'Mehr als die Ehre' - Seiten 001 - 091

  • Also fange ich mal an - eigentlich bin ich ungern die erste.... aber ich möchte gern weiterlesen und davor muss ich - nach meinen Gesetzen - zuerst etwas geschrieben haben :)...

    Ich bin gut auf Gut Mohlenberg angekommen, anfangs habe ich mit den Namen etwas "gefremdelt", aber dann fiel mir auf, dass es die Namen der Kinder sind - und die konnte ich ja noch gar nicht kennen, weil ich ja 1923 zuletzt dort war und da waren sie noch nicht mal geboren!

    Ja, Friederike "wurschelt" sich so durch die Zeit, zum Glück ist Gut Mohlenberg anscheinend so weit ab, dass dort das Leben ohne Bomben fast "normal" weitergehen kann... Aber ich habe den Prolog durchaus im Kopf behalten, dass sich anscheinend irgendjemand sehr für Gut Mohlenberg interessiert... Und natürlich bin ich entsetzt, dass Dr. Weiß nach Hadamar kommen soll - andererseits habe ich aber auch nicht vergessen, was er Friederike, Bernhard und Mohlenberg antun wolle - und das schon lange, bevor die Nationalsozialisten an die Macht gekommen sind! In dem Zusammenhang bin ich natürlich etwas besorgt über Friederikes zartes Pflänzchen - oder besser gesagt: zartes Pochen der Schmetterlinge im Bauch bezüglich von Gustav Brehm. Ja, ich muss sagen, ich finde ihn auch sehr sympathisch und liebenswert, aber, aber.... Mein Misstrauen ist groß, es passt einfach alles "zu gut"... Ich gönne Friederike von Herzen gern eine neue Liebe, ich finde auch, sie hat lange genug um Bernhard getrauert und wie sie selbst auf S. 55 denkt, "sie hat immer stark sein müssen und alles allein schultern" - da muss man sich auch mal fallen lassen können. Also sagen wir es mal so: ich werde Gustav weiterhin sehr kritisch beobachten...

    Charlotte gefällt mir, ihre und Friederikes Schilderungen über ihre Vermieterin haben mich schmunzeln lassen, solche Menschen kennen wir doch alle...

    Friederikes Idee, Ferdinand als Stallbursche einen Arbeitsvertrag zu geben, finde ich grandios, auch das Netzwerk, dass sie aufgebaut hat, verdient meine Anerkennung, aber, aber... - irgendjemand in der nationalsozialistischen Hierarchie will Gut Mohlenberg ausspionieren - Vorsicht ist angesagt...

    Bei Adnan muss ich immer an das beeindruckende Buch "Neger, Neger, Schornsteinfeger" denken, er und Annemarie haben es bestimmt noch nie einfach gehabt, die Bemerkungen auf dem Bahnsteig gehören ja noch zu der harmlosen Art und auch Maurice sollte wohl sehen, dass er schnell nach Gut Mohlenberg kommt... Ach ja, und da kommt ja auch noch die Pensionsgästin, der die Existenz von Adnan erklärt werden muss...

    So, jetzt gehe ich erstmal weiterlesen... Habe ich schon gesagt, dass ich schon wieder voll in den Sog von Gut Mohlenberg geraten bin?

  • Vielen Dank für dein Feedback. Ja, das Buch "Neger, Neger Schornsteinfeger" habe ich auch sehr gern gelesen wegen der Authentizität. Und ein bisschen habe ich daran auch gedacht. Man war als Dunkelhäutiger in Deutschland nicht vom Tod bedroht, aber der Rassismus war allgegenwärtig, man galt als minderwertig. Und es gab auch Zwangssterilisierungen von dunkelhäutigen Kindern, die keine Eltern hatten, die sie schützen konnten.

  • Ich bin alt genug genügend Menschen kennengelernt zu haben, die bekennende Parteimitglieder waren. Als PG war man immer noch Mensch und Individuum mit unterschiedlichen Ansätzen- von extrem Killer und Folterer bis zu solchen, die Juden versteckten und das Leben retteten. Daher kann ich Brehm noch nicht einsortieren. Sein Verhalten ist eindeutig nicht extrem, aber das kann auch Tarnung sein. Neugierig ist er. Was daraus wird verfolge ich mit einer Spur Misstrauen. Wir wissen schließlich mehr als die Figuren des Buches - es ist noch lange hin bis Frühjahr 45. Besonders wenn man weiß, dass die Zahl der Opfer der Gräueltaten in den letzten Monaten am stärksten war.

  • Als PG war man immer noch Mensch und Individuum mit unterschiedlichen Ansätzen- von extrem Killer und Folterer bis zu solchen, die Juden versteckten und das Leben retteten

    Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht, als Friederike sagte, sie würde keine Kinder von Parteimitgliedern aufnehmen: wer ein behindertes Kind habe, würde nicht in die Partei (mit diesen ideologischen Grundsätzen) eintreten. Friederikes Haltung ist zwar konsequent (und sie muss an ihren Schutz denken!!!), aber ich habe so bei mir gedacht: vielleicht treten gerade manche Eltern von behinderten Kindern in die Partei ein, um sie besser schützen zu können? Na ja, es ist eine rein theoretische Diskussion...

  • Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht, als Friederike sagte, sie würde keine Kinder von Parteimitgliedern aufnehmen: wer ein behindertes Kind habe, würde nicht in die Partei (mit diesen ideologischen Grundsätzen) eintreten. Friederikes Haltung ist zwar konsequent (und sie muss an ihren Schutz denken!!!), aber ich habe so bei mir gedacht: vielleicht treten gerade manche Eltern von behinderten Kindern in die Partei ein, um sie besser schützen zu können? Na ja, es ist eine rein theoretische Diskussion...

    Wer damals behinderte Kinder hatte und in die Partei eintrat, um sie besser schützen zu können, was durchaus möglich war, denn die Nazis haben immer mit zweierlei Maß gemessen, der hatte dann keinen Grund, bei Friederike um Hilfe zu ersuchen. Tatsächlich war es aber so, dass die NSDAP kurz nach ihrer "Machtergreifung" einen Aufnahmestopp hatte. Sie wollten verhindern, dass zu viele Leute als Nutznießer eintreten. Erst 1937 wurde die Eintrittsbeschränkung aufgehoben. Vorher ging das mit dem Eintritt nur, wenn man Beziehungen hatte. Deshalb ist es sehr interessant zu schauen, wer ab 1937 eingetreten ist und wer davor. Es gab natürlich auch Menschen, die in die Partei eingetreten sind, um anderen zu helfen und ein doppeltes Spiel gespielt haben, damit sie die Kontakte bekommen. Es gab nie "den Nazi". Friederike ist so streng, weil sie nur wenige Plätze zur Verfügung hat. Also sucht sie sich diejenigen, die sie verstecken kann, sehr sorgfältig aus. Und da sind Leute, die nicht in der Partei sind, deutlich gefährdeter.

    Wie unterschiedlich die Menschen waren - auch was z.B. die SS angeht, wird später noch Thema.

  • Wie immer bei Reihen bin ich gespannt, ob mir der Wiedereinstieg leicht fällt. Erinnere ich mich noch an alle Leute. (Mein Namensgedächtnis ist grottig schlecht.) Weiß ich noch, was alles passiert ist (wenn man sehr viel liest, dann kann man schon mal durcheinander kommen). Aber Melanie hat die Lage im Griff. Ich bin total schnell wieder auf dem Gut heimisch und freue mich, dass man tatsächlich alle Leute wiedertrifft. Auch die Hamburger müssen wegen der Bombenangriffe nach Mohlenberg.


    Friedericke ist nun schon zwei Jahrzehnte alleine. Beim letzten Band habe ich ja gerätselt, ob sie das wirklich ihr Leben lang bleibt. Jetzt könnte sich da etwas ändern. Gustav ist von Anfang an sympathisch. Manchmal habe ich zwar den Eindruck, dass er nicht alles von sich erzählt. Aber doch genug, dass ich hoffe, er ist einer von den Guten. Man wird ja da skeptisch, wenn man viele Bücher aus der Zeit liest. Aber im Augenblick vertraue ich auf Friederickes Menschenkenntnis.


    Ansonsten bin ich gespannt wie lange das gutgeht mit der Taktik, die Friedericke fährt. Dass die Behinderten offiziell als normale Arbeiter laufen. Die Hoffnung, dass sie weder eingezogen noch anderweitig "ausgesondert" werden, dürfte nicht bis zum Ende durchzuhalten sein. Gibt ja sicher nicht nur Wohlgesinnte in weitem Umkreis. Gäste und Neider und Parteigänger sind sicherlich gefährlich.


    Ich bin auch gespannt, ob die jungen Leute alle nach Hanburg und Hannover zurückkehren werden und wie lange das noch geht mit der Schule und dem Studium.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Deshalb ist es sehr interessant zu schauen, wer ab 1937 eingetreten ist und wer davor

    Das sind ja mal interessante Infos. Ich hätte ja gesagt, alle, die schon sehr früh eingeetreten sind, das sind die, die sich auch damit identifizieren. Und später waren da auch einige dabei, die aus verschiedensten Gründen einfach "mussten". Dass es da mal einen Aufnahmestopp gab, das wusste ich nicht.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin alt genug genügend Menschen kennengelernt zu haben, die bekennende Parteimitglieder waren.

    Outen die sich denn heutzutage noch? In meinem direkten Umfeld weiß ich niemanden mehr - ich frage allerdings auch nicht explizit nach.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das sind ja mal interessante Infos. Ich hätte ja gesagt, alle, die schon sehr früh eingeetreten sind, das sind die, die sich auch damit identifizieren. Und später waren da auch einige dabei, die aus verschiedensten Gründen einfach "mussten". Dass es da mal einen Aufnahmestopp gab, das wusste ich nicht.

    Steht sehr schön bei Wikipedia erklärt. Ich hatte es aber auch aus Originalquellen. https://de.wikipedia.org/wiki/…-Aufnahmesperre_der_NSDAP

  • der hatte dann keinen Grund, bei Friederike um Hilfe zu ersuchen.

    Ja, das ist natürlich ein Argument...

    Tatsächlich war es aber so, dass die NSDAP kurz nach ihrer "Machtergreifung" einen Aufnahmestopp hatte. Sie wollten verhindern, dass zu viele Leute als Nutznießer eintreten.

    Oh, davon wusste ich bisher noch nichts... Man lernt doch immer noch etwas Neues...

    Vorher ging das mit dem Eintritt nur, wenn man Beziehungen hatte.

    Man musste Menschen finden, die bestätigten, dass man die "richtige" nationalsozialistische Ideologie vertrat? Oder Geldspenden an die Partei?

    PS.: Die Frage hat sich durch Deinen Wikipedia-Artikel weiter unten erledigt...

  • Manchmal habe ich zwar den Eindruck, dass er nicht alles von sich erzählt. Aber doch genug, dass ich hoffe, er ist einer von den Guten. Man wird ja da skeptisch, wenn man viele Bücher aus der Zeit liest. Aber im Augenblick vertraue ich auf Friederickes Menschenkenntnis.

    Ich glaube, ich bin ihm gegenüber deutlich misstrauischer... Eigentlich vertraue ich auch auf Friederikes Menschenkenntnis, aber mit "Schmetterlingen im Bauch" ist das so eine Sache...

  • Ich glaube, ich bin ihm gegenüber deutlich misstrauischer... Eigentlich vertraue ich auch auf Friederikes Menschenkenntnis, aber mit "Schmetterlingen im Bauch" ist das so eine Sache...

    Ehrlich gesagt hab ich auch die stille HOffnung, dass sie jetzt mal Glück hat im Leben und nach dem Verlust des Ehemannes und 20 Jahren Singledasein jemanden fürs Herz findet. Und nicht nochmal ein Unglück erleben muss. ;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Bevor ich Eure Beiträge lese, ich stehe diesem Gustav sehr distanziert gegenüber. Ich habe kein gutes Gefühl und die Redewendungen, deutsche Wertarbeit oder ähnliches, sind für mich schon ein Zeichen, dass er nicht so sauber und frei von Nazigedankengut ist wie er vorgibt.

    Vielleicht ist er ja ein Spion, der dem Gut auf die Finger klopfen soll oder sowas?

    Sicher wäre es Friederike zu gönnen, einen Partner zu haben. Aber ich wäre da sehr vorsichtig, was sie bis jetzt ja auch ist.

    Es hängen da mehr Menschen dran als nur ihr Wohlbefinden.

  • Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht, als Friederike sagte, sie würde keine Kinder von Parteimitgliedern aufnehmen: wer ein behindertes Kind habe, würde nicht in die Partei (mit diesen ideologischen Grundsätzen) eintreten. Friederikes Haltung ist zwar konsequent (und sie muss an ihren Schutz denken!!!), aber ich habe so bei mir gedacht: vielleicht treten gerade manche Eltern von behinderten Kindern in die Partei ein, um sie besser schützen zu können? Na ja, es ist eine rein theoretische Diskussion...

    Viele sind in die Partei eingetreten um persönliche Vorteile daraus zu ziehen, man denke an die ganzen Großindustriellen, oder die alten Junker oder ehemaligen WK I Befehlshaber, also Generäle und andere Offiziere. Da waren solche, die ihr Kind oder andere Familienangehörige schützen wollten noch in der Minderzahl.

  • Bevor ich Eure Beiträge lese, ich stehe diesem Gustav sehr distanziert gegenüber. Ich habe kein gutes Gefühl und die Redewendungen, deutsche Wertarbeit oder ähnliches, sind für mich schon ein Zeichen, dass er nicht so sauber und frei von Nazigedankengut ist wie er vorgibt.

    Vielleicht ist er ja ein Spion, der dem Gut auf die Finger klopfen soll oder sowas?

    Sicher wäre es Friederike zu gönnen, einen Partner zu haben. Aber ich wäre da sehr vorsichtig, was sie bis jetzt ja auch ist.

    Es hängen da mehr Menschen dran als nur ihr Wohlbefinden.

    Sehr interessant, vor allem, welche Bemerkungen dich misstrauisch machen.

  • ch habe kein gutes Gefühl und die Redewendungen, deutsche Wertarbeit oder ähnliches, sind für mich schon ein Zeichen, dass er nicht so sauber und frei von Nazigedankengut ist wie er vorgibt.

    Ist der Begriff "deutsche Wertarbeit" wirklich von den Nazis? Dieser Begriff ist für mich nicht unbedingt negativ. Auch in meiner Jugend - und lang danach - hieß dass noch so und war eines unser Markenzeichen in Industrie und Handel. Ich glaube, wir sehen das im Rückblick negativer, als es gemeint ist. Seit den Nazis ist ja bei uns Nationalstolz auch total negativ besetzt. Im Gegensatz zu allen anderen Völkern finden wir "typisch deutsche Eigenschaften" immer als etwas, was man nicht gut findet.


    Ich für meinen Teil MÖCHTE, dass Gustav ein ganz normaler deutscher Mann ist und der hat natürlich auch ein paar Maken in dem Alter. Also penibel sein ist noch nicht Nazigedankengut für mich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)