Amy McCulloch - Der Aufstieg: In eisiger Höhe wartet der Tod
Kurzbeschreibung von Amazon:
Diese Story ist die Chance ihres Lebens: Cecily darf als Erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, nachdem dieser innerhalb eines Jahres alle vierzehn Achttausender bestiegen hat. Die Sache hat nur einen Haken: Cecily bekommt das Interview erst, wenn sie mit ihm den letzten Gipfel, den Manaslu, erklommen hat. Die kleine Gruppe macht sich auf den Weg, da kommt es im Basislager zu einem tragischen Unfall. Und Cecily erhält eine Nachricht: »Ein Mörder ist am Berg, bring dich in Sicherheit!« Mit jedem Höhenmeter steigt die Gefahr, nicht ohne Grund nennt man diese Höhen die Todeszone. Doch dieser Aufstieg ist besonders tödlich, denn einer von ihnen ist ein Mörder. Und irgendwann ist die Luft selbst zum Schreien zu dünn …
Mein Eindruck:
Die Autorin selbst kennt sich im Bergsteigen aus und ich hatte dennoch nicht das Gefühl, dass ich ein Lehrbuch lese. Die "technischen" Aspekte der Besteigung und auch der Stilistik wie der verschiedenen Besteigungsarten (bspw. Alpinstil) und der Unterstützung durch Sherpas waren sehr gut geschrieben. Auch die Kommerzialisierung von Extremereignissen fand glaubhaft Einzug in die Geschichte.
Die Figuren des Teams waren allesamt interessant:
- Charles: der Mann, der im Zentrum der Geschichte steht, hat eine Leuchtkraft, obwohl er erst recht spät selbst eine richtig aktive Rolle in der Geschichte einnimmt. Das Charisma spürt man und eine Persönlichkeit wie seine ist gleichsam faszinierend und verstörend.
- Doug: der Expeditionsleiter, der am Anfang immer ein wenig undurchsichtig blieb, aber sehr an der Sicherheit des Teams Interesse zeigt, er hat die ganze Geschichte oft geerdet.
- Elise, die junge frankokanadische Bergsteigerin könnte vielleicht eine Art Reflexion der Autorin in der Geschichte sein? Das weiß ich nicht, aber ihre Leuchtkraft hat mich mitgerissen und begeistert, eine absolut tolle Person.
- Zak: technisch versiert und reich, will der Geschäftsmann auf dem Manaslu Produkte promoten und ist das Sinnbild einer Gruppe von Bergsteigern, die sich alles kaufen können, um Ziele zu erreichen, die sie sonst nicht erreichen könnten.
Grant: undurchsichtig, journalistisch interessant, ein Playboy am Berg, auch er ist lange undurchsichtig.
Cecily: mit ihr steigt man den Manaslu hinauf, durch ihre Augen erfährt man alles und fiebert mit, sie hat mir sehr imponiert.
die Sherpas: alle fand ich interessant, ihre Geschichten wurden auch durch Galden stellvertretend in den Fokus gerückt und das gefiel mir sehr gut.
Ich mag Geschichten in diesem Setting eh sehr gerne, diese Widersprüche aus Glauben und Kommerz, die Kleinigkeiten, die die Autorin so gut in der Geschichte miteinander verwoben hat (Puja und Segnung eines Gegenstands), die Umgebung, die atemberaubende Tödlichkeit. Eine Extremumgebung, die ich niemals zu sehen bekommen werde. Der Berg mag am Gipfel immer das in einem offenbaren, was man wirklich ist - ich würde einen Gipfel nur unter Bedingungen erreichen können, die ich gar nicht wahrnehmen will.
In der Geschichte sind Bewunderung und Kritik immer miteinander verbunden, man erfährt viel über den Kampf, den Expeditionsanbieter führen, den Egoismus Einzelner, der mehrere gefährdet und am Ende ist es dann doch ein Thriller, weil ein Mörder bereits recht früh in der Geschichte noch abseits vom Basislager sein erstes Opfer sucht und findet...ich habe von Anfang an mehrere Figuren in den Kreis des "Zweifels" gezogen, wo ich mir überlegte, wer hätte ein Motiv, wer hätte die Fähigkeiten, wer hätte beides davon und wer könnte eines durch andere Dinge kompensieren und dennoch der Täter sein. Meine Intuition hat mich aus diesen vielen Figuren dann wählen lassen und am Ende lag meine Intuition mit allem richtig. Das hat mir dennoch in keinster Weise das Lesevergnügen geschmälert.
Die Autorin hat sich als Schauplatz den Manaslu (sanskrit - Berg der Seelen) erwählt und jeder hat auf dem beschwerlichen Weg nach oben seine wahre Natur offenbart, bis auf die Seele blicken lassen. Das Ende des Buchs ist allerdings so gehalten, dass ich mir gar nicht so sicher bin, ob es eine Fortsetzung geben könnte - falls dem so wäre, ich würde sie lesen.
Das Grauen des Thrillers entwickelte sich für mich übrigens nicht aus dem Mörder allein, sondern die schiere Ohnmacht vor einem Gegner wie dem Berg gepaart mit einem Mörder, der sein Unwesen treibt und eine Melodie pfeift, die ich - glaube ich - aus Insidious kenne
- hat die Beklemmung so stark nach vorne gezogen, dass sie für mich den "Thrill" ausgemacht hat. Daneben kann ich deutlichst schreiben, wenn man Bergsteigen nicht leiden kann oder sich gar nicht dafür interessiert, dann wird einem das Buch nicht gefallen...man muss sich darauf einlassen können.
9 Punkte.
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ASIN/ISBN: 3492063438 |