Hier kann zum Teil 1 - Seiten 185 - 268 ("Tausend Freitage") geschrieben werden.
'Freitags bei Paolo' - Seiten 185 - 268
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Katze Nummer 3 ist aufgetaucht!
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Marie hasst Körperbehaarung. Ach so?! Wie haben die beiden das bisher praktiziert? Haben sie sich jeden Samstag lustvoll gegenseitig am ganzen Körper rasiert? Dann fällt das doch nach keinem Monat auf, wenn es am ganzen Körper piekt. Oder hat sich Clemens heimlich vor jedem Freitag selber enthaart, um ihr den glatten Genuss zu gönnen? Oder hat sie vor lauter Liebe seine Stacheligkeit in Kauf genommen?
Oder ist sie nur deshalb anfangs mit ihm zusammengeblieben, weil er von Natur aus nur weichen Flaum entwickelt?
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Katze Nummer 3 ist aufgetaucht!
Die Katzen bekommen hier wirklich viel Schuld aufgeladen
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Marie hasst Körperbehaarung.
Damit sind eher die aus den Kragen hervorlugenden Strickpullis an Brust und Rücken gemeint als das übliche Maß. Stimmt, hier fehlt möglicherweise eine Präzisierung.
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Da man nicht miterlebt hat, wie Sex 20 Jahre lang gut zwischen den beiden funktioniert hat, finde ich es etwas dünn als Hauptgrund anzugeben, dass sie sich trennen, weil da nichts mehr läuft.
Normalerweise kommen bei einer Trennung alle gegenseitige Unstimmigkeiten und Streitpunkte auf den Tisch.
Mir ist der sinnliche Bereich einfach zu distanziert geschildert.
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Da man nicht miterlebt hat, wie Sex 20 Jahre lang gut zwischen den beiden funktioniert hat, finde ich es etwas dünn als Hauptgrund anzugeben, dass sie sich trennen, weil da nichts mehr läuft.
Das ist nicht der Hauptgrund.
Edit: Genau das ist der Kern. Es gibt keinen "Grund", keinen Anlass, keine Ausweglosigkeit, und es geht ganz sicher nicht um Sex. Es gibt schleichende Erosion. Sie sind eigentlich noch fein, und die meisten würden an ihrer Stelle zusammenbleiben und das irgendwie auszuhalten versuchen. Aber eben nicht diese beiden.
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In diesem Teil werden andere Beziehungen in Relation zu Marie und Clemens gezeigt. Teddys toxische Beziehung zu Diana, die nach der "2 Monate kein Sex"-Regel womöglich bereits am Hochzeitstag getrennt hätte sein müssen. Teddy klammert sich dennoch daran.
Und die von Leonard und Luise Benedickt. Luise deren Name sich mit Maries Namen zu Marieluise Benedickt ergänzt. Wodurch nicht nur Luise, sondern auch Marie wie eine jüngere Version der lebenslustigen Marieluise aus Metting wirkt.Aus dem Metting-Roman begegnen wir Nadine Frontzecki, die ich bisher als Sebastian Fitzek sehe, aber bei der ich das Gefühl habe, dass sich ähnlich wie bei anderen "Metting"-Schriftstellern, noch eine zweite reale Person darin verbirgt. Vermutlich eine Autorin. Jemand eine Idee?
Glenda Brombach, das Rückgrat von Kunst und Kultur, stirbt. Sie siechte ja schon dahin, wird aber angefahren von einem Taxi, das sie selbst gerufen hat. Was vermutlich Clemens noch Probleme bereiten wird.Clemens geht auf das beste Midlifekrisenalter zu und begegnet einer "doppelt so jungen" Frau wie Marie in Relation zu seinem eigenen Alter. Mit schwarzer Katze am Freitag den 13.
Beim 1000. Freitag in Paolo kommt's entsprechend dicke: Alles Schöne hat irgendwann ein Ende.
Ich kannte mal ein Pärchen, die sprachen von einem anderen Pärchen, das 2 Wochen keinen Sex hatte. "Dann ist doch sowieso alles schon vorbei. Die haben schon Schluss, wissen es nur nicht."
Ich hatte ja am Anfang dieser Leserunde das Beispiel Nigel Hitchcock gebracht, er hatte im Alter, in dem Marie konstatiert, dass Clemens und sie sich nicht mehr lieben, noch keine erste ernsthafte Beziehung. Und ist aus dem trubeligen London auf die Isle of sky gezogen, wo man die Partner, die in Frage kommen, vermutlich an einer Hand abzählen kann (mindestens 3 Schafe mitgezählt). Er würde eine Beziehung, wie sie Marie und Clemens haben, sicher nicht beenden.
Alt werden ist nicht schön, das macht die Alternative aber nicht unbedingt attraktiver. Und ähnlich kann man das für eine Beziehung sehen.
Für Marie und Clemens hingegen gibt es nicht wirklich einen Grund an dieser Beziehung weiter festzuhalten: Sie haben voneinander gelernt, was sie voneinander lernen konnten und können diesbezüglich jetzt auf eigenen Beinen stehen. Die Kinder sind aus dem Haus (vermute ich, bin mir gerade nicht sicher, ob's irgendwo stand). Und 2 Monate kein Sex ist bei diesem Paar wirklich eine Aussage. Es ist die typische Rollenteilung der beiden, dass es Marie ist, die es nicht nur erkennt, sondern auch ausspricht. Marie war jung, als diese Beziehung begann, sie hat ihr halbes Leben mit Clemens verbracht und es war eine gute Zeit. Aber es stellt sich für sie und auch für Clemens die Frage, ob es nicht möglich ist, ein weiteres Mal eine so gute Zeit zu erleben (wie sie viele Menschen nicht einmal in ihrem Leben in dieser Länge erleben). Da sie wie Magneten auf das andere Geschlecht wirken (was auch den meisten Menschen nicht gegönnt ist), scheint es möglich. Aber es kann auch mit einem Border Terrier im Park enden... -
Für Marie und Clemens hingegen gibt es nicht wirklich einen Grund an dieser Beziehung weiter festzuhalten: Sie haben voneinander gelernt, was sie voneinander lernen konnten und können diesbezüglich jetzt auf eigenen Beinen stehen.
Hmm, würde nicht gerade dann ein weiterer wichtiger Teil einer Beziehung folgen?
Wenn sie nun schon mit "voneinander lernen" fertig sind und "auf eigenen Beinen" stehen?
Wobei ich diese beiden Bezeichnungen nicht als Sinn einer Beziehung sehe..............zumindest nicht als Aufgabe, die man erfüllt und danach trennt man sich.
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Hmm, würde nicht gerade dann ein weiterer wichtiger Teil einer Beziehung folgen?
Wenn sie nun schon mit "voneinander lernen" fertig sind und "auf eigenen Beinen" stehen?
Wobei ich diese beiden Bezeichnungen nicht als Sinn einer Beziehung sehe..............zumindest nicht als Aufgabe, die man erfüllt und danach trennt man sich.
So habe ich es auch nicht gemeint. Marie konstatiert, dass sie sich nicht mehr lieben. Es könnte dann andere wichtige Gründe geben, diese Beziehung weiterzuführen.
Hier ist das nicht der Fall, Liebe steht hier im Mittelpunkt der Beziehung.
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Ich finde das Bild in der eine bestimmte Menge Wasser im Topf ist sehr passend. Das kann am Anfang sehr heiss kochen, aber auch schnell verdampfen. Es kann nach dem Abkühlen aber auch eine ruhige Fläche sein und manchmal reicht auch noch die Pfütze am Topfboden wenn man gemeinsam die hohen Seitenwände des Topfes, den langen gemeinsamen Weg, betrachtet. Aber wenn das Wasser alle ist, dann sitzt man auf dem blanken Stahl und das geht nicht lange gut.
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So, auch der dritte Abschnitt steigert nur noch meine Begeisterung über das Buch. Weiterhin mag ich die Beschreibung der Figuren, den Aufbau, die Geschichte und bin sehr sehr gespannt, wohin sie sich entwickelt.
Allerdings...keine Ahnung, vielleicht hab ich in meinem Leben nur die falschen Menschen getroffen, aber ich kann mir ernsthaft nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die solche Rituale so "gewissenhaft" pflegen wie die beiden mit den Freitag-Abenden. Oder die sagen "wenn wir zwei Monate keinen Sex hatten, ohne dass wir ernsthaft krank waren, trennen wir uns". Ich finde beides zwar sehr interessant, das erste erstrebenswert, das zweite zumindest sehr spannend, aber ich kenne solche Menschen nicht, glaube ich.
Wie auch immer...die "perfekte" Beziehung bekommt ein bisschen ihre Risse, Clemens vergisst bei der Zusage zur Lesereise komplett die Freitage. Und dann die Sache mit "zwei Monate kein Sex" und beide wissen noch von dieser "Vereinbarung". Gleichzeitig macht Paolo zu. Es ist ein bisschen, als würde alles auf einmal zusammenbrechen. Und dann sind da die Gefühle, wie so ein "kompletter" Neuanfang wäre, also z.B. wenn Marie über Sex zu Beginn einer Partnerschaft bzw. sexueller Annäherung nachdenkt.
Ich bin am Ende des dritten Abschnitts und ich kann noch nicht so glauben, dass sie dieses "dann trennen wir uns jetzt" durchziehen, aber wenn ich die Kurzbeschreibung richtig verstanden habe, tun sie das. Ich werde dann heute bestimmt noch weiterlesen, aber vermutlich noch in den Abschnitten 1-3 auch noch kommentieren.
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Da ist es also … das Verlieren. Schleichend geschehen und doch für mich erstmal unheimlich traurig.
Das Buch lebt von den Gefühlen zweier Menschen. Vom Beginn einer wundervollen Liebe, eine Symbiose, wie sie nur wenige erleben und doch sind in diesem Abschnitt die ersten kleinen Rissen, ein Genervtsein, ein was wäre wenn.
Ich brauche in diesem Roman keine Beschreibungen des Liebeslebens (Sex). Es sind die kleinen feinen Dinge, die zeigen, wie zwei Menschen sich bedingungslose lieben können, wie die Hand auf der Decke, die einen unglaublich glücklich macht. Die Wärme beim Denken an den anderen, an bestimmte Situationen, Rituale.
Und für mich ist es auch nicht der Sex, warum es jetzt zu Ende ist. Es war für beide einfach die Aussage, wenn zwei Monate kein Sex, dann ist es vorbei. Das hat für mich mit dem Sexleben nichts zu tun.
Es sind nun mal Marie und Clemens und kein anderes Paar. Sie haben ihre eigenen Regeln. Manchmal denke ich bei den beiden: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Aber man spürte ja nun zuletzt auch die kleinen feinen Nuancen, die nicht mehr so richtig passen. Aber aus diesem Grund wirklich alles beenden?
Ist es vielleicht auch eine kleine Midlifekrise? Als er Carolin trifft und sie ihm die Nummer gibt, da kommen sie wieder, die ganzen Erinnerungen und die Wärme an Marie und die Gedanken, was ist jetzt. Zwei Monate kein Sex. Will ich das Ende oder will ich es nicht. Sie haben ihre Liebe gelebt und leben Sie immer noch, haben aber alles ausgeschöpft, aber reicht das für den Rest? Jeder hat sich in letzter Zeit da schon Gedanken gemacht.
Was mir gefällt, dass man dann hier eben auch den Vergleich zu anderen Paaren bekommt. Wie z.B. zu Teddy und Diana. Was das noch mit Liebe zu tun hat? Die beiden haben eine ganze andere Liebe erlebt wie Marie und Clemens. Jede Liebe ist anders, einzigartig. Teddy würde sich niemals trennen, egal wie weh ihm Diana tut.
Ich bin sehr aufgewühlt und mehr als gespannt auf den nächsten Abschnitt. Ein Buch, das mich unglaublich berührt.
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Ich habe das schon verstanden, dass "zwei Monate kein Sex" hier nicht der Hauptgrund sein will. Aber auch wenn ich dieses Buch öfter ganz anders lese als z.B. Tante Li - hier sehe ich das genauso. Mir hat da "das Sinnliche", das Gefühlvolle bei dem Ende des Abschnitts und bei dieser "Trennungsentscheidung" etwas gefehlt.
Mir war erst nach dem 4. Abschnitt oder nach dem Ende etwas klar, was, darum werde ich das nicht in diesen Abschnitt schreiben (bin ja mittlerweile länger fertig, kam nicht zum Posten).
Hier am Ende war ich nur verwundert, dass man feststellt, man hatte zwei Monate keinen Sex und dann sagt Marie "obwohl wir uns nicht mehr lieben?"..also, dass sie sich nicht lieben, das habe ich so nicht wahrgenommen und auch nicht geglaubt beim Lesen.
Darum...auch wenn der Titel und die Kurzbeschreibung das sagte, war ich sehr gespannt, was kommt und wie es umgesetzt wird.
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Was der letzte Satz des vorigen Abschnitts angedeutet hat, bewahrheitet sich nun in diesem. Es kriselt in der perfekten Ehe von Clemens und Marie - und das war‘s dann am Ende? Aber der Reihe nach.
Über den Namen des Kritikers (Jenns Bargeld, S. 207) habe ich denn doch gegrinst. Nomen est Omen?
Nadine Frontzecki spielt vermutlich/möglicherweise auf eine tatsächlich existierende Autorin an, aber da bin ich völlig unbeleckt. Jedenfalls scheint sie Clemens doch bis zu einem gewissen Grade um den Finger gewickelt zu haben - er sagt die Lesereise zu und vergißt die Freitage frei zu halten. Erste Erosionserscheinungen? Ihren angedeuteten Avancen scheint er ja stand gehalten zu haben, wie früher wohl auch denen von Svenja Borowski.
Und dann stirbt Glenda Brombach. Das könnte/dürfte einen Einschnitt bedeuten, obwohl nach der Beerdigung nicht mehr die Rede davon ist. Anscheinend läuft beruflich alles gut weiter.
Dann wieder das Thema der poltical correctness. Frankenwitze (S. 224f). Vor ich weiß nicht wie vielen Jahren ist mir von einem Kabarettisten (ich weiß auch nicht mehr, wer das war) ein solcher begegnet. Den habe ich mir aufgeschrieben und den Zettel immer noch. Ich lache heute noch darüber. Vielleicht auch darum, weil ich (in (Unter-)Franken geboren und aufgewachsen) mich darin immer noch wiederfinden kann. Aber ich fürchte, daß das inzwischen in der Realität hinter den Kulissen wirklich so zugehen könnte. Je mehr diese Entwicklung Fahrt aufnimmt, je fader wird alles. Das wird dann wirklich das Ende der Comedy und der Beginn der Gesinnungsdiktatur. Deren Anfänge erleben wir ja live mit. Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich das Glück habe und so alt bin, daß ich die schlimmen Auswirkungen, die unweigerlich kommen werden, nicht mehr miterleben muß.
Es erstaunt mich immer wieder, wie treffend Tom den Finger in die offenen Wunden legt und gnadenlos zutreffend seziert. Hier beispielsweise im Kapitel „Freitags Parteitag“ S. 228 Ich schätze nur, die, die damit gemeint sind, merken das nicht mal.
Im Laufe des Abschnitts hat sich stimmungsmäßig etwas verändert, ohne daß ich das genau an etwas festmachen könnte. Es zeigen sich kleine Risse, kleine Brüche, die für sich nichts bedeuten mögen, in der Summe aber das Bild langsam, aber sicher eintrüben. Ob das schwarze Kätzchen nun das Klischee vom Unglücksboten erfüllen soll, sei dahingestellt. Wenn eine schwarze Katze so etwas bedeuten sollte, müßte ich umziehen. In der Nachbarschaft gibt es zwei pechschwarze Katzen, die immer wieder auch unser Grundstück besuchen, eine davon würde sogar gerne bei uns einziehen. Dann müßte ich ja ständig vom Pech verfolgt sein. Obwohl - wer weiß.
Zuvor der Scheidungswunsch der Freunde von Maries Eltern - nach 45 Jahren!
Aber die Ankunft bei Paolo dann der Hammer: der wird schließen. Damit finden die Freitagabende ihr Ende, jedenfalls in der bisherigen Form. Die Vorzeichen stehen auf schwarz. Pechschwarz. Und finden den Höhepunkt im letzten Satz: „Obwohl wir uns nicht mehr lieben.“ Nur weil man einige Zeit keinen Sex mehr hatte? Wenn eine Ehe nur daran hängt, ist das Fundament nicht so stark, daß es ein Leben lang hält.
Trotz der Anzeichen kam mir diese Erkenntnis nun doch etwas plötzlich. Andererseits gibt es das ja (wie ich aus eigener Erfahrung weiß), daß manche Einsicht plötzlich beim Sprechen unerwartet ins Bewußtsein dringt. Ich habe so eine „plötzliche Erkenntnis“ vor vielen Jahren während eines Arztbesuches erlebt, und das nur, weil der bei einem bestimmten Rückenproblem meinte „dann kann ich Ihnen nicht helfen“ - sprachs und einige Kronleuchter gingen an.
Eine schleichende Entwicklung, deren Anfang sich nicht genau festmachen läßt, deren einzelne Stufen auch nicht, und am Ende ein dumpfer Schlag der Erkenntnis.
So gesehen kann ich das akzeptieren.
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Hallo, SiCollier.
Nadine Frontzecki spielt vermutlich/möglicherweise auf eine tatsächlich existierende Autorin an, aber da bin ich völlig unbeleckt.
Tatsächlich sind alle Namen von Künstlern in diesem Buch Anspielungen, aber Nadine Frontzecki habe ich schon in "Die Wahrheit über Metting" eingeführt, allerdings da nur passiv. Diese Anspielung ist ein bisschen komplizierter, weil das Vorbild nicht weiblich, aber hierzulande sehr populär ist.
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Hallo Tom,
das habe ich mir schon gedacht, daß „Nadine Frontzecki“ eine Anspielung ist und daß es vermutlich ziemlich viele weitere Anspielungen im Roman gibt, die ich nicht erkenne (was für mich das Buch allerdings weder weniger verständlich noch weniger gut macht). Das Stichwort „Metting“ ist hier im Thread ja schon gefallen.
Apropos. Ich habe mir inzwischen die früheren Posts durchgelesen und noch etwas über das Gelesene nachgedacht. Ich glaube verstanden zu haben, daß mit den „Pfundis“ die Grünen gemeint sind. Die Beschreibung von Leuten wie Peter Kautz (S. 228) bzw. dessen Anhängern scheint mir ziemlich zutreffend zu sein. Vereinfacht gesagt: man wählt „grün“ (und/oder ist in Umweltorganisationen Mitglied und/oder tätig) und wäscht sich damit rein, um ansonsten „normal“ weiter leben zu können. Man ist gegen alles der modernen Welt und nutzt es trotzdem. Denn sonst dürften die ja zum Beispiel keinen Strom im Haushalt haben, weil es dafür Kraftwerke (welcher Art auch immer), Stromleitungen und Fabriken, die elektrisch getriebene Dinge herstellen, bedarf. Man ist natürlich gegen Kernkraft und will die sofortige Abschaltung - aber die Konsequenzen ist man nicht bereit zu tragen (oder überhaupt darüber nachzudenken, beispielsweise eben Windräder allüberall, Stromleitungen durchs Land von den Gegenden, in denen es viel Wind gibt hin zu den Gegenden, wo es weniger gibt). Man will, daß mehr Menschen mit dem Zug fahren - aber wehe, das bedeutet, daß eine neue Bahntrasse gebaut oder auf den alten Strecken mehr Züge fahren. Dann geht der Protest los. (Das mit den Leitungen oder der Bahntrasse kann man hier im Landkreis direkt erleben.)
Das gehört vielleicht nicht zum eigentlichen Thema des Buches, aber Beschreibungen wie die erwähnten gehören für mich zu den Highlights des Romans. Da wird in meinen Augen gnadenlos der Finger in die offene Wunde gelegt. Denn über die wirklichen Folgen und Konsequenzen macht sich in diesem Land eigentlich niemand Gedanken. Nicht mal die höchsten Gerichte. Das Bundesverfassungsgericht ist für Umweltschutz, und der BGH sagt (verkürzt) „Bäume und Äste müssen weg“. Man muß nicht alles verstehen.
Zum Buch selbst nochmal, ich habe eine Weile darüber nachgedacht (auch mit Kenntnis des bisher im Thread geschriebenen). Rein gefühlsmäßig, ohne daß ich das an etwas festmachen könnte, hat sich die „Stimmung“ in diesem Abschnitt verändert. Das Stichwort „schleichend“ fiel im Thread, das paßt genau. Es sind kleine Dinge, die für sich betrachtet nicht viel bedeuten mögen, in der Summe aber das Gesamtbild verändern. Bis hin zum dem Schlußsatz, obwohl der mir immer noch etwas abrupt kommt. So weit war ich gedanklich an der Stelle noch nicht. Oder die beiden Figuren haben sich schon seit geraumer Zeit selbst etwas vorgemacht und das selbst nicht gemerkt, wodurch auch ich als Leser es nicht bemerken konnte, jetzt kommt es am Freitag den 13. zu einem Zusammentreffen verschiedener Anzeichen, die die Wahrheit ans Tageslicht befördern. Es bleibt abzuwarten, wie man damit umgehen wird.
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Ich finde Deine ausführlichen Anmerkungen wirklich spannend, SiCollier. Danke!
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Hallo, SiCollier.
Tatsächlich sind alle Namen von Künstlern in diesem Buch Anspielungen, aber Nadine Frontzecki habe ich schon in "Die Wahrheit über Metting" eingeführt, allerdings da nur passiv. Diese Anspielung ist ein bisschen komplizierter, weil das Vorbild nicht weiblich, aber hierzulande sehr populär ist.
Und überbewertet...
Sorry, der musste sein.