Heute Abend hat uns Rebecca Gablé im Chat besucht, nachdem es im Forum eine Leserunde zu ihrem aktuellen Buch "Die Hüter der Rose" gab. Hier kann die Leserunde noch einmal nachgelesen werden: klick.
Bis zu 21 interessierte Mitglieder haben den Chat verfolgt und viele interessante Fragen gestellt, die Rebecca Gablé geduldig beantwortet hat.
Nachfolgend könnt ihr das Chatgespräch nachlesen:
Wolke: Schön, dass du da bist, Rebecca.
Wolke: Ich möchte euch alle begrüßen, freue mich sehr, dass du, Rebecca dir die Zeit für einen weiteren Chatbesuch bei uns genommen hast.
Jeanne: An was für einem Buch schreibst du gerade?
RebeccaGable: Ich arbeite derzeit am dritten (und voraussichtlich letzten) Teil der Waringham-Trilogie über die Rosenkriege.
hinterwäldlerin: Wolltest du schon immer Autorin werden?
RebeccaGable: Nein, das ist mir erst ziemlich spät eingefallen. Ich habe immer gern geschrieben, aber einen Beruf daraus zu machen, habe ich erst mit Mitte 20 beschlossen
Wolke: dürfen wir in ungefähr zwei Jahren mit dem dritten Teil rechnen?
RebeccaGable: Ich hoffe es, aber da ich abergläubisch bin, will ich lieber nichts versprechen. Es ist ein ziemlich schwieriges Thema.
Beatrix: Rebecca, im Forum wird immer gerätselt in welchem Jahr die Fortsetzung anfangen wird. Willst du es uns schon verraten?
RebeccaGable: Die Fortsetzung wird ca. im Jahr 1455 beginnen.
Wolke: und darfst du uns schon verraten, wer in dem dritten Teil der Protagonist sein wird?
RebeccaGable: Nein, über Protagonisten und Handlung verrate ich noch nichts. Lasst euch überraschen
Trixi56: wie kam es denn zu deinem Interesse an historischen Themen?
RebeccaGable: Ich bin durch mein Anglistikstudium, das mich verpflichtete, auch mittelalterliche Literatur zu lesen, auf den Geschmack gekommen.
hinterwäldlerin: Warum gerade England (ich liebe England) und warum zu dieser Zeit?
RebeccaGable: Siehe oben, hinterwäldlerin. Das kam durch mein Studium und meinen Job am Lehrstuhl für mittelalterliche englische Sprache und Literatur.
Beatrix: Dann also die Frage zum jetzigen Buch: im Nachwort erwähnst du Shakespeare. Was genau wolltest du damit sagen? Mir ist nämlich Shakespeare gleich als erstes beim googlen über die Schlacht von Agincourt über den Weg gelaufen
RebeccaGable: Ich nehme an, genau das, was ich geschrieben habe, Beatrix. Ich erinnere mich im Moment nicht mehr genau an den Shakespeare-Bezug.
Wolke: Wie du sicherlich in der Leserunde zum Buch gesehen hast, wurde über die Voodoo - Szene sehr viel bei uns geschrieben, könntest du uns dazu etwas erzählen?
RebeccaGable: Nein, ich habe leider die Leserunde nicht verfolgt. Ich nehme an, mit "Voodoo" meinst du die schwarze Messe?
Wolke: Ja, ziemlich zum Ende des Buches. Es wurde von einigen geschrieben, dass ihnen die Szene nicht besonders gefallen hätte, also nicht der übliche Stil von dir wäre.
RebeccaGable: Es waren die in der schwarzen Messe beschriebenen Rituale, die Eleanor Cobham in ihrem anschließenden Prozess zur Last gelegt wurden. Egal, ob sie schuldig war oder nicht, solche Dinge sind vorgekommen. Ich persönliche finde es daher legitim darüber zu schreiben.
Beatrix: In "Henry V" wird z.B. die Schlacht von Agincourt viel sensationeller beschrieben als sie wohl in Wahrheit war
RebeccaGable: Es ist natürlich nicht so ganz einfach, wenn man Themen und Ereignisse behandelt, die sich ausgerechnet auch Shakespeare vorgenommen hat... das hat mir zu schaffen gemacht, und darüber habe ich mit einem Kollegen lange gesprochen. Letzten Endes habe ich das Problem gelöst, indem ich direkt zurück zu den Quellen gegangen bin und Shakespeare quasi übergangen habe. Seine Rede, die er vor Agincourt dem König in den Mund legt, hat es zum Beispiel nie gegen. (Ist trotzdem wunderschön)
Beatrix: Das hat ja auch Sharon Penman mit 'The Sunne in Splendor" gemacht, die doch Richard III gaaaaanz anders sieht - und du wirst das ja auch in der kommenden Fortsetzung merken. Rebecca, mein kurzes googlen hat aber auch unterschiedliche Meinungen zur Schlacht von Agincourt ergeben. Da kommt es ja drauf an, ob nun Franzosen oder Engländer die Schlacht beschreiben - die einen übertreiben, die anderen untertreiben
RebeccaGable: Ja, Shakespeare ist der Größte für mich. Natürlich sind seine historischen Dramen "politisch" gefärbt, aber das ändert für mich nichts daran, dass er immer den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Auch wenn er es mit den Fakten nicht sehr genau nimmt. Es gibt zu historischen Ereignissen und Persönlichkeiten immer unterschiedliche Meinungen, Beatrix. Mann kann nur versuchen, sich nach Lage der Fakten eine eigene zu bilden.
hinterwäldlerin: [Zitat:]Ja, Shakespeare ist der Größte für mich. Kann man eventuell hoffen, dass du auch etwas über England im Elisabethanischen Zeitalter schreibst? (Elizabeth I. ist meine historische "Lieblingsperson")
RebeccaGable: Könnte schon sein, hinterwäldlerin. Konkret habe ich da noch keine Pläne, aber ich würde vielleicht gerne irgendwann mal etwas über Kit Marlowe schreiben.
Iris: Wie kam es überhaupt zu der Fortsetzung? Ging der Wunsch vom Verlag aus?
RebeccaGable: Ich habe schon lange mit einer Fortsetzung zum Lächeln der Fortuna geliebäugelt. Viele Leserzuschriften haben mich in dem nicht ganz unproblematischen Unterfangen bestärkt. Mein Verlag hält sich da zum Glück völlig raus.
Wolke: Macht es dir Spaß eine "böse Person" im aktuellen Buch "Robert" zu entwickeln, oder erfindest du so eine Person, damit ein Roman "etwas runder" wird. Also ein toller Protagonist und ein böser Verwandter in diesem Fall?
RebeccaGable: Ich fand einfach, es war einmal an der Zeit, den Waringham ein schwarzes Schaf unterzujubeln. Und wenn schon schwarz, dann auch richtig, habe ich mir gedacht. Ja, Robert hat mir schon Spaß gemacht, wie all meine Schurken.
Jeanne: Stichwort Robert: Meinst du nicht, es ist unrealistisch, dass jemand sooo durch und durch böse ist?
RebeccaGable:Nein, Jeanne, ich weiß leider aus eigener Anschauung, dass es solche Menschen gibt. Wie du dir vorstellen kannst, beschäftige ich mich auch viel mit Psychologie und Kriminologie. Die Realität ist VIEL schlimmer, als ein Roman sie je erfinden könnte.
Angelcurse: Hallo Rebecca. Ich finde es immer erstaunlich, wie realistisch, schön und überhaupt nicht kitschig oder überzogen deine "Sexszenen" rüberkommen. Hast du für das Schreiben dieser Szenen eine Art "Rezept" oder geht's nur nach Gefühl? Viele Autoren schaffen das nicht.
RebeccaGable: Das ist so eine Mischung aus erlernter Technik und Gefühl, glaube ich. Jedenfalls sind die etwas heißeren Szenen oft die schwierigsten.
Angelcurse: Das glaub ich. Aber du machst das gut
Wolke: Liest du auch historische Romane von Kollegen? Ich komme auf diese Frage, weil in Magdeburg beim Quo Vadis Treffen unter Kollegen Bücher ausgetauscht wurden. Und gleich noch eine Frage: was für Bücher liest du sonst gerne in deiner Freizeit (keine Recherche!)?
RebeccaGable: Ja, ich lese natürlich auch historische Romane. Sehr gerne auch Krimis und Thriller, gelegentlich mal einen Klassiker, aber dann eher die englischen.
Beatrix: Rebecca, keine Lesereisen mehr - aus Zeitgründen oder?
RebeccaGable: Aus persönlichen Gründen, Beatrix.
Beatrix: Rebecca, du hast mir ja schon Sharon Penman empfohlen, wofür ich dir SEHR dankbar bin, welche Autoren liest du sonst gerne?
RebeccaGable: Im Moment arbeite ich mich mit wachsender Begeisterung durch Dennis Lehane. Davor hatte ich meine Greg Iles-Phase. Dann will ich Robert Harris mal näher treten. Pompeji und Fatherland haben mir ganz gut gefallen. Ein paar meiner "ewigen Besten" stehen in den FAQ meiner Website.