Produktinformation (Amazon):
- Herausgeber : Paul Zsolnay Verlag; 2. Edition (25. Juli 2022)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
- ISBN-10 : 3552073086
- ISBN-13 : 978-3552073081
Kurzbeschreibung (Verlag):
Erinnerungen der Autorin und Schauspielerin Hertha Pauli von ihrer Flucht nach dem „Anschluss“ Österreichs. „Was für eine couragierte Frau!“ Karl-Markus Gauß „Der Riss der Zeit geht durch mein Herz“ ist ein Heinrich-Heine-Zitat, das Hertha Pauli auf ihren Fluchtwegen über Zürich, Paris, Marseille, Lissabon bis in die USA begleitet hat. Sie ist diese Wege nicht alleine gegangen, sondern mit Freunden, deren Namen heute wie das Who‘s who der deutschsprachigen Emigration klingen: Joseph Roth, Walter Mehring, Franz und Alma Werfel und vor allem Ödön von Horváth, dem sie eines der schönsten Kapitel dieses wunderbaren und lange vergessenen Erinnerungsbuches widmet. In den späten Jahren pendelte Hertha Pauli regelmäßig zwischen ihrer neuen Heimat New York und ihrer Geburtsstadt. Zu einer Zeugin der Zeit war sie geworden, einer Zeit, von der zu berichten heute die europäische Kultur, ja unser ganzes Leben prägt.
Zur Autorin (Verlag):
Hertha Pauli, geboren 1906 in Wien, gestorben 1973 in New York, war Autorin und Schauspielerin. Nach dem Anschluss Österreichs emigrierte sie über die Schweiz und Frankreich in die USA. Sie schrieb Romane, Sach- und Jugendbücher und war auch als Journalistin tätig. Ihr Bruder war der Physik-Nobelpreisträger von 1945 Wolfgang Pauli. Ihre Fluchtgeschichte verarbeitete sie in ihrem letzten Buch, Der Riss der Zeit geht durch mein Herz, das 1970 bei Zsolnay erschien.
Meine Meinung:
Hertha Pauli nimmt uns mit auf ihre Flucht. Als die Nazis 1938 in Österreich einmarschieren, gelingt es ihr ganz knapp zu fliehen. Über die Schweiz reist sie nach Frankreich, wo sie zusammen mit anderen Exilanten versucht etwas gegen die Nazis zu unternehmen. Doch als der zweite Weltkrieg ausbricht, sind plötzlich alle Deutschen und Österreicher im Land verdächtig Spione zu sein. Und als Frankreich kapituliert sorgt der Paragraph 19 des Waffenstillstandsvertrages dafür, dass sich niemand mehr sicher fühlen kann, denn die Franzosen sichern den Deutschen darin zu, alle deutschen Untertanen auf Verlangen auszuliefern.
Die Autorin schildert die Geschehnisse so lebendig, dass man selbst fast außer Atem kommt beim Lesen. Man kann die Anspannung fühlen und die Angst, die in manchen Situationen überhand nimmt. Die Ungerechtigkeiten, die die Verfolgten dieser Jahre aushalten mussten, sind zwar nachvollziehbar, aber trotzdem fragt man sich schon, wie perfide dann doch manche Mechanismen gegriffen haben. In Deutschland dem Lager entkommen, werden sie in Frankreich interniert, als vermeintlich Spione und dann an die Deutschen ausgeliefert, was wiederum für die meisten das Todesurteil bedeutete.
Trotzdem findet Pauli in dieser Zeit auch die Liebe und der Zusammenhalt zwischen den Exilanten ist groß. Man unterstützt sich gegenseitig und hilft, wo man kann. Und auch unter den Franzosen finden sich einige, die zu helfen bereit sind.
Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Pauli schaffte es ihre Gefühle zwar zu transportieren, aber dennoch einen relativ neutralen Überblick über die Exilanten Gemeinde zu geben. Man fiebert mit, ob sie es schaffen werden und trauert um die, die es nicht schaffen oder ihrem Leben ein Ende setzen. Und nebenbei lernt man noch etwas über die Zeit. Die Sache mit dem Paragraphen 19 war mir unbekannt und auch wie sehr sich die Flüchtlinge in Marseille gesammelt hatten und dort dann nicht mehr wegkamen.
Ich kann diese Autobiographie sehr empfehlen, sie ist ein tolles Zeugnis dieser schrecklichen Zeit und beleuchtet das Leben derer, die im Krieg nicht nur Hab und Gut, sondern auch ihre Heimat und Zugehörigkeit verloren haben.
9 von 10 Punkte
ASIN/ISBN: 3552073086 |