Dieser Beitrag war eigentlich für den Wettbewerb "Schokolade" gedacht, aber ich hatte ihn "verlegt" und hab ihn erst gestern wiedergefunden.
Immer wieder starrte Hilde auf die Uhr, doch die Zeiger schienen auf der Stelle zu stehen. Um sich abzulenken, nahm sie ihr Strickzeug und setzte sich zu ihrem Mann auf das Sofa.
Heinz starrte nicht auf die Uhr. Er blickte gebannt zum Fernseher. Nach einiger Zeit konnte Hilde es nicht mehr aushalten und stubste ihn an.
„Heinz? Die Karin wollte doch noch kommen. Ha sie dir gesagt, wann?“
Heinz schien nicht zu begreifen, was Hilde wollte. Er schaute sie stumm an, nickte dann aber.
„Ich weiß es nicht, Hildchen.“
Hilde schüttelte den Kopf und legte das Strickzeug auf den Tisch.
„Das Kind arbeitet zu viel. Immer kommt sie so spät.“
„Ich weiß.“
„Dabei hab ich ihr noch etwas Nettes gekauft.“
„Lieb von dir, Hildchen.“
Er nahm ihr Hand in seine und streichelte sie sanft,
„Ach Heinz, wann kommt sie nur?“
„Ich weiß es nicht.“
Heinz zog die Decke über Hilde glatt und ging in Karins altes Zimmer. Als er sah, was Hilde für ihre Tochter gekauft hatte, seufzte er.
Er ließ sich auf den Sessel fallen und nahm die Tafel Nussschokolade vom Tisch. Vorsichtig öffnete er das Papier und nahm sich ein Stück. Während er es langsam in den Mund steckte, lief ihm eine Träne über die Wange. Nach dem zweiten Stück wickelte er den Rest ein, öffnete die Schreibtischschublade und legte die angebrochene Tafel zu den anderen.
Wann würde Hilde begreifen, dass Karin nicht mehr wiederkommen würde?