Viveca Sten - Kalt und Still

  • ASIN/ISBN: 3423263385

    „Kalt und Still“ von Viveca Sten, Verlag dtv, habe ich als Paperback mit 512 Seiten gelesen, die in 124 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 1. Fall für Hanna Ahlander.

    Für Hanna Ahlander bricht eine Welt zusammen, als ihr Vorgesetzter ihr vorschlägt, sich eine andere Dienststelle zu suchen, nachdem sie einen Fall in den eigenen Reihen aufgedeckt hatte und nicht bereit war, das zu vertuschen. Als sie Trost bei ihrem Freund Christian suchen will, steht der mit gepackten Taschen in der Wohnung und verlässt sie für eine andere. Ausziehen soll sie auch, weil die Wohnung ihm gehört. Ihre ältere Schwester Lydia regelt sofort alles, bucht einen Flug für Hanna, damit diese im Ferienhaus in Åre vorübergehend wohnen kann. Dort versinkt sie erst einmal in Selbstmitleid. Das ändert sich, als sie von einem vermissten Mädchen erfährt. Amanda ist nach einer Party bei ihrer Freundin Ebba nicht nach Hause gekommen. Hanna hilft bei der von Missing People organisierten Suchaktion. Dabei lernt sie die Schwester eines Polizisten kennen, die ihr interessante Dinge mitteilt. Da Hanna davon ausgeht, dass die Polizei nichts davon weiß, geht sie zur Polizeistation und lernt Kommissar Daniel Lindskog und seine Kollegen Anton und Raffael kennen. Schnell und unkompliziert wird sie in das Team aufgenommen, welches sowieso schon unterbesetzt ist.
    Es entwickelt sich ein sehr spannender Fall um Amanda und weiteren Vorkommnissen, die Hanna komisch vorkommen. Da sie in Stockholm viel mit Gewalt gegen Frauen zu tun hat, ist sie besonders sensibilisiert. Leider geht sie der Spur alleine nach, ohne ihre Kollegen zu involvieren, was sehr gefährlich für sie wird.
    Die Handlung spielt in Åre, einem Skiort im Norden Schwedens. Es ist eisig kalt, die meiste Zeit schneit es. Diese Atmosphäre ist sehr gut eingefangen. Es kommen viele Personen ins Spiel. Schon aus Amandas Umfeld Freunde und Lehrer, ebenso ihre Familie und Nachbarn.
    Hanna ist eine sehr eigenwillige Person mit einem großen Gerechtigkeitssinn. Daher versteht sie ihren ehemaligen Vorgesetzten und auch andere Kollegen nicht, dass sie den Täter aus den eigenen Reihen beschützen wollen. Zum Glück hat sie in Åre tolle neue Kollegen gefunden, die sie sofort in das Team integrieren und gut zusammenarbeiten. Allerdings bringen sie ihre Alleingänge in große Schwierigkeiten. Auch ihre Familie lernt man kennen, von der ich nur Lydia mag, die immer zur Stelle ist, organisiert und strukturiert hilft.
    Daniel ist ein sehr guter Ermittlungsleiter. Er ist vor Kurzem Vater geworden und legt Wert darauf, so viel wie möglich zu Hause bei seiner Familie zu sein. Doch dieser Fall stellt auch sein Leben auf den Kopf. Er ist zerrissen zwischen Job und Familie, seine Partnerin versteht ihn oft nicht und sein süßes Baby sieht er viel zu selten.
    Der Fall selbst ist ganz furchtbar. Eine ganze Familie zerbricht, was der Leser hautnah miterleben kann. Die Kapitel sind sehr kurz, wodurch das Lesetempo gut beibehalten werden kann. Die Spannung baut sich langsam auf bis zum rasanten Höhepunkt und einer genialen Auflösung. Es entstehen nie ‚Leerräume‘ beim Lesen, es gibt immer Handlung, auch wenn es nicht blutrünstig oder übermäßig actionreich ist. Durch den Perspektivwechsel konnte man auch die Aktivitäten anderer Personen verfolgen, was sehr interessant war.
    Dieses Buch ist ein großartiger Auftakt der neuen Reihe und ich bin auf weitere Fälle mit Hanna und hoffentlich auch Daniel und das restliche Team gespannt.
    Am Cover kann man schon eine gewisse Einsamkeit und Kälte erkennen, es gefällt mir sehr.

    <3<3<3<3<3

  • Viveca Sten: Kalt und still. Ein Polarkreis-Krimi. Der erste Fall für Hanna Ahlander, OT: Offermakaren, aus dem Schwedischen von Dagmar Lendt, München 2022, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26338-2, Klappenbroschur, 510 Seiten, Format: 13,6 x 3,45 x 21 cm, Buch: EUR 16,95 (D), EUR 17,50 (A), Kindle: EUR 12,99. Auch als Hörbuch und Multimedia-CD lieferbar.


    „Das Vertrauen, das Harald sein ganzes Leben lang in seine Mitmenschen gesetzt hat, liegt in Trümmern. Er hat von Menschen gelesen, die widerwärtige Taten begangen haben. Er hat nur nie geglaubt, dass es ihn selbst treffen könnte.“ (Seite 343)


    Dezember 2019: Hanna Ahlander, 34, Ermittlerin im Distrikt Stockholm-City, ist eine fähige Polizistin, wenn es ihr auch manchmal an professioneller Distanz mangelt. Aber sie hat ein belastendes Lebensthema: die Angst, „nicht gut genug“ zu sein. Und das wird manchmal zum Problem.


    In den Augen ihrer Eltern war Hanna immer unzulänglich. Sie hätten auf diesen Nachkömmling gut verzichten können. Mit ihrer klugen und erfolgreichen „großen“ Tochter Lydia (44) waren sie vollauf zufrieden. Hanna konnte ihr in keiner Weise das Wasser reichen und war ihnen hauptsächlich lästig. Ein Wunder, dass die beiden Schwestern sich trotzdem so gut verstehen!


    Hannas Leben gerät aus den Fugen

    Als Hannas Leben aus den Fugen gerät, weil sie praktisch im selben Moment ihren Job, ihren Lebensgefährten und ihr Zuhause verliert, bietet Lydia ihr Unterschlupf in ihrem luxuriösen Ferienhaus in Åre an, einem beliebten Wintersport-Ort in Nordschweden.

    Hanna fühlt sich nutzlos und unverstanden. Das ändert sich erst, als an ihrem vorübergehenden Wohnort die 18jährige Abiturientin Amanda Halvorsson verschwindet. Sie ist von einer Party nicht mehr nach Hause gekommen. Wenn sie da draußen irgendwo herumirrt, zählt jede Minute, denn die Temperaturen liegen derzeit bei minus 20 Grad.


    Neustart in Åre

    Um sich von ihren Problemen abzulenken, schließt Hanna sich der ehrenamtlichen Organisation „Missing People“ an, deren Ortsgruppe die vermisste junge Frau sucht. Dabei schnappt sie so einiges auf, das den ermittelnden Beamten vielleicht weiterhelfen könnte. Sie fasst sich ein Herz und bittet um einen Gesprächstermin. Tatsächlich sind manche ihrer Infos für die örtliche Polizei von Nutzen.



    Die verschwundene Amanda hat offenbar viele Geheimnisse – vor allem vor ihren konservativen Eltern. Von ihrer Beziehung zum vorbestraften Viktor hatten der Lokalpolitiker und die Physiotherapeutin zum Beispiel keine Ahnung.


    Eine Familie mit Geheimnissen


    Amandas Vater, Harald Halvorsson, ist auch nicht ganz der Saubermann, den er seinem Umfeld vorspielt. Wollte ihm jemand was heimzahlen und hat deshalb seiner Ältesten etwas angetan? Er traut sich nicht, mit seinem Verdacht zur Polizei zu gehen. Zu viel steht auf dem Spiel. Da unternimmt er lieber selbst etwas. Und das ist, wie erfahrene Krimileser:innen wissen, nur selten eine gute Idee.


    Was ist mit Amanda passiert?

    Mit der Zeit beschleicht Hanna das Gefühl, dass in dieser noblen Gemeinde so einiges faul ist. Auch mit einer Person, die hier für ihre Schwester Lydia arbeitet, scheint etwas nicht zu stimmen. Hanna geht der Sache aus rein privatem Interesse nach. Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, wenn sie ihre Kollegen davon in Kenntnis gesetzt hätte …


    Was ist mit Amanda passiert? Wo ist sie nur hineingeraten? Und in welchem Wespennest stochert die ortsfremde Hanna gerade herum?


    Nicht ausschließlich deprimierend

    Mit den skandinavisch-düsteren Kriminalromanen habe ich es eigentlich nicht so, aber einem mysteriösen Vermisstenfall kann ich nicht widerstehen. Deshalb habe ich mir diesen Krimi geholt. Spannend ist er und nachvollziehbar ist er auch. Ich habe ihn in einem Rutsch ausgelesen. Die Personen haben zwar alle Probleme, aber die Stimmung ist zum Glück nicht pausenlos deprimierend. Hannas kindische Racheaktion an ihrem Ex-Partner hat schon wieder komische Momente, und ich mag die „große Schwester“ Lydia, die jedem noch so aufgeblasenen Wichtigtuer völlig unbeeindruckt klarmacht, wo der Frosch die Locken hat.


    Ob meine Begeisterung ausreicht, um diese Reihe weiter zu verfolgen, kann ich noch nicht sagen. Der Roman ist packend und unterhaltsam, das „kann man lesen“, es ist aber, wie gesagt, nicht ganz mein Genre.


    Ach ja: Kennt sich zufällig jemand mit schwedischem Namensrecht aus? Ich frage mich, wie der italienischstämmige Kommissar zu seinem schwedischen Familiennamen kommt. Hat er den von seinem Vater, mit dem seine italienische Mutter nie verheiratet war? Von seiner Ehefrau? So etwas beschäftigt mich!


    Die Autorin

    Viveca Anne Bergsted Sten, geb. 1959 in Stockholm, ist Juristin und eine der bekanntesten schwedischen Krimiautorinnen der Gegenwart. Mit ihrer Familie lebt sie nördlich von Stockholm. Seit ihrer Kindheit verbringt sie jeden Sommer auf Sandhamn in den Schären. Im Winter aber reist sie zum Skifahren nach Åre - dem Schauplatz ihrer neuen Reihe. Viveca Stens Sandhamn-Serie gehört zu den erfolgreichsten Krimiserien aus Skandinavien und lieferte den Stoff für den TV-Serienhit Mord im Mittsommer. Ihre Bücher sind in 24 Sprachen übersetzt.


    PS: Eine befreundete Schweden-Kennerin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Reihe unter falscher Flagge segelt: Der Untertitel „Ein Polarkreis-Krimi“ stimmt nicht. Der Handlungsort liegt nicht am Polarkreis, und die Handlung der Folgebände führt laut ihrer Recherche auch nicht dort hin. Ich sag's nur.


    ASIN/ISBN: 3423263385

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich habe Viveca Sten sehr gerne eine Chance für ihre neue Reihe um die Kommissarin Hanna Ahlander gegeben.

    Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht.

    Hanna landet nach beruflichen und persönlichen Katastrophen in der kleinen Stadt Are am Polarkreis.

    Und das ist schon einmal ein interessantes Setting für einen Krimi.

    Zudem ist mir Hanna sympathisch, der Schreibstil sehr gut lesbar, die Story kurzweilig, interessant und aktuell.

    Ich habe das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen und werde der Reihe treu bleiben.

    Was will man mehr?

    Von daher kann ich eine Leseempfehlung für dieses Buch geben.

  • Ich habe das Buch vor wenigen Tagen ausgelesen und hatte mir schon während der Lektüre den zweiten Band besorgt. Dieser muss allerdings noch warten, weil ich ein anderes Buch vorher lese. Ich fand den Krimi sehr kurzweilig, was sicher auch an den extrem vielen, kurzen Kapiteln (124!) liegt. Es war gute Unterhaltung, und der Schreibstil hat mich angesprochen. Was ich nicht so gut fand, war, dass es in dem Buch nur so wimmelt vor schrecklichen Männern. Man könnte meinen, 95 % aller Männer auf der Welt wären fürchterliche Menschen. Auch etwas unnötig fand ich, dass es hieß, als Hanna die Reinigungsfirma recherchierte, dass der Vorstand aus vier (?) weißen Männern, ich glaube, mittleren Alters, bestünde. Das kommt mir so forciert vor, die "alten, weißen privilegierten Männer" einzubauen. Ich meine, es ist eine schwedische Reinigungsfirma. Ist es ungewöhnlich oder überhaupt erwähnenswert, dass da "weiße Männer" im Vorstand sitzen? Nun ja. Das am Rande, es fiel eben besonders auf, da wie gesagt im gesamten Buch es vor grauenvollen Männern nur so wimmelt. Die Krimihandlung war wie gesagt kurzweilig, aber irgendwie auch etwas dünn. Da ich zuletzt Charlotte Link las, bin ich vielleicht etwas verwöhnt, da diese enorm detaillierte und verschachelte Plots ausarbeitet, wo man nur staunen kann, wie sie das alles zusammen halten kann.


    Wie gesagt, der Schreibstil gefiel mir, Spannung war genug da, und Schnee und Eis taten ihr Übriges, sodass ich den Krimi sehr gern in für mich kurzer Zeit durch las. Auch die verschiedenen Figuren war interessant, da wäre es z.T. sicher lohnenswert gewesen, diese etwas näher "auszuleuchten".


    Meine Bewertung in Zahlen: 7/10.

  • Ach ja: Kennt sich zufällig jemand mit schwedischem Namensrecht aus? Ich frage mich, wie der italienischstämmige Kommissar zu seinem schwedischen Familiennamen kommt. Hat er den von seinem Vater, mit dem seine italienische Mutter nie verheiratet war? Von seiner Ehefrau? So etwas beschäftigt mich!

    Das ist übrigens eine gute Frage! Und sie wurde auch in Teil 2 nicht beantwortet.