Kiepenheuer&Witsch, 2022
400 Seiten
Kurzbeschreibung:
Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel, und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. Und so durchzieht diesen Rückblick von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird.
Über den Autor:
Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, 1978 Übersiedlung nach Ostberlin. Arbeit als Kindergärtner und Schlosser. Entdeckt in den 80er-Jahren das »Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache« für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literaturszene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.
Mein Eindruck:
Trottel war dieses Jahr auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und zog mich wegen des Titels magisch an.
Es ist ein außergewöhnliches, schräges Buch! 400 Seiten wie im Schleudergang hat der NDR treffend geschrieben.
Der autobiografisch gefärbte Roman ist stilistisch überbordend, meist spielerisch und ironisch gehalten.
Faktors Umgang mit Sprache ist originell, einfallsreich und übertrieben ausufernd, das muss man natürlich mögen, um den Roman genießen zu können. Viele Sätze sind umwerfend komisch.
Faktors Herkunftsstadt Prag spielt eine Rolle, die DDR, das Schreiben an sich. Und über den Sohn, der schon früh an Tics litt und sich mit 30 Jahren das Leben nahm. Das gibt dem überwiegend witzigen Text eine melancholische Note.
Manchmal wird es auch zu ausführlich, es gibt einigen Leerlauf. Jan Faktor liebt es lange und viel zu schreiben, aber nicht alles verfängt sich beim Leser. Es sind viel Kalauer dabei. Ab und zu habe ich dann auch mal etwas übersprungen. Das ist etwas, was der Roman in seiner großen Elastizität zulässt.
ASIN/ISBN: 3462000853 |