Barry Strauss - Die Iden des März

  • Barry Strauss - Die Iden des März

    ASIN/ISBN: 9783806232660


    Was geschah am 15. März 44 vor Chr.?


    45/44 v.Chr:

    Gaius Julius Caesar ist auf dem Zenit seiner Macht. Er hatte nach dem Bürgerkrieg eine in Rom seit dem Königtum nicht gekannte Bündelung von Schlüsselpositionen inne. Er war fünfmal Konsul, die Diktatur für 10 Jahre fiel ihm somit zu. Er war Praefectus Moribus (Herr über die Sitten) und konnte damit bis in das Privatleben der Römer eingreifen, war Oberbefehlshaber der Streitkräfte mit dem Recht, alle Kommandostellen mit seinen Klienten zu besetzen. Er hatte die Oberaufsicht der Finanzen, die früher der Senat innehatte. Schließlich ließ er sich auch noch die Sacrosanctitas der Volkstribunen verleihen, konnte so weder verklagt, noch vor Gericht gestellt werden. Es fehlte zum Monarchen tatsächlich nur noch der Titel.


    Am 26.01.44 v.Chr. feierten die Römer das Latinerfest. Caesar nahm am Fest teil und die Volksmenge auf dem Forum feierte ihn mit "Rex,Rex" -Rufen. Das war ein in Rom verbotener Titel und die beiden Volkstribunen schritten ein und ließen die Menge auflösen. Tags darauf ließ Caesar sie des Amtes entheben, wegen Beeinträchtigung seiner Dignitas.(Würde)

    Was noch nicht beweist, daß er wirklich König werden wollte, es wurde aber zumindest später so gedeutet.


    Mitte Februar 44 v.Chr ernannte der Senat Caesar zum Dictator Perpetuus ( auf Lebenszeit) ,was zwar defacto, aber noch nicht nach der Verfassung und formal die Abschaffung der Republik bedeutete. ( Titus Livius)


    Im diesem Frühjahr begann Caesar mit den Vorbereitungen für den Partherfeldzug, den der Bürgerkrieg verhindert hatte, was seine Gegner mobilisierte. Einem siegreichen Feldherrn hätte ein Triumphzug zugestanden und ihm wäre somit die Krone nicht mehr vorzuenthalten gewesen. Caesars Gegner waren vor allem die Anhänger des von ihm besiegten Gnaeus Pompeius, aber auch frühere Gefolgsleute, die an seinen Feldzügen teilgenommen hatten, wie etwa Cassius Longinus.


    März 44 v. Chr.

    Rund sechzig Männer aus der römischen Führungsschicht waren es, die sich nun schnell zum Komplott zusammenschließen mussten. Marcus Iunius Brutus schrieb: "Die "ungeschriebene Verfassung" gebiete es, einen

    Tyrannen zu töten. Dies sollte nach Plan nun an den Iden geschehen, der Monatsmitte, in Monaten mit 31 Tagen der 15. Tag.


    Am Morgen des 15. März holte Decimus Iunius Brutus ( Nicht zu verwechseln mit Marcus Iunius, Anm.d.Verf.) Caesar an dessen Wohnsitz ab zum Senat. Gegen elf Uhr erschien Caesar im Sitzungsgebäude. Mit einer scheinbar vorgetragenen Bitte um Begnadigung eines Verurteilten, bestürmten mehrere Verschwörer Caesar und führten ihm die tödlichen Messerattacken zu.

    Die Täter konnten im Schutz der Panik, die daraufhin im Senat ausbrach, zunächst unerkannt fliehen.



    Fazit:

    Cicero hat die kürzeste Schilderung des Attentats, bei dem er unbeteiligt anwesend war, nachgeliefert:

    "Die Attentäter haben den Tyrannen mit dem Mut von Männern und dem Verstand von Kindern beseitigt."


    Barry Strauss ist ein ausgezeichneter Quellenauswerter. Das ist das erste, das bei diesem spannend und schlüssig verfassten Text ins Auge fällt. Die Fülle von schriftlichen Belegen, die er anführt, ist stupend, selbst wenn man berücksichtigt, daß die Quellenlage im gebildeten, schriftlichen Rom komfortabel war.

    Die Ursache für den Mord mag bei manchen in der Sorge um die Republik und der Furcht vor der Tyrannis begründet sein. Ausreichend ist diese Erklärung nicht.

    Strauss geht einen Weg, der sich auch mir schon früh erschlossen hat, die Begründung in der Zusammensetzung und Soziologie der römischen Eliten zu suchen. Die römische Führungsschicht war aufgebaut auf den steten Wandel. Die Ämter des Aedils, des Praefekten, der Konsule, all das war zeitlich begrenzt. Weniger aus Gründen eines demokratischen Machtwechsels, als vielmehr dazu, alle Bewerber aus den ca. 50 mächtigsten Familien zumindest einmal in ein solches Amt zu bringen. Mit dem Amt war die 'mos maiores' verbunden, die dignitas der römischen Persönlichkeit, es war der Höhepunkt des Lebens eines römischen Aristokraten.

    Da bewirkt eine Diktatur auf Lebenszeit eine erdrutschartige Verschiebung. Das Zusammenleben der führenden Familien Roms basierte auf dieser ständigen Verschiebung von Macht und Einfluss, im Senat, bei den Tribunen und bei den wichtigen Gerichten. Das wollten diese Kreise nicht gestört sehen. Das Caesar seinen wichtigsten politischen Impulsgeber in dem ihm verwandten Gaius Marius sah, der dreimal als Konsul ähnliche diktatorische Macht verkörperte, mag zutreffen, ob ihm nachzueifern sein Ziel war, ist wahrscheinlich. Wohl waren dem begabten Politiker und Feldherrn die römischen Institutionen zur politischen Willensbildung zu ineffektiv und träge, daran hat er selten Zweifel gelassen. Das Caesar Monarch werden wollte, darf man aber bezweifeln. Den Umbau von der Republik zum Gotteskaisertum besorgten dagegen in Wahrheit seine Attentäter, indem sie die römische Republik in den nächsten Bürgerkrieg trieben, aus dem dann ein späterer Augustus siegreich hervorging.


    Strauss ist in seiner quellenkritischen Analyse bestechend und macht daraus eine höchstspannende Geschichte, er ist ein historischer Erzähler von großer Qualität und ich möchte jedem Interessierten (m/w/d) an römischer Geschichte empfehlen, das zu lesen. Das Buch gewinnt der unendlich oft wiederholten und durchgesprochenen Tat eine von Tiefenschärfe geprägte neue Seite ab.


    Barry Strauss ist Professor für Alte Geschichte und Klassische Archäologie an der Cornell University (USA)

    Sein Forschungsgebiet ist die Antike Militärgeschichte und der Trojanische Krieg.