Ulrike Herwig - Drei Weihnachtswunder für Lena Engel

    • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (21. September 2022)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423290269
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423290265


    Kurzbeschreibung

    Lena Engel arbeitet in der IT-Branche und ist ein Workaholic. Freizeit, Freunde, Familie – keine Zeit. Und dann dieses lästige Weihnachtsfest! Muss das sein? Lieber durcharbeiten! Ihre Eltern und selbst ihr Freund haben längst resigniert. Da geschieht etwas Ungewöhnliches: Während eines Online-Meetings erscheint wie von Zauberhand ihre frühere beste Freundin und erinnert Lena an ihre Freundschaft und daran, dass sie sich längst mal melden wollte. Jetzt sei es leider zu spät. Lena erschrickt zutiefst. Durch zwei weitere magische Begegnungen werden ihr schließlich Augen und Herz geöffnet und sie erkennt, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Wird Weihnachten für Lena und ihre neuen Freunde in letzter Minute doch noch ein Fest?


    Über die Autorin

    Ulrike Herwig wurde 1968 geboren und wuchs in Jena auf. Sie studierte Englisch und Deutsch und lebte fast zehn Jahre lang in London. 2001 zog sie mit ihrer Familie nach Seattle, USA, wo sie auch heute noch wohnt. Seit vielen Jahren schreibt sie unter verschiedenen Pseudonymen für Kinder und Erwachsene.


    Meine Meinung

    Was für eine wundervolle herzerwärmende Geschichte, angelehnt an Charles Dickens.


    In Lenas Leben zählt nur die Arbeit, ihrem Job ordnet sie alles unter. Sie verkriecht sich zuhause und selbst ihr Freund kann sie nicht dazu überreden, mal in ein Restaurant oder ins Kino zu gehen.


    Kurz vor Weihnachten spielt dieser Roman, bei dem Lena wie der hartherzige Scrooge dargestellt wird, der Menschen hasst und Weihnachten für überflüssig hält.


    Bis Lena der Geist der vergangenen Weihnacht begegnet, der ihr zeigt, was sie mal hatte. Nämlich eine beste Freundin, die sie für immer an ihrer Seite haben wollte. Der Geist der diesjährigen Weihnacht spiegelt ihr wider, was sie alles verpasst und der Geist der zukünfitgen Weihnacht jagt ihr Angst ein, wie ihr Leben aussehen könnte, wenn sie nichts ändert. Das war der Anstoß am Tag vor Weihnachten für Lena, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und ihre Einstellung zu ihren Mitmenschen zu überdenken.


    Mit einem zufriedenen Seufzer habe ich das Buch beiseite gelegt, es ist wirklich genau das richtige zur Weihnachtszeit, auch wenn ich das Cover etwas kitschig finde. Ein Buch wie eine warme Decke, nach dem man beschließt, der Welt freundlicher und offener zu begegnen und den Sinn von Weihnachten in die Welt zu tragen. Einfach schön.


    ASIN/ISBN: 3423290269

  • Der Geist der zukünftigen Weihnacht.

    Alles im Leben kommt so, wie es kommen muss. (Seite 210)


    Meine Meinung


    Das „Weihnachtslied in Prosa“ kenne ich - so viel zum Beginn. Denn wenn ich es nicht kennen würde, wäre diesem Buch viel von seinem Zauber genommen. Jedenfalls dann, wenn man das „Weihnachtslied in Prosa“ kennt und hier eine ungemein gelungene Übertragung in die heutige Zeit vorfindet, die die Geschichte in strahlendem Glanz für die Menschen unserer Tage „übersetzt“.


    Dickens „A Christmas Carol“ zählt zu meinen Lieblings-Weihnachtsgeschichten. Ich habe sie schon mehrfach gelesen und kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich die überragende Verfilmung mit George C. Scott als Ebenezer Scrooge gesehen habe; dazu eine ganze Menge anderer, mal mehr mal weniger guter, Adaptionen des Themas der drei Weihnachtsgeister. In Buchform ist dieses, sowie ich es überblicke die erste. Und gleich was für eine!


    Natürlich kann man das Buch auch ohne Kenntnis des Vorbilds lesen, keine Frage. Dann ist es „einfach“ eine gut erzählte, warmherzige Weihnachtsgeschichte, die einen verzaubern und zum Nachdenken bringen kann. Und an der einen oder anderen Stelle zum Nachdenken darüber, ob es so etwas wie Weihnachtsmagie oder Geister der Weihnacht - was auch immer das sein mag - geben könnte. Alleine dafür lohnt sich das Lesen schon.


    Mit dem „Weihnachtslied in Prosa“ im Hinterkopf wird jedoch klar, wie gut die Autorin einen klassischen Stoff in die Welt unserer Tage „übertragen“ hat. Da müssen Geister sich nicht mehr die Mühe machen, persönlich zu erscheinen - eine Zoom-Konferenz tut es genau so gut. Mühelos lassen sich so innerhalb der Erfahrungswelt unserer Tage die Grenzen von Raum und Zeit überwinden und die Botschaft der Weihnachtsgeschichte (das kann man hier durchaus doppeldeutig verstehen) in die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts übersetzen.


    Das wird umso nachvollziehbarer, als daß die Autorin nicht einen unermeßlich reichen Geschäftsmann (wie Ebenezer Scrooge es ist) zur Hauptfigur erwählt hat, sondern eine ganz normale Angestellte eines größeren Unternehmens, die ausschließlich auf ihre Karriere fixiert ist und und um sich herum nichts wahrnimmt, höchstens wenn sie etwas stört oder ihr im Wege ist. Besonders gefiel mir, wie die Autorin die Geschehnisse vor der Erscheinung der Weihnachtsgeister mit dem Fortgang der Geschichte nach deren Rückkehr in die Geisterwelt verbunden und zusammengeführt hat. Das führt, ohne daß sonderlich (oder überhaupt) auf die Tränendrüse gedruckt wird, zu hochemotionalen Szenen, die wahrlich selbst einem Ebenezer Scrooge das Herz erwärmen könnten und auch ihm angeraten sein ließen, möglicherweise das eine oder andere Taschentuch griffbereit zu halten.


    Es macht überhaupt nichts, wenn die Geschichte eine gewisse Vorhersehbarkeit in sich trägt (zumindest wenn man das Dickens’sche Vorbild kennt) - der Weg zum Ziel ist dermaßen gut und gekonnt geschrieben, daß ich für die Zeit des Lesens meine Umwelt vergessen habe und nur noch wissen wollte, wie es am Ende ausgeht - obwohl ich das wußte. Auf der letzten Seite angekommen, erfüllt Ausgeglichenheit, innere Ruhe und Zufriedenheit die Seele, hat die Autorin eine fast schon wundersame Geschichte erzählt, die mit einer Prise Weihnachtsmagie versehen so recht auf das Weihnachtsfest einstimmen und den Blick darauf lenken kann, was das wirklich Wesentliche im Leben ist.



    Mein Fazit


    Die beste Modernisierung der Dickensschen „Weihnachtsgeschichte“, die mir je begegnet ist. Unbedingt lesen - es lohnt sich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")