Hier kann zum Teil 1 - Seiten 103 - 184 ("Tausend Freitage") geschrieben werden.
'Freitags bei Paolo' - Seiten 103 - 184
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Szenen einer perfekten Ehe! Clemens und Marie lieben sich konstant wie am ersten Tag. Sie sind aneinander eingerastet und glücklich in ihrem Leben. Jeder unterstützt und fördert den anderen. Geld scheint kein Problem, die Kinder fügen sich auch nett in den Alltag. Alles ist harmonisch und selbst die renitente Nachbarin wird effektiv in ihre Schranken gewiesen.
Die beiden sind sich einig in ihrer Verachtung der anderen Kita-Mütter, die sich der Gruppendynamik hingeben und ihre sozialen Kontakte über ihre Kinder ausweiten. Würde mich mal interessieren, ob unser Traumpaar in letzter Konsequenz ihren Zwillingen den Kontakt mit Kindern aus nicht ganz so perfekten Konstellationen madig machen würde und sie von Gemeinschaftsunternehmungen fernhalten würden, weil sich Clemens und Marie nicht mit diesen Eltern abgeben wollen.
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Die beiden sind sich einig in ihrer Verachtung der anderen Kita-Mütter, die sich der Gruppendynamik hingeben und ihre sozialen Kontakte über ihre Kinder ausweiten. Würde mich mal interessieren, ob unser Traumpaar in letzter Konsequenz ihren Zwillingen den Kontakt mit Kindern aus nicht ganz so perfekten Konstellationen madig machen würde und sie von Gemeinschaftsunternehmungen fernhalten würden, weil sich Clemens und Marie nicht mit diesen Eltern abgeben wollen.
Das ist mir auch etwas bitter aufgestoßen.
Irgendwie sind immer alle anderen "doof". Außer das lesbische Paar.
So ist es einfach bei mir angekommen................also bei dieser Kindergartenszene und vielleicht noch der einen oder anderen.
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Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass die beiden angeblich ein perfektes Sexualleben haben - es "vögelt" zu allen möglichen Zeiten. Schön! Das passt zum jugendfreien Gesamtbild.
Und auch dass Tom gern Cliffhänger einbaut (sollte ich eigentlich aus seinen anderen Büchern kennen). Hier bleibt die Frage offen, was Marie so erschreckt hat, als sie Clemens vom Flughafen abholt. Sind die zwei Wochen Trennung so sichtbar von seinem Gesicht abzulesen? Lassen zwei ausgelassene Freitage bei Paolo den Mann erkennbar altern?
Dieses Ritual scheint zu einer Ersatzreligion geworden zu sein. Wie andere wöchentlich in die Kirche gehen, muss diese Ehe jeden Freitag sich ihren Segen von Paolo holen
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Hier bleibt die Frage offen, was Marie so erschreckt hat, als sie Clemens vom Flughafen abholt. Sind die zwei Wochen Trennung so sichtbar von seinem Gesicht abzulesen? Lassen zwei ausgelassene Freitage bei Paolo den Mann erkennbar altern?
Ich habe mir gedacht, vielleicht war die Zeit auf dem Schiff für ihn doch "die Hölle" und das hat man ihm dann angesehen?
Und nur Marie hat ihre Zeit überwiegend genossen?
Die ersten kleinen dunklen Schatten tauchen ja bei ihr auf, irgendwann ist sie genervt etc.
Wir werden es wahrscheinlich noch erfahren.
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Das ist mir auch etwas bitter aufgestoßen.
Irgendwie sind immer alle anderen "doof". Außer das lesbische Paar.
So ist es einfach bei mir angekommen................also bei dieser Kindergartenszene und vielleicht noch der einen oder anderen.
Befreunden sich die Freitags mit dem lesbischen Paar, weil sie sich auch von den anderen Müttern abgrenzen? Oder weil sie als etwas besonderes herausstechen? Oder weil sie sich gleichberechtigt für ihre Kinder und deren Unterbringung interessieren?
Oder weil sie als Paar eine ähnliche Einheit bilden wie Marie und Clemens? Bezeichnend, dass der Kontakt abgebrochen wird, als diese Verbindung in die Brüche geht und eindeutig schuld ist die, die schon immer fremd gegangen ist.
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Oder weil sie als Paar eine ähnliche Einheit bilden wie Marie und Clemens?
Francoise und Meryem sind außerdem noch die einzigen Eltern, die als Paar anwesend sind.
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Ich habe mir gedacht, vielleicht war die Zeit auf dem Schiff für ihn doch "die Hölle" und das hat man ihm dann angesehen?
Die Erklärung dafür folgt später.
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Es war schon immer eine Gratwanderung, sich über andere lustig zu machen. Das lernt man schon auf dem Schulhof. Entweder das Publikum ist deiner Meinung, dann hast Du die Lacher auf deiner Seite. Oder der Verspottete hat die Sympathien der Mehrheit, dann bekommst du eine auf die Nase oder Ohren - wenn er schlagfertig ist. Falls er es nicht ist, findet sich evtl. ein Verteidiger, der das für ihn ausfechtet. Wenn der kräftig genug ist (intellektuell oder körperlich) braucht der nicht mal die Mehrheit des Publikums - das schließt sich dann aus Eigeninteresse doch lieber dem Stärkeren an.
Ich schaue mir in letzter Zeit gern Kabaretts im Fernsehen an - besonders Dieter Nuhr und Ähnliche - und jetzt überlege ich mir gerade, warum ich das eigentlich mache. Im Grunde bin ich dazu erzogen worden, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen und dass es sich nicht gehört, über Schwächen anderer zu lachen.
Am liebsten sind mir doch die Lachnummern, die kluge Überspitzungen enthalten und sich gegen selbstherrliche oder rücksichtslose Personen oder Gruppen richten. Da hoffe ich dabei auch immer, dass diese die Kritik an ihrem Verhalten vernehmen und so verstehen, dass sie darüber ernsthaft nachdenken und im besten Fall etwas daran ändern.
Diese ganze Kultur-Aneignungsdebatte hat ernsthafte Anfangsgründe (siehe Blackfacing) und wird zur Lächerlichkeit hochstilisiert. Die Intellektuellen wehren sich mit ihren Mitteln gegen Anfeindungen auf niedrigerem Niveau.
Rassismus äußert sich in vielfältiger Form und kann in so kurioser Gestalt auftauchen, wie bei der Protestantin, die Clemens' Eddie Murphy-Persiflage vor versammeltem Publikum stört. Er hat hier gewonnen, hatte alle Lacher auf seiner Seite - aber er tut auch gut daran, sich mal zu überlegen, was er da eigentlich macht.
Clemens hat wohl schon immer gern andere nachgeäfft und hat ein besonderes Talent für Sprache und Imitationen entwickelt. Warum gefällt ihm das so?
Macht er andere nach, um sie zu verspotten oder weil er sich ihrem Wesen nähern möchte?
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Clemens hat wohl schon immer gern andere nachgeäfft und hat ein besonderes Talent für Sprache und Imitationen entwickelt. Warum gefällt ihm das so?
Macht er andere nach, um sie zu verspotten oder weil er sich ihrem Wesen nähern möchte?
Das ist eine interessante Frage.
Ich hab mir auf jeden Fall an manchen Stellen gedacht, ich würd wahnsinnig werden wenn mein Mann im ganz normalen Leben (auf Clemens bezogen nicht während seinen Auftritten) immer mal wieder mit der Stimme von irgendeinem Prominenten sprechen würde.
Das wäre absolut nicht mein Ding.
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Marie scheint das von Anfang an besonders gefallen zu haben. So sehr, dass sie Clemens dazu gedrängt hat, sein Talent zu vermarkten.
Was ist ihre Motivation? Hat sie gern einen Mann, der auf der Bühne Anerkennung gewinnt? Bewegt sie sich gern in exklusiven Künstlerkreisen? Gemäß ihrer Herkunft, wo sich ihre Eltern mit möglichst angesagten Leuten umgeben haben.
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Marie scheint das von Anfang an besonders gefallen zu haben. So sehr, dass sie Clemens dazu gedrängt hat, sein Talent zu vermarkten.
Was ist ihre Motivation? Hat sie gern einen Mann, der auf der Bühne Anerkennung gewinnt?
Sie wollte bestimmt nur, dass Clemens glücklich ist und den Beruf ausübt, der zu ihm passt und der richtige für ihn ist.
Ich mein das nicht mal ironisch............aber bei dieser großen Liebe zwischen den Beiden kann es ja gar nicht anders sein. Oder?
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Sie wollte bestimmt nur, dass Clemens glücklich ist und den Beruf ausübt, der zu ihm passt und der richtige für ihn ist.
Ich mein das nicht mal ironisch............aber bei dieser großen Liebe zwischen den Beiden kann es ja gar nicht anders sein. Oder?
Sollte es eigentlich schon! Aber sie ist zunehmend genervt, dass er sich immer noch mit seinem Programmierjob oder/und mit diesen Biobauern abgibt
Clemens hat doch gegenüber Glenda Brombach betont, dass ihm das als Hauptberuf wichtig ist.
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Sollte es eigentlich schon! Aber sie ist zunehmend genervt, dass er sich immer noch mit seinem Programmierjob oder/und mit diesen Biobauern abgibt
Ja, diese Genervtheit taucht jetzt so langsam auf.
Aber "damals" war sie das ja noch nicht.
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Ja, diese Genervtheit taucht jetzt so langsam auf.
Aber "damals" war sie das ja noch nicht.
Weiß man nicht! Vielleicht liefert Tom ja noch tiefere Einblicke in ihre Gedankenwelt.
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Er hat hier gewonnen, hatte alle Lacher auf seiner Seite - aber er tut auch gut daran, sich mal zu überlegen, was er da eigentlich macht.
Clemens bringt Leute zum Lachen, er unterhält die Menschen, aber er lebt auf der Bühne keineswegs davon, sich über andere lustig zu machen. Und in der Auseinandersetzungsszene mit der Frau geht es an keiner Stelle darum, die Lacher auf seiner Seite zu haben. Nirgendwo im Buch ist die Rede davon, dass er sich irgendwie über jemanden lustig machen würde. Er ist lustig. Er kann Stimmen sehr gut nachahmen und baut prominente Personen in Sketche ein. Er missbraucht sie nicht, um sich auf ihre Kosten zu profilieren. Deine Lesart, liebe Tante Li, macht mich, ehrlich gesagt, ein wenig fassungslos (und lässt mich an meinen Fähigkeiten zweifeln). Es ist genau andersherum.
Clemens hat wohl schon immer gern andere nachgeäfft und hat ein besonderes Talent für Sprache und Imitationen entwickelt. Warum gefällt ihm das so?
Macht er andere nach, um sie zu verspotten oder weil er sich ihrem Wesen nähern möchte?
"Nachäffen" - das schlägt in dieselbe Kerbe. Parodie und Imitation sind nicht "nachäffen". Und Clemens steht einfach sehr, sehr gerne auf der Bühne und bringt Leute zum Lachen, aber er hasst es, hinter der Bühne darauf warten zu müssen. Er ist talentiert; Comedy ist sein Ding.
Marie scheint das von Anfang an besonders gefallen zu haben. So sehr, dass sie Clemens dazu gedrängt hat, sein Talent zu vermarkten.
Sie hilft ihm dabei, sich für das zu entscheiden, was er wirklich liebt. Die Programmiererei für Judith und Karl macht er längst nur noch, weil er sich dazu verpflichtet fühlt, weil er nicht Nein sagen kann.
Ich bin tatsächlich ein wenig irritiert darüber, wie man das anders lesen könnte. Nein, sehr.
Edit: Im Übrigen taucht eine an den von Dir erwähnten Dieter Nuhr angelehnte Figur tatsächlich später noch auf.
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Zitat
"Mein Großvater hieß Adolf", erklärte Marie trocken, wobei sie den Blick erwiderte. "Aber das heißt nicht, dass er in seiner Freizeit Genozide veranstaltet hätte." Sie griff nach Clemens' Oberschenkel und drückte ihn sanft...
Hallelujah sister Mary, you never get a second chance to make a first impression...
Hier prallen offensichtlich Welten aufeinander, die wenig Berührpunkte haben, außer eben Kinder in der gleichen Kita. Das wäre dann schonmal geklärt.
Mittlerweile sind Clemens und Marie wirklich ein sehr eingespieltes Team. Wenn ich an den Anfang dieses Romans zurückgehe:
Clemens war der zwar gutaussehende, aber durchaus stoffelige Programmierer, der Wert darauf legte Systementwickler genannt zu werden und richtigstellte, dass eine SMS nicht verschickt werden kann, sondern höchstens eine SM.
Ich kann mir gut vorstellen, was aus ihm geworden, wäre, wenn er Marie nicht kennengelernt hätte:
Er wäre von Jahr zu Jahr verschrobener geworden bei der Softwareentwicklung für Filialen, die ein halbes Jahr später geschlossen werden.
Marie ermöglicht ihm andere Wege zu gehen, gibt ihm auch mal den notwendigen sachten Tritt, um ihn auf die Bühne zu bringen, um das zu tun, wofür er tatsächlich brennt. Wobei dieses Talent für Parodie natürlich nicht nur Talent ist, sondern das Ergebnis von viel Übung in jungen Jahren sein wird, was vermutlich mit seinem Harmoniebedürfnis zusammenhängt oder besser gesagt mit einer ordentlichen Portion Konflikten und ihre Vermeidung. Die Imitation der Stimmen anderer ermöglicht ihm, im Falle eines Konflikts, jemand anderen sprechen zu lassen und den Konflikt humorvoll darzustellen, statt für sich selbst einstehen zu müssen. Konflikte sind für Marie bestenfalls Herausforderungen, aber ganz sicher nicht etwas, dem man aus dem Weg geht.
Marie war am Anfang die haltlose junge Frau, die sozusagen vom Leben überfordert ist, ob der riesigen Auswahl an Möglichkeiten die es bietet. Die Entwicklung ohne Clemens? 10, vielleicht 15 OneNight-Stands pro Jahr verbunden mit einer Sinnsuche bei den Pfundis. Sie begegnet ja ihrer eigenen möglichen Zukunft im Park: Mitte 40 einsam einen trotzigen Hund hinter sich herschleppend. Eine zeitgemäßere Variante ihrer eigenen Mutter.
Clemens ist für sie der Fels in der Brandung, gibt ihr Ziel, Richtung, Struktur. Sie ist es, für die er das Freitags-Ritual macht (auch wenn sie glaubt, es wäre sein Ding).Diese Beziehung ist wie eine sich selbst verstärkende chemische Reaktion im guten Sinne.
Die beiden sind sich einig in ihrer Verachtung der anderen Kita-Mütter, die sich der Gruppendynamik hingeben und ihre sozialen Kontakte über ihre Kinder ausweiten. Würde mich mal interessieren, ob unser Traumpaar in letzter Konsequenz ihren Zwillingen den Kontakt mit Kindern aus nicht ganz so perfekten Konstellationen madig machen würde und sie von Gemeinschaftsunternehmungen fernhalten würden, weil sich Clemens und Marie nicht mit diesen Eltern abgeben wollen.
Es sind Clemens und Marie die hier erfolgreich ihre sozialen Kontakte ausweiten, nicht weil die Kinder in die gleiche Kita gehen, sondern weil es passt. Alles andere wäre ohnehin lediglich eine Zweckfreundschaft.
Befreunden sich die Freitags mit dem lesbischen Paar, weil sie sich auch von den anderen Müttern abgrenzen? Oder weil sie als etwas besonderes herausstechen? Oder weil sie sich gleichberechtigt für ihre Kinder und deren Unterbringung interessieren?
Ich lese es so, dass offensichtlich sowohl Clemens und Marie, als auch das lesbische Paar, Außenseiter in dieser Gruppe sind. Sie können versuchen sich anzupassen und mitzuschwimmen oder zu sein, wie sie tatsächlich sind. Marie hat sich offensichtlich für das zweite entschieden. Das lesbische Paar, da beide gekommen sind, trotz der Vorkommnisse in anderen Kitas, offensichtlich ebenfalls.
Wenn dann, wie es hier der Fall ist, Sympathie noch dazukommt: Wunderbar. Daraus kann sich tatsächlich Freundschaft entwickeln.Es war schon immer eine Gratwanderung, sich über andere lustig zu machen. Das lernt man schon auf dem Schulhof.
Ich habe hier offensichtlich noch nicht weit genug gelesen, das scheint sich ja auf Clemens zu beziehen...
Aber in welcher Rolle stellst Du Dir den schüchternen, intelligenten, harmoniebedürftigen, Nicht-Nein-Sagen-Könnenden Clemens auf dem Schulhof vor? Ich stelle ihn mir als das Opfer von solchen Aktionen der Schulhof-Alphas vor. In meiner Vorstellung entwickelt er sein parodistisches Talent als Verteidigungstaktik dagegen... Und ich kann mir ihn tatsächlich gar nicht auf der anderen Seite einer solchen Aktion vorstellen, mal sehen, was da kommt. -
Danke, Maarten, das kommt dem schön äußerst nahe, was ich tatsächlich im Sinn hatte.
Es gibt übrigens nicht nur hier Einschätzungen, die mich ein wenig irritieren, weil einiges so ganz anders aufgefasst wird als ich das beabsichtigt hatte (was - natürlich - an mir liegen muss). Eine Leserin bei "Lovelybooks" attestiert Marie fast schon pathologischen Narzissmus, schießt sich regelrecht auf sie ein. Das Verhältnis zwischen Marie und Clemens wäre sehr einseitig, bei ihm nur Geben und bei ihr nur Nehmen. Das hat mich sehr überrascht.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich finde das spannend, wenn die Figuren so unterschiedlich wahrgenommen werden, und es gibt Elemente in der Geschichte, die absichtlich uneindeutig sind, und manchmal ein bisschen provokant. Aber dass die beiden in großer Harmonie ihre Leben teilen, das, dachte ich jedenfalls, wäre unzweifelhaft.
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Es gibt übrigens nicht nur hier Einschätzungen, die mich ein wenig irritieren, weil einiges so ganz anders aufgefasst wird als ich das beabsichtigt hatte (was - natürlich - an mir liegen muss).
Aber dass die beiden in großer Harmonie ihre Leben teilen, das, dachte ich jedenfalls, wäre unzweifelhaft.
Zu Punkt 1: Das glaube ich nicht, dass dich hier "die Schuld" trifft. Es zeigt sich nur wieder, wie unterschiedlich etwas bei Menschen ankommen kann. Aber das empfinde ich als völlig normal.....
Zu Punkt 2: Das ist es auf jeden Fall! Aber irgendwie schon so überdeutlich, dass ich auch manchmal ins Grübeln gekommen bin, ob ich irgendwas übersehe. Ich wusste nicht, dass so ein Romantiker in dir steckt.
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Aber dass die beiden in großer Harmonie ihre Leben teilen, das, dachte ich jedenfalls, wäre unzweifelhaft.
Ist es, definitiv. Aber das muss ja nicht gefallen, es ist ja immer auch eine Frage der Identifikationsfigur...
Ich erinnere mich sehr gut an diese arge Diskrepanz der Wahrnehmung von Männern und Frauen im Kontext Kindererziehung (zumindest so im Bereich 2005-2010, wo ich die meisten Erfahrungen sammeln konnte):
Wenn ich mein U3-Kind zur Kita brachte, zum Elternabend/Elternsprechtag etc. ging, dann war ich der coole, moderne Mann. Brachte meine Marie ihr U3-Kind zur Kita, dann war sie die Rabenmutter, ein Kind so früh wegen der Arbeit in die Kita zu stecken, statt zuhause zu bleiben.
Andersherum natürlich auch:
Als ich beim ersten Kind 3 Monate frei nahm und danach nur halbtags arbeitete, meinte mein damaliger Hauptkunde zu mir: Ich habe gehört, sie ziehen sich aufs Altenteil zurück?
Meine Marie hingegen arbeitete nach dem ersten Kind noch Vollzeit, was wiederum ihren Ruf als Rabenmutter festigte.Es steht eigentlich klar im Text, aber vielleicht nicht klar genug:
ZitatUnd angesichts der Tatsache, dass er immerhin gleich zwei Jobs ausfüllte, davon einen, der mit intensiver Reisetätigkeit verbunden war, war es meistens okay für sie, dass sie so ungefähr fünf bis fünfundzwanzig Prozent mehr Last mit den Mädchen hatte, die zum Glück auch ziemlich pflegeleicht waren
Marie betrachtet die fünf bis fünfundzwanzig Prozent hier mit dem rosaroten Blick einer sehr gut laufenden Beziehung, an einem grauen Herbsttag betrachtet, wird sie das noch anders sehen...
Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Clemens noch Software entwickelt (es sei denn, es ist ihm wichtig, aber mir scheint es nur zu sein, weil er nicht Nein sagen kann). Marie wird genug verdienen, ums ausgleichen zu können. Clemens versucht für alle gleichzeitig da zu sein, er vergisst aber hier die richtigen Prioritäten zu setzen. Und setzt damit Marie unter einen Druck, dem sie nicht wirklich ausweichen kann.
Ja, es ist eine sehr harmonische Beziehung auf Augenhöhe.
Aber die Alltagsbelastung wird mehr von Marie getragen, da gibt es keinen Zweifel...
Vielleicht hätte es geholfen, dass plastischer darzustellen...