kann. Also kein "versehentliches" Vergessen, sondern ein absichtliches. Dass ein kleiner Virus dem Ganzen so schnell ein Ende bereitet, hat wohl keiner geahnt.
Das hätte doch die erste Besatzung die an Bord ging merken müssen, oder? Waren die alle narkotisiert? Und wenn der eine Junge sich schon durch die Hälfe der Wand gebuddelt hatte, ob man das nicht hätte merken müssen? Wenn zwei Kinder drauf kommen, dann müssen die Erwachsenen es ja gewusst haben. Ich denke, ab einem gewissen Alter wussten die das schon. Zumindest einige.
Nein, ich denke nicht, dass die Erwachsenen das wussten (der andere Junge durchaus - doch ihn hat man als verrückt abgestempelt). Zum einen gehen Kinder ganz anders mit ihrer Welt um und hinterfragen viel mehr. Wir Erwachsene geben uns (pauschal gesagt), doch oft mit Allgemeinwissen zufrieden. "Wir sitzen in einem Raumschiff und fliegen durch das All." Das hinterfrägst du doch nicht - außer du hast die Neugierde und angeborene Skepsis eines Kindes, in dessen Welt noch viel mehr Dinge möglich sind als in der geordneten der Erwachsenen. Abgesehen davon, wurde in den ersten Abschnitten immer wieder die Besonderheit von Konstance als sehr phantasiereiches Kind angesprochen und die besondere Auswahl der Crew. Ich gehe von der bewussten von Menschen aus, die sehr kompetent in ihrem Gebiet sind, aber über wenig Phantasie und "eigenständiges" Denken verfügen.
Weiterer Grund: ein Kind hat viel mehr Zeit, Dinge zu entdecken. Konstance verbringt schon vor der Epidemie viel Zeit im Atlas und danach noch viel mehr. Und trotzdem braucht sie sehr lange, um hinter seine Geheimnisse zu kommen. Diese Zeit hat kein Erwachsener, der in ein Arbeits- und Familienleben eingespannt ist. Noch dazu, da sich die meisten (das wird ja auch thematisiert) Kinder und Erwachsenen lieber mit vorgefertigter Unterhaltung und Schlaf-Drops ablenken lassen - da bleibt kein Raum für Entdeckungen und Phantasie.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr begeistert es mich, an was Doerr alles gedacht hat, damit das Buch stimmig ist.