Regina Stürickow - Kriminalfälle im Dritten Reich Berlin - Sept.05

  • Kriminalfälle im Dritten Reich - Berlin
    (erschienen Sept. 05 - Militzke Verlag - 207 S - ISBN 3861897415 / 16,90 €)


    Im November 1934 begann eine spektakuläre Raubserie im Berliner Westen, die bis Ende 1937 anhielt. 157 Überfälle wurden verübt und zwei Menschen ermordet. Betroffen waren Liebespärchen, die sich zu einem Stelldichein in Autos auf dunkle Waldwege zurückgezogen hatten. Die Polizei tappte lange im Dunklen. Ähnliches Kopfzerbrechen bereitete den Beamten das Verschwinden eines kleinen Mädchens, der Raubmord an der Kneipenwirtin Anna Kunze und zwei Pakete mit Leichenteilen, die plötzlich in Schöneberg auftauchten.


    Die Historikerin Regina Stürickow schildert anhand zahlreicher Fälle, wie das Dritte Reich, das den Mythos der Volksgemeinschaft pflegte, mit der Alltagskriminalität umging. Sie stützt sich dabei auf gründliche Recherchen in Archiven und Ermittlungsakten, die sie zu einem überzeugenden Gesamtbild zusammenfügt.


    Auch Verbrechen, in denen politische Interessen des Regimes direkt berührt wurden, finden Berücksichtigung, u.a. der Raubmord an einer jüdischen Zwangsarbeiterin.


    Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch startet mit einem persönlichen Vorwort der Autorin um die Leser in die Zeit des Nationalsozialismus zurückzuführen. Kriminalfälle zwischen 1934 und 1943, sowie deren Ermittlungen und Hintergründe zeigen dem Leser die wachsenden Schwierigkeiten, bedingt auch durch den Krieg und schwere Bombenangriffe auf Berlin. In manchen Fällen grenzt es fast an ein Wunder, dass eine Ermittlungsarbeit und Täterüberführung noch möglich war. Wobei die Täter und Täterinnen in allen Altersstufen zu finden sind und nicht wenige Urteile mit einem Todesurteil enden. Teilweise wurden zu den einzelnen Fällen Originalbilder eingesetzt, um dem Leser einen Blick auf den Tatort zu ermöglichen. Faszinierend von der ersten bis zur letzten Seite. Spannender als ein Krimi. Fazit: Kriminelle Wirklichkeit im 2. Weltkrieg. Sehr empfehlenswert!

  • Mörderische Metropole Berlin
    Kriminalfälle 1914 bis 1933
    von Regina Stürickow


    Chicagoer Verhältnisse in Berlin-Der etwas andere Guide durch die Hauptstadt
    Berlin während des Ersten Weltkriegs und zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. Die schlechte Versorgungslage bestimmt den Alltag. Verbrechen sind an der Tagesordnung. Die Opfer sind in erster Linie Frauen, die jetzt die Positionen ihrer im Felde kämpfenden oder gefallenen Männer übernehmen müssen. Von Morden an Kneipenwirtinnen und Kolonialwarenhändlerinnen berichten die Zeitungen fast täglich.
    In den Kriegsjahren treten aber auch erstmals die Schwächen der kriminalpolizeilichen Arbeit offen zutage. So stehen in den zwanziger Jahren wichtige Reformen an, denn gerade diese Zeit hat ihre spezifischen Verbrechen: So werden in den Inflationsjahren insbesondere amerikanische Touristen Opfer von Überfällen. In der Regel werden sie mit einem Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt und dann ihrer Dollars beraubt.


    Von dieser Autoren gibt es bereits ein Buch über Kriminalfälle im 1. Weltkrieg. Das Buch habe ich noch nicht gelesen.




    Regina Stürickow


    Regina Stürickow, Dr. phil., geboren in Berlin, studierte Slawistik und Osteuropäische Geschichte an der Freien Universität Berlin sowie Französisch als Fremdsprache in Paris. Bereits während des Studiums redaktionelle Mitarbeit beim Sender Freies Berlin, veröffentlichte u. a. Der Insulaner verliert die Ruhe nicht (1993), Der Kommissar vom Alexanderplatz (1998), Paris mörderisch. Ein kriminalhistorischer Führer mit Straße und Hausnummer (1999) und den historischen Kriminalroman Habgier (2003). Sie lebt als freie Autorin abwechselnd in Berlin und Paris.