Pert Rebecca, Raue Wasser

  • Pert Rebecca, Raue Wasser

    ASIN/ISBN: 3753000701


    Klappentext:

    Ein traurigschöner Debütroman über Familie und Traumata, Erlösung und Neuanfänge vor der Kulisse der einsamen Shetlandinseln

    Jane ist ihr Leben lang vor ihrer Vergangenheit geflohen, aus Angst, die psychische Krankheit ihrer Mutter Sylvia geerbt zu haben. Die ist verschwunden, als Jane noch ein Teenager war.

    Jetzt lebt Jane in einem Trailer in einer windumpeitschten Ecke auf den rauen und einsamen Shetlandinseln, arbeitet in einer Fischfabrik und verbringt stille Abende zuhause, gemeinsam mit Mike, dem ersten Menschen seit vielen Jahren, dem sie sich ein bisschen öffnet.

    Als die Leiche ihrer Mutter gefunden wird, kommt die verdrängte Erinnerung an den Tag wieder hoch, an dem vor vielen Jahren ihr kleiner Bruder starb. Alte Wunden werden wieder aufgerissen, und ihr bleibt keine andere Wahl, als sich ihren Dämonen zu stellen.


    Mein Lese-Eindruck:


    Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und setzt zwei Erzählstimmen ein. Auf der ersten Zeitebene erzählt eine junge Frau, Sylvia, in ihrem Tagebuch von ihrem Leben auf der kargen Shetland-Insel Unst und vor allem von ihrer psychischen Erkrankung, die zu schrecklichen Ergebnissen führt. Die zweite Zeitebene befindet sich in der Jetztzeit. Sylvias Tochter Jane findet die Tagebücher ihrer Mutter und durchlebt damit ihre Kindheit noch einmal. Und so gelingt es ihr, sich ihrer Traumatisierung zu stellen und sie in ihr Leben zu integrieren.


    Der Roman ist spannend und durch die beiden Erzählstimmen auch sehr kurzweilig zu lesen. Die unwirtliche, karge Kulisse der Shetland-Insel, vor der die Handlungen sich abspielen, ist sehr schön gewählt, da die innere Verfassung der beiden Protagonistinnen sich hier widerspiegeln. Dazu passt auch der Titel „Raue Wasser“, der sich nicht nur auf die Affinität der Hauptfiguren zur See bezieht, sondern ebenso metaphorisch zu verstehen ist: Sowohl Sylvia als auch ihre Tochter haben raue Zeiten zu durchleben.

    Die Themen sind ausgesprochen dramatisch: Einsamkeit, Depression, Halluzinationen, innere Stimmen, Suizide, Eifersucht und Trennung, blutige Unfälle, Traumatisierung, schwierige Geburt, Mord und einiges andere. Man merkt es vielleicht schon: mir war es zu viel Drama. Wäre etwas weniger nicht mehr gewesen? Vor allem gegen Ende des Buches geht es recht melodramatisch zu. Die Autorin nimmt dafür Längen in Kauf, die für die Handlung nicht wesentlich sind wie z. B. die langatmige Schilderung einer Geburtsszene. Gelegentlich fehlt auch der innere Zusammenhang der einzelnen dramatischen Blöcke – leider kann ich keine Beispiele geben, ohne zu spoilern. Nur ein eher nebensächliches Beispiel: es wirkt nicht überzeugend, wenn sich die Mutter einer verlassenen Verlobten aufopferungsvoll um deren Nachfolgerin kümmert.


    Trotz dieser dramaturgischen Schwächen habe ich den Roman gerne gelesen! Ein Roman zum Schmökern.