Fragen an Mechtild Borrmann

  • Hurra! Wie mich freut, als ich jetzt gerade gesehen habe, die Autorin nimmt sich Zeit für unsere Leserunde. Super! Hollyhollunder hatte "damals" bei der Ankündigung geschrieben "vielleicht schaut die Autorin auch hinein" - Großartig! Überraschung geglückt.

    Vielen Dank!


    Willkommen bei den Büchereulen!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Hallo an alle! Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare und Fragen und freue mich dabei zu sein :)

    Ich freu mich auch sehr, dass es geklappt hat. :-]


    Die Fragen über dieses Buch sind ja in den einzelnen Abschnitten zu finden. Hier also das, was sozusagen off-topic ist.


    Wie lange hängt Ihnen denn gedanklich so ein intensiver Roman wie dieser hier nach? Wie lange brauchen Sie, bis sie eine neue Recherche beginnen für das nächste Buch? Oder ist es ein fließender Übergang, weil Ihnen vielleicht schon während der Arbeit am Einen eine Idee für ein Neues kommt?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liebe Büchereulen,


    ich freue mich dabei zu sein!

    hollyhollunder : Wenn ich einen Text abschließe, brauche ich eine Auszeit (eine Art Verabschiedung der Figuren), denn die haben dann mindestens ein Jahr mit mir in der Wohnung gelebt. Zuhause und in meinem Kopf gibt es dann eine Art "Kehraus", um Platz für Neues zu schaffen. In der Wohnung packe ich alle Büchern zur Recherche und meine Aufzeichnungen in eine Umzugkiste und räume meine Pinwand auf. Die PDF Dateien und alles was zum Thema auf dem Computer ist kommt auf einen Stick. Gerne fahre ich dann für ein paar Tage ans Meer und "lüfte" den Kopf.


    Wie es zu einem neuen Thema kommt ist tatsächlich unterschiedlich. Die Geschichte um den "symbolischen Hausverkauf" zum Beispiel, ist mir schon während meiner Recherche zu Trümmerkind begegnet. Manche Geschichten gehen einem einfach nicht aus dem Kopf, und irgendwann passen sie dann zu einem anderen Thema und werden zu einem Erzählstrang.

    Ich brauche immer ungefähr zwei Jahre für ein Buch. Ein Jahr für die Recherche und ein weiteres für den Schreibprozess.

  • Liebe Frau Borrmann,


    ich konnte die Leserunde nicht abwarten - und habe den neuen Roman (vom Geiger bin ich bis heute sehr fasziniert; Trümmerkind werde ich im Winter noch lesen) bereits "vorab" gelesen.... In der Herbst/-Winterzeit fröne ich meinem Lieblingsgenre Historisches besonders - und da durfte "Feldpost" nicht fehlen ;)


    Ich habe gerade gelesen, dass Recherche und das eigentliche Schreiben 2 Jahre dauern; wow: chapeau! Und auch ich kann gut verstehen, dass man als Autorin eine Weile braucht, um sich von den Figuren zu verabschieden.

    (Ich denke, dass geht LeserInnen ebenso zuweilen; ich habe vor Kurzem "Das Wolfsmädchen" von Christian Hardinghaus gelesen; diese 'schwere' Kost - ebf. im 2. WK verortet zeitlich, hat bei mir dazu geführt, dass ich einige Tage Zeit brauchte, um das Buch (autobiografisch, Ursula Dorn) verarbeiten zu können.... - erst dann konnte ich zu etwas "Leichterem" greifen.


    Ich gehe nun nicht auf die Handlung von "Feldpost" ein, wollte Ihnen nur mitteilen, dass es mich ebenso fasziniert und sehr beeindruckt zurückließ wie "Der Geiger"!

    Besonders begeistert bin ich von Ihrer glasklaren und schnörkellosen Art, zu schreiben! Auch an Atmosphäre fehlt es dem Roman nicht und wie ich es in Ihrer Dankesrede verstanden habe, hatten sie wohl Einblicke in das Tagebuch-Archiv in Emmendingen?


    Für dieses interessiere ich mich auch sehr - und werde (falls kein Interesse besteht in der Familie) meine Tagebücher (von 1969 bis dato) ebf. dort "einreihen" - es sei denn, mein Sohn möchte es zuvor lesen.


    Meine Frage wäre: Gab es dort ähnliche Geschichten, die Sie zu dem Roman inspiriert haben? Besonders die Geschichte mit der Villa könnte ja exemplarisch für viele wahre "Verkäufe" unter sog. Freunden stehen.... - mein Lieblingscharakter ausser Adele war übrigens Gerhard Kuhn!


    Ich freu' mich schon sehr auf die nächste Geschichte aus Ihrer Feder - und grüße herzlich aus dem Südwesten mit Dank für spannende und wundervolle, historisch interessante Lesestunden!

  • Liebe Büchereulen,


    ich habe in Feldpost zwei Geschichten ineinander verwoben. Der symbolische Verkauf der Villa ist mir bereits bei meiner Recherche zu Trümmerkind erzählt worden, und manchmal bleibt so ein Bericht im Gedächtnis und man denkt, dass man davon gerne noch erzählen möchte. Solche "Verkäufe" kamen damals tatsächlich vor, oft ging es um Jüdisches Eigentum, um es vor der Beschlagnahme durch den Staat zu retten. Wie man weiß, sind viele nicht zurückgekommen und die Käufer sind zu wertvollen Imobilien zu lächerlichen Preisen gekommen. Das war sicher nicht immer das Kalkul, aber viele haben sich auf diese Weise bewusst bereichtert.

    Im Tagebucharchiv bin ich dann auf die Aufzeichnungen eines homosexuellen Soldaten gestoßen und damit waren die beiden Themen gesetzt. Ich habe dann zu den § 175 und § 175 a recherchiert, habe Literatur, Dokumentationen und Erfahrungsberichte gelesen, die im Lauf der Zeit entstanden sind.


    Es war schön bei euch :wave