Natalie Haynes - Stone Blind: Der Blick der Medusa

  • Klappentext

    Medusa – Schwester, Opfer, Monster?

    Medusa wächst bei ihren Schwestern auf und merkt schnell, dass sie anders ist – eine Sterbliche in einer Familie von Göttern. Von ihrer Schönheit angezogen, bedrängt der Meeresgott Poseidon sie im Tempel der Athene. Die Göttin wähnt ihren Tempel entweiht und lässt ihre Wut an der Unschuldigen aus: Medusa wird in ein Monster mit Schlangenhaaren verwandelt, das kein Lebewesen mehr ansehen kann, ohne es zu Stein erstarren zu lassen. Aus Rücksicht verdammt Medusa sich zu einem Leben in der Einsamkeit. Bis der junge Perseus sich aufmacht, das Haupt eines Ungeheuers zu erlangen.


    Über die Autorin

    Natalie Haynes studierte Altphilologie in Cambridge, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Mit ihren Romanen und Sachbüchern möchte sie möglichst vielen Menschen die klassische Antike nahebringen. In Großbritannien und den USA wird die Autorin von Publikum und Presse als ›Rockstar der Mythologie‹ (Washington Post) gefeiert.


    Mein persönliches Fazit

    Griechische Mythologie ein wenig aufpoliert und in neuer Erzählung. Das ist es, was Nathalie Haynes dem Leser hier anbietet. Und ich finde das Ergebnis richtig gut gelungen. Eine tolle Mischung aus Mythologie und neuer Erzählung, die nicht nur die Herkunft einiger Mythen erklärt, sondern auch die verschiedenen Charaktereigenschaften der einzelnen Götter toll mit einbezieht. Ränkespiele und Streitigkeiten auf dem Olymp erklären sehr anschaulich das Verhältnis der Götter untereinander und gegenüber den Menschen.


    Die bisher bekannte Erzählung widmet sich der Geschichte ja eher aus der Sicht Perseus und schildert seine Heldentaten und seine Heldenreise. Medusa wurde als abstoßende Kreatur beschrieben, ein Menschenschreck sondergleichen. Die Autorin zeichnet diese Reise jetzt aber aus anderen Blickwinkeln nach und damit steht Perseus plötzlich nicht mehr uneingeschränkt in "gutem Licht" dar. Eine erfrischend andere Perspektive, die mir sehr gut gefallen hat.


    Das Buch hat mir großen Spaß gemacht. Sprachlich ist es einfach, aber sehr schön geschrieben, der Stil reicht von neutral über mitfühlend bis hin zu anklagend. Es gibt auf den ersten Blick sehr viele Erzählstimmen und Handlungsstränge, die etwas irreführend sein können, die aber am Ende eine runde Geschichte abgeben. Mich hat das Buch auf jeden Fall sehr begeistert!


    ASIN/ISBN: 3423283173

  • Meine Gedanken zu dem Roman:

    Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut. Ich mag die Romane der Autorin, die sich mit der Neuerzählungen der griechischen Mythologie beschäftigt. Die Geschichte um die Medusa hat mich schon in der Kindheit fasziniert. Die Vorstellung eines Menschen mit Schlangen anstatt Haaren war für mich extrem gruselig. Von dem Roman habe ich erwartet, dass der mich näher der Figur von Medusa bringt, und ihren Charakter, ihre Persönlichkeit offenbart. Doch so nah bringt die Autorin uns der Protagonistin nicht.


    In diesem Roman hat Natalie Haynes all die Informationen aus der Mythologie gesammelt, in denen die Medusa auftritt. Alle Charaktere, die irgendwie in der Geschichte mit Medusa in Kontakt treten, kamen zur Sprache. Leider verlor sich dadurch ein wenig der Schwerpunkt. Medusa stand nicht so sehr im Vordergrund, wie sie es verdient hätte. Viele andere Charaktere kamen in Vordergrund, große Rolle spielten zum Beispiel Perseus und Athene. Die Geschichte um die Gorgonen Euryale und Stheno könnte viel ausführlicher sein, da sie unmittelbare Rolle im Leben von Medusa spielten und ihr die Eltern ersetzten. Die Beziehung zwischen den drei Schwestern war sehr bewegend und herzlich.


    Der Leser erfährt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, die in knappen Kapitel dargestellt werden. So kommt zwar eine Dynamik in die Erzählung und ein hohes Tempo, doch die tiefere Beziehung zu den Charakteren bleibt ein wenig auf der Strecke. Allerdings, will ich ganz sicher nicht nur kritisieren. Denn meine Kritikpunkte sollen nur kleine Anmerkungen sein. Im Großen und Ganzen ist der Roman lesenswert und interessant. Als Leser erfährt man die grundlegenden Eigenschaften bekannter Gottheiten und Figuren der Erzählungen. Ich hätte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Hauptcharakter gewünscht. Unterhaltsam war der Roman dennoch. Von mir gibt es 7 von 10 Punkten.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Sicher kennt jeder Medusa oder hat zumindest schon einmal von ihr gehört – die Frau mit den Schlangenhaaren und dem versteinerten Blick. Aber ist sie wirklich das Ungeheuer, als das sie oft, auch in diversen Filmen, dargestellt wird?


    Romane, die sich die griechische Mythologie zum Thema machen, sind aktuell groß in Mode, ich selbst habe bereits ein paar davon gelesen. Natalie Haynes nimmt sich der Medusa-Sage an, und zwar der kompletten – es beginnt bereits vor Medusas Geburt, und sämtliche Akteure werden bedacht, auch eher nebensächliche, das Figurenensemble des Romans ist groß, und fast jede erhält ihre eigene Perspektive.


    Mir hat das wirklich gut gefallen, aber ich kenne die griechische Mythologie auch recht gut bzw. kam mir vieles wieder in Erinnerung. Und ich denke, dass das wichtig ist: Man sollte sich, zumindest ein bisschen, auskennen mit den griechischen Göttern, ihren Nachkommen, den Helden und „Ungeheuern“ – dann wird man diesen Roman auch in vollem Umfang genießen können. Leider gibt es kein Glossar, dafür stehen uns heute aber Suchmaschinen im Internet zur Verfügung, vieles ergibt sich aber auch aus dem Kontext.


    Mir hat die Herangehensweise der Autorin sehr gut gefallen, und manche der auftretenden Figuren wird man zukünftig vielleicht in einem anderen Licht sehen. So sind z. B. die Gorgonen hier alles andere als Ungeheuer, sie haben Gefühle und kümmern sich umeinander. Dafür sind andere weniger heldenhaft als gedacht. Mir persönlich haben die Kapitel gut gefallen, in den wir Leser:innen in Ich- bzw. Wir-Form persönlich angesprochen werden – und ich mochte auch den gelegentlichen Humor, vor allem die oft süffisanten Sprüche der Götter..


    Durch die vielen verschiedenen Perspektiven und das Weitausholen des Plots war der Roman keiner, den man schnell wegliest, auch, weil zwar eine gewisse Spannung vorhanden ist, aber diese mich nicht vorangetrieben hat. Letztlich ist die Geschichte halt auch bekannt, und auch, wenn sich mancher Charakter anders darstellt als man vielleicht erwartet hat, bleibt die Geschichte eben doch die Geschichte, die Spannung ergibt sich eher aus dem Miteinander.


    Mir hat der Roman gut gefallen, vor allem, weil er neue Blickwinkel mitgebracht hat. Vor allem Medusa und ihre Gorgonenschwestern werde ich zukünftig mit anderen Augen sehen. Meiner Meinung nach sollte man sich aber in der griechischen Mythologie ein bisschen auskennen, um die Geschichte voll genießen zu können. Der besondere Erzählstil der Autorin mit vielen Perspektiven, einem Weitausholen der Ereignisse und der „Ansprachen“ an die Leser:innen empfand ich als sehr passend. Von mir gibt es daher 9 Punkte und eine Leseempfehlung für alle, die die griechische Mythologie interessant finden oder sich damit auseinander setzen möchten.