Miss Kim weiß Bescheid – Cho Nam-Joo

  • Kiepenheuer&Witsch, 2022


    Kurzbeschreibung:

    »Miss Kim weiß Bescheid« versammelt die Leben von acht koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. Cho Nam-Joos meisterhaftes Können besteht in der glasklaren Sprache, in der sie ihre Prosa verfasst und gleichzeitig in dem genauen Blick auf die Ungerechtigkeiten Koreas, den sie mit nichts verschleiert, sondern im Gegenteil messerscharf zu Papier bringt. Wie schon bei »Kim Jiyoung, geboren 1982« sind auch die Schicksale dieser acht Frauen nicht annähernd so weit von uns weg, wie wir meinen und hoffen.


    Über die Autorin:

    Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea.


    Über die Übersetzerin:

    Inwon Park, Übersetzerin u. a. von Aeran Kims Erzählband »Lauf, Vater, lauf«, und Young-Ha Kims Roman »Aufzeichnungen eines Serienmörders« ist Assistant Professor für Germanistik an der Ewha-Frauenuniversität in Seoul.


    Mein Eindruck:

    Miss Kim weiß Bescheid ist ein Kurzgeschichtenband der Südkoreanischen Autorin Cho Nam-Joo, die mit Kim Jiyoung, geboren 1982 so einen Erfolg hatte. Es sind 8 Storys, die nur vom Kontext her verbunden sind.

    Es sind außerdem kluge Geschichten mit aufschlußreichen Beobachtungen.


    Cho Nam-Joo nutzt verschiedene Stile und Mittel bei den Storys, trotzdem hatte ich den Eindruck, das immer ein gleichbleibendes, hohes Niveau bleibt.Es gibt aber natürlich einige Geschichten, die ich mehr mochte als die anderen.

    Neben der Titelgeschichte kann ich auch den Opener sehr empfehlen.

    Eigentlich hätte es viele Geschichten verdient, dass man über sie mehr ins Detail geht, aber das würde hier den Rahmen sprengen.


    Es bleibt das Gefühl, eine ebenso moderne wie wichtige zeitgenössische Schriftstellerin gelesen zu haben.


    ASIN/ISBN: 3462003496

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Vom Leid der Frauen...


    Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.


    Im vorliegenden Buch lassen uns mittels Kurzgeschichten acht Frauen, die einen jung, die anderen alt an ihrem Leben teilhaben. Und es zeigt sich sehr deutlich, dass Korea sehr patriarchalisch geprägt ist und die Unterschiede zwischen Korea und Europa gar nicht so groß sind wie man glauben mag.


    Das was mich bei der Lektüre am meisten bedrückt hat war, dass auf die Bedürfnisse von Frauen so gar keine Rücksicht genommen wird, denn sie sind lediglich das Rückgrat des Mannes und halten die Familien am Laufen. Für jeden sollen sie die Stütze sein, nur unterstützt niemand sie, außer es ist eine andere Frau. Dagegen wirkt sexuelle Belästigung als eher kleines Problem. Man nimmt es fast schon als alltäglich hin. Leider.


    Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die toxische Beziehung aus der sich die junge Frau befreien kann. Mir ist es damals nicht so gelungen wie ihr und ich habe erst danach erkannt wie ungesund diese Beziehung war, daher finde ich solche Geschichten besonders wichtig, da man durch solche Lektüre vielleicht die Augen geöffnet bekommt.


    Die Autorin schreibt ansonsten sehr eingängig und für mich ist ihr Stil etwas sehr besonderes.


    Der ein oder andere könnte vielleicht behaupten, dass es sich bei dem Geschilderten um etwas Männerfeindliches handelt. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Es ist vielmehr eine schonungslose Offenlegung der Gesellschaft. Dem Leser wird der Spiegel vorgehalten.


    Die Geschichten eignen sich nicht zum schnell Weglesen, da die dargestellten Schicksale schon enorm berühren. Daher hat man trotz recht geringer Seitenzahl länger etwas von dem Büchlein, zumal die Geschichten lange nachklingen und zum Nachdenken anregen.


    Fazit: Wieder einmal enorm gelungen, gern lese ich mehr von der Autorin. Absolut empfehlenswert.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Cho Nam-Joo erzählt in acht Kurzgeschichten von Frauen aus Südkorea, die mit vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Problemen zu kämpfen haben.


    Fast alle Protagonistinnen erzählen ihre Geschichten selbst in Ich-Form, wobei sie alle sehr unterschiedlich sind, da gibt es Töchter, Mütter und Großmütter, ledige, verheiratete und verwitwete Frauen, Schülerinnen und Berufstätige, alle Altersgruppen sind vertreten.


    Die Erzählungen gehen oft weit in die Vergangenheit zurück, ganze Lebensläufe erfährt man da, und oft haben die Frauen immer wieder mit ähnlichen Problemen, oft, aber nicht nur, durch sie bestimmende Männer bedingt, zu kämpfen. Da gibt es die Schriftstellerin, die bekannt nun mit Hass im Internet zu kämpfen hat (was womöglich sogar autobiografisch ist), die Angestellte, schlecht bezahlt, die dennoch den Laden wuppt oder die junge Frau, die ihrem bisherigen Freund erklärt, warum sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen will. Besonders gut gefallen hat mir die erste Erzählung, die Erzählerin besucht ihre Schwester im Pflegeheim und erinnert sich an ihre (gemeinsame) Vergangenheit. Etwas aus der Reihe fällt die letzte Erzählung, sie ist nicht in Ich-Form, und erzählt von einer Schülerin, noch ein Kind, und ihrer ersten Liebe, die durch die Corona-Pandemie auf eine Belastungsprobe gestellt wird.


    Alle Geschichten sind typische koreanische Lebensläufe, die Probleme, vor die die Protagonistinnen gestellt werden, sind aber teilweise sehr global. Sexuelle Belästigung, Schlechterstellung im Beruf, familiäre Belastungen usw. treffen viele Frauen auf der ganzen Welt. Cho Nam-Joo gilt nicht umsonst als feministische Schriftstellerin.


    Die Erzählweise, gerade durch die Ich-Form, ist sehr eingängig und berührend. Auch wenn ich mich nicht mit jeder Protagonistin identifizieren konnte, so habe ich doch die jeweiligen Gedanken, Emotionen und Intentionen verstehen können.


    Eine Anthologie über Frauen, die immer wieder an Grenzen stoßen und/oder ausgebremst werden, ihr Leben aber dennoch meistern können – unbedingt lesenswert.