Ulrich Magin - Keltische Kultplätze in Deutschland
ASIN/ISBN: 3868205357 |
Für einen Überblick über die Geschichte der Kelten muß man sich im Grunde nur zwei archäologische Begriffe merken:
Hallstadt- und La- Tene- Zeit, oder einfach ältere und jüngere Keltenzeit.
Die ältere Epoche (Ca. 800 - 500 v. Chr.) zeigt uns vor allem Burgen, Grabhügel und Ringwälle, die jüngere La-Tene- Zeit ( Ca.500 - 50 v.Chr.) beeindruckt bereits mit differenzierten Siedlungsresten (Oppidae) und keltischen Städten.
Die im heutigen Deutschland ansässig gewesenen Stämme, etwa die Treverer, Nemeter und Nervier, waren eigene Nationen, "Kelten" ist eine römische Sammelbezeichnung (keltoi), die diesen Menschen selbst unbekannt war. Die keltischen Stämme Germaniens waren dabei auch immer mit anderen germanischen Stämmen durchmischt. Die römische Eroberung der linksrheinischen Teile Germaniens beendete zum größten Teil die Existenz keltischer Städte und Stämme, die Nervier fielen einem Genozid durch Julius Caesar zum Opfer,ihre Kultur, Sprache und Kunst blieben dagegen intergrierender Bestandteil der Zivilisation der Bevölkerung der römisch besetzten Gebiete.
So unpräzise er ist, verwenden wir also den Oberbegriff "Kelten" ,auch weil Einteilungen in "Eisenzeit" oder "Bronzezeit" zu ungenau, teilweise unhistorisch erscheinen.
Wie sehen nun die kulturellen Schätze aus, die die Kelten hinterließen?
1. Für die Frühe Epoche sind am auffälligsten die "Fürsten". Personen der Oberschicht erreichten fast den Status von Königen und wurden entsprechend aufwendig bestattet.
Fürst ist also in dem Fall kein Titel, sondern drückt die Bedeutung der Person, Frau- oder Mann,aus. Diese Prunkgräber finden sich in der Nordschweiz und im gesamten Südwestdeutschland. Die größten Funde gab es in Limburg/Lahn, Bad Dürkheim, um Stuttgart, in Bopfingen und an der gesamten oberen Donau.
Ebenso finden sich in der Hallstadt-Zeit typischerweise kleinere Tempel von Naturgottheiten, heilige Haine und heilige Quellen.
2. Die La-Tene-Zeit zeigt uns kaum noch Prunkgräber, dafür ausgedehnte Siedlungen mit einer hochentwickelten Handwerkerschaft in der Textil und Töpfereiherstellung, bei der deutlicher Einfluss des Mittelmeerraums spürbar ist. Man kann schon von einer Vorstufe eines Bürgertums ausgehen, daß seine Fürsten wählte und aus selbstbewussten Spezialisten, z.B. für Bergbau, Ingenieurwesen und Brenn- und Schmelztechnik, bestand. Diese Reste von Hüttenwerken und Manufakturen gibt es im gesamten mitteldeutschen und süddeutschen Raum.
Der Autor hat sein Buch nach den Funden gegliedert, die im einzelnen umfassen:
Heilige Haine - Reste von Baumkultur und Menschenopfern.
Grabhügel - Totenkult und Kultplätze - "Heilige Wagen".
Menhire - Stelen, Grabskulpturen
Keltische Tempel - gallo-römische Welt
Matronenheiligtümer - Skulpturen
Ringwälle und Fürstensitze
Oppidae - Von den Römern verschwiegen - blühende Städte im vorrömischen germano-keltischen Raum.
Fazit:
Ulrich Magin ist gelernter Journalist und das kommt seinem unterhaltsamen und spannend geschriebenen Text zugute.
Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und an entscheidenden Stellen mit z.T. farbigen Abbildungen versehen. Das macht alles leicht und übersichtlich lesbar.
Ich hätte mir noch ein Verzeichnis der Fundstellen nach topographischen Gesichtspunkten gewünscht, um die Reise in ein bestimmtes Gebiet, z.B. das Tauber- Kocher- Gebiet, besser zu planen und zu erfassen. Man sucht ja nicht nur Gräber oder Ringwälle, sondern die keltischen Schätze einer bestimmten Gegend insgesamt. Da gibt es von mir einen Punktabzug.
Ansonsten bedient das Nachschlagewerk alles, was man über die jeweiligen Fundorte wissen muß und wird mich künftig auf meinen Exkursionen begleiten.
Manche Fundstellen sind auch eine eigene Reise wert, etwa der Donnersberg oder das einstige Bibracte, hier findet man alle Informationen für einen schnellen "Check" vor Ort.
Daher ist dieser Führer ein sehr praktisches und gelungenes Buch, das fast alle Erwartungen erfüllt und mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis aufwartet, um die gewonnenen Eindrücke zu vertiefen.
Klare Leseempfehlung!
Ulrich Magin, geb. 1962, ist Autor für "Spektrum der Wissenschaft ".