Susanne Störmer - Von acht bis acht. Zwölf Stunden im Leben von Titanic-Passagieren
Verlag - BoD – Books on Demand
Inhalt
1309 Passagiere reisen mit der Titanic nach New York Unter den Passagieren waren Millionäre und arme Schlucker, Lehrer und Geistliche, Familien und Alleinreisende. Sie alle erleben, wie aus einer Jungfernfahrt eine Unglücksfahrt wird und der Charakter der Reise sich dramatisch ändert. Nur 500 Passagiere überleben den Untergang der Titanic. DIe Erlebnisse der Passagiere der Titanic in der Zeit vom 14. April 1912 abends bis zum Morgen des 15. April 1912 stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Zahlreiche Augenzeugenberichte schildern die dramatische Wende, die die Jungfernfahrt der Titanic nahm, als aus einer Routinefahrt eine Unglücksfahrt wurde.
Autorin
Susanne Störmer, MBA, interessiert sich seit 1977 für die Titanic, seit 1990 forscht sie selbst mit Schwerpunkt 1. Offizier der Titanic. 1997 war sie Mitbegründerin des Deutschen Titanic-Vereins. Im gleichen Jahr erschien ihr Buch "Titanic - Mythos und Wirklichkeit" im Henschel-Verlag. Während des vom Film Titanic (1997) ausgelösten Titanic-Fiebers in Deutschland war sie gefragte Interview-Partnerin in den damaligen Medien. Auch 2012, zum 100. Jahrestag des Untergangs der Titanic, war Störmer zum Thema Titanic in den Medien präsent. Ebenfalls von ihr im Buchhandel erhältlich ist das Buch "Dampfer Titanic: Eisberg voraus. Die letzten Stunden vor der Kollision neu untersucht", das 2019 in zweiter Auflage erschienen ist.
Meine Meinung
Braucht es noch mehr Titanic Bücher, werden sich bestimmt einige fragen, weiß man nicht schon alles?
Ich sag ja - irgendwie läßt sich immer noch etwas neues erfahren, werden andere Blickwinkel beleuchtet. Und alles werden wie sowieso nicht aufklären können nach über 110 Jahren
In diesem Buch ist der Blickwinkel anders - es ist sozusagen aus der Sicht der Passagiere geschrieben.
Passagiere, die nicht in die Zukunft blicken konnten und nicht wußten, was am 14.4.1912 passieren wird.
Als ich das Buch entdeckte, das ich noch nicht kannte, habe ich natürlich sofort zugegriffen. Zumal ich die Autorin doch ab und an mal in Dokus oder Reportagen als Gesprächspartnerin gesehen habe.
Es wird chronologisch berichtet.
So sind die Kapitel, nach einer kurzen Einleitung, in Uhrzeit (Schiffszeit der Titanic) aufgeteilt.
Beginnend mit 20:00 bis Mitternacht - Mitternacht bis 2:00 - 2:00 bis 4:00 und 4:00 bis 8:00 am 15.12
Es wird aus Sicht der Passagiere beschrieben, nach den Berichten, Tagebüchern und Briefen.
So wird bsp. beschrieben, wo an diesem Abend die Passagiere speisen, daß der Kapitän nicht im Speisesaal der 1. Klasse speist, sondern der Einladung eines Passagiers der 1. Klasse folgt, im á la Carte Restaurant zu dinieren.
Erzählt wird, was verschiedene Passagiere jeweils um 20:00 taten, um 21:00, eben noch vor der Katastrophe.
Auch als der Eisberg schon sein Werk um 23:40 verrichtet hatte, war eigentlich keinem Passagier klar, was das bedeutet.
Später folgt das einbooten, wieder aus Sicht der Passagiere, die oftmals natürlich nicht das als sicher geltende Schiff zugunsten eines winzig wirkenden Rettungsbootes, verlassen wollten.
Es wird nicht, wie sonst meist, nur das allseits bekannte erzählt, sondern es sind die kurzen Darstellungen, die Beziehungen und auch die als Kleinigkeiten wirkenden Dinge, die die Passagiere berichten, was es so faszinierend macht.
Das Vorhaben der 2. Klasse Passagiere, die am 15.12.1912 eine Sammlung für die Bordmusiker machen wollten, da diese wenig verdienten. Sie waren nicht als Bedienstete an Bord, sondern wurden als Passagiere der 2. Klasse geführt, verdienten dadurch weniger. Die White Star Line hatte sich geweigert, sie vernünftig zu engagieren, einfach um Geld zu sparen und so wurden sie von einer Musikagentur - deutlich geringer - entlohnt.
Später das Verhalten einiger in den Rettungsboten und auch noch später Berichte von der Carpathia. Sogar Beschwerden einiger 1. Klasse Passagiere kamen vor, die sich über die extreme Enge auf der Carpathia echauffierten, daß einige Menschen auf dem Fußboden des Speisesaals schlafen mußten...
Welch Wunder, war die Carpathia ein altes Auswandererschiff, mit wesentlich weniger Kapazität, zudem voller eigener Passagiere.
Aber auch Bewunderung und Dankbarkeit für den Kapitän Rostron und die Passagiere, die größtenteils ihre eigenen Kabinen für die Schiffbrüchigen hergaben.
Derer Beispiele gibt es viele. Das macht es eben doch so anders und interessant.
Leider - ich schätze mal, daß es daran liegt, daß das Buch im BOD verlegt wurde - gibt es doch so einige Fehler. Ich würde sie meist Flüchtigkeitsfehler nennen, die vorkommen, wenn man sein eigenes Geschriebenes selber nicht mehr lesen kann nach 100 Durchgängen.
Kleine vergessene Worte, Endungen...
Dem Buch hätte ein "richtiger" Verlag mit Lektor sehr gut getan.
Warum sich kein Verlag dafür gefunden hat, weiß ich nicht. Ob es nicht versucht wurde oder keiner wollte, kann ich nicht sagen.
Lohnen würde es sich auf jeden Fall, da das Buch inhaltlich hoch interessant ist und selbst alten Titanic Fans noch neues zu bieten hat.
So ist es schade, daß es vermutlich eher Hardcore Fans erreicht, als alle Interessierten.
Im Anhang sind noch einige Tabellen und Listen zur Information - und auch viele Bilder lockern das Buch auf.
(Da kommt der deutsche Titanic Verein von 1997 durch, der viele Bilder im Besitz hat und diese zur Verfügung stellte)
Fazit
Eine interessante Darstellung des Geschehens am 14.und 15. April1912 auf der Titanic, aus Sicht der unterschiedlichsten Passagiere.
Eingekleidet in die Geschichte des Untergangs mit Erklärungen, weshalb einiges aus heutiger Sicht merkwürdig anmutende, eben damals als normal galt.
Trotz der doch vorhandenen (Schreib-) Fehler, die ich dem veröffentlichen im Bod Verlag zuschiebe, ist das Buch für Titanic Fans empfehlenswert, da es Neues aus anderer Perspektive bietet
ASIN/ISBN: 3749477892 |