Juliana Weinberg - Gut Erlensee; Cäcilias Erbe (Band 2)

  • Berührend


    Ich hatte mich sehr auf die Lektüre von "Gut Erlensee" gefreut. Nicht nur das Thema Pädagogik hat mich gleich angesprochen, auch dass wieder eine starke Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht, die ihren Weg geht. den Vorgängerband habe ich leider nicht gelesen, habe aber nichtsdestotrotz gleich in die Geschichte hineingefunden, ein echter Pluspunkt gleich zu Anfang!

    Im Fokus steht Cäcilia, die von der Autorin so lebensecht und eindringlich beschrieben wird, dass sie einem regelrecht vor Augen tritt. Sie hat mich mit dem was sie tut und wie sie es tut wirklich überrascht und sehr von sich eingenommen. Eine wunderbar beschriebene Protagonistin und von der Autorin eine außerordentliche Erzählleistung! Als frischgebackene Lehrerin hat sie einige Ideen im Kopf, die ihrem Umfeld allerdings zu modern erscheinen. Sie lebt für ihren Beruf und lässt sich nicht beirren, allenfalls vom sympathischen Physiker Jakob, der ihr nicht aus dem Kopf geht.

    Besonders gut gefallen hat mir auch die Großmama. Ihre herzerfrischend-ehrliche Art und ihr einnehmendes Wesen sind mir immer noch so klar im Gedächtnis geblieben. Und auch die Einbindung der Familiengeschichte, welche die starke Handlung rund um Cäcilia, ihre Träume, Wünsche und Sehnsüchte gekonnt abrundet.


    ASIN/ISBN: 3365000410

    EDIT: ISBN ergänzt, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar

  • Inhalt


    März 1923 bei Kiel. Cäcilia Herringer kann es kaum glauben: Sie hat es geschafft und die Ausbildung zur Lehrerin erfolgreich abgeschlossen. Dass sie für ihren großen Traum auf eine Ehe und Kinder verzichten muss, ist der jungen Frau egal, denn sie will sich auf keinen Fall wieder in die Abhängigkeit eines Mannes begeben. Aber dann trifft Cäcilia den Physiker Jakob Kaltenbrunn, und das erste Mal in ihrem Leben hat sie das Gefühl, dass jemand ihre Begeisterung für Wissen versteht. Und während die Bindung zu ihrer neuen Familie auf Gut Erlensee, zu ihrem Patenonkel und ihren Cousinen auseinanderzubrechen droht, ist Jakob immer an ihrer Seite. Doch Cäcilia kann es sich auf keinen Fall erlauben, sich zu verlieben …



    Autorin

    Juliana Weinberg wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie schreibt Bücher, seit sie acht Jahre alt ist. Außerdem interessiert sie sich für fremde Sprachen und Kulturen. Neben dem Schreiben arbeitet sie als Lehrerin. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie im Pfälzerwald.


    Meine Meiung


    Dieser zweite Teil um die Frauen auf Gut Erlensee erzählt zum größten Teil die Geschichte von Cäcilia, die als Patentochter Hermanns vor einigen Jahren auf Gut Erlensee gezogen ist und sich mit den Geschwistern Lamprecht wunderbar versteht.


    Ihrem großen Wunsch folgend, hat sie das Lehrerinnenseminar erfolgreich abgeschlossen und hofft nun, in der Umgebung eine Stelle als Lehrerin zu bekommen.

    Schon kurze Zeit später erhält sie die Stelle in der kleinen Dorfschule in der Nähe des Gutes.


    So weit, so schön.


    Leider beginnen dann die Probleme - als erstes stirbt ihr Vater und als sie nach Nürnberg fährt zur Beerdigung und Testamentsverlesung, wartet eine böse Überraschung auf sie...


    In der Zeit - 1922 - gibt es leider noch die überholte Meinung, daß Frauen nur im Notfall Lehrerinnen sein sollen und wenn, dann bitte auch nur ledig.

    Das sogenannte Lehrerinnenzölibat spielt eine sehr große Rolle im Buch.

    War es damals sogar gesetzlich verankert, daß Lehrerinnen lediglich ledig unterrichten durften.

    Sobald sie die Ehe eingehen sollten, mußten sie den Beruf aufgeben.

    Hintergrund war der Gedanke, daß es wichtiger sei, daß Männer ihr Auskommen haben und Frauen, sollten sie heiraten, ja eh versorgt seien, also kein Geld verdienen müßten.

    So sollte Männer die Möglichkeit vorbehalten bleiben, ihr Auskommen zu sichern.

    An die Frauen dachte dabei niemand - wie bei so vielem in der Zeit.



    Genau dieses Problem tritt ein, als Cäcilia den charismatischen Physiker Jakob Kaltenbrunner kennenlernt und sie die beiden verlieben.

    Damit beginnen die Probleme erst richtig.....



    Das Buch knüpft an den Vorgänger - Maragetas Traum - an. Spielt wenige Jahre später.

    Sehr gut gefiel mir, daß dadurch eben auch der weitere Werdegang Margaretas und der ganzen Familie Lamprecht weiter erzählt wird.

    Der Fokus liegt zwar auf Cäcilia, aber auch die andern kommen in kurzen Abschnitten zu Wort.

    Genau das hat mir eben besonders gefallen.


    Auch die Beschreibung des Lehrerinnenzölibats, ein Gesetz, über das wir heute zum Glük nur lachen können, war interessant kennenzulernen.

    Daß es so streng war, wußte ich nicht.

    Dadurch entsteht ein interessantes Zeitkolorit, als es eben noch nicht selbstverständlich war, daß Frauen berufstätig waren.

    Zu der Zeit waren sie - in gewissen Kreisen- noch die große Ausnahme. Auch wenn während und nach dem ersten Weltkrieg sich die Zeiten langsam verbesserten. Aber eben sehr langsam.



    Der Schreibstil ist wieder sehr flüssig und schön zu lesen, ebenso die Beschreibung der Protagonisten. Seien es die liebgewonnen Personen des vorherigen Teils, als auch neue Charaktere.

    Besonders der Pfarrer Ansgar Raabe, der zu den doch eher negativen Personen gehört, wird herrlich verstockt und antiquiert beschrieben.


    Ich würde empfehlen, dieses Buch nach dem ersten Teil zu lesen. Nicht zwingend, da es auch so für sich steht, aber um die Hintergrundgeschichte der Familie Lamprecht besser nachvollziehen zu können, fände ich es sinnvoller.




    Fazit

    Ein schöner zweier Teil der Geschichte um die Frauen auf Gut Erlensee.

    Beleuchtet die Problematik des damals herrschenden Lehrerinnenzölibats und erzählt die Geschichte aller Familienmitglieder weiter.

    Ein wenig Liebesgeschichte fehlt natürlich auch nicht.

  • Das ist der zweite Band der Reihe "Gut Erlensee". Ich habe bereits das erste Buch verschlungen, in welchem es um Margarete ging. Bereits im ersten Band haben wir Cäcilia als Patenkind vom Vater von Margarete kennengelernt. Sie hat sich gut in die Familie eingefügt und ich mag sie. Daher ist es schön, sie nun in einem eigenen Buch in ihrem Leben begleiten zu dürfen.

    Das Cover ist wieder sehr schön, auch der Schreibstil ist toll. Einmal angefangen, kann man gar nicht mehr aufhören. Es ist locker und leicht geschrieben und man kann dem Inhalt gut folgen.

    Es war schön zu lesen, wie es Cäcilia ergangen ist. Sie hat es wirklich geschafft und hat ihr Studium sehr gut absolviert und ist nun Lehrerin. Auch durfte sie in der Nähe des Gutes die Dorfschule übernehmen. Doch leider wird es ihr nicht so leicht gemacht. Frauen im Lehrerjob sehen manche Leute nicht ganz so gern. Hinzu kommt, dass sie sich nicht unbedingt an die "normalen" Regeln hält, die sich der Pfarrer der Gemeinde für die Kinder seiner Schafe so vorstellt. Sie lässt die Kinder auch mal über den Tellerrand hinaus schauen und hat andere Methoden, wie die Kinder etwas lernen.

    Cäcilia lernt gleich zu Anfang den Physiker Johann Kaltenbrunner kennen, sie fühlt sich zu ihm hingezogen, doch sie weiß, sie kann dem nicht nachgeben, da sie unbedingt Lehrerin sein will und als verheiratete Frau geht das nicht.


    Ich habe das Buch sehr genossen und freue mich schon sehr auf den Folgeband in dem es um Marilla gehen wird.