'Glasgow Girls' - Seiten 001 - 092

  • Mich hat er eher wütend gemacht, einfach weil er so voraussetzt, dass Olivia freudig mitzieht, obwohl sie ihm bereits eine Absage diesbezüglich erteilt hat. Ich weiß, dass das eine eher moderne Denke ist. ;) Leid hat mir Allie jedoch nicht getan.

    Mir tut Allie da auch eher leid. Er geht einfach von völlig falschen Voraussetzungen aus und sieht nicht, dass Olivia weder seine Gefühle erwidert, noch seine Zukunftsträume teilt.


    Es tut mir auch leid für Olivia, die hier wohl einen guten Freund verliert.

  • Ich habe sowohl mit Allie als auch mit Olivia mitgelitten - mit Allie, weil er eine ziemliche Enttäuschung erlebt und seine Vorstellung von der Zukunft auf einen Schlag zerplatzt. Aber er hätte es natürlich ahnen können, Olivia hatte ihm ja schon früher gesagt, dass sie nicht im Restaurant arbeiten will.


    Und Olivia - ihre Träume, ihre große Neuigkeit werden fast vollständig ignoriert, keiner weiß zu würdigen, was für eine große Chance sich ihr bietet.


    Aber ich halte sie für willensstark genug, dass sie an diesem Traum festhält, auch wenn es für sie sicher nicht einfach wird - sie muss noch viel lernen und noch dazu nebenher arbeiten, ich bin gespannt, wie sie das unter einen Hut bringt.


    Miss Cranston finde ich großartig - sie ist sicher eine sehr anspruchsvolle Chefin, aber sie weiß auch, gute Leistungen ihrer Angestellten anzuerkennen.

  • Endlich bin ich auch soweit und ich freue mich sehr über den Ausflug in die Kunstwelt. Die Sprache der Schatten war ja auch sehr künstlerisch angelegt und hat mir damals sehr, sehr gut gefallen.


    Übrigens möchte ich mich dem Kompliment zur Covergestaltung anschließen, das ist wirklich wohltuend anders. :thumbup:

    Ist geschickt mit den vielen kurzen Kapiteln, da liest man doch gern schnell noch ein Kapitel mehr...

    Das ist natürlich ein Vorteil der kurzen Kapitel, allerdings musste ich immer dann, wenn ich mich so richtig in eine Szene hineingefunden hatte, diese schon wieder verlassen. Da hätte ich mich gerne mehr in die Atmosphäre "hineingefunden". Das kann aber auch daran liegen, dass ich den ersten Abschnitt nicht am Stück, sondern in kleinen Häppchen gelesen habe. Ich hoffe, das gibt sich mit zunehmend mehr zusammenhängender Lesezeit.


    Mir tut Allie da auch eher leid. Er geht einfach von völlig falschen Voraussetzungen aus und sieht nicht, dass Olivia weder seine Gefühle erwidert, noch seine Zukunftsträume teilt.


    Es tut mir auch leid für Olivia, die hier wohl einen guten Freund verliert.

    So habe ich die Sache mit Allie auch empfunden. Er liebt Olivia und geht davon aus, dass sie ihn auch liebt und deswegen letztlich gerne mit ihm arbeitet und das italienische Restaurant vorwärtsbringt. Dass sie ganz andere Träume hat, will er in dem Moment nicht wahrhaben.


    Auch die zögerliche Haltung der Mutter zu Olivias Plänen kann ich sehr gut nachvollziehen. Sie möchte ihre Tochter gut versorgt wissen und das ist sie an Allies Seite. Vor allem ist es ja sowieso ein gewaltiger Aufstieg von der unteren Arbeiterklasse zur Geschäftsfrau - kein Wunder, dass sie diesen Weg ihrer Tochter wünscht. Ich kann und will ihr nicht vorwerfen, dass sie überhaupt keine Idee hat, was Olivia an der Kunstschule für ihren Lebensunterhalt lernen will. Kunst ist da doch etwas für die Reichen, die es sich leisten können.


    Beide Haltungen gefallen mir so gut, da sie nachvollziehbar sind. Alles andere wäre doch unrealistisch und deswegen finde ich auch Olivias "Umweg" über den Teesalon gut gewählt. Mir gefällt auch, dass die möglichen Schwierigkeiten auch auf der "anderen Seite" gesehen werden - Talent hin oder her. Olivia hat nicht nur eine Doppelbelastung zwischen Studium und Erwerbsarbeit, sondern ihr fehlt auch eine Grundausbildung. Sie wird sehr hart arbeiten müssen.


    Susanne Goga Gibt es Anhaltspunkte, dass auf der GSA auch Studierende aus Olivias Gesellschaftsschicht waren oder ist das dann doch mehr Wunsch als Realität?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Und wie mutig von Olivia, zu der Kunstausstellung zu gehen und sich in dem Tea-Room vorzustellen. Das hat mich echt beeindruckt.

    Mich auch. Das zeigt ihren starken Charakter und Willen. Finde ich.


    Ob sie in so einer Art von Bett geschlafen hat?

    Was war das damals für ein Luxus wenn man ein eigenes Schlafzimmer hatte.........

    Schrankbetten (Alkoven) – Friesisches Museum Niebüll-Deezbüll / Nordfriesland (friesisches-museum.de)

  • Susanne Goga Gibt es Anhaltspunkte, dass auf der GSA auch Studierende aus Olivias Gesellschaftsschicht waren oder ist das dann doch mehr Wunsch als Realität?

    Es gab auf jeden Fall Abendschüler, z.B. Architekten und Tischler, die sich nicht alle aus der upper middle class stammten. Wie es mit Frauen aussah, weiß ich leider nicht. Ich habe keine "Olivia" gefunden, aber das heißt natürlich nicht, dass es keine gab. Die Künstlerinnen, die ich erwähne, stammten aber aus eher gut situierten Familien, die Mädchen eine solche Bildung auch ermöglichten.

  • Es ist kaum zu glauben: endlich habe ich diesen ersten Leseabschnitt auch "geschafft" - aber das lag keineswegs am Buch oder seiner Geschichte, sondern eher wohl an meiner etwas chaotischen Struktur der Weihnachtsvorbereitungen (oder es war schlicht doch einfach zu wenig Zeit...). Ich habe immer nur paar Sätze gelesen, dann dauert es eben länger....

    Die Geschichte gefällt mir gut, trotz meiner kleinen "Häppchen" bin ich gut in Glasgow Ende des 20. Jahrhunderts angekommen: Olivia ist mir als Charakter sehr sympathisch, ich bewundere ihre Zielstrebigkeit, sie weiß genau, was sie will bzw. nicht will. Entgegen aller (damaligen) Konventionen widersetzt sie sich ihrer Mutter und geht nicht in die Teppichfabrik arbeiten, sondern sucht sich selbst einen Job. Ganz erstaunt war ich, als ich eigentlich eher durch Zufall googelte und las, dass Kate Cranston eine historische Persönlichkeit ist, sie ist tatsächlich die Gründerin von Tea.Rooms in Glasgow und Förderin der Künste dort - damit hatte ich nicht gerechnet... Und klar, dass George Walton und Charles Rennie Mackintosh auch tatsächlich gelebt haben und die Wandmalereien tatsächlich durchgeführt haben! So etwas liebe ich an historischen Romanen!!! Auch die Newberys sind real existente Persönlichkeiten... Ich bin wirklich begeistert!

    Das Konzept der Glasgow School of Arts erinnert mich etwas an das Bauhaus, sowohl durch die verschiedenen Kurse, die durchlaufen werden müssen, als auch dadurch, dass sowohl Männer und Frauen gemeinsam studieren können / dürfen (na ja, aber machen wir uns nichts vor: für Frauen war es bedeutend schwieriger, siehe Olivia).

    Zur Geschichte an sich: gut finde ich auch, dass die Geschichte nicht "schwarz" oder "weiß" erzählt wird, sondern wir erfahren auch immer - obwohl aus Olivias Sicht erzählt - die Gedanken und Beweggründe der anderen, z.B. von Olivias Mutter oder von Allie. Klar möchte Olivia Mutter ihre Tochter "gut versorgt" sehen und als Ehefrau eines Mitbesitzers eines Restaurants wäre sie "in trockenen Tüchern"...und Allie wünscht sich, gemeinsam mit Olivia das Restaurant zu führen (wie es nach der Eheschließung aussehen würde?). Aber ich stehe voll und ganz hinter Olivia, die ja auch feststellt, dass sie Allie nicht so liebt wie er sie - und deshalb konsequent ihren Weg verfolgt... Leicht wird er bestimmt nicht; die Doppelbelastung von Studium und Arbeit und hinzu kommt (meine Vermutung), dass sie in der Schule vielleicht Anfeindungen ausgesetzt sein könnte, da sie nicht über die entsprechenden gesellschaftlichen Kontakte verfügt... Aber da hilft jetzt nur: weiterlesen!

  • Wobei ich kurz vor Augen hatte, dass ihre Kreativität vielleicht auch in der Teppichfabrik hätte entdeckt werden können.

    Das war mir auch kurz eingefallen, aber es ist ja eher eine "Fabrik"...

    Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Olivia und Kate Cranston entwickelt

    Ja, da erhoffe ich mir auch noch mehr Informationen...

  • Allie hat mir sehr Leid getan, als seine Wünsche, sich mit Olivia eine Zukunft aufzubauen, zerronnen sind.

    Och, so richtig leid getan hat er mir nicht, sie hatte ja schon mal gesagt, dass sie sich ihre Zukunft eher im Tea-Room vorstellt, mir hat er nur insofern leid getan, dass er Olivia anscheinend liebt (und sie ihn nicht) und dass sie ihm diese Absage "vor Publikum" sagen muss...

  • Da ist doch gut, wenn man schon mehrere Bücher einer Autorin kennt: im "Haus in der Nebengasse" wird auch schon ein italienisches Restaurant in London erwähnt - 1900, zu einem Zeitpunkt, wo ich es noch nicht erwartet hätte!

    Gutes Gedächtnis! Ja, das habe ich recherchiert, es gab tatsächlich so einiges an italienischer Gastronomie in GB.

  • Habe heute auch endlich angefangen. 😃 Bin wieder sofort drin. Komme einfach so gut mit Susannes Stil klar, dass ich meist sofort dort "Zuhause" bin.

    Olivia mag ich total gerne. Allie tut mir Leid, aber ich fand es gut, dass Olivia dazu steht was sie will/vom Leben erwartet und nicht nach der Pfeife von anderen tanzen will.

    Ich könnte mir schon jemand vorstellen, in den Olivia sich verliebt. ;)

    Ich auch :lache:lache

  • Da ist doch gut, wenn man schon mehrere Bücher einer Autorin kennt: im "Haus in der Nebengasse" wird auch schon ein italienisches Restaurant in London erwähnt - 1900, zu einem Zeitpunkt, wo ich es noch nicht erwartet hätte!

    Dass du sowas noch weißt!! :yikes

    Also ich wusste es leider nicht mehr.

    Dafür hab ich mich über die Infos mehr gefreut. :grin

  • Es ist kaum zu glauben: endlich habe ich diesen ersten Leseabschnitt auch "geschafft" - aber das lag keineswegs am Buch oder seiner Geschichte, sondern eher wohl an meiner etwas chaotischen Struktur der Weihnachtsvorbereitungen (oder es war schlicht doch einfach zu wenig Zeit...). Ich habe immer nur paar Sätze gelesen, dann dauert es eben länger....

    Die Geschichte gefällt mir gut, trotz meiner kleinen "Häppchen" bin ich gut in Glasgow Ende des 20. Jahrhunderts angekommen: Olivia ist mir als Charakter sehr sympathisch, ich bewundere ihre Zielstrebigkeit, sie weiß genau, was sie will bzw. nicht will. Entgegen aller (damaligen) Konventionen widersetzt sie sich ihrer Mutter und geht nicht in die Teppichfabrik arbeiten, sondern sucht sich selbst einen Job. Ganz erstaunt war ich, als ich eigentlich eher durch Zufall googelte und las, dass Kate Cranston eine historische Persönlichkeit ist, sie ist tatsächlich die Gründerin von Tea.Rooms in Glasgow und Förderin der Künste dort - damit hatte ich nicht gerechnet... Und klar, dass George Walton und Charles Rennie Mackintosh auch tatsächlich gelebt haben und die Wandmalereien tatsächlich durchgeführt haben! So etwas liebe ich an historischen Romanen!!! Auch die Newberys sind real existente Persönlichkeiten... Ich bin wirklich begeistert!

    Das Konzept der Glasgow School of Arts erinnert mich etwas an das Bauhaus, sowohl durch die verschiedenen Kurse, die durchlaufen werden müssen, als auch dadurch, dass sowohl Männer und Frauen gemeinsam studieren können / dürfen (na ja, aber machen wir uns nichts vor: für Frauen war es bedeutend schwieriger, siehe Olivia).

    Zur Geschichte an sich: gut finde ich auch, dass die Geschichte nicht "schwarz" oder "weiß" erzählt wird, sondern wir erfahren auch immer - obwohl aus Olivias Sicht erzählt - die Gedanken und Beweggründe der anderen, z.B. von Olivias Mutter oder von Allie. Klar möchte Olivia Mutter ihre Tochter "gut versorgt" sehen und als Ehefrau eines Mitbesitzers eines Restaurants wäre sie "in trockenen Tüchern"...und Allie wünscht sich, gemeinsam mit Olivia das Restaurant zu führen (wie es nach der Eheschließung aussehen würde?). Aber ich stehe voll und ganz hinter Olivia, die ja auch feststellt, dass sie Allie nicht so liebt wie er sie - und deshalb konsequent ihren Weg verfolgt... Leicht wird er bestimmt nicht; die Doppelbelastung von Studium und Arbeit und hinzu kommt (meine Vermutung), dass sie in der Schule vielleicht Anfeindungen ausgesetzt sein könnte, da sie nicht über die entsprechenden gesellschaftlichen Kontakte verfügt... Aber da hilft jetzt nur: weiterlesen!

    Kann ich so unterschreiben...

  • Gutes Gedächtnis! Ja, das habe ich recherchiert, es gab tatsächlich so einiges an italienischer Gastronomie in GB

    Von den italienischen Restaurants zu der damaligen Zeit war ich sooo beeindruckt, dass ich es damals sogar mit einem Satz in meiner Rezension erwähnt habe... Hätte ich nie für möglich gehalten, dass es zu der Zeit schon italienische Restaurants in GB gab...

  • Auch die zögerliche Haltung der Mutter zu Olivias Plänen kann ich sehr gut nachvollziehen. Sie möchte ihre Tochter gut versorgt wissen und das ist sie an Allies Seite. Vor allem ist es ja sowieso ein gewaltiger Aufstieg von der unteren Arbeiterklasse zur Geschäftsfrau - kein Wunder, dass sie diesen Weg ihrer Tochter wünscht.

    Das kann ich auch absolut nachvollziehen - ich denke auch, dass es ihr schwer gefallen ist, sich vorzustellen, wie man mit einem Studium an einer Kunstschule seinen Lebensunterhalt finanzieren soll - ein Restaurant ist da schon etwas "Handfesteres", auch wenn ein italienisches Restaurant zu dieser Zeit noch sehr exotisch war.


    Die Szene, als Olivia mit Allie in dem Restaurant war, fand ich übrigens sehr schön - für uns ist ein italienisches Restaurant heute so selbstverständlich, dass man sick kaum vorstellen kann, wie jemand über Pizza und Pasta staunt.