Die Blechtrommel - Günter Grass

  • Kurzbeschreibung:


    Anfang der 50er Jahre trommelt und schreibt in einer Heil- und Pflegeanstalt ein Buckliger des Jahrgangs 1924 die Geschichte seines Lebens und seiner Familie vom Begin des Jahrhunderts bis in das Deutschland Adenauers. Oskar Matzerath hat alles gesehen und gehört, nichts ist ihm entgangen, denn er war ein hellhöriger Säugling, dessen geistige Entwicklung bereits bei der Geburt abgeschlossen war. Der Außenseiter, der Wirklichkeit ertrommeln und Glas zersingen kann, erweist sich dabei als der einzige Gesunde in einer Welt des Scheins, der Lüge und des Verbrechens. Am Ende seiner phantastischen Autobiographie, die Oskar vom Vorkriegs-Danzig bis ins Düsseldorf der Nachkriegszeit führt, »entdeckt man, daß man über Deutschland und Mitteleuropa – sowohl in der Zeit des Völkermordes als auch im Biedermeier der Restauration – mehr weiß als je zuvor« (Lars Gustafsson). Mit dem Erscheinen der ›Blechtrommel‹ 1959 gewann der deutsche Nachkriegsroman Anschluß an die Weltliteratur und Oskar der Trommler seinen festen Platz in der modernen Mythologie.


    Über den Autor:
    Günter Grass wurde 1927 in Danzig geboren. Nachdem er 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, absolvierte er eine Steinmetzlehre in Düsseldorf. Das im Anschluss begonnene Studium der Graphik und Bildhauerei beendete er 1956 in Berlin. Nach einem Gedichtband mit Zeichnungen erschien 1959 sein erster Roman "Die Blechtrommel", für den er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Zusammen mit dem 1961 erschienenen "Katz und Maus" und "Hundejahre" (1963) bildet er die sog. Danziger Trilogie. Grass lebt heute in der Nähe von Lübeck und gilt als der weltweit bekannteste lebende deutschsprachige Autor.


    größte Auszeichnung:
    1999 Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk


    Meine Meinung:
    Oskar Matzerath, der kleinwüchsige eigenwillige Junge, der zu seinem dritten Geburtstag eine Blechtrommel geschenkt bekommt und beschließt, nicht mehr zu wachsen, kann mit seiner Stimme Glas zersingen, hat zwei mutmaßliche Väter und eine kaschubische Großmutter, die stets vier Röcke übereinander trug. Im Alter von 30 Jahren erzählt er aus einer Heil- und Pflegeanstalt heraus sein Leben.


    Das bekannteste Werk von Grass, von dem zwei Drittel von Volker Schlöndorff verfilmt wurden, wird in Kommentaren oft als grotesker oder eigenwillig moderner Schelmenroman bezeichnet. Grotesk ist er allemal, denn sieht man von der sehr eigentümlichen (und mir bis Ende unsympathisch gebliebenen) Hauptfigur ab, strotzt das Buch nur so von merkwürdigen Figuren, die in ihren Eigenheiten so verzerrt dargestellt werden, dass sie alle surreal wirken. Die wenigen poetisch erzählten Szenen werden durch brutal eklige Passagen (bei denen ich teilweise weiterblättern musste) leider so schnell zunichte gemacht, dass sie keine Chance zum Nachklingen hatten. Zu dem teilweise recht befremdlichen Inhalt kommt, dass die Hauptfigur von sich selbst konsequent sowohl in Ich-Form als auch in der dritten Form spricht – gerne auch mal im gleichen Satz – , was das Lesen nicht unbedingt erleichtert hat. Erstaunlich finde ich jedoch, wie viel Parallelen es zu Owen Meany von John Irving gibt, wobei das ja anscheinend so beabsichtigt war ( Fritzi :wave). Nichtsdestotrotz gefällt mir Irvings Interpretation um ein Vielfaches besser. Obwohl ich mich häufig in/mit dem Buch nicht wohl gefühlt habe, und es mir anhand der üblichen Kriterien nicht besonders gut gefallen hat, entstand während des Lesens eine gewisse Faszination, die ich nach längerem Nachdenken nur dadurch erklären kann, dass die Szenen aus der Heil- und Pflegeanstalt diejenigen sind, die am meisten „Normalität“ aufweisen, was an sich schon absurd ist.


    FAZIT: Interessant es gelesen zu haben, aber die anderen beiden Teile der Trilogie werde ich nicht mehr lesen

  • "Die Blechtrommel" ist in meinen Augen ein genialer Roman. Jedes Buch von Grass ist etwas Besonderes. Aber sein Meisterstück ist und bleibt "Die Blechtrommel".
    Mit John Irving würde ich ihn allerdings nicht unbedingt vergleichen, obwohl auch Irving zu meinen erklärten Favoriten zählt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich kann mich hier nur Voltaire anschließen, es ist ein Meisterwerk und sicher eines der besten von Grass.
    Während meines Studiums mußte ich ein Referat über die Blechtrommel halten und habe das Buch -zig Male gelesen und bin jedesmal wieder über Einzelheiten gestolpert, die mir beim ersten Lesen entgangen waren. In diesem Werk steckt so viel mehr, als auf den ersten Blick ersichtilich ist. Es ist allerdings kein Buch, daß man hintereinander in einer Sitzung liest. So 2 bis 3 Kapitel pro Tag ist vollkommen genug. Bei mehr kann man die ganzen Eindrücke gar nicht so richtig verarbeiten.

  • ich bin gerade dabei die blechtrommel zu lesen und bin im moment auf seite 502 hab es also bald geschafft bisher kann ich sagen dass das buch auf jeden fall mal etwas ganz anderes ist eine andere art der betrachtung der geschichtlichen vergangenheit. es wird die zeit des 2. weltkrieges nicht aus der sicht der Opfer berichtet sondern aus der sicht der "normalen" Bürger, welche sich auch ohne nachzudenken hitler unterwerfen. an einigen stellen ist es jedoch etwas langweilig naja ich werd meine ewertung abgeben sobald ich das buch durchgelesen habe bis dann

  • Ganz schlimm... ich hab mich durch die Seiten gequält.
    Meisterwerk? WARUM?
    Für die kritisch sexualisierte Schilderung der damaligen Zeit?
    Sorry, für mich totaler Schund, genauso wie der Rest der Danziger Reihe... wobei ich mir das Dritte nur noch halb angetan hab, dann hab ich es entsorgt. Dahin wo es hingehört:



    Womit man begründet, daß Grass Genie genannt und einen Lit. Nobelpreis bekommen hat, habe ich bis heute nicht verstanden. Will ich glaub ich auch nicht verstehen.

  • Ich hatte schon Probleme, den Film zu sehen, was ich bisher nie komplett geschafft habe, das Buch werde ich mir nicht antun. Ist einfach nicht mein Ding, der Film bzw. die Schilderungen drum herum reichten mir.

  • Zitat

    Original von geli73
    Ich hatte schon Probleme, den Film zu sehen, was ich bisher nie komplett geschafft habe, das Buch werde ich mir nicht antun.


    :write Geht mir auch so. Und genau aus dem Grund interessiert mich, wie nah der Film an der Romanvorlage ist.

  • Ehrlich gesagt frage ich mich immer wieder, warum es unzählige Beiträge der Art gibt : "Ich habe das Buch nicht verstanden".


    Damit könnte ich sagen wollen : "Das Buch ist schlecht". Aber dann müsste ich das begründen können.


    Wenn ich das nicht kann, dann vielleicht doch lieber das Wittgensteinzitat.

  • Herr Rossi...
    du solltest richtig lesen. Ich habe nicht geschrieben, daß ich das Buch nicht verstanden habe, sondern ich habe geschrieben, daß ich das für andere offensichtliche Genie G.G. nicht erkenne.
    Deine Andeutung des Wittgensteinzitates (wenn wir denn das gleiche meinen) ist eigentlich ziemlich dreist. :fetch
    (Ich meine dieses hier: "Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen")


    Aber gut ich erläutere gerne warum ich das Buch in die Kategorie Schund einordne:
    Ich finde die sexuellen Schilderungen schlicht und einfach widerwärtig. Ich bin bestimmt nicht prüde oder frigide, aber mir vorzustellen, wie klein Oscar im Kindesalter unter dem Rock seiner Großmutter hockt und an deren (wenn ich mich richtig erinnere schreibt er:) "reifen, faltigen und übelriechenden Pflaume" spielt, sorry, da hört für mich der gute Geschmack auf. Klein Oscar verkörpert in diesem ganzen Buch eine Geilheit, die ich ganz einfach einem Kind und im ersten Teil des Buches ist er das ja, abspreche. Klar, will der Autor, damit etwas ausdrücken, allerdings drang dies nicht mehr zu mir durch, weil ich einfach nur noch abgestoßen war.
    Die Darstellungen der NS-Zeit geht auch anders, da kommt mir einfach zu wenig Stimmung rüber, das kann auch die zugegeben nicht ganz unwitzige Szene, in der Klein Oscar die Kundgebung stört, nicht herausreißen. Dazu kommt, daß Grass in Sätzen spricht/schreibt, die ich nicht mal in meinen verwirrtesten Momenten so formulieren würde. Also weder Story, noch Aussage ,noch Sprachstil empfand ich als angenehm... geschweige denn als großes Meisterwerk....

  • Komisch, irgendwie setzte ich "ein Buch in die Mülltonne zu werfen" gleich mit "Bücherverbrennung". Hätte es nicht genügt ganz einfach nur zu sagen, ich mag das Buch nicht, ich finde dieses und dieses schlecht? Warum denn dieser symbolische Akt der totalen Vernichtung eines Buches?


    Es gibt Schriftsteller die ungemein polarisieren. Grass gehört dazu, Jelinek könnte man noch nennen - trotzdem sollte man auch diese Autorinnen und Autoren fair behandeln, sie ruhig auch sehr hart kritisieren - aber bitteschön nicht ihre Geistesleistungen vernichten. Mit diesen Dingen habe ich immer sehr große Schwierigkeiten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Herr Rossi...
    du solltest richtig lesen. Ich habe nicht geschrieben, daß ich das Buch nicht verstanden habe, sondern ich habe geschrieben, daß ich das für andere offensichtliche Genie G.G. nicht erkenne.


    Was für mich aber was ähnliches ist nur etwas anderes formuliert. Dass Du die Handlung verstehst davon gehe ich natürlich aus. Aber du schaffst es nicht die (möglicherweise vorhandene) Grösse des Werks zu erkennen.
    Das war übrigens nicht konkret auf Dich bezogen, das liest man ja öfter.


    Jetzt hast Du grade angefangen zu begründen, warum es Dir nicht gefällt und es Deiner Meinung nach Schund ist. Das ist gut, das interessiert andere sicher.
    Aber einfach nur zu sagen, das Buch ist doof und muss in die Mülltonne hat den Aussagewert wie "Ich hab es nicht verstanden"
    Und ehrlich gesagt würde ich sowas dann lieber gar nicht schreiben.


    Zitat


    Deine Andeutung des Wittgensteinzitates (wenn wir denn das gleiche meinen) ist eigentlich ziemlich dreist. :fetch
    (Ich meine dieses hier: "Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen")


    War ein bischen naiv von mir anzunehmen, dass jeder mein Lieblingszitat von Wittgenstein kennt. Ich meinte "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen"

  • @ Voltaire
    Hm...Geistesleistung vernichten? Wieso jeder, der will, kann sich Grass ja noch ins Regal stellen, er ist schließlich überall erhältlich und ich habe nicht angeordnet alle seine Bücher zu vernichten.
    Wobei mich hier wieder das Wort GEISTESLEISTUNG stört.... wie gesagt, ich verstehe nicht, was an Grass so besonders Gutes sein soll, bisher war auch keiner der Beiträge hier dazu in der Lage mir zu sagen, warum dieses Buch so bejubelt wird.


    Manchmal habe ich das Gefühl, daß Bücher nur für gut befunden werden, weil hinter dem Namen ein "großer" Autor steht.
    Mir fällt da spontan jemand aus meinem weiteren Bekanntenkreis ein, der hat ein riesen Theater veranstaltet, als Grass mal wieder irgendwie geehrt wurde und meinte, das sei deutsche Literatur, die man unbedingt gelesen haben müßte. Bei genauem Nachfragen meinerseits stellte sich heraus, das der Jubelnde nicht mal ansatzweise wußte wie der Schreibstil von Grass aussieht, geschweige denn etwas zum Thema seiner Bücher sagen konnte außer wildem Gestammel über 3. Reich und Nazizeit.... super. :wow

  • Zitat


    Manchmal habe ich das Gefühl, daß Bücher nur für gut befunden werden, weil hinter dem Namen ein "großer" Autor steht.


    Hinter einem großen Namen kann sich auch der Unbelesene gut verstecken, klar.


    Aber immerhin hat es der Autor ja erstmal irgendwie geschafft einen "grossen" Namen zu bekommen und andere eben nicht.

  • Herr Rossi,
    irgendwie haben sich unsere Postings überschnitten.


    Zu dem Zitat... nun ja viel besser bzw. freundlicher ist das auch nicht. War mir allerdings im Bezug auf Wittgenstein so nicht bekannt. Mea culpa... wie war das mutig sind die, die Unwissenheit zugeben... :lache


    Wodurch definiert sich denn für dich die möglicherweise vorhandene Größe dieses Werks? *neugierig ist*


    Naja, wie genau Grass an seinen großen Namen gekommen ist entzieht sich wie gesagt meinem Verständnis, aber das gleiche ist bei mir auch bei Irving so... ist auch nicht mein Fall.

  • "Wodurch definiert sich denn für dich die möglicherweise vorhandene Größe dieses Werks? *neugierig ist*"


    Um das präzise zu sagen, müsste ich eine lange Abhandlung schreiben. Die lässt sich sicher auch bei Wiki irgendwo finden.
    Und um es mir leicht zu machen, man kann Grösse manchmal auch einfach spüren. Das ist natürlich auch nicht grade wissenschaftlich, aber mit etwas Erfahrung, merkt man durchaus ob man ein Buch unter vielen oder ein ganz besonderes in der Hand hat.


    Und es gibt ganz sicher auch Meisterwerke, die sich mir nicht wirklich öffen wollen. Jeder hat da seine Einschränkungen.
    Aber wenn ich nicht sagen kann, warum es "schlecht" ist, dann liegt das eher an mir und nicht am Buch und dann ziehe ich mich eben auf den Wittgenstein zurück.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Voltaire
    Hm...Geistesleistung vernichten? Wieso jeder, der will, kann sich Grass ja noch ins Regal stellen, er ist schließlich überall erhältlich und ich habe nicht angeordnet alle seine Bücher zu vernichten.
    Wobei mich hier wieder das Wort GEISTESLEISTUNG stört.... wie gesagt, ich verstehe nicht, was an Grass so besonders Gutes sein soll, bisher war auch keiner der Beiträge hier dazu in der Lage mir zu sagen, warum dieses Buch so bejubelt wird.


    Es war keineswegs meine Absicht, dich von Grass zu überzeugen, Geschmäcker sind nunmal verschieden. Mir ging es ganz allein darum, mein Unbehagen deutlich zu machen in Bezug auf "Bücher in die Mülltonne" werden. Mehr nicht.
    Es sollte auch kein persönlicher Angriff werden - falls es so rübergekommen ist, entschuldige ich mich dafür.


    Ich habe Grass mal vor einigen Jahren kennengelernt. Seine Bücher finde ich großartig, ihn als Person einfach nur zutiefst unsympathisch. Rethorisch eine Null und auch die Inhalte des von ihm Gesagten sind wirr und oftmals nicht zu begreifen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    "Die Blechtrommel" ist in meinen Augen ein genialer Roman. Jedes Buch von Grass ist etwas Besonderes. Aber sein Meisterstück ist und bleibt "Die Blechtrommel".
    Mit John Irving würde ich ihn allerdings nicht unbedingt vergleichen, obwohl auch Irving zu meinen erklärten Favoriten zählt.



    Hallo! könntest du mir vielleicht erläutern warum du "Die Blechtrommel" für ein Meisterstück hältst? Ich finde den Roman nämlich ziemlich interessant nur glaube leider dass ich ihn nicht ganz verstehe bzw. nicht genügend Hintergrundwissen habe. wäre echt lieb :)