'Mehr als die Ehre' - Seiten 274 - Ende

  • Schön das es nur fiktive Figuren sind, denn ich habe mich echt bei dem Gedanken erwischt, hoffentlich ist die Ostfront die finale Lösung für Brehm. Denn wenn der Überlebt hat Frederike einen Feind fürs Leben. Wir wissen ja schon, das Frau von Aalen den Krieg überlebt und das Rentenalter erreicht, aber in den kommenden vier Jahren. kann viel passieren und auch die Zeit unmittelbar nach dem Krieg war eher an Pferden zum Essen, als an Reitsport interessiert.

  • Schön das es nur fiktive Figuren sind, denn ich habe mich echt bei dem Gedanken erwischt, hoffentlich ist die Ostfront die finale Lösung für Brehm. Denn wenn der Überlebt hat Frederike einen Feind fürs Leben. Wir wissen ja schon, das Frau von Aalen den Krieg überlebt und das Rentenalter erreicht, aber in den kommenden vier Jahren. kann viel passieren und auch die Zeit unmittelbar nach dem Krieg war eher an Pferden zum Essen, als an Reitsport interessiert.

    Ich kann schon mal verraten, dass Brehm tatsächlich an der Ostfront ums Leben gekommen ist. Wer in einem Strafbataillon war, hatte kaum eine Chance, das zu überleben. Im Jahr 1957 treffen wir aber u.a. Familie Ströbel wieder.


    Erschien dir das Ende denn so passend? Letztlich wollte ich zeigen, wie Friederike die eigenen SS-Machtstrukturen nutzt, um den karrieregeilen Hermann - Ingrids Mann - über seinen Vater zu instrumentalisieren, damit er die Gelegenheit beim Schopfe packt, selbst eine Karrierestufe höher zu klettern.


    Mir war es auch wichtig, mit diesem Mythos der SS zu brechen, dass es eine große, verschworene "Verbrecherbande" war, wie man heute so gern kolportiert. Die SS war sehr vielschichtig und die einzelnen Bereiche sich auch nicht immer wohlgesinnt. Es gab die Totenkopf-SS, die überwiegend die Bewachung von KZs übernahm. Es gab die Waffen-SS, die damals so gehypt wurde, wie heute die Navy-Seals, und deshalb auch junge Männer von unter 20 anzog, die stolz waren, wenn man sie dort aufnahm und die freiwillig an den gefährlichsten Einsätzen teilnahmen. Es gab in der Waffen-SS auch Mitglieder, die an Gräueltaten beteiligt waren und an Massenerschießungen. Es gab die Reiter-SS, die als einzige SS-Organisation später nicht in den "SS-Topf" geworfen wurde, sondern eher als Reitverein betrachtet wurde, weil dort viele Gestütsbesitzer Mitglied wurden, um bessere Kontakte zu pflegen. Es gab unter der Reiter-SS aber auch Einheiten, z.B. unter Fegelein, die KZs bewacht haben. Und dann gab es die Dienstrangangleichung der Polizei, wo jene, die der SS beitraten, schneller Karriere machten als ihre Kollegen, die das ablehnten.


    Da es so viele unterschiedliche Beweggründe für Männer gab - vom puren, karrieregetriebenen Sadismus bis hin zum jugendlichen Idealismus eines Jugendlichen, der einer Elitetruppe angehören will, über den Mitläufer, der einfach seinen Job bei der Polizei karrieremäßig vorantreiben will, gab es auch entsprechende Feindschaften. Und deshalb ist Friederikes Plan durchaus realistisch. Die Brutalität der SS auch gegen eigene Leute, wenn die anderen im Wege stehen, hat ihr geholfen. Wenn man alles offiziell mit Gewalt lösen darf, dann sinkt die Hemmschwelle. Das wurde ja schon beim "Röhm-Putsch" spürbar, als die SA zu mächtig wurde und Himmler mit Hilfe seiner SS Röhm als SA-Führer ermorden ließ und man das ganze begründete, er sei homosexuell und habe außerdem gegen Hitler putschen wollen.

  • Na ja, da gibt es auch das Gerücht der GröFAZ selbst sei homosexuell gewesen und wollte Mitwisser aus unvorsichtigen Jugendtagen vernichten. ( Es soll da einen Bericht aus dem 1.Weltkrieg geben, warum der Gefreite Hitler zwar das Eiserne Kreuz erhält, aber nicht zum Obergefreiten befördert wird.)

  • Na ja, da gibt es auch das Gerücht der GröFAZ selbst sei homosexuell gewesen und wollte Mitwisser aus unvorsichtigen Jugendtagen vernichten. ( Es soll da einen Bericht aus dem 1.Weltkrieg geben, warum der Gefreite Hitler zwar das Eiserne Kreuz erhält, aber nicht zum Obergefreiten befördert wird.)

    Ja, da gab es viele Gerüchte, auch von einem seiner Jugendfreunde, der "schmutzige" Memoiren geschrieben hat. Hitler wusste auch, dass Röhm homosexuell war, das störte ihn auch nicht, er meinte, die SA sei schließlich kein Mädchenpensionat. Unabhängig davon hat die NSDAP den §175 dann noch mal verschärft und Homosexuelle ins KZ gesteckt. Da wurde überall mit zweierlei Maß gemessen.

  • Wer in einem Strafbataillon war, hatte kaum eine Chance, das zu überleben.

    Einer meiner Geschichtslehrer, der mich sehr geprägt hat studierte ursprünglich in München Medizin. Er hatte da einen guten Freund als Kommilitonen, hat sich aber nicht an dessen Aktivitäten beteiligt. Ein gewisser Hans Sch. Da ihm nichts nachgewiesen werden konnte kam er in ein Strafbatallion. In Russland am Illmensee wurde das aufgereiben. Drei Überlebende. Ironie der Geschichte er wohnte dann als Lehrer am deutschen Illmensee. Von Ihm habe ich deutlich differenzieren gelernt. Er hatte einen Kollegen im Lehrerkollegium der war Standartenführer der SS und für Massenmorde in der SU verantwortlich. Wenn der Geschichtslehrer dem verzeihen konnte, weil der reuig und geläutert war, wer bin ich den zu verurteilen. Auch wenn heute jeder bei Wikipedia nur das Schlimmste über den Kollegen nachlesen kann. Ich fand seine Art uns zu erzählen welch kostbares Gut die Demokratie ist und uns offen als ehemaliger Nationalsozialist, der aus Überzeugung schwerste Verbrechen begangen hat genauso wichtig für mich wie die Erzählungen des Opfers und dessen Selbstzeifel, dass er nicht bei der weißen Rose dabei war. Dabei war es doch so wichtig, dass es Zeitzeugen gab, die ins beide Seiten erzählen konnten. Und- dass es einige, leider viel zu wenige- gab die das auch taten.

  • So, ich habe das Buch gestern Abend noch beendet.

    Ich war ja ganz froh, dass das Gespräch mit Gustav so glimpflich abgelaufen ist, das hätte ziemlich in die Hose gehen können. Wenn er gewalttätig geworden wäre, wäre dann Herr Müller Friederike zur Hilfe gekommen?


    Ich wage das dann doch zu bezweifeln.


    Aber es ist ja zu mindestens für Friederike gut ausgegangen. Für Gustav eher weniger. Gut dass er dem Gut und Friederike nicht mehr schaden kann. Ob sein späteres Schicksal verdient war? Ich weiß es nicht. Noch hatte er nur Intrigen gesponnen und nicht wirklich etwas angerichtet. Andererseits möchte ich nicht wissen, was er getan hätte, wenn er das Gut in die Finger bekommen hätte.


    Ich denke Ingrids Familie wird gut durch den Krieg kommen und Friederike wird dann dafür sorgen müssen, dass sie gegenüber den Alliierten als Mitläufer dargestellt werden. Ob Ingrid ihren Mann noch los wird? Vielleicht erfahren wir das ja im nächsten Band.


    Tolles und spannendes Buch! Ich bin recht froh, dass diesmal niemand direkt in Lebensgefahr gekommen ist.


    Ich versuche dann mal die mir drei fehlenden Bände vielleicht noch vor der nächsten Runde zu lesen, damit ich dann die Zusammenführung besonders genießen kann. Ich finde sowas immer total schön, aber für einen Autor ist es bestimmt nicht einfach, dann so viele Fäden zusammenzufügen.

  • Wenn der Geschichtslehrer dem verzeihen konnte, weil der reuig und geläutert war, wer bin ich den zu verurteilen. Auch wenn heute jeder bei Wikipedia nur das Schlimmste über den Kollegen nachlesen kann. Ich fand seine Art uns zu erzählen welch kostbares Gut die Demokratie ist und uns offen als ehemaliger Nationalsozialist, der aus Überzeugung schwerste Verbrechen begangen hat genauso wichtig für mich wie die Erzählungen des Opfers und dessen Selbstzeifel, dass er nicht bei der weißen Rose dabei war. Dabei war es doch so wichtig, dass es Zeitzeugen gab, die ins beide Seiten erzählen konnten. Und- dass es einige, leider viel zu wenige- gab die das auch taten.

    Da hast du völlig recht. Im Gegensatz dazu steht Günther Grass, der jahrzehntelang verschwieg, dass er als junger Mann bei der Waffen-SS war und sich als moralisches linkes Gewissen etablierte, aber zugleich Angst hatte, seine Vergangenheit geläutert zu benennen. Es ist doch viel interessanter zu erfahren, warum anständige Menschen verführbar waren.


    Mir ist es in meinen Romanen immer wichtig, dass man die Motivation verstehen kann, warum jemand NICHT auf die Propaganda der NSDAP reinfiel. Das waren jene, die von Anfang an erkannten, dass Menschen ausgegrenzt und diffamiert wurden. Aber es waren eben vor allem auch jene, die mit diesen diffamierten Menschen zu tun hatten. Wie hier im Roman Friederike mit psychiatrischen Patienten oder Annemarie und Adnan, die Rassismus erleben.


    Wer jüdische Freunde hatte, wusste auch bald, dass das keine gute Partei war. Aber wer in Vierteln lebte, wo die kleinen Leute unter sich waren und unter Hyperinflation und Wirtschaftskrise litten, ebenso wie unter den Krawallen auf den Straßen in der Weimarer Republik, die sehnten sich danach, dass jemand für Ruhe und Ordnung sorgte. Die hatten von der SA auch nichts zu befürchten, weil sie ja "Volksgenossen" mit der richtigen Meinung waren. Und dann drücken Menschen gern mal beide Augen zu.


    Man kann und muss das kritisieren, aber man muss es sich auch erst mal klar machen, um denen, die geläutert wurden, zu vergeben, und auch, um sich klar zu machen, welche Ursachen so etwas hat und dass es natürlich jederzeit wieder geschehen kann. Ehrlich gesagt erschreckt mich die Kriegsrhetorik auf Twitter im Rahmen des Ukrainekrieges sehr, weil da z.T. die gleichen Propagandaschlachten gefahren werden wie im 2. WK und jeder, der zur Besonnenheit aufruft, als zögerlicher Feigling tituliert wird.

  • Ich war ja ganz froh, dass das Gespräch mit Gustav so glimpflich abgelaufen ist, das hätte ziemlich in die Hose gehen können. Wenn er gewalttätig geworden wäre, wäre dann Herr Müller Friederike zur Hilfe gekommen?

    Gustav hatte ja keinen Grund, gewalttätig zu werden, weil er ja nicht wusste, dass Friederike ihn enttarnt hatte. Er warb ja noch immer um sie. Deshalb war Friederike recht sicher. Das war eben das Duell "Psychiaterin gegen Psychiater" - jeder mit Hintergedanken, aber da Friederike am Ende einen Wissensvorsprung hatte, hat sie es gewonnen. Müller hätte das dann alles schön aufgezeichnet und wäre im Hintergrund geblieben.

    Aber es ist ja zu mindestens für Friederike gut ausgegangen. Für Gustav eher weniger. Gut dass er dem Gut und Friederike nicht mehr schaden kann. Ob sein späteres Schicksal verdient war? Ich weiß es nicht. Noch hatte er nur Intrigen gesponnen und nicht wirklich etwas angerichtet. Andererseits möchte ich nicht wissen, was er getan hätte, wenn er das Gut in die Finger bekommen hätte.

    Gustav erntet, was er gesät hat. Letztlich ist sein Schicksal nicht durch Friederike, sondern durch die Menschen, zu denen er selbst gehört, besiegelt worden. Und Hermann Stroebel ist natürlich besonders abgebrüht und wollte Karriere machen - mit Hilfe seines Vaters.

    Ich denke Ingrids Familie wird gut durch den Krieg kommen und Friederike wird dann dafür sorgen müssen, dass sie gegenüber den Alliierten als Mitläufer dargestellt werden. Ob Ingrid ihren Mann noch los wird? Vielleicht erfahren wir das ja im nächsten Band.

    Die drei Stroebels tauchen alle im nächsten Band wieder auf und man erfährt, was dann aus ihnen geworden ist.

  • Einer meiner Geschichtslehrer, der mich sehr geprägt hat studierte ursprünglich in München Medizin. Er hatte da einen guten Freund als Kommilitonen, hat sich aber nicht an dessen Aktivitäten beteiligt. Ein gewisser Hans Sch. Da ihm nichts nachgewiesen werden konnte kam er in ein Strafbatallion. In Russland am Illmensee wurde das aufgereiben. Drei Überlebende. Ironie der Geschichte er wohnte dann als Lehrer am deutschen Illmensee. Von Ihm habe ich deutlich differenzieren gelernt. Er hatte einen Kollegen im Lehrerkollegium der war Standartenführer der SS und für Massenmorde in der SU verantwortlich. Wenn der Geschichtslehrer dem verzeihen konnte, weil der reuig und geläutert war, wer bin ich den zu verurteilen. Auch wenn heute jeder bei Wikipedia nur das Schlimmste über den Kollegen nachlesen kann. Ich fand seine Art uns zu erzählen welch kostbares Gut die Demokratie ist und uns offen als ehemaliger Nationalsozialist, der aus Überzeugung schwerste Verbrechen begangen hat genauso wichtig für mich wie die Erzählungen des Opfers und dessen Selbstzeifel, dass er nicht bei der weißen Rose dabei war. Dabei war es doch so wichtig, dass es Zeitzeugen gab, die ins beide Seiten erzählen konnten. Und- dass es einige, leider viel zu wenige- gab die das auch taten.

    Ich denke es ist immer wichtig die unterschiedlichen Seiten zu sehen. Und am Ende den Menschen hinter den Taten zu sehen. Leider ist über diese Zeit ja insgesamt zu wenig gesprochen worden.

    Mein Vater spricht auch nur mit sehr ausgewählten Menschen über seine Flucht und jedwede Nachforschungen zu seinem leiblichen Vater hat er sich immer verbeten. Von daher weiß ich selbst nur, dass der wohl bei der Waffen SS war und eine Familie mit zwei Töchtern hatte. Immerhin hat er meinen Vater als seinen Sohn anerkannt, so gab es nach seinem Tod auch Halbwaisenrente, die die Familie unterstützt hat.


    Ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass es nur wenige Nationalsozialisten gab, die sich nach dem Krieg wirklich Gedanken darüber gemacht haben, was sie da getan haben. Besonders unter denen, die die Befehle gegeben haben. Dass jemand seine Befehle befolgt hat, obwohl er falsch fand was ihm angeordnet wurde, kann ich noch nachvollziehen, da ging es ja auch ums eigene (über)Leben.


    Das schlimme ist ja eher, dass es ja im Ausland durchaus auch Menschen gab, die das Eugenik Programm der Nazis für gut befunden haben. Die Amerikaner haben wohl in den fünfziger und sechziger Jahren auch mit Zwangsterilisationen gearbeitet. Das war nicht nur ein deutsches Thema, die anderen haben es nur immer schön unter der Decke gehalten.

    Christina Dalcher hat dieses Buch in ihrem Roman Q genannt, in dem es auch um das Thema Eugenik geht:


    ASIN/ISBN: 074324513X

  • Ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass es nur wenige Nationalsozialisten gab, die sich nach dem Krieg wirklich Gedanken darüber gemacht haben, was sie da getan haben. Besonders unter denen, die die Befehle gegeben haben. Dass jemand seine Befehle befolgt hat, obwohl er falsch fand was ihm angeordnet wurde, kann ich noch nachvollziehen, da ging es ja auch ums eigene (über)Leben.

    Das ist auch ein Thema im nächsten Band - wenn es im Jahr 1957 weiter geht.

  • Nachdem ich es geschafft hatte, mir den Schluss des Buches etwas "aufzuheben", kam es, wie es kommen musste: einmal angefangen, konnte ich leider nicht mehr aufhören, es war schon fast ein Uhr morgens, als ich das Buch gestern (heute) endlich befriedigt zuklappen konnte!!! Es hat mir wieder großartig gefallen, auch das Nachwort war wieder einmal sehr informativ.

    Ich weiß nicht, ob ich an Friederikes Stelle das Gespräch mit Gustav so "kaltblütig" hätte durchziehen können, sie hatte ja alles im Kopf: den Zeitplan, wo sie sitzen muss, was sie fragen / sagen muss / darf usw. Und dabei noch eine Rolle spielen... Und das alles auf sich - mehr oder weniger - allein gestellt, denn Hilfe durfte sie nichz erwarten...

    Etwas zusammengezuckt bin ich - genau wie Friederike - dass Gustav erst unter Folter gestanden hat, aber wahrscheinlich wäre alles andere unrealistisch... Mein Mitleid (ich denke immer noch häufig an Friederikes Definition im letzten Buch von "Mitleid" und "Mitgefühl") hält sich in Grenzen, dazu hat Gustav aus puren Eigennutz Friederike zu übel denunzieren wollen, aber schon etwas dramatisch, dass er für einen Mord bestraft wird, den er gar nicht begangen hat? Na ja, aber seine SS-Kollegen hat er ja auch hinter's Licht geführt... Aber auch hier ist mein Mitleid schnell aufgebraucht...

    Zu Karla: ich habe bisher noch nicht noch einmal nachgelesen, warum es bei ihr zu der Diagnose bekommen war, dass sie "schwachsinnig" sei - aber kann es nicht einfach so sein, dass sie durch den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater (er hatte sie doch schon mit 14 an Männer "vermittelt"? Wer weiß, was davor schon gelaufen ist?) das promiskuitive Verhalten entwickelt hat. Denn so ein Verhalten ist ja auch häufig ein Symptom für sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit. Und im Gespräch mit Friedeike sagt Karla ja selbst, dass sie immer gedacht habe, sie müsse "lieb" zu den Männern sein... Deshalb denke ich, es ist bestimmt richtig, wenn sie auf Gut Mohlenberg bleibt, Friederike und Fräulein Wermut werden es schon richten...

    Bis 1957 sind es noch 16 Jahre - ob wir Fräulein Wermut noch begegnen werden? Ich mag sie so gern....

    Ich bin wieder ganz begeistert von diesem Buch und freue mich schon auf den nächsten Band!

  • Denn wenn der Überlebt hat Frederike einen Feind fürs Leben.

    Daran habe ich auch schon gedacht...


    Aber noch etwas anderes ist mir eingefallen: Hermanns Vater hat ja schon klar geäußert, dass ihm Friederike vielleicht mal "einen Gefallen erweisen" müsste... Ich weiß nicht, ob man 1941 schon daran gedacht haben könnte, dass der Krieg vielleicht verloren gehen könnte - aber sicherlich wird er bei Friederike 1945 anklopfen, um von ihr eine Bestätigung für den sog. "Persilschein" zu bekommen....

  • Mir war es auch wichtig, mit diesem Mythos der SS zu brechen, dass es eine große, verschworene "Verbrecherbande" war, wie man heute so gern kolportiert

    Das war mir in der Tat nicht bewusst, der Unterschied der einzelnen "Abteilungen" (und der damit verbundenen unterschiedlichen Motivationen, dort einzutreten) war mir bisher nicht bekannt... Wie schon erwähnt: auch von den Reisemarken hatte ich noch nichts gehört...

  • Aber wer in Vierteln lebte, wo die kleinen Leute unter sich waren und unter Hyperinflation und Wirtschaftskrise litten, ebenso wie unter den Krawallen auf den Straßen in der Weimarer Republik, die sehnten sich danach, dass jemand für Ruhe und Ordnung sorgte

    Dazu fällt mir wieder nur eine Episode aus der "Hafenschwester" ein: eine Frau sagt, dass sie es gut findet, dass ihr Sohn bei der SA sei, er sorge jedenfalls dafür, dass wieder Ruhe und Ordnung herrsche - und außerdem habe er Arbeit (mir prägen sich solche "persönlichen Begebenheiten" immer besser ein).

  • Nachdem ich es geschafft hatte, mir den Schluss des Buches etwas "aufzuheben", kam es, wie es kommen musste: einmal angefangen, konnte ich leider nicht mehr aufhören, es war schon fast ein Uhr morgens, als ich das Buch gestern (heute) endlich befriedigt zuklappen konnte!!! Es hat mir wieder großartig gefallen, auch das Nachwort war wieder einmal sehr informativ.

    Das freut mich riesig :-)

    Etwas zusammengezuckt bin ich - genau wie Friederike - dass Gustav erst unter Folter gestanden hat, aber wahrscheinlich wäre alles andere unrealistisch... Mein Mitleid (ich denke immer noch häufig an Friederikes Definition im letzten Buch von "Mitleid" und "Mitgefühl") hält sich in Grenzen, dazu hat Gustav aus puren Eigennutz Friederike zu übel denunzieren wollen, aber schon etwas dramatisch, dass er für einen Mord bestraft wird, den er gar nicht begangen hat? Na ja, aber seine SS-Kollegen hat er ja auch hinter's Licht geführt... Aber auch hier ist mein Mitleid schnell aufgebraucht...

    Gustav erntet, was er gesät hat. Er hätte selbst nicht vor Menschenversuchen zurückgeschreckt und muss nun erleben, wie es sich anfühlt, wenn man auf der "anderen" Seite steht.

    Zu Karla: ich habe bisher noch nicht noch einmal nachgelesen, warum es bei ihr zu der Diagnose bekommen war, dass sie "schwachsinnig" sei - aber kann es nicht einfach so sein, dass sie durch den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater (er hatte sie doch schon mit 14 an Männer "vermittelt"? Wer weiß, was davor schon gelaufen ist?) das promiskuitive Verhalten entwickelt hat. Denn so ein Verhalten ist ja auch häufig ein Symptom für sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit. Und im Gespräch mit Friedeike sagt Karla ja selbst, dass sie immer gedacht habe, sie müsse "lieb" zu den Männern sein... Deshalb denke ich, es ist bestimmt richtig, wenn sie auf Gut Mohlenberg bleibt, Friederike und Fräulein Wermut werden es schon richten...

    Karla hat eine leichte Form der Alkoholembryopathie, weil ihre Eltern beide Alkoholiker waren und ihre Mutter in der Schwangerschaft getrunken hat. Bei leichteren Formen ist die Kognition eingeschränkt, aber es gibt keine körperlichen Behinderungen, im Gegensatz zu schweren Formen. Klassisch dafür sind folgende Symptome:

    • Vertrauensseligkeit (z. B. mit fremden Personen mitgehen)
    • Erhöhte Risikobereitschaft, auch im sexuellen Bereich, sexuelle Hyperaktivität
    • Allgemeine Entwicklungsretardierung bis zur Unselbstständigkeit
    • Konzentrationsschwäche, Lernschwäche und geistige Behinderung
    • Schwierigkeit im Verstehen von abstrakten Dingen und logischen Zusammenhängen
    • Probleme mit der Erfassung von Begriffen wie bald, vorher, nachher, demnächst, übermorgen.
    • Nichterkennen von Konsequenzen
    • Schwierigkeiten, sich in soziale Bezüge angemessen einzugliedern und sich darin wohlzufühlen
    • Ignoranz gegenüber verbalen Anweisungen, unkooperatives und oppositionelles Verhalten bei verbal ausgesprochenen Grenzsetzungen (Nichtakzeptanz von „Nein“)
    • Unempfänglichkeit oder Unverständnis gegenüber nonverbalen Signalen durch Gestik, Mimik und Körpersprache anderer Menschen
    • Sinngemäßes Verständnis von Anweisungen, aber Unvermögen zur angemessenen Ausführung
    • Oft ängstlich-besorgte und chronisch frustrierte Einstellung

    Bei Karla war durchaus eine Formbarkeit und Lenkbarkeit gegeben. Ihre sexuelle Hyperaktivität hat der Vater ausgenutzt. Sie fühlte sich nicht missbraucht, sondern hatte Spaß daran und merkte nicht mal, wie sie ausgebeutet wurde. Sie war somit ein "liebenswertes blondes Dummchen", was auch in der Situation mit Markmann deutlich wird, den sie durch ihre fehlende Einschätzung der Situation dann selbst vergrault hat. Aber sie war trotz allem gut führbar, nachdem Friederike erkannt hat, was das Problem ist - die komplette Naivität.


    Bis 1957 sind es noch 16 Jahre - ob wir Fräulein Wermut noch begegnen werden? Ich mag sie so gern....

    Ich bin wieder ganz begeistert von diesem Buch und freue mich schon auf den nächsten Band!

    Nein, Fräulein Wermut taucht dann nicht mehr auf. Aber dafür gibt es ein Wiedersehen mit Louise Janssen, dem einstmals wilden Mädchen aus Band 2, das 1957 eine renommierte und gestandene Journalistin von 51 Jahren ist.

    Aber noch etwas anderes ist mir eingefallen: Hermanns Vater hat ja schon klar geäußert, dass ihm Friederike vielleicht mal "einen Gefallen erweisen" müsste... Ich weiß nicht, ob man 1941 schon daran gedacht haben könnte, dass der Krieg vielleicht verloren gehen könnte - aber sicherlich wird er bei Friederike 1945 anklopfen, um von ihr eine Bestätigung für den sog. "Persilschein" zu bekommen....

    Die Familie brauchte Friederike nicht. Die hat es auch so geschafft. Wie sie das gemacht hat und welchen Job Ingrids Mann Hermann nach dem Krieg hat, erfahrt ihr im nächsten Band.

    Dazu fällt mir wieder nur eine Episode aus der "Hafenschwester" ein: eine Frau sagt, dass sie es gut findet, dass ihr Sohn bei der SA sei, er sorge jedenfalls dafür, dass wieder Ruhe und Ordnung herrsche - und außerdem habe er Arbeit (mir prägen sich solche "persönlichen Begebenheiten" immer besser ein).

    Genauso war es damals. Denn die Menschen ahnten ja noch nicht, welche Konsequenzen es hatte. Und in Mohlenberg 4 gibt es dann auch ein Wiedersehen mit Fredi, der ja für viele die Lieblingsfigur aus Hafenschwester 3 war.

  • Die Familie brauchte Friederike nicht. Die hat es auch so geschafft.

    Es ist ja tatsächlich so: manche Menschen fallen immer wieder auf die Füße... Da hätte ich wirklich gedacht, dass sie Friederikes Unterstützung brauchen...

    Und in Mohlenberg 4 gibt es dann auch ein Wiedersehen mit Fredi, der ja für viele die Lieblingsfigur aus Hafenschwester 3 war.

    Darauf freue ich mich besonders...