Hiho,
also, ich war am letzten Donnerstag drin, trotz der miesen Kritiken, die ich im Vorfeld gelesen habe.
Kurz zur Handlung:
Wir befinden uns in Deutschland, Beginn des 19. Jh. Ganz Deutschland ist von den Franzosen besetzt. Ganz Deutschland? Nein, zwei unerschrockene junge Burschen namens Will und Jake Grimm ("aus Kassel bei Frankfurt :grin) durchstreifen die Lande, um unheimliche Spukgestalten wie die Mühlenhexe und Konsorten auszutreiben, damit die Menschen wieder in Ruhe und Frieden leben können - natürlich gegen bare Münze. Angetan mit magischer Rüstung, Zauberschwert und viel Hokuspokus stellen sie die Ungeheuer und bieten den abergläubigen, verängstigen Bürgern ein beeindruckendes Schauspiel. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass sich hinter der Maske der Hexe ein Komplixe versteckt, während ein zweiter auf dem Dachboden hockt, um die Seilläufe zu koordinieren, an denen die "Hexe" durch den Raum fliegt ...
Blöderweise kommen die Franzosen hinter den Schwindel - und schicken die Grimms nach Marbaden (irgendwo in Thüringen ??? Oder in Hessen???), wo es tatsächlich spucken soll. Begleitet werden die beiden von einem debilen Italiener mit Vorliebe für markabere Foltertechniken.
Ich war durch die Kritiken vorgewarnt und dachte nicht an einen ernsthaften Film - doch mit dem, was mich im Kino erwartete, hatte ich nicht gerechnet. Van Helsing, Sleepy Hollow und jede Menge Monty Python-Slapstick verbinden sich zu einem gruseligen Gagfeuerwerk, dessen Lächerlichkeit so weit geht, dass es schon wieder gut ist (O-Ton meines Freundes - "Das ist so skurril, das sollten wir uns auf DVD kaufen.").
Das Dorf Marbaden erinnert sehr an das transsylvanische Dorf aus Van Helsing, ebenso die teils rasanten Aktionszenen, doch wo Van Helsing mit cooler Gelassenheit aufwartet und das Ganze ins Kuriose abgleiten lässt, sind die Brüder Grimm keine Helden, sondern ähneln mehr Johnny Depp in Sleepy Hollow - verplant und überfordert. Die mehrfach gefallene Ortsangabe "aus Kassel, bei Frankfurt" entlockte dem Marburger Publikum so manches amüsierte Kichern - aus der Perspektive Hollywoods und für ein amerikanisches Publikum ist die Angabe gar nicht soooo verkehrt
Die Story ist ebenso hahnebüschen wie die Gags, die Monster (vor allem der Wolf) wirken, als habe man beschlossen, sämtliche Effekthascherei der vergangenen Jahrzehnte außer Acht zu lassen und sich auf die gute alte Zeit und die Anfänge des Horrorfilmgenre zurückzubesinnen. Nicht vergessen sollte man die Franzosen, deren General (samt Lakai - gepudert, mit Perücke und Schönheitsfleck - einer meiner Lieblingsfiguren - der Lakai natürlich, nicht der General) wie aus Monty Python's Flying Circus entsprungen wirkt. Und die Mär... äh Lehr' aus der Geschicht - manchmal ist es doch gut, an Zauberbohnen zu glauben
Ich fasse zusammen: Eine absurde Handlung, eine Vergewaltigung der deutschen Kultur und ein Schlag in das Gesicht eines jeden, der die (historischen) Gebrüder Grimm für ihre Leistungen und ihren Mut achtet. Ein absolut skurriler Film, der mich köstlich amüsiert hat und den ich mir auf jeden Fall als DVD kaufen werde.
Viele Grüße
Heike