Interessant in diesem Abschnitt immer wieder die Gedanken, dass man Frauenkleidung neu erfinden müsse und dass jeder Gegenstand doch schön gestaltet werden könne. Da wird einem erst bewusst, dass hier erst mal ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden musste und dass die Künstler ihren Teil dazu beigetragen haben. Wenn ich denke, wie wichtig es mir heute ist, wenn mein neuer Wasserkocher nicht nur Wasser kocht und gut zu reinigen ist sondern hübsch muss er auch noch sein. Da hat sich doch viel getan.
Zum einen hat sich in Bezug auf "Design" von Alltagsgegenständen sicher viel getan, auf der anderen Seite finde ich es sehr schade, dass gerade im Bezug auf Handarbeiten der Begriff "Kunst" völlig verschwunden ist. Im Buch kommt ja immer wieder zur Sprache, dass (hier) Stickerei Kunst ist und aus Kunst hervorgeht und diese Wertschätzung finde ich toll. Leider gibt es die heute gar nicht mehr, zumindest nehme ich es so nicht wahr. Die heutige Sichtweise auf Kunst finde ich sehr viel enger, als sie damals wohl war, was ich sehr schade finde. Oder habt ihr eine andere Wahrnehmung?
Weiß jemand von euch, ob Handarbeiten im angelsächsischen Raum immer schon mehr wertgeschätzt wurden als hier bei uns bzw. das auch heute noch so ist? Wenn ich an Literatur denke, in denen textile Handarbeit hochgehalten wird, dann fallen mir spontan nur Bücher aus England/USA ein (Violet von Tracy Chevalier z. B.). Bauhaus wurde hier schon erwähnt, aber auch da denke ich an Architektur und bildende Kunst und nicht an Textilarbeit.
Mich überrascht ein wenig, dass eine 18 jährige eine kleine Wohnung mieten kann, volljährig war man doch wohl in Schottland damals auch erst mit 21.
Auch abgesehen davon empfand ich das Mieten einer eigenen Wohnung überraschend einfach für Olivia. War das damals gesellschaftlich so akzeptiert? Der Hinweis, dass es in ihrer Gesellschaftsschicht keine Anstandsdame gibt, fand ich gut und nachvollziehbar, allerdings ist das Alleinleben einer jungen Frau dann doch nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Das kritische Nachfragen von Miss Cranston muss sie sich meiner Meinung nach gefallen lassen. Diese weiß ja nichts vom Geldsegen und so muss es doch seltsam erscheinen, wenn sich Olivia, die sich nur durch ihre Förderung den Schulbesuch leisten kann, plötzlich den Luxus einer eigenen Wohnung leisten kann. Obwohl Olivia an sich sehr glücklich mit ihrer neuen Freiheit ist, ist ihr wohl selber nicht so ganz wohl mit der eigenen Wohnung - zumindest interpretiere ich ihre Geheimniskrämerei gegenüber Miss Cranston und auch Gabriel so.
Gabriel ist wieder da und hat sich erstaunlich schnell und konfliktlos von seinem bisherigen Partner getrennt (oder dieser von ihm). Hmm, ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, was ich von ihm halten soll. Er ist sehr zuvorkommend zu Olivia, aber so ganz lässt er sich nicht ein auf sie. Ich kann aber gut damit leben, wenn die beiden ein Paar werden - Hauptsache Olivia wird (mit ihm) glücklich. Vielleicht braucht sie ja einen komplizierten Künstler. Optisch finde ich deinen Vorschlag Susanne Goga sehr gelungen - so toll habe ich ihn mir gar nicht vorgestellt.
Ja, sie hätte es der Chefin sagen können aber so ganz kann ich die aufkommende Krise nicht einordnen.
Ich befürchte zwar auch, dass es einen Konflikt um Olivias Arbeiten geben wird (mit Olivia kann es ja nicht das ganze Buch nur aufwärts gehen ), mir geht es aber ähnlich wie hollyhollunder - ich kann es momentan nicht einordnen. Natürlich wäre es saudumm, wenn Olivias Arbeiten der Konkurrenz von Miss Cranston zugute kommen würden. Aber Olivia hat nichts falsches gemacht: sie hat "nur" ihre Entwürfe verkauft. Allerdings würde ich mir wünschen, sie würde mal darüber reden und nicht so ein Geheimnis draus machen - Verschwiegenheit hin oder her. Sie braucht es ja nicht an die große Glocke zu hängen, aber z. B. ein offenes Gespräch mit Miss Cranston (und die Gelegenheit dazu liegt ja jeden Monat auf der Hand!) würde es für Olivia sicher einfacher machen. Miss Cranston könnte ihr als erfahrene Geschäftsfrau sicherlich gute Tipps geben und die ganze Sache einordnen helfen!