ASIN/ISBN: B0BHYQJPFB |
Klappentext:
Die Schuld einer Liebenden.
"Adele ist verschwunden." Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Cara setzt – und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Die Frau lässt lediglich ihre Handtasche zurück und die kryptische Bitte, Cara möge sich um den Inhalt kümmern. Neben anrührenden Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg finden sich in der Tasche Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis. Caras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.
Vera Teltz arbeitet in ihren Lesungen gekonnt Stimmungen und feine Nuancen heraus. Sie hat bereits Mechtild Borrmanns Romane Trümmerkind und Grenzgänger zu eindringlichen Hörerlebnissen gemacht.
Mein Hör-Eindruck:
Hier erzählt ein Routinier!
In zwei Zeitebenen entfaltet sich die Handlung. Die 1. Zeitebene spielt im Deutschland der Vorkriegs-, der Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre, die 2. Zeitebene in der Jetzt-Zeit. Diese 2. Zeitebene wird getragen durch die Recherchen einer jungen Anwältin zu den Ereignissen der 1. Zeitebene. Zwischen diesen beiden Zeitebenen springt die Handlung hin und her, und Kapitel für Kapitel entwickelt sich die Geschichte einer Familie, eine Geschichte von Freundschaft, Liebe, Treue, aber auch von Verfolgung, Verrat, Betrug und Schlimmerem.
Die Autorin macht es ihren Lesern leicht. Jedes Kapitel ist übertitelt mit Datum, Ort und den handelnden Personen. Dadurch kommt es zwar zu inhaltlichen Redundanzen, aber die Orientierung des Lesers ist stets gesichert.
Auch sprachlich kommt die Autorin ihren Lesern entgegen. Einige merkwürdig gewollte Metaphern bilden eher eine Ausnahme; ansonsten wird die Handlung in einer ausgesprochen flüssigen und eingängigen Sprache erzählt. Die Dialoge werden oft unterbrochen mit Übersprungshandlungen wie dem Blick auf Regentropfen am Fenster, dem Anwerfen eines Rasenmähers im Nachbargarten, dem Flug der Vögel u. ä. Damit verleiht die Autorin der Rede ihrer Figuren sehr routiniert die Authentizität, die sie glaubhaft macht.
Der Inhalt des Romans lehnt sich, heißt es, an wahre Begebenheiten an. Dann wird man als Leser wohl einige Dinge hinnehmen müssen, die sonst unverständlich wären wie z. B. die Begründung für den Abbruch der Schulausbildung der Tochter, und das in einem bildungsaffinen großbürgerlichen Haus. Insgesamt hätte mir persönlich etwas Dramatik besser gefallen. Vor allem das Ende des Romans (Epilog) wirkt gewaltsam gewollt.
Beeindruckend ist die präzise Recherche-Arbeit der Autorin, nicht nur zu Familiengeschichten, sondern vor allem zur Zeitgeschichte. Beeindruckend ist ebenso die Art und Weise, wie mühelos sie die Zeitgeschichte der 1. Erzählebene in ihren Roman einbettet. Die Ereignisse sprechen für sich und dienen als immer verständliche Hintergrundfolie für die Geschehen.
Der Roman wird eingelesen von Vera Teltz, deren professioneller und klarer Stimme man mit Vergnügen zuhört. Die Art und Weise ihres Vorlesens trägt wesentlich zum positiven Gesamteindruck bei.