Volker Kutscher - Transatlantik

  • ASIN/ISBN: 3492071775


    Die Verhältnisse in Berlin werden zunehmen unangenehmer. Daher wollten die Raths nach Prag. Doch es kommt anders für sie. Nach den Vorfällen im Jahr 1936 gilt Gereon offiziell als tot. Doch er ist untergetaucht und muss dann auch noch Hals über Kopf aus Deutschland weg. Für die Flucht nutzt er ausgerechnet das Luftschiff LZ 129, besser bekannt als die Hindenburg. Derweil versucht Charly alles, um Fritze aus der Nervenheilanstalt Wittenau zu retten. Dann ist plötzlich auch noch ihre Freundin Greta verschwunden und gerät auch noch unter Mordverdacht. Charly versucht alles, um sowohl Fritze zu helfen, als auch Greta zu finden und den Mord aufzuklären.

    Ich hatte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung der Rath-Reihe gewartet und Volker Kutscher konnte mich auch mit diesem Roman wieder packen. Während die Vorgängerbände sich hauptsächlich um Gereon Rath drehten, ist es dieses Mal Charly, die den Hauptpart hat. Charly wollte längst in Prag sein, doch sie ist eine treue Seele und sie kann ihre Freundin und ihren Ziehsohn nicht im Stich lassen. Sie ist inzwischen sehr misstrauisch, muss aber dennoch feststellen, aber auch sie braucht Freunde, die ihr Rückhalt geben. Charly hat es früher nie gefallen, wenn Gereon sich nicht so recht an Regeln gehalten hat, nun ist sie es, die hin und wieder Regeln außer Acht lässt. Sie braucht die Unterstützung von Gereons Nachfolger Andreas Lange. Am Ende muss sie etwas tun, das ihr mächtig gegen den Strich geht.

    Fritze hat mir auch sehr leidgetan. Schon in der illustrierten Ausgabe „Mitte“ wollte ich ihn oft schütteln, wenn er sich naiv verhalten hat. Auch jetzt versucht er alles, um seiner jüdische Freundin Hannah zu helfen und nimmt auf seine eigenen Befindlichkeiten wenig Rücksicht. Er landet wieder in der Familie Rademann.

    Raths Widersacher Sebastian Tornow glaubt nicht, dass Gereon tot ist und setzt ausgerechnet Reinhold Gräf auf Charly an. Das strahlende Bild, das sich Gräf vom neuen Deutschland gemacht hatte, ist längst eingetrübt.

    Das Leben im damaligen Deutschland wird immer einengender und bedrohlicher. Während die Meisten begeistert von den Veränderungen sind, gibt es aber auch solche Menschen, wie zum Beispiel Charly, die sich in ihrem Berlin und in ihrem Deutschland nicht mehr zu Hause fühlen. Dass alles auf einen Krieg hinausläuft ist schon spürbar, denn die Luftschutzübung wird nicht ohne Grund durchgeführt.

    Es ist wieder ein großartiger und gut recherchierter Kriminalroman, der mich von Anfang an gefesselt hat.


    10/10

  • Mit „Transatlantik“ liegt nun schon der neunte Band aus der Reihe um Gereon Rath vor – und auch dieser steht den bisher erschienen Bänden in nichts nach.


    Es ist das Jahr 1937. Gereon Rath ist nach den Vorkommnissen im Vorjahr (Band 8, „Olympia“) untergetaucht. Offiziell ist er tot, doch dies wird von bestimmten Personen angezweifelt. Es bleibt also gefährlich für ihn und auch für die von ihm zurückgelassenen Vertrauten in Berlin, allen voran natürlich für seine Frau Charly.


    Die Fäden, die in den Vorgängerbänden schon aufgenommen wurden, werden in diesem Band weitergesponnen. Denn auch in beklemmenden Zeiten geht das Leben weiter – nur eben nicht für alle gut. Die Düsternis, die im Vorgängerband „Olympia“ schon so deutlich zu spüren war, lässt nicht nach, sondern gewinnt weiter an Stärke. Manches bleibt hoffnungslos (Fritzes Schicksal zum Beispiel) und auch ein noch so kleiner Funken Glück wird im nächsten Moment schon wieder zunichte gemacht.


    Das bedeutet jedoch keineswegs, dass das Buch einfach nur traurig machend ist! Ganz im Gegenteil: Es ist äußerst spannend. Spannend im Hinblick auf die Geschehnisse rund um Gereon Rath auf der anderen Seite des großen Teichs, spannend auch im Hinblick auf die Geschehnisse rund um Charly Rath im Berlin des Nationalsozialismus. Es kommen wieder einige historische Fakten zur Sprache (Hindenburgkatastrophe, Verdunklungsanordnung), die sich, vermischt mit fiktiven Schicksalen, gut in das Gesamtbild einfügen.


    Wie schon zuvor geht es in diesem Band weniger um die Einzelschicksale der handelnden Personen, sondern vielmehr um die politische Lage und wie sehr diese Einfluss auf das Leben unbescholtener Bürger haben kann, wenn sich diese nicht in die herrschenden Strukturen einordnen wollen. Dass es dabei auch um eine persönliche Fehde in Bezug auf Rath selbst geht, macht das Ganze noch einmal spannender. Eine gute Mischung aus faktenbasierter Zeitgeschichte und packendem Roman.


    Ich fiebere schon jetzt dem finalen Band 10 der Reihe entgegen – auch wenn ich befürchte, dass es das Schicksal nicht gut mit Familie Rath meinen könnte. Für „Transatlantik“ und somit dem neunten Teil der Reihe vergebe ich gerne 10 Eulenpunkte.

  • Gereon Rath ist tot, erschossen durch einen Kollegen, das ist die offizielle Version der Vorfälle, mit denen der Vorgängerband "Olympia endet. Doch seine Leiche wird nicht gefunden, was Sebastian Tornow, den Vorgesetzten von Reinhard Gräf sehr wurmt und so setzt er diesen auf die Witwe Rath an, um herauszufinden, ob sie vielleicht die Witwenschaft nur vortäuscht.


    Charly hat hart daran zu knabbern, dass Gereon untertauchen musste und sie mit niemandem sprechen kann. Nicht mal mit ihrer besten Freundin Greta Overbeck, die auf einem verschwunden ist und als Tatverdächtige in einem Mordfall gesucht wird.


    Im Jahr 1937 in Deutschland ist die SS weiter auf dem Vormarsch und wichtige Posten im Polizeipräsidium sind entsprechend besetzt. Andreas Lange, der die Nachfolge von Geroen Rath angetreten hat, schließt sich dem Sinneswandel jedoch nicht an, ebenso wie Ernst Gennat, der immer noch der Leiter der Mordkommision ist.


    Fritze, Charlys früherer Pflegesohn, erleidet das schlimmste Schicksal, er landet in der Klapse und seine Freundin Hannah gleich mit und Charly versucht alles, um ihn zu retten.


    Der Roman ist wieder überaus spannend geschrieben, verschiedene Erzählstränge schildern die Mordermittlung an einem SS-Mann oder auch die Vorkommnisse um Pflegesohn Fritze und auch Charlys Leben ohne Gereon kommt nicht zu kurz.


    Über allem schweben weiterhin die drohenden schwarzen Wolken der Naziherrschaft und so werden wir Zeugen der Luftschutzübung im Jahre 1937, als Berlin verdunkelt wird und sich in Luftschutzbunkern verschanzt, während Flieger über die Stadt dröhnen.


    Ich habe den Roman verschlungen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung.


    Von mir 10 Punkte

  • Ich habe den Roman verschlungen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

    Es wird noch einen abschließenden Band geben. Dann ist wohl Schluss. Der Autor möchte Gereon nicht in den Krieg schicken und bei der Polizei kann er auch nicht mehr arbeiten. Mancher mutmaßt ja, es könnte einen Gereon außerhalb von Europa geben. :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Berlin 1937: In einer Garage wird die Leiche des SS-Mannes Klaus von Rekowski gefunden. Andreas Lange, der Gereon Raths Platz bei der Mordkommission übernommen hat, ermittelt. Der Tote war durch Auspuffgase erstickt, Suizid wird schnell ausgeschlossen.


    Charlie Rath lebt nun als Witwe, arbeitet weiterhin in Wilhelm Böhms Detektei und ist wieder zu ihrer Freundin Greta Overbeck in die Spenerstraße gezogen. Als Greta längere Zeit nicht nach Hause kommt, und eines Tages zur Polizei vorgeladen wird, muss sich Charlie Sorgen um die Freundin machen, denn ihr Lippenstift wurde bei Rekowskis Leiche gefunden, und Greta kannte den Toten. Charlie fängt eigene Ermittlungen an.


    Außerdem muss sie sich auch Sorgen um Fritz Thormann, ihr ehemaliges Pflegekind, machen. Fritz und seine Freundin Hannah wurden nach den Ereignissen im Briefroman „Mitte“ in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. Charlie, die Jura studiert hatte, strengt ein Gerichtsverfahren an, doch das Ergebnis ihrer Bemühungen hatte sie sich anders vorgestellt.


    Derweil ist Gereon Rath in Wiesbaden untergetaucht und trifft eine alte Bekannte. Sein Weg führt ihn an Bord des Zeppelins „Hindenburg“, der auf dem Weg nach Lakehurst ist.


    Einen weiteren alten Bekannten trifft man in den USA an, und der hat noch ein Hühnchen mit Gereon zu rupfen und weiterhin Beziehungen nach Deutschland. Natürlich trifft man auch weitere ehemalige Kollegen Gereons, die nun mit Andreas Lange arbeiten, und selbstverständlich hat auch Ernst Gennat seinen Auftritt. Reinhold Gräf spielt auch hier wieder eine Rolle, welche, darauf darf man gespannt sein.


    Wie es sich für die Reihe gehört, gibt es auch hier eine Mordermittlung, die in Zeiten des nationalsozialistischen Deutschlands ihre eigenen Schwierigkeiten hat. Dass nicht mehr Gereon Rath der Mordermittler ist, ist gewöhnungsbedürftig, mir hat aber Andreas Lange auch gut gefallen. Am Ende sind die Kreise, die die Ermittlung zieht, unerwartet groß.


    Schließlich sind die meisten Erzählstränge aufgelöst, Sorgen mache ich mir vor allem um Fritz, der Junge, oder sollte man mittlerweile der junge Mann sagen, wird hier ganz schön gebeutelt. Fritz ist nun schon seit einigen Bänden ein wichtiger Charakter der Reihe, ich hoffe, für ihn endet alles gut. Offenbar soll die Reihe mit dem nächsten Band enden, ich bin schon sehr gespannt, und hoffe für die Charaktere, die ich mag, endet alles gut..


    Ich bin vom ersten Band an ein Fan der Reihe, dieser neunte Band hat mir aber ein bisschen weniger gut gefallen wie die meisten Vorgänger. Vielleicht liegt das an der stark veränderten Situation, in der sich die Protagonist:innen befinden, vielleicht auch an der etwas überzogenen Rolle, die Charlie hier spielt, genau kann ich es nicht sagen. Dennoch ist auch dieser Band spannend und lesenswert und vor allem Fritz' Schicksal hat mich sehr berührt. Insgesamt kann ich die Reihe um Gereon Rath weiterhin sehr empfehlen.