Jeder geht für sich allein - Chisako Wakatake

  • Chisako Wakatake


    Jeder geht für sich allein


    ASIN/ISBN: 3944751256


    Wakatake ist Gewinnerin des Liberaturpreises 2022


    29.10. Gestern habe ich mit dem schmalen Büchlein begonnen.


    Gleich die ersten Zeilen sind eine Herausforderung: " OH WIH, neiordings iss morr su narrisch in Kobbf.

    Wos sell iech dee mâchng, su ganns ellaa?"


    Momoko sitzt in ihrem Zimmer, trinkt Tee und in ihrem Innern spricht diese Stimme zu ihr. Die Handlung spielt sich in ihrem

    Kopf ab. Ihre Erinnerungen, ihre Gedanken.

    Mir hilft es, die Zeilen im Dialekt laut vorzutragen, auch wenn das sicher anders klingen müsste.

  • Ich lese hier gespannt mit, schön dass du den Thread aufgemacht hast.


    Für mich als Süddeutsche klingt das oben aufgeführte Dialektbeispiel gar nicht so fremd - ich kann mir aber vorstellen, dass längere Passagen recht anstrengend werden können.

  • Das ganze Buch ist durchsetzt von diesen Stellen im Dialekt, was auch so sein muss, da es eins der bestimmenden Themen ist.

    Was macht das Sprechen im Dialekt mit der Identität ? Wie verändert sich ein Kind, wenn es plötzlich nicht mehr die vertraute Bezeichnung für "ich" verwenden kann?


    "Endlich wird ihr ( Momoko) bewusst, dass von all den Fragen, die ihr durch den Kopf gehen, die nach dem Dialekt die dringlichste ist".


    Und es ist nicht nur eine innere Stimme, die zu ihr spricht, es sind gleich mehrere.


    Annabas es soll sich um den Dialekt des Vogtlandes handeln, was dann gut erklärt, dass das Beispiel gar nicht so fremd klingt.

  • 30.10.


    Ich bin ein gutes Stück weitergekommen. Momoko sinnt über einzelne Abschnitte ihres Lebens nach. Zum Beispiel über ihr Verhältnis zu ihren beiden Kindern.

    Sehr bewegend.

    Die Stimmen in ihrem Kopf sind auch nicht immer hilfreich - jedenfalls empfinde ich sie manchmal als ganz schön besserwisserisch.

  • 31.10.

    Gestern konnte ich das Büchlein nicht mehr aus der Hand legen.

    Der Autorin gelingt es, die Einsamkeit, in der Momoko lebt und ihre Mechanismen, dieses Gefühl nicht zuzulassen und zu verdrängen, so zu beschreiben, dass es mich gegruselt hat.

    Die Stimmen helfen ihr, sich den Erinnerungen und Gefühlen zu stellen und sich auch über ihre nicht gelebten Träume klar zu werden.


    Eine sehr eindrückliche Beschreibung von Einsamkeit und Altern, in der gerade die zunächst befremdlichen und etwas schwierigen Passagen im Dialekt eine wichtige Rolle spielen.