Stephan Becher - China Brain Project
Kurzbeschreibung von Amazon:
Allein China beherrscht die Technologie der Quantencomputer. Doch das Land benötigt ausländisches Know-how, um die Simulation eines menschlichen Gehirns zu verwirklichen. Eine Wissenschaftlerin und drei Wissenschaftler ergreifen die Chance, im Reich der Mitte mit unbegrenzten Mitteln zu forschen.
Die allgegenwärtige Überwachung durch Augmented-Reality-Brillen und ein kompromissloses Sozialkreditsystem stellen die vier jedoch schnell vor ungeahnte Herausforderungen. Bald sind nicht nur ihre Karrieren bedroht, mit jedem Tag steigt auch die Gefahr, dass einer von ihnen als Spion entlarvt wird.
Mein Eindruck:
Man begleitet vier Wissenschaftler:innen nach China, um sowohl Krankheits- als auch Quantencomputerforschung zu optimieren. Einer von ihnen wird dabei als Spion durch den amerikanischen Geheimdienst angeheuert, es ist auch von Beginn an kein Geheimnis, um wen es sich dabei handelt - spannend ist dabei eher der Aspekt, ob ein "Otto-Normalbürger" Spion sein kann.
Die begleiteten Figuren unterscheiden sich in ihren Wesenszügen sehr deutlich. Da ist zum einen Torsten, Deutscher, der für die neurowissenschaftlich-medizinischen Aspekte des Quantencomputers - der ein Gehirn simulieren soll - zuständig ist. Er kommt anfangs in China nicht zurecht, ist sehr offen und direkt in seinen Meinungsäußerungen und sehr "unverschleiert". Daneben gibt es den gemütlichen Craig, Amerikaner und technisch-mechanisch-konstruktiv für den Quantencomputer zuständig, der durch seine Führungskompetenz auffällt. Dann haben wir Jesper, Norweger, IT-Nerd, der für die Programmierung zuständig ist und dessen fachlicher Part mich anfangs am meisten interessiert hat. Später kommt dann Valentina, Russin, Forscherin seltener Gen-Erkrankungen mit dazu.
Das Buch spielt in einer nicht genauer definierten Zukunft, deren Basisbausteine aber im Grunde alle plausibel klingen. Magnetschwebetechnik für Züge, schnelles Reisen, Augmented Reality, Datenbrillen, dazu eine weiter entwickelte Welt, in der man bspw. auch etwas über die Heimatländer der Wissenschaftler:innen erfährt, wenn auch nur in Nebensätzen, so war das doch interessant.
Man muss sicherlich sehr viel Ausdauer beim Lesen dieses Buchs beweisen, es geht sehr wissenschaftlich/technisch zu, fand ich, der Autor hat sich auch - wie ich im Nachwort gelesen habe - wissenschaftlich beraten lassen und ich finde, das merkt man auch. Dass die Gesamtgeschichte einem roten Faden folgt, merkt man dann auch im Laufe der Geschichte.
Auch philosophische Ansätze wie der Gedanke des Gemeinwohls vs. den Interessen des Individuums waren interessant und nicht ganz ohne Doppeldeutigkeit im Buch eingesetzt.
Da ich mich für die vielen technischen Aspekte interessiert habe, konnte ich bei der Stange bleiben und fand im Übrigen auch, dass sie gut erklärt waren - nein, ich habe nicht alles verstanden, aber die Komplexität des Gehirns wird einem mindestens doch deutlich und das ist für das Buchverständnis elementar. Das Buch ist aus der im Grunde von Anfang an klaren Situation des Spions und der entsprechenden Aufgabe klar und war für mich dahingehend auch stets packend. Klassisch Crime oder Thriller ist es nicht, die Vorstellung eines Überwachungsstaatssystems erzeugt die Beklemmung, um ausreichend zu packen.
Das Erzähltempo ist gemächlich, das ist etwas, was ich nicht besonders mag, gegen Ende wurde es daher auch ein wenig anstrengender für mich.
9 Punkte.
ASIN/ISBN: 3947619650 |