Anne Stern - Fräulein Gold: Die rote Insel (Band 5)

  • ASIN/ISBN: 3499009161


    Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 3. Edition (15. November 2022)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Broschiert ‏ : ‎ 432 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3499009161

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009167


    Inhaltsangabe:


    Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben und lebt nun in einem Arbeiterviertel fern von ihrem alten Kiez. Hier auf der sogenannten Roten Insel kann sie in der Praxis von Grete Fischer mitarbeiten. Gemeinsam kümmern sich die beiden Frauen um Menschen, die täglich gegen Armut und Not kämpfen - während in ganz Berlin die politischen Spannungen zunehmen. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Kommunisten, Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung und den Ringvereinen. Auch das Viertel auf der Roten Insel ist von den Unruhen geprägt. Grete, die einer kommunistischen Gruppe anhängt, scheint es mit dem Gesetz nicht so genau zu nehmen. Als sich die brodelnde Stimmung in handfeste Gewalt entlädt, gerät Hulda zwischen alle Fronten. Und sie muss sich der größten Bewährungsprobe ihres Lebens stellen.


    Autoreninfo:


    Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen "Fräulein Gold"–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen Spiegel-Bestseller-Erfolg. Mit dem Roman "Meine Freundin Lotte" widmet sie sich der spannenden Geschichte der Malerin Lotte Laserstein und ihres Lieblingsmodells Traute Rose, die eine langjährige Freundschaft verband.


    Meine Meinung:


    Titel: Wenn du auf der anderen Seite bist...


    Bei dem vorliegenden Band handelt es sich bereits um den 5. Teil der Reihe. Waren die Vorgänger ungemein spannend, ist dieser Part mehr von Emotionen geprägt.


    In der Geschichte geht es wieder einmal um Hulda Gold, allerdings ist sie schwanger und ledig, da ihr Verlobter durch eine Rettungsaktion ums Leben kam. Wie nun damit umgehen?


    Auch wenn es hier wieder einen kleinen Krimiteil gibt, besticht der Roman vor allem durch die Gedanken, Gefühle und Empfindungen einer Schwangeren, denn Anne Stern lässt den Leser durchaus detailliert an den Eigenheiten einer Schwangerschaft in den letzten Zügen teilhaben. Dies las sich durchaus emotional, hätte für meinen Geschmack aber gern etwas weniger und dafür mehr Krimihandlung haben dürfen.


    Das Hin und Her zwischen Karl North und Hulda ist endlich wieder da und die Kellerszene hat mir immens gefallen.


    Gut dargestellt sind die Armut und die politischen Umwälzungen in Deutschland und speziell in unserer Hauptstadt.


    Mir macht es immer wieder Spaß lesend das Berlin von damals erkunden zu dürfen, welches einerseits sehr offen und modern war und dennoch irgendwie den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entkommen konnte. Fühlt sich jedes Mal wie eine kleine Zeitreise an.


    Fazit: Nicht der beste Band der Reihe, aber dennoch unterhaltsam und ich verfolge die Reihe auch gern weiter.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Hulda ist mittlerweile hochschwanger und hat sich in Schöneberg auf der roten Insel eingelebt. Sie hilft Grete Fischer als Arzthelferin in deren Praxis. Doch wirklich angekommen ist sie nicht. Gretes Freund Theo lässt sie immer wieder spüren, dass sie nicht dazu gehört. Als dann ein Mord geschieht kochen die politischen Verhältnisse hoch, scheinen doch die Rechten die Täter zu sein. Und auch Karl North ermittelt in diesem Fall, scheint der Ermordete doch seinem Vater ins Geschäft gepfuscht zu haben.


    Dieser 5. Band der Reihe führt nun aus dem Hebammenalltag heraus, Hulda ist ja nun als Arzthelferin tätig. Allerdings fehlt ihr der Beruf immer mehr. Und auch die rote Insel, wohin sie sich geflüchtet hat, entpuppt sich nicht als gute Lösung, das Heimweh nach dem Winterfeldtplatz und dessen Originalen ist doch groß.

    Im Laufe des Buches muss Hulda lernen, was ihr wirklich wichtig ist und wie sie ihre Zukunft planen möchte. Unterstützung durch die Familie ihres verstorbenen Verlobten bekommt sie nur zögerlich und sie will sich auch nicht darauf verlassen. Mir hat diese Entwicklung gut gefallen, Hulda macht sich viele Gedanken und die anstehende Geburt trägt das ihre dazu bei, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Ich habe mich gefreut, dass es hier eine Möglichkeit der Rückkehr in die Umgebung des Winterfeldplatzes eröffnet wurde und Hulda erkennt, wer für sie da ist.


    Ich hoffe sehr, dass die Autorin die Reihe fortführt, Hulda und ihr Umfeld bieten ja doch eine Reihe von Möglichkeiten, in die die Geschichte weitergehen könnte. Und die Geschehnisse in Berlin bieten ja auch noch viel spannendes.


    Von mir eine Leseempfehlung, wobei man die Reihe definitiv in der richtigen Reihenfolge lesen sollte, um die Entwicklung der Charaktere zu verstehen.


    9 von 10 Punkte

  • Im 5. Teil der Serie begleiten wir Hulda Gold durch die Schwangerschaft und ihr Leben auf der „Roten Insel“ in Berlin-Schöneberg. Ihren geliebten Job als Hebamme musste sie aufgeben, also assistiert sie ihrer Freundin Grete in deren Arztpraxis.


    Die politischen Entwicklungen nehmen im Jahr 1926 großen Raum ein, die Kommunisten kämpfen gegen die Nazis und umgekehrt. Grete und ihr Freund Theo sind mittendrin und auch Karl North ermittelt in diesem Millieu. Es ist also unvermeidlich, dass sich Hulda und Karl wieder begegnen. Rintze soll an Waffenverkäufen beteiligt sein, was Karls Vater sich nicht gefallen lassen will, also schickt er Karl, dieser kommt jedoch zu spät, denn Rintze wird ermordet. Wer dahinter steckt, ist unklar.


    Mir hat es sehr gut gefallen, Hulda in ihrer Entwicklung zu begleiten, denn sie ist mir wirklcih ans Herz gewachsen. Auch das Leben in Berlin der 20er Jahre wird anschaulich geschildert, wir sind im Aschinger oder im Moka Efti, so dass ich zwischendurch an Volker Kutschers Romane denken musste. Auch die Begegnungen mit liebgewonnen Protagonisten wie Jette, Frau Wunderlich oder Bert sind ein wesentlicher Bestandteil der Romane, man trifft auf alte Bekannte.


    Wie schön, dass es eine Fortsetzung geben wird, ich werde auf jeden Fall weiterlesen.


    8 von 10 Punkten von mir.

  • Für Hulda Gold, Hebamme mit Leib und Seele, stehen große Veränderungen ins Haus. Ihren Beruf kann sie nicht mehr ausüben, die Stelle in der Frauenklinik musste sie aufgeben, da sie selbst nun ein Kind bekommen wird. Ihr Verlobter starb im letzten Band bei einem Unfall. Hulda ist ganz auf sich allein gestellt und kämpft um ihren Lebensunterhalt und um Anerkennung.


    Ihr zur Seite stehen wie immer liebgewonnene Figuren, wie zum Beispiel Zeitungshändler Bert oder aber auch Huldas ehemalige Vermieterin Frau Wunderlich. Und dann ist da noch Grete, Huldas neue Vorgesetzte, die sich für die Armen im Viertel einsetzt und sich eng an der Seite ihres Freundes in der kommunistischen Bewegung stark macht.


    In diesem Umfeld geschieht ein Mord, dessen Aufklärung jedoch nicht allzu viel Raum einnimmt in diesem Roman. Aber dieser Fall ist wieder mal ein Bindeglied zu Huldas Ex-Beziehung Karl North, der von seinem wiedergefundenen Vater mit detektivischen Aufgaben in dieser Sache betraut wird. Und der am Ende den richtigen Riecher haben wird. Karls Verquickungen mit dem im Untergrund agierenden Wolkow lassen zuweilen an die Rath-Reihe von Kutscher denken, gewisse Parallelen sind hier nicht von der Hand zu weisen.


    Der Roman gleicht mehr einer Milieustudie. Gut gefallen hat mir die Einordnung der politischen Ansichten und Entwicklungen (insbesondere auch die Informationen im Nachwort) sowie die Darstellung der sozialen Lage, in der sich die Personen im Roman befinden. Kleine eingestreute Anekdoten wie die Begegnung mit Frieda Knef und ihrer frisch geborenen Tochter Hildegard oder die Information zur ehemaligen Nachbarin Marlene Dietrich würzen das Ganze. Weniger gut gefallen hat mir jedoch der ständige Verweis auf Huldas Schwangerschaft und die penetrante Erwähnung der Einschränkungen, die das Leben als alleinstehende Frau mit Kind mit sich bringt. Dies klang auf gefühlt jeder zweiten Seite an. Ja, Huldas Zukunftsaussichten waren wenig rosig, auch ihre Gedanken und Zweifel dazu waren absolut folgerichtig. Aber die ständige Wiederholung war dann doch etwas zu viel.


    Am Ende wird man als Leser mit einem positiven Ende versöhnt. Dieser Band war für mich nicht gerade der gelungenste der Reihe, aber trotzdem werde ich auch den Folgeband gerne lesen. Für „Die Rote Insel“ gibt es von mir 6 Eulenpunkte.