Kathleen Winter - Eisgesang
ASIN/ISBN: 3442754542 |
Das Buch:
Was wir die Nordwestpassage nennen, ist eine schmale und mit vielen Inseln verbundene Durchfahrt zwischen dem noch dänischen Grönland und dem nordamerikanischen Kontinent im Nordpolarmeer. Diese Durchfahrt verbindet den atlantischen mit dem pazifischen Ozean durch den kanadisch-arktischen Archipel.
Diese Reise hat Kathleen Winter unternommen an Bord eines zum Passagierschiff ausgebauten russischen Eisbrechers. Die Reisegruppe bestand aus etwa 100 Passagieren, jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte und Anlass, hierher zu kommen, zum "Ende der Welt". An Bord auch Experten (m/w/d) verschiedener Gebiete, Ozeanographen, Geologen, Botaniker, Meeresbiologen und Glaziologen.
Dazu gesellten sich noch zwei besondere Persönlichkeiten: Aaju Peter und Elizabeth Dean, beide der indigenen Inuk - Bevölkerung angehörig und unverzichtbare Ratgeberinnen für alle Bereiche in der Tundra und im Reich der Eisriesen.
Sie bringen auch dem Leser (m/w/d) die Sichtweise der arktischen Urbevölkerung näher, auch sie sind, wie die meisten Passagiere, Wanderer zwischen den Welten, belesen und erfahren in Brauchtum und Schamanismus.
Die Reise geht vom grönländischen Upernavik über die Baffin Bay zum Pond-Inlet, weiter über Devon-Island und Prince-of-Wales- Island und dem Bathurst-Inlet, vorbei an der riesigen Viktoria Island schließlich in den Pazifik.
Die Nordwestpassage war ein Menschheitstraum, vermutlich haben schon die Wikinger zur Zeit des Seefahrers Rurik danach gesucht. Viele Versuche sind gescheitert, unzählige Schiffe gingen in der Geschichte im Eis verloren, wurden nie wieder gesehen.
Besonders tragisch war die Franklin - Expedition von 1875, die Toten waren lange vermisst, ihr Schiff ist nie wieder aufgetaucht.
Franklin und sein Schicksal beschäftigt auch unsere Reisegruppe immer wieder, es ist Mythos und Historie gleichermaßen. Die Leser (m/w/d) erfahren viel über Land und Menschen, Tiere und Pflanzen der Arktis. Und sie erfahren viel über die Teilnehmer der Reise, von denen jeder seine ganz eigene Position zu Land, Eis, Menschen und ihrem Schicksal sucht.
Fazit:
Wäre dieses Buch eine Reisebeschreibung der arktischen Gewässer, hätte ich es schnell zur Kategorie "Sachbücher" eingereiht.
Es ist aber viel mehr, der Titel gibt schon einen Hinweis.
Die Nordwestpassage ist eher eine Vorstellung als ein realer Ort, es ist ein Mythos von Unberührtheit und Wildnis, von Freiheit und Raum, der stark und wild, verletzlich und schützenswert ist.
So sind auch die Handvoll Leute, die sich auf diese Reise einlassen. Alles wird von ihnen sinnlich wahrgenommen, alles intuitiv erfasst, in einer Sprache, die ungetrübt ist von Sentimentalität, aber viel Gefühl besitzt. Das Wasser, die Farben, das Eis, die Luft und der Wind. Es sind magische Räume, voller Kraft.
Der arktische Himmel, die Sonnenwende, die silbrigen Fische, das grüne Meer, alldas, alles auch magische Orte.
Die ersten Worte, die man im Norden lernt, sagt Winter, sind : Wasser, Wärme, Stein und Eis, Eis in der ganzen Galerie seiner Farben. Später dann die Namen der Tiere, die hier eine mächtige Sprache besitzen. Dazu gibt das Land Nachhilfe, so lernt man, mit anderen Augen zu sehen.
Jeder von ihnen in dieser Reisegruppe, sagt Kathleen Winter, hat seine Geschichte mit an Bord gebracht, aber die Arktis verändert die Menschen und ihre Geschichten.
Sie macht sie stärker und ein Stück wilder, einfacher und vielleicht sogar glücklicher.
Es sind Geschichten, wie man sie sich am Feuer erzählt, sie strahlen Menschlichkeit und Wärme aus, sie wirken echt und richtig.
Ich habe diese Geschichten genossen, ich habe diese verrückten Typen gemocht, ich habe das Buch gemocht.
Und darum möchte ich es auch gerne weiterempfehlen!