Mechtild Borrmann, Feldpost

  • ASIN/ISBN: B0BHYQJPFB


    Klappentext:

    Die Schuld einer Liebenden.

    "Adele ist verschwunden." Mehr mag die Fremde nicht sagen, die sich in einem Café einfach so an den Tisch der Anwältin Cara setzt – und kurz darauf ebenfalls spurlos verschwindet. Die Frau lässt lediglich ihre Handtasche zurück und die kryptische Bitte, Cara möge sich um den Inhalt kümmern. Neben anrührenden Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg finden sich in der Tasche Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel zu einem symbolischen Preis. Caras Recherchen decken nicht nur die tragische Geschichte einer großen, verbotenen Liebe auf, sondern auch die Schuld einer Liebenden und einen bitteren Verrat.

    Vera Teltz arbeitet in ihren Lesungen gekonnt Stimmungen und feine Nuancen heraus. Sie hat bereits Mechtild Borrmanns Romane Trümmerkind und Grenzgänger zu eindringlichen Hörerlebnissen gemacht.


    Mein Hör-Eindruck:

    Hier erzählt ein Routinier!

    In zwei Zeitebenen entfaltet sich die Handlung. Die 1. Zeitebene spielt im Deutschland der Vorkriegs-, der Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre, die 2. Zeitebene in der Jetzt-Zeit. Diese 2. Zeitebene wird getragen durch die Recherchen einer jungen Anwältin zu den Ereignissen der 1. Zeitebene. Zwischen diesen beiden Zeitebenen springt die Handlung hin und her, und Kapitel für Kapitel entwickelt sich die Geschichte einer Familie, eine Geschichte von Freundschaft, Liebe, Treue, aber auch von Verfolgung, Verrat, Betrug und Schlimmerem.


    Die Autorin macht es ihren Lesern leicht. Jedes Kapitel ist übertitelt mit Datum, Ort und den handelnden Personen. Dadurch kommt es zwar zu inhaltlichen Redundanzen, aber die Orientierung des Lesers ist stets gesichert.


    Auch sprachlich kommt die Autorin ihren Lesern entgegen. Einige merkwürdig gewollte Metaphern bilden eher eine Ausnahme; ansonsten wird die Handlung in einer ausgesprochen flüssigen und eingängigen Sprache erzählt. Die Dialoge werden oft unterbrochen mit Übersprungshandlungen wie dem Blick auf Regentropfen am Fenster, dem Anwerfen eines Rasenmähers im Nachbargarten, dem Flug der Vögel u. ä. Damit verleiht die Autorin der Rede ihrer Figuren sehr routiniert die Authentizität, die sie glaubhaft macht.


    Der Inhalt des Romans lehnt sich, heißt es, an wahre Begebenheiten an. Dann wird man als Leser wohl einige Dinge hinnehmen müssen, die sonst unverständlich wären wie z. B. die Begründung für den Abbruch der Schulausbildung der Tochter, und das in einem bildungsaffinen großbürgerlichen Haus. Insgesamt hätte mir persönlich etwas Dramatik besser gefallen. Vor allem das Ende des Romans (Epilog) wirkt gewaltsam gewollt.


    Beeindruckend ist die präzise Recherche-Arbeit der Autorin, nicht nur zu Familiengeschichten, sondern vor allem zur Zeitgeschichte. Beeindruckend ist ebenso die Art und Weise, wie mühelos sie die Zeitgeschichte der 1. Erzählebene in ihren Roman einbettet. Die Ereignisse sprechen für sich und dienen als immer verständliche Hintergrundfolie für die Geschehen.


    Der Roman wird eingelesen von Vera Teltz, deren professioneller und klarer Stimme man mit Vergnügen zuhört. Die Art und Weise ihres Vorlesens trägt wesentlich zum positiven Gesamteindruck bei.

  • Feldpost erzählt die Geschichte der beiden miteinander befreundeten Familien Kuhn und Martens. Während Gerhard Kuhn ein Fuhrparkunternehmen führt und nichts von dem ganzen Brimborium um Hitler hält, fügt sich der Apotheker Hermann Martens in die NSDAP ein. Gerhard Kuhn macht anfangs aus seiner Meinung auch keinen Hehl. Deshalb landet er kurz darauf auch im Gefängnis. Die Lage spitzt sich zu, als im Namen des Führers auch noch seine Fahrzeuge benötigt werden, die Gerhard jedoch dringend für seine Arbeit benötigt.




    Die Kinder Adele und Albert Kuhn sowie Dietlind und Richard Martens wachsen gemeinsam auf und pflegen eine innige Freundschaft. Aufgrund der politisch gegensätzlichen Einstellungen der Eltern wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.

    Mechtild Borrmann erzählt die Geschichte um diese beiden Familien sehr eindrücklich und einfühlsam. Im Wechsel erfahre ich aus rückblickenden und noch zu ermittelnden Begebenheiten aus dem Jahr 2020 viel über den Werdegang der beiden Familien und dann bin ich hautnah dabei, wie es in den Jahren 1935 bis 1945 den Menschen ergangen ist.

    Feldpost ist ein spannender Krimi und zugleich ein Roman über Liebe, Verbundenheit, Freundschaft, Rechtschaffenheit und Mut.

    Immer wieder schaffen es vor allem Adele, Albert und Richard ihre Kraft, ihren Mut, ihre Liebe voranzustellen und über sich hinauszuwachsen. Dabei treffen sie vielleicht nicht immer die klügsten Entscheidungen aber immer die für sie richtigen. Die Charaktere verfügen alle über eine große Authentizität.

    Vera Teltz untermalt mit der sanften Klangfarbe ihrer Stimme die Gegebenheiten in der Geschichte. Unbequeme Situationen, hitzige Entgegnungen und Auseinandersetzungen sind dagegen klar abgrenzbar. Es ist ein wahres Hörvergnügen die Schwingungen der Temperamente und Gefühle der Charaktere herauszuhören.

    Feldpost zu hören hat mir große Freude bereitet und ich hab schon entdeckt, dass Vera Teltz weitere Titel von Mechtild Borrmann eingelesen hat. Ich freue mich drauf!


    Fazit

    Feldpost ist für alle, die historische Kriminalromane mögen und zu Zeiten der NSDAP die harte Probe miterleben wollen, auf die die Menschen gestellt wurden. Ein historischer Krimi, in dem es um Freundschaft, Liebe, Rechtschaffenheit und starke Verbundenheit geht.