Zur Zeit lese ich "Ostende" von Volker Weidermann. Es spielt im Jahr 1936, das einst noble belgische Königsbad hat schon bessere Tage gesehen, gibt sich aber noch immer luxuriös und mondän. Hier lässt der Autor einige der Schriftsteller zusammentreffen, die auf dem Weg sind, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie alle sind auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, die meisten ihrer Bücher sind längst verboten. In dem Jahr, in dem Hitler in einer bizarren Selbstdarstellung bei den Olympischen Spielen in Berlin der Welt die scheinbare Offenheit und Freizügigkeit in Deutschland vorspiegeln will, geben sich die Ausgesonderten, die Unerwünschten in Ostende einer letzten Illusion hin. In fast verzweifeltem Hedonismus, in einer Kulisse des Luxus, feiern Sie den letzten Tanz auf dem Vulkan, geradewegs in den Untergang.
Ich bin zur Zeit auf Seite 59, wo sich Irmgard Keun, Stefan Zweig, Joseph Roth und die anderen auf die Reise machen und die Brücken abreissen hinter sich. Vor allem die unprätentiöse, direkte Sprache und die kluge Introduktion in die Situation der Protagonisten gefällt mir bislang gut.
ASIN/ISBN: 3442748917 |