'Mädchen, Frau, etc.' - Seiten 145 - 268

  • Dazu kommt wahrscheinlich, dass ich nicht nur mit dem Buch ringe, sondern auch mit mir

    :knuddelLass Dich mal drücken.


    Ich glaube wir haben wirklich ganz andere Leseeindrücke von diesem Buch.:)

    Und mir tut es leid, dass Du so damit ringen musst. Ich würde Dir wünschen,dass Du das Lesen einfach genießen könntest.

    Bei mir ist es so, dass ich das Buch von Anfang an wahnsinig gerne mochte. Und ich genieße das Lesen und die besondere Sprache und den Stil des Romanes so sehr, dass ich die einzelnen Erzälungen über die verschiedenen Frauen einfach nur auf mich wirken lasse und sie gar nicht so sehr hinterfrage wie ihr anscheinend. ich finde es einfach spanned, die unterschiedlichen Lebenswelten dieser Frauen kennenzulernen, ich finde oft Gemeinsamkeiten aber natürlich auch ganz viele Unterschiede zu meinem Leben.

  • Dazu kommt wahrscheinlich, dass ich nicht nur mit dem Buch ringe, sondern auch mit mir


    Edit Schreibfehler

    Das ist oft noch anstrengender.


    Ich bin ja nicht dabei bei der Runde, habe nur mal kurz reingelesen und den podcast abgehört. Danke dafür- bringt ja auch was, um das Buch kennen zu lernen.

  • Ich habe gerade LATISHA beendet und mochte das Kapitel sehr. Vielleicht lese ich ja doch noch weiter.

    Na wird doch :grin Ich bin noch nicht soweit, deshalb erstmal meine Eindrücke zu Bummi. Dieses Kapitel habe ich wieder sehr gerne gelesen, weil es eine positive Grundstimmung hat. Obwohl Bummi ganz schwere Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen muss, gibt sie nicht auf und kämpft sich durch. Das finde ich sehr bemerkenswert!


    Erschüttert hat es mich, als mir durch Bummis Geschichte bewusst wurde, wie geringschätzig wir Menschen aus Afrika oder anderen Kontinenten beurteilen und ihre Qualifikationen überhaupt nicht anerkennen. Klar "wusste" ich das schon vorher, aber die Schilderung hat es für mich so greifbar gemacht. Gar nicht zu reden vom Kaputtmachen ihrer Umwelt und traditionellen Lebensweise ...


    Bummi befindet sich in einem ganz schön großen Zwiespalt, der für mich sehr gut herausgekommen ist. Auf der einen Seite wünscht sie ihrer Tochter viel Erfolg in der "neuen" Heimat, auf der anderen Seite möchte sie doch ihr nigerianisches Erbe weitergeben und weitergegeben sehen. Eine solche Zerissenheit muss sehr schwer auszuhalten sein.


    Die unterschiedlichen Leseeindrücke zu dem Buch sind ja wirklich interessant.:)

    Dann gleich noch ein anderer Eindruck zu Bummis Partnerinnenwahl. :grin Für mich las es sich so, als hätte sie ihren verstorbenen Mann viel zu sehr geliebt, als dass sie sich (zu diesem Zeitpunkt) auf einen neuen Mann hätte einlassen wollen. "Einen Unersetzlichen zu ersetzen war nicht möglich". Beim einem Mann hätte sie wohl das Gefühl gehabt, ein anderer würde an Augustines Stelle treten - bei einer Frau muss sie das nicht fürchten und kann trotzdem ihre Bedürfnisse nach Liebe und Körperkontakt erfüllen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Dann gleich noch ein anderer Eindruck zu Bummis Partnerinnenwahl. :grin Für mich las es sich so, als hätte sie ihren verstorbenen Mann viel zu sehr geliebt, als dass sie sich (zu diesem Zeitpunkt) auf einen neuen Mann hätte einlassen wollen. "Einen Unersetzlichen zu ersetzen war nicht möglich". Beim einem Mann hätte sie wohl das Gefühl gehabt, ein anderer würde an Augustines Stelle treten - bei einer Frau muss sie das nicht fürchten und kann trotzdem ihre Bedürfnisse nach Liebe und Körperkontakt erfüllen.

    Das ist ein interessanter Ansatz, und das kann ich mir gut vorstellen.

  • Dann gleich noch ein anderer Eindruck zu Bummis Partnerinnenwahl. Für mich las es sich so, als hätte sie ihren verstorbenen Mann viel zu sehr geliebt, als dass sie sich (zu diesem Zeitpunkt) auf einen neuen Mann hätte einlassen wollen. "Einen Unersetzlichen zu ersetzen war nicht möglich". Beim einem Mann hätte sie wohl das Gefühl gehabt, ein anderer würde an Augustines Stelle treten - bei einer Frau muss sie das nicht fürchten und kann trotzdem ihre Bedürfnisse nach Liebe und Körperkontakt erfüllen.

    Das ist ein kluger Gedanke, das kann ich auch gut nachvollziehen. :)


    Inzwischen gefällt mir sehr gut, wie die Autorin die Menschen aus einer eigentlich kleinen Gruppe junger Frauen, die sich mal in der Schule getroffen haben, beschreibt, dabei die Kreise aber immer weiter zieht. Wie hier mit Caroles Mutter.

  • Ich habe mir gerade gut erklären lassen, was die Autorin wollte.

    hier

    Das Interview fand ich sehr interessant, vielen herzlichen Dank für den Tipp! :thumbup:Klar spricht das Buch auch für sich selber, aber die Gedanken der Autorin dazu fand ich durchaus als Bereicherung.


    baro Danke für deine Auflistung der bisher aufgetauchten Frauen. Das zeigt sehr schön, was die Autorin im Interview anspricht und auch beabsichtigte: ganz vielfältiges Leben zu zeigen - auch im Bezug auf Sexualität.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Clare Danke für den Link und den DRadio Beitrag - passt ja gut zu unseren Eindrücken. Und schön, dass dir La Tischa besser gefallen hat, ich würde dir und uns wünschen, dass die Freude bis zum Ende hält. Aber wie es öfter so ist, das Buch muss zur Lesesituation passen.


    Ich bin nach euren Posts länger gedanklich nochmal alle Frauen der ersten beiden Abschnitte durchgegangen, eben weil wir so unterschiedliche Leserindrücke habe - was es so spannend und eine für mich wahnsinnig tolle und interessante Leserunde ergibt. Um mir bei diesen Gedanken zu helfen, habe ich es aufgeschrieben. Wobei ich dich auch so verstanden hatte, dass du nicht nur von Bummi sprachst.


    Ich finde es toll, wenn ich von den Bildern und Eindrücken der sechs Frauen, wie sie in meinem Kopf sind, durch die verschiedenen Eindrücke hier in der Runde noch weitere Facetten entdecken kann, die für mich vielleicht nicht das Bild verändern, aber Konturen hinzufügen.


    Erschüttert hat es mich, als mir durch Bummis Geschichte bewusst wurde, wie geringschätzig wir Menschen aus Afrika oder anderen Kontinenten beurteilen und ihre Qualifikationen überhaupt nicht anerkennen. Klar "wusste" ich das schon vorher, aber die Schilderung hat es für mich so greifbar gemacht. Gar nicht zu reden vom Kaputtmachen ihrer Umwelt und traditionellen Lebensweise ...

    Ich finde es großartig, wie hier Spiegel aufgebaut werden, und wir aufgefordert werden zu Reflektieren, ohne dazu aufgefordert zu werden. Das wurde im DRadio auch thematisiert. Nicht durch die Nennung von Misständen und wie schlimm es ist, sondern dadurch, dass ich als Leser Miterleben kann/muss, wie der Alltag oder bestimmte Situationen in anderen Lebensläufen aussehen könnten. Bei mir habe ich beim Lesen von LaTisha gemerkt, dass ich Schwierigkeiten hatte die Frau, die 3 Kinder aus 3 ONS hat mit der ehrgeizigen und zielstrebigen Frau zusammenzubekommen. Auch wenn natürlich das Eine das Andere nicht ausschließt und mir das rational klar ist. Unterbewusst bzw. vom ersten Eindruck her ist das aber leider nicht so einfach ;(

  • LaTisha


    Bei LaTishas Geschichte könnte man echt an der Männerwelt verzweifeln (:knuddel1 baro und alle stumm mitlesenden Männer). Erst der Vater, der sie im Stich lässt und dann auch noch die Väter ihrer Kinder, die genauso durch Abwesenheit glänzen. Wobei es natürlich auch sein kann, dass das eine das andere bedingt und sie sich (warum auch immer) unbewusst genau diesen Typ von Mann aussucht.


    Drei ungeplante Schwangerschaften sind natürlich schon hart! Da hat sie viel Glück und vor allem irgendwann den Willen gehabt, doch noch auf die Füße zu kommen.

    Bei mir habe ich beim Lesen von LaTisha gemerkt, dass ich Schwierigkeiten hatte die Frau, die 3 Kinder aus 3 ONS hat mit der ehrgeizigen und zielstrebigen Frau zusammenzubekommen. Auch wenn natürlich das Eine das Andere nicht ausschließt und mir das rational klar ist. Unterbewusst bzw. vom ersten Eindruck her ist das aber leider nicht so einfach ;(

    Das kann ich gut nachvollziehen! Mir hat der Kipppunkt von LaTisha gefehlt, also der Punkt, an dem sie anfängt, für sich selbst und ihre Kinder zu sorgen und die "neue LaTisha" zu werden. Das war plötzlich da. Natürlich kann man sich so verändern, das ist aber sehr hart. Ich hätte deswegen gerne gewusst, warum und vor allem wie sie das geschafft hat.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • LaTisha


    Bei LaTishas Geschichte könnte man echt an der Männerwelt verzweifeln (:knuddel1 baro und alle stumm mitlesenden Männer). Erst der Vater, der sie im Stich lässt und dann auch noch die Väter ihrer Kinder, die genauso durch Abwesenheit glänzen. Wobei es natürlich auch sein kann, dass das eine das andere bedingt und sie sich (warum auch immer) unbewusst genau diesen Typ von Mann aussucht.

    Das kommt mir durchaus realistsich vor, dass LaTisha immer und immer wieder bei dem selben Typ Mann landet ... Für ihren Jüngsten hoffe ich, dass sich der plötzlich aufgetauchte Opa im Alter als zuverlässiger erweißt, der Kurze scheint eine männliche Bezugsperson von allen drei am dringensten zu brauchen.

    LaTisha


    Drei ungeplante Schwangerschaften sind natürlich schon hart! Da hat sie viel Glück und vor allem irgendwann den Willen gehabt, doch noch auf die Füße zu kommen.

    Das kann ich gut nachvollziehen! Mir hat der Kipppunkt von LaTisha gefehlt, also der Punkt, an dem sie anfängt, für sich selbst und ihre Kinder zu sorgen und die "neue LaTisha" zu werden. Das war plötzlich da. Natürlich kann man sich so verändern, das ist aber sehr hart. Ich hätte deswegen gerne gewusst, warum und vor allem wie sie das geschafft hat.

    Ich finde vor allem die drei Schwangerschaften nach drei One Night Stands ein bisschen viel des Zufalls ...

    Die Entwicklung LaTrishas hin zu der ehrgeizigen und erfolgreichen Frau, die ihr Leben im Griff hat, fand ich nachvollziehbar, es werden ja immer nur ganz kurze Schnipsel aus ihrem Leben beschrieben und der "Kipppunkt" war für mich die Nacht mit Trey.

  • Die Entwicklung LaTrishas hin zu der ehrgeizigen und erfolgreichen Frau, die ihr Leben im Griff hat, fand ich nachvollziehbar, es werden ja immer nur ganz kurze Schnipsel aus ihrem Leben beschrieben und der "Kipppunkt" war für mich die Nacht mit Trey.

    Da könntest du durchaus recht haben. Diese Erfahrung war ja doch sehr traumatisch und es kann sein, dass sie dann beschlossen hat, ihr Leben zu ändern.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das Kapitel "Carole" hat mich sehr berührt. Ich könnte Rotz und Wasser heulen, weil mir so nahe geht, dass Carole so brutal vergewaltigt wird und sich ihr Leben lang schuldig fühlt. Und nur, weil die Erziehung oder die Gesellschaft Frauen eine Mitschuld suggeriert, kommen die Scheißkerle davon. Ich kenne keine einzige Frau, die sexuelle Übergriffe erlebt hat oder missbraucht wurde und sich nicht mitschuldig fühlt. Ich wünsche mir sehr, dass irgendwann einmal aufhört.

    Auch die Einsamkeit, die Carole an der Universität erlebt, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ähnlich ging es mir auch, als ich auf das Gymnasium kam und später an die Uni. Als Mädchen vom Kuhdorf kam ich mir unfassbar ungebildet vor. Das ging viele Jahre so. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich die versäumte Bildung niemals im Leben aufholen kann. Das hat sich zum Glück irgendwann gegeben. Auch ich habe meine ersten Freundinnen an der Uni gefunden. Diese Freundschaften haben bis heute gehalten.

    Carole fühle ich mich sehr verbunden. Gerade bin ich sehr aufgewühlt. Sie ist unfassbar diszipliniert und muss einen enormen Kraftaufwand betreiben, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist ganz toll beschrieben, wie sie lernt, sich in der ihr fremden Geschäftswelt zurecht zu finden.

    Ich wünsche ihr sehr, dass sie sich im Hamsterrad des Business nicht verläuft, und sie sich irgendwann selbst vertrauen kann. So gerne würde ich bei Carole bleiben und lesen, wie ihr Leben weiterverläuft. Schon steht die nächste Frau vor der Tür und bittet um Einlass.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • :knuddel1 Regenfisch

    Es stimmt, wenn einem eine Person sehr nahegeht, würde man lieber gerne bei ihr verweilen. Aber das ist nicht das Konzept des Buches.

    Das stimmt. Mittlerweile habe ich schon weitergelesen. Mit Bummis Geschichte geht ja auch ihre Geschichte weiter. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bummis Geschichte hat mich auch sehr bewegt. Ganz toll fand ich für mich, dass am Anfang beide Kapitel verbunden wurden. Ich befürchtete ja, mich schlecht von Carole lösen zu können, das ging aber ganz schnell. Sehr geschickt, wie Evaristo die Perspektiven und auch die Erzählstimme wechselt.

    Dann habe ich mich fremdgeschämt für die Ignoranz und Arroganz der westlichen Welt, Bummis und Augustines Studienabschlüsse nicht anzuerkennen. Wenn man sich mal überlegt, was es für Bummis bedeutet hat und was sie erduldet hat bei der Tante, um zu studieren, tut das richtig weh zu lesen. Toll durchdacht und geschrieben, wie sich auch hier wieder Erzählfäden miteinander verweben. Gerne habe ich an die Szene zurück in Caroles Kapitel gedacht, als Mutter und Tochter in der Küche Mathe lernen bzw. Bummi die Liebe zur Mathematik an ihre Tochter weitergibt.

    Sehr gut fand ich auch die Szene, als Bummis Zerrissenheit zwischen den Kulturen erzählt wurde. Überhaupt gefällt mir, dass jede Frau auch Schattenseiten in sich trägt und auch Fehler macht. Die Sprachlosigkeit und die Sturheit Bummis, als Carole Freddy präsentiert, war sehr anschaulich.

    Auch Bummi überwindet die Steine, die ihr in England vor die Füße geworfen werden, durch pure Willenskraft und ganz aus sich heraus. Sie hat eine Vision und zieht eine eigene Firma auf. Auch hier staune ich über die Kraft und die innere Stärke.

    Ich habe es richtig genossen, mit Bummi im Liegestuhl zu liegen und den Garten zu genießen. Sie scheint wirklich angekommen sein am Ende eines Weges mit vielen Hürden und Umwegen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Na wird doch Ich bin noch nicht soweit, deshalb erstmal meine Eindrücke zu Bummi. Dieses Kapitel habe ich wieder sehr gerne gelesen, weil es eine positive Grundstimmung hat. Obwohl Bummi ganz schwere Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen muss, gibt sie nicht auf und kämpft sich durch. Das finde ich sehr bemerkenswert!


    Erschüttert hat es mich, als mir durch Bummis Geschichte bewusst wurde, wie geringschätzig wir Menschen aus Afrika oder anderen Kontinenten beurteilen und ihre Qualifikationen überhaupt nicht anerkennen. Klar "wusste" ich das schon vorher, aber die Schilderung hat es für mich so greifbar gemacht. Gar nicht zu reden vom Kaputtmachen ihrer Umwelt und traditionellen Lebensweise ...

    Da sind wir uns in beiden Punkten ja wieder einig. :grin Ich finde es super, dass du so deutlich kennzeichnest, um welche Frau es in deinen Posts geht. Das werde ich gleich auch so machen und bei meinen Eindrücken nachbessern. Obwohl ich diesmal wieder die Leseschnecke und somit Letzte bin... :gruebel

    Deshalb lese ich deine Eindrücke und schreibe dazu. Die anderen lese ich dann, wenn ich mit dem Abschnitt durch bin.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bummi befindet sich in einem ganz schön großen Zwiespalt, der für mich sehr gut herausgekommen ist. Auf der einen Seite wünscht sie ihrer Tochter viel Erfolg in der "neuen" Heimat, auf der anderen Seite möchte sie doch ihr nigerianisches Erbe weitergeben und weitergegeben sehen. Eine solche Zerissenheit muss sehr schwer auszuhalten sein.

    :write



    Dann gleich noch ein anderer Eindruck zu Bummis Partnerinnenwahl. Für mich las es sich so, als hätte sie ihren verstorbenen Mann viel zu sehr geliebt, als dass sie sich (zu diesem Zeitpunkt) auf einen neuen Mann hätte einlassen wollen. "Einen Unersetzlichen zu ersetzen war nicht möglich". Beim einem Mann hätte sie wohl das Gefühl gehabt, ein anderer würde an Augustines Stelle treten - bei einer Frau muss sie das nicht fürchten und kann trotzdem ihre Bedürfnisse nach Liebe und Körperkontakt erfüllen.

    Deine Gedanken sind für mich sehr einleuchtend. Ehrlich gesagt, habe ich mir dazu gar keine Gedanken gemacht. Aber es stimmt. Die Bummis Zerrissenheit zeigt sich auch in ihrem Liebesleben. Augustine ist die Liebe ihres Lebens. Die Liebe zu Omofe entsteht aus einer innigen Freundschaft heraus und aus einem tiefen Verständnis füreinander, was die beiden Frauen teilen. Eigentlich trennt sich Bummi ja nur von Omofe, weil sie sich vor sich selbst schämt und den lesbischen Teil in ihr nicht zulassen kann. Irgendwo steht, dass sie am liebsten Kofi und Omofe lieben würde. Das kann sie aber nicht zulassen. Das finde ich auch sehr glaubwürdig beschrieben. Vielleicht geht es vielen Menschen so. :gruebel

    Mir gefällt sehr, dass Evaristo gegen jegliches Schubladendenken anschreibt. Eigentlich sind doch Kategorien wie lesbisch, schwul, hetero, bi, schwarz, weiß, dick, dünn... total überflüssige Einschränkungen in den Köpfen. Das bringt die Autorin gut auf den Punkt.

    Die Liebe zu Kofi kann sie dann wieder zulassen und offen ausleben. Hätte sie 20 Jahre später gelebt, würde Bummi vielleicht mit Omofe im Garten liegen, während Kofi für alle kocht und ... Den Gedanken spinne ich jetzt mal für mich weiter. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mir gefällt sehr, dass Evaristo gegen jegliches Schubladendenken anschreibt. Eigentlich sind doch Kategorien wie lesbisch, schwul, hetero, bi, schwarz, weiß, dick, dünn... total überflüssige Einschränkungen in den Köpfen. Das bringt die Autorin gut auf den Punkt.

    Die Liebe zu Kofi kann sie dann wieder zulassen und offen ausleben. Hätte sie 20 Jahre später gelebt, würde Bummi vielleicht mit Omofe im Garten liegen, während Kofi für alle kocht und ... Den Gedanken spinne ich jetzt mal für mich weiter.

    Für mich ist es eines der wichtigsten Themen des Buches, Beziehungen jeder Art als wertvoll und wichtig anzusehen. Wie du schreibst, ganz ohne Ansehen von wertenden Kategorien.

    Eine Menschlichkeit, die allen Menschen gleiche Rechte und Chancen einräumt.


    Wie traurig, dass wir so weit davon entfernt sind.